neue Top-Level-Domain „.hiv“? (akt.)

Nach dem Beschluss der ICANN, neue Top-Level-Domains zuzulassen, bemüht sich eine Initiative um die Top-Level-Domain „.hiv“. Geht es um HIV/Aids? Oder um Aufmerksamkeit für anderes?

Die ‚Internet-Regierung‘ ICANN hat jüngst beschlossen, zukünftig zahlreiche weitere Top-Level-Domains zuzulassen. So könnte es zukünftig neben „.de“ (für in Deutschland ansässige Domains) oder „.fr“ für in Frankreich ansässige Internetseiten zukünftig auch Domain-Endungen wie „.berlin“ oder „.kneipe“ geben – oder eben Donains auf „.aids“ oder „.hiv“.

Um letztere, die Top-Level-Domain „.hiv“, bemüht sich auch eine Initiative, die die eventuelle zukünftige .hiv-Domain nach eigenen Angaben zur Spenden-Akquisition für Aids-Projekte benutzen will.

Hinter der Initiative steht einer Pressemitteilung zufolge die Hamburger Agentur „kempertrautmann“, der die Idee dazu bei ihrer Arbeit mit der Michael-Stich-Stiftung gekommen sei.

Zunächst wolle man über Facebook und andere Kanäle Kontakte zu relevanten Unternehmen und „anti-HIV-Aktivisten“ aufbauen und Community-Building betreiben, so die Pressemitteilung.

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Aktualisierung
24.06.2011
, 14:00: Auf der Facebook-Seite der Initiative heisst es u.a. „Unterstütze .hiv – die Initiative die mit der Kraft des Internets HIV und AIDS bekämpft. “ Weiter wird erläutert „Because every time someone visits the website, the owner donates a small amount of money to our charity – or they pay a monthly rate for the use of the domain name ending. “
Die eigene Internetseite der Initiative vermeldet als Header „We want to fight HIV using the power of the Internet. We need 1 million fans by May 2011.“ – und vermeldet aktuell (24. Juni 2011) 3.638 Unterstützer (der Facebook-Seite der Initiative). Auf der Internetseite heisst es weiter zu den Initiatoren „As employees of an advertising agency we have dealt with the issue of HIV/AIDS before, for instance, during several projects for the Michael Stich Foundation.“
24.06.2011, 14:20: Die Initiative teilte in einem Kommentar (s.u.) mit „inzwischen hat sich das Team verändert. Wir stehen als Initiative dotHIV auf eigenen Beinen, suchen Investoren und knüpfen gerade viele neue Kontakte …“

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Käme die Initiative einer Top-Level-Domain „.hiv“ von UNAIDS oder Interessenverbänden von Menschen mit HIV oder Aids-Service-Organisationen, könnte diese Initiative durchaus ihren Reiz haben. Ob eine Werbeagentur die richtige Adresse für eine derartige Top-Level-Domain ist, mag bezweifelt werden.

Die Verbindung zur Michael-Stich-Stiftung wird gerade in Deutschland viele in der Aids-Arbeit erfahrene Organisationen wie auch Aids-Aktivisten nicht eben zusätzlich für diese Initiative ‚erwärmen‘ …

Oder – geht es überhaupt um HIV und Aids? Ist die Initiative vielleicht nur eine geschickte Kampagne des Selbst-Marketing? Eines sich mal wieder positiv ins Gespräch bringen – nach dem jüngsten Verlust des ‚Vorzeige-Kunden‘ „Media-Markt?
Ich bin doch nicht blöd … ?

