Ein 65jähriger HIV-positiver Mann aus Celle wurde vom Landgericht Lüneburg zu neun Jahren Haft verurteilt. Die von der Staatsanwaltschaft auch beantragte anschließende Sicherungsverwahrung wurde nicht angeordnet. Der Mann hatte gestanden, in Thailand in über 400 Fällen Sex ohne Kondom mit Kindern und Jugendlichen gehabt zu haben.
Der heterosexuelle Mann musste sich seit 6. Dezember 2010 in Lüneburg vor dem Landgericht verantworten. Ihm wurde vorgeworfen, in Thailand mindestens 403 Mädchen sexuell missbraucht haben. Die Anklage lautete auf “sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in 403 Fällen“, sowie aufgrund der HIV-Infektion des Angeklagten auf „versuchter Vergiftung”.
Am 3. März 2011 folgten die Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Verteidigung sowie das Urteil. Neun Jahre Haft, lautete – wie von der Staatsanwaltschaft beantragt – das Urteil. Die von der Staatsanwaltschaft ebenfalls beantragte anschließende Sicherungsverwahrung wurde hingegen nicht angeordnet.
Ein als Gutachter ein geschalteter Psychiater hatte dem Angeklagten „einen Hang zu weiteren ähnlichen Taten“ attestiert
Der Mann dokumentierte sein Handeln schriftlich und mit zahlreichen (über 140) Videos. Er gestand die Vorwürfe (allerdings, wie die SZ bemerkte, „ohne Reue“), nachdem die Staatsanwaltschaft für den Fall des Geständnisses eine Höchststrafe von neun Jahren Haft zugesagt hatte. Hierdurch konnte vermieden werden, dass zahlreiche der thailändischen Frauen nach Lüneburg zur Aussage vor Gericht anreisen mussten. Zudem konnte das ursprünglich auf zwei Jahre angesetzte Verfahren dadurch deutlich verkürzt werden.
Eine der potentiellen Zeuginnen, ein zur Tatzeit 15jähriges Mädchen, hatte sich im Dezember 2010 in Pattaya von einem Hochhaus gestürzt. Sie hatte (unabhängig vom Lüneburger Verfahren) auch in Frankreich gegen einen Sextouristen vor Gericht aussagen sollen.
weitere Informationen:
ndr.de 18.02.2011: Schnelles Urteil im Sex-Touristen-Prozess
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