Agentur für Arbeit: HIV – ein Ausbildungs-Hindernis?

Markus ist 28 Jahre als und aus Münster. Seit 8 Jahren weiß er von seiner HIV-Infektion, die für ihn keine Einschränkung darstellt. Das dachte er zumindest, bis er von einem Gutachten erfuhr, das über ihn erstellt wurde.

Ondamaris: Markus, Du bist als Arbeit suchend bei Eurer Agentur für Arbeit registriert. Wie lange schon?

Markus: Seit 5 Jahren, mit kurzen Episoden durchsetzt, in denen ich immer wieder Anläufe unternommen habe, einer Beschäftigung nachzugehen.

Ondamaris: Und jetzt wolltest Du nochmal richtig loslegen?

Markus: Ja, ich wollte endlich eine Ausbildung zu Ende bringen. Mit meiner Jobvermittlerin hatte ich zwei Möglichkeiten diskutiert: Entweder eine Maßnahme im Einzelhandel anzugehen oder eine Ausbildung zum Masseur und medizinischen Bademeister zu beginnen. Das wäre dann mein fünfter Versuch, einen Berufsabschluß zu erlangen.

Ondamaris: Da wird Deine Arbeitsagentur natürlich besonders genau hinschauen, wenn Du schon mehrfach abgebrochen hast?

Markus: Ja, natürlich. Allerdings war das Haupthindernis nicht die Arbeitsagentur.

Ondamaris: Sondern?

Markus: Es existiert ein Gutachten über mich, das die Agentur 2007 in Auftrag gegeben hat. Ich begann 2007 mit der Einnahme der ART und hatte schon zuvor einen Schwerbehindertenausweis, weshalb ich in der Abteilung „Reha“ geführt werde. In dem Gutachten steht folgender Satz:
„Zu meiden sind schwere körperliche Arbeiten, Tätigkeiten mit erhöhter Verletzungsgefahr, in der Pflege sowie Lebensmittelkontakt.“

Ondamaris: In Bezug auf Deine HIV-Infektion?

Markus: Genau. Ich dachte immer, nur Piloten hätten ein Problem mit Beruf und Krankheit…

Ondamaris: Und aufgrund dieses Gutachtens hat die Agentur für Arbeit keine Ausbildung zum Masseur unterstützt?

Markus: Nein, natürlich nicht. Die haben sich auf dieses Gutachten gestützt und mich Richtung Einzelhandel gedrängt. Es gab noch eine Nachfrage beim Gesundheitsamt, aber die wohl ist im Sande verlaufen.

Ondamaris: Wie hast Du davon erfahren?

Markus: Meine Vermittlerin hat erwähnt, das Gesundheitsamt hätte auch bestätigt, daß eine HIV-Infektion ein Ausschlussgrund sei. Das konnte ich mir nicht vorstellen, weil ich die zuständige Ärztin beim Gesundheitsamt sehr gut kenne.

Ondamaris: Was waren dann die nächsten Schritte?

Markus: Ein Anruf beim Gesundheitsamt, ein langes Gespräch und die Richtigstellung, daß eine HIV-Infektion eben nicht im Alltag übertragen werden kann. Diese Erkenntnis wurde der Arbeitsagentur mitgeteilt, um das Gutachten zu entkräften. Jetzt soll ein neues Gutachten erstellt werden und dann kann es – hoffentlich – losgehen.

Ondamaris: Alles Gute und viel Erfolg!

.

siehe auch Kommentar: „So weit so gut ?

.

Dies ist der erste Artikel (und dazu auch der erste Kommentar „So weit so gut ?„) des neuen ondamaris-Mitarbeiters MS – herzlich willkommen, und viel Erfolg!