Die Top-Level-Donains „.aids“ oder „.hiv“ mögen eine reizvolle Idee sein, qualitativ hochwertige Angebote und Organisationen zu HIV und Aids zu bündeln. Nun sind Deutsche Aids-Hilfe und ihre internationalen Partner ebenso wie Menschen mit HIV gefordert, aktiv zu werden – damit eine Top-Level-Domain-Vergabe möglich wird, die in ihrem Sinn ist, im Sinn der Menschen mit HIV.

weitere Informationen:

Pressemitteilung „Neue Initative will .hiv im Kampf gegen Aids nutzen“
werben & verkaufen 12.01.2011: Aus für Kempertrautmann: Warum Media Markt eine Agentur sucht
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16 Gedanken zu „neue Top-Level-Domain „.hiv“? (akt.)“

  1. ich dachte trotzallem mal den fuss da reinzusetzen. ich habe gestern etwa 2 stunden recherchiert und war am ende mit dem gleichen fragezeichen unterwegs wie zu beginn.

  2. Sachkunde und thematische Nähe würde sich anders ausdrücken … und es gibt ‚Partner‘, die sich bisher meiner Erfahrung nach fast immer als ‚unbelehrbar‘ erweisen haben … kann man mit denen zusammen arbeiten? was denkt ihr?

    und – brauchen wir eine solche Domain? Und wenn ja – wer sollte sie tragen?

  3. @ Ulli: Stimmt, sorry. Da bin ich offensichtlich mit dwr Formulierung im zweiten Absatz des Kursivtextes oben durcheinandergeraten … da steht was von »Aids-Aktivisten« …

    Ändert aber nix daran, dass auch »Anti-HIV-Aktivisten« eine Formulierung ist, die an Sachkenntnis kaum noch zu untertreffen ist …

  4. pain in the ass – domains wie aids und iv . . ganz zu schweigen von knallchargenagenturen und sogeannten pseudoinitiativen wie die des mannes aus dem norden dessen namen man ohne seine einwilligung nicht nennen darf . . .

  5. Hallo,

    freut uns, dass es Interesse an unserer Idee gibt! Es ist richtig, die Idee kommt aus einer Werbeagentur – inzwischen hat sich das Team verändert. Wir stehen als Initiative dotHIV auf eigenen Beinen, suchen Investoren und knüpfen gerade viele neue Kontakte auf der ICANN Konferenz in Singapur sowie zu Partnern wie dem Global Fund oder UNAIDS. Mitstreiter wie betterplace.org bringen die nötige Kompetenz in Sachen Spendenverteilung mit und beraten uns täglich, damit die Spenden, die hoffentlich irgendwann fließen, auch an die richtigen Projekte weitergeleitet werden. Für uns bleibt eine Werbeagentur aber weiterhin wichtig, schließlich geht’s um Aufmerksamkeit, die Initiative muss ja bekannt werden. Wir sind froh, dass uns die Agentur da weiterhin unterstützt.

    Wir freuen uns immer auf Feedback aus der Community – gerne auch sehr kritisch. Die Domainendung .hiv soll ja gemeinsam das Virus bekämpfen. Das funktioniert nur, wenn eine Gemeinschaft dahintersteht!

    Gerne treten wir in Dialog mit Euch, schreibt Eure Fragen, Kritik oder Ideen gerne an mail@dothiv.org oder auf http://www.facebook.de/dothiv . Dort gibt es auch einen kleinen Film, der die Idee verdeutlicht.

    Viele Grüße

    Das dotHIV-Team.

  6. @dotHIV Team

    noch ne Initiative, noch jemand der glaubt das ultimative Rad erfunden zu haben. noch ne Initiative die spendengelder aquiriert und – wie jede initiative auch organisatorisch mit nem Wasserkopf der ja auch unterhalten werden muß aufgestellt sein muß, besonders wenn man einen solchen anspruch hat wie Sie. Ja HIV Marketing hat was, HIV beinhaltet heute schon so ne Art Selbstbedienungsladen, in dem Sinn das es „neue gutbezahlte Jobs und vor allen Dingen Wischi Waschi Blink Blink Ansehen“ vermittelt.

    Warum ne Initiative gründen? Geht sammeln – ich weiß ja nicht ob ihr s schon wußtest, aber das Jahr hat 365 Tage – und spendet das Geld dann an den Global Fonds oder UNAIDS.

