Raltegravir: ZNS-Symptome häufig

Etwa 10% der HIV-Positiven, die den Integrasehemmer Raltegravir (Handelsname Isentress®) nehmen, haben Nebenwirkungen des Zentralen Nervensystems (ZNS). Dies berichtet eine online auf AIDS publizierte Studie italienischer Forscher an 453 Patienten.

Das Auftreten von ZNS-Nebenwirkungen war assoziiert mit der gleichzeitigen Einnahme von Tenofovir (Handelsname Viread®, auch enthalten in Truvada®, Atripla® und Eviplera®) sowie Protonenpumpen-Inhibitoren (besondere Form von Magen-Medikamenten). Die Autoren vermuten eine Erhöhung des Raltegravir-Plasmaspiegels als Ursache.

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aidsmap 10.10.2012: CNS symptoms common in people taking raltegravir

Kurz notiert … November 2011

28. November 2011: Der Phamakonzern Gilead hat von der EU-Kommission die Zulassung für eine Kombinationspille aus den Wirkstoffen Emtricitabine, Rilpivirine und Tenofovir erhalten. Sie soll unter dem Handelsnamen Eviplera® vermarktet werden.

22. November 2011: Danielle Mitterand, Ehefrau des früheren französischen Präsidenten Francois Mitterand (und sein „linkes Gewissen“), ist tot. Über ihre Stiftung setzte sie sich immer wieder auch für HIV-Infizierte, insbesondere in Afrika, ein.

Das Robert-Koch-Institut RKI informiert über seine Geschichte zwsichen 1933 und 1945.

21. November 12011: Gilead baut seine Marktmacht weiter aus und erwirbt Pharmaset – ein hierzulande weitgehend unbekanntes Unternehmen, das zahlreiche neue Substanzen gegen Hepatitis C in der Entwicklung hat.

20. November 2011: Aids sei „in erster Linie ein ethisches Problem“, meint ein von Papst Benedikt XVI. unterzeichnetes Abschlussdokument der vatikanischen Bischofssynode zu Afrika. Nötig seien sexuelle Enthaltsamkeit und Treue in der Ehe.

15. November 2011: In Kasachstan sind offiziellen Angaben zufolge insgesamt 17.266 Menschen mit HIV infiziert, 1.432 von ihnen sind an Aids erkrankt.

Das CHMP der europäischen Arzneimittelbehörde EMA hat bereits am 20. Oktober 2011 die Zulassung einer ersten generischen Version von Efavirenz empfohlen. Efavirenz wird bisher unter den Handelsnamen Sustiva® und  Stocrin®vermarktet.

Die krankenkasse KKH hat einen Rabattvertrag über 5 HIV-Medikamente mit einem Pharmakonzern abgeschlossen.

14. November 2011: Prof. Gabriele Arent (Düsseldorf) fasst in einem Artikel für SpON die Suituation und aktelle Forschugn zum Thema „HIV und Gehirn“ zusammen.

11. November 2011: Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat die für 2012 ursprünglich vorgesehenen Kürzungen bei der Prävention im Bereich HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen teilweise zurückgenommen.

10. Nobvember 2011: Dänemark entfernt HIV aus Artikel 252 des Strafgesetzbuches – scheint aber andere die HIV-Übertragung kriminalisierende Regelungen vorzubereiten.

8. November 2011: Für ihre Verdienste wird Gaby Wirz mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

7. November 2011: Die US-Arzneimittelbehörde FDA warnt vor (vermutlich seltenen) schweren Hautreaktionen bei Anwendung von Raltegravir (Handelsname Isentress®).

5. November 2011: Vier von fünf HIV-Patienten weltweit werden mit Aids-Medikamenten des Pharmakonzerns Gilead Sciences behandelt, berichten Finanz-Analysten.

4. November 2011: Der Conseil national du sida (CNS), das 1989 gegründete höchste Beratungsgremium der französischen Politik in Aids-Fragen, unterstützt Forderungen nach einer Finanztransaktionssteuer. Diese sei geeignet, Mittel für die weltweite Aids-Bekämpfung zu generieren.

3. November 2011: Jeff Crowley, Director of the Office of National AIDS Policy and Senior Advisor on Disability Policy im Weißen Haus und „Aids-Zar“ von US-Präsident Obama, hat seinen Rückzug erklärt.

Bundesentwicklungsminister Niebel sieht sich durch jüngst vorgelegte Prüfberichte des Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria (GFATM) bestätigt und fordert Reformen.

2. November 2011: Eine neue Regelung untersagt HIV-Positiven in Swasiland, als Pilot zu arbeiten. HIV-Aktivisten in dem afrikanischen Binnenstaat protestieren.

Gehirn & HIV: Schäden wesentlich seltener als vermutet?

Schädigungen des Gehirns treten bei HIV-Positiven wesentlich seltener auf, als bisher vermutet wurde. Darauf deuten zwei neuere britische Studien hon.

„Mehr als die Hälfte aller Menschen mit HIV weist Schädigungen des Gehirns auf“, zu diesem Ergebnis kamen noch 2009/2010 Forscher im Rahmen der großen prospektiven HIV und Gehirn – Studie ‚CNS HIV Antiretroviral Therapy Effects Research‘ (CHARTER). 52,4% der 1.526 Positiven in ihrer Kohorte haben zumindest leichte Beeinträchtigungen bei Denken, Gedächtnis und Koordination, berichteten die Forscher auf der 5. International AIDS Society (IAS) Conference on HIV Pathogenesis, Treatment and Prevention im südafrikanischen Kapstadt sowie der CROI 2010.

Doch nun kommen zwei britische Studien zu einem völlig anderen Ergebnis. Sie geben Entwarnung: Schädigungen des Gehirns und seiner Funktionen seien bei Menschen mit HIV nur unwesentlich häufiger als in der Kontrollgruppe mit HIV-Negativen. Beide Studien wurden auf der 17. Konferenz der British HIV Association Anfang April in London vorgestellt.

In der ersten Studie wurden 101 HIV-positive Erwachsene in London untersucht. 19% von ihnen hatten zumindest milde Beeinträchtigungen von Hirnfunktionen, stellten die Forscher fest. In der britischen Gesamtbevölkerung liegt die Rate mit 16% nur unwesentlich niedriger.

Die zweite Studie widmete sich Jugendlichen, die bereits seit Geburt mit HIV infiziert sind. Die Forscher verglichen die Hirnfunktionen von 31 HIV-positiven Teenagern und jungen Erwachsenen (zwischen 16 und 25 Jahren) mit der ihrer 14 HIV-negativen Geschwister. Bei zwei Tests, die sich auf objektive Messungen von Gehirnbeeinträchtigungen beziehen, wurden keine Unterschiede festgestellt. Nur bei einer weiteren Untersuchung (ein Fragebogen u.a. mit Selbsteinschätzungen) zeigten sich bei den HIV-positiven Teilnehmern mehr Beeinträchtigungen.

Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass die hohe Rate von Gehirn-Beeinträchtigungen, die in der Charter-Studie festgestellt worden war, von ihnen nicht gefunden wurde, und vielleicht auf andere Ursachen als HIV zurück zu führen sei. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass die Charter-Studie wesentlich mehr Teilnehmer umfasste als die beiden vergleichsweise kleinen britischen Studien.

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weitere Informationen:
aidsmap 11.04.2011: Brain impairment in people with HIV may not be as common as we thought
aidsmeds 11.04.2011: Brain Impairment Might Be Less Common in People With HIV Than Originally Suspected
aidsmeds 23.07.2009: More Than Half of People With HIV Might Have Cognitive Impairment
aidsmap 28.02.2010: Higher risk of neurocognitive problems in patients with lower CD4 nadirs
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neu entdeckter natürlicher Abwehrmechanismus verhindert Vermehrung von HIV in Gehirnzellen

Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München haben einen neuen zellulären Abwehrmechanismus entdeckt, der die Vermehrung von HI-Viren in bestimmten Gehirnzellen verhindert.

Verantwortlich dafür sind die so genannten Risp-Proteine, eine Familie zellulärer Eiweiße, die mit dem Virusprotein Rev interagieren und dadurch die Produktion neuer Viruspartikel unterbinden. Im nächsten Schritt bleibt nun zu klären, inwieweit sich der Mechanismus für die Entwicklung neuartiger therapeutischer Konzepte zur HIV-Bekämpfung nutzen lässt. Die Ergebnisse sind in der aktuellen Ausgabe der renommierten Zeitschrift AIDS publiziert.

Das humane Immundefizienzvirus HIV-1 –Auslöser der Immunschwäche-Krankheit AIDS – infiziert nicht nur Immunzellen, sondern oft auch Zellen des zentralen Nervensystems. Bereits kurz nach der Infektion kann HIV in das Gehirn eindringen und dort lebenslang überdauern. Zu den Wirtszellen für HIV zählen Astrozyten. Dieser häufigste Zelltyp im Gehirn erfüllt grundlegende Funktionen beim Schutz und Stoffwechsel des zentralen Nervensystems. Auffallend ist, dass HIV-infizierte Astrozyten selbst nur extrem wenig neue Viruspartikel produzieren. Warum das so ist, war lange Zeit unklar. Jetzt konnten die Wissenschaftler vom Institut für Virologie des Helmholtz Zentrums München unter Leitung von Prof. Ruth Brack-Werner den Mechanismus entschlüsseln, der die Produktion von HI-Viren in Astrozyten verhindert.

Die Forscher identifizierten mehrere nah verwandte Proteine in Astrozyten, die ein gemeinsames Strukturelement besitzen, das an das Rev-Protein von HIV bindet. Rev ist ein Schlüsselprotein für die Virusvermehrung: Ohne Rev können keine intakten HI-Viruspartikel hergestellt werden. Durch eine Reihe von Experimenten – unter anderem durch Überexpression beziehungsweise durch Ausschalten der so genannten Risp-Proteine (Risp steht für Rev interacting HIV suppressor proteins) – konnte gezeigt werden, dass diese Proteine tatsächlich die Replikation von HI-Viren in Astrozyten sehr effektiv unterbinden können.

„Unsere Daten deuten darauf hin, dass virales Rev-Protein durch die Interaktion mit den Risp-Proteinen nicht mehr in den Zellkern transportiert werden kann, daher zentrale Mechanismen bei der Virussynthese gestört sind und folglich keine oder kaum neue HI-Viren gebildet werden können“, fasst Michelle Vincendeau vom Helmholtz Zentrum München und Erstautorin der Studie, die Ergebnisse zusammen. Und Professor Ruth Brack-Werner ergänzt: „Wir schließen daraus, dass die Risp-Proteinfamilie eine neue Klasse von natürlichen Wirtsfaktoren darstellt, die die HIV-Replikation kontrollieren. Ganz besonders interessiert uns nun die Frage, ob und in welchem Ausmaß Risp-Proteine auch in anderen Zelltypen vorhanden sind und ob sie sich für die Entwicklung neuartiger therapeutischer Konzepte zur HIV-Bekämpfung nutzen lassen.“

(Pressemitteilung Helmholtz-Zentrum München)