Gehirn & HIV: Schäden wesentlich seltener als vermutet?

Schädigungen des Gehirns treten bei HIV-Positiven wesentlich seltener auf, als bisher vermutet wurde. Darauf deuten zwei neuere britische Studien hon.

„Mehr als die Hälfte aller Menschen mit HIV weist Schädigungen des Gehirns auf“, zu diesem Ergebnis kamen noch 2009/2010 Forscher im Rahmen der großen prospektiven HIV und Gehirn – Studie ‚CNS HIV Antiretroviral Therapy Effects Research‘ (CHARTER). 52,4% der 1.526 Positiven in ihrer Kohorte haben zumindest leichte Beeinträchtigungen bei Denken, Gedächtnis und Koordination, berichteten die Forscher auf der 5. International AIDS Society (IAS) Conference on HIV Pathogenesis, Treatment and Prevention im südafrikanischen Kapstadt sowie der CROI 2010.

Doch nun kommen zwei britische Studien zu einem völlig anderen Ergebnis. Sie geben Entwarnung: Schädigungen des Gehirns und seiner Funktionen seien bei Menschen mit HIV nur unwesentlich häufiger als in der Kontrollgruppe mit HIV-Negativen. Beide Studien wurden auf der 17. Konferenz der British HIV Association Anfang April in London vorgestellt.

In der ersten Studie wurden 101 HIV-positive Erwachsene in London untersucht. 19% von ihnen hatten zumindest milde Beeinträchtigungen von Hirnfunktionen, stellten die Forscher fest. In der britischen Gesamtbevölkerung liegt die Rate mit 16% nur unwesentlich niedriger.

Die zweite Studie widmete sich Jugendlichen, die bereits seit Geburt mit HIV infiziert sind. Die Forscher verglichen die Hirnfunktionen von 31 HIV-positiven Teenagern und jungen Erwachsenen (zwischen 16 und 25 Jahren) mit der ihrer 14 HIV-negativen Geschwister. Bei zwei Tests, die sich auf objektive Messungen von Gehirnbeeinträchtigungen beziehen, wurden keine Unterschiede festgestellt. Nur bei einer weiteren Untersuchung (ein Fragebogen u.a. mit Selbsteinschätzungen) zeigten sich bei den HIV-positiven Teilnehmern mehr Beeinträchtigungen.

Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass die hohe Rate von Gehirn-Beeinträchtigungen, die in der Charter-Studie festgestellt worden war, von ihnen nicht gefunden wurde, und vielleicht auf andere Ursachen als HIV zurück zu führen sei. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass die Charter-Studie wesentlich mehr Teilnehmer umfasste als die beiden vergleichsweise kleinen britischen Studien.

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weitere Informationen:
aidsmap 11.04.2011: Brain impairment in people with HIV may not be as common as we thought
aidsmeds 11.04.2011: Brain Impairment Might Be Less Common in People With HIV Than Originally Suspected
aidsmeds 23.07.2009: More Than Half of People With HIV Might Have Cognitive Impairment
aidsmap 28.02.2010: Higher risk of neurocognitive problems in patients with lower CD4 nadirs
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