    Ihr wollt mit der Kraft des Internets HIV und AIDS bekämpfen? Mein Tip arbeitet ehrenamtlich mit in Deutschland existierenden AH´s zusammen und macht Prävention/Aufklärung in den in Schulen. Schließt Euch bestehenden Initiativen an, Adressen gibts bei der DAH, die sich für die Akzeptanz von HIV in Russland, der Ukraine, Polen, Litauen stark machen. Bildet Joint Ventures. Aber hört um Gottes Willen auf Spendergelder für Bürokratie und Gehälter verpulvern. It s just another Brick in the Wall

    Till Behnke, Michael Tuchen Mitgkider; Chefs, Chairmen und was weiß ich noch alles von/bei

    social-reporting-standard.de
    spenden.de
    gut.org – ja ja sagtet ihr bereits
    http://blog.betterplace.org/de/

    http://www.google.de/url?sa=t&source=web&cd=11&ved=0CBgQFjAAOAo&url=http%3A%2F%2Fwww.adav.de%2Flinks%2Fbetterplace_vereinfachter_zuwendungsnachweis.pdf&rct=j&q=Till%20Behnke%20%2C%20Michael%20Tuchen&ei=1rUETpnvHdHMswaK1ITXDA&usg=AFQjCNE6_-M2CYC5Pi5I_eA_k8IZ2xkAJw&sig2=_zLpU5niXXdal8bA9QzR3w

    und als dernier cry . . dothiv.org

    Ja Social Markenting läßt die Kassen klingeln . . .

    MfG alivenkickn

  7. fundstück auf: https://www.facebook.com/#!/dothiv

    „We have more great news: The ICANN likes us! Peter Dengate Thrush, Chairman of the Board said:

    „I can’t help but recall being told by other members of the community that there was no reason for the new top-level domain-programm. Now it’s delightful to hear that members of the community such as dotHIV are going to take up the need and w…ill use the programm. Thanks very much!“

    That is amazing! Keep supporting,

    your dotHIV-Team.

    Members of the community? Welcher Community? . . . .

    siehe in kommentar 8 – link der pdf datei. HIV ist nur eine von unzähligen äh communities. auch hier weider mein mittlerweile 08/15 spruch: wir haben den virus, aber nichts am kopf . . .

    interessant ist auch die zusammensetzung des teams insbesondere was den beruflichen werdegang des einen und anderen teamers betrifft . . . . . .

    http://www.betterplace.org/de/about_us/team . .

    eine der nebenwirkungen wenn sich der staat aus seinen sozialen verpflichtungen mehr und mehr rauszieht. damit eröffnen sich völlig „neue perspektiven“ für den privaten sektor.

  8. Hallo,

    vielen Dank für Eure Kommentare. Wir nehmen daraus mit, dass wir noch deutlicher machen müssen, wer hinter der Initiative steht. Transparenz ist uns wichtig, und Team und Motivation deutlicher zu kommunizieren ist die nächste Hausaufgabe.

    Zum Thema administrative Kosten: das Tolle an dotHIV ist, dass die Initiave neue Gelder für den Kampf gegen HIV und AIDS generiert, statt bestehende Fördertöpfe zu schröpfen. Wir wollen .hiv-Domains vor allem an Unternehmen vertreiben, als rote AIDS-Schleife im Internet. Diese haben echte Produktvorteile, vor allem hinsichtlich Kommunikationswert und Onlinemarketing. Unternehmen spenden also nicht im klassischen Sinn, sondern setzen Marketing- oder CSR-Budgets für die Domains ein. Damit leiten wir Gelder um, die bisher z.B. an profitorientierte Onlinemarketingagenturen gingen. Und nutzen sie, um Eure Projekte zu stärken. Gemeinnützigen Organisationen, die sich im Feld engagieren, möchten wir die Domains gerne kostenlos zur Verfügung stellen. Die Betriebskosten sind dabei erstaunlich niedrig – Domainvertrieb läuft quasi vollautomatisiert, für die Kommunikation dürfen wir auf kempertrautmanns pro bono Engagement zählen.

    Dass wir uns bisher nicht stärker direkt an die HIV-Community gewandt haben, liegt schlicht daran, dass der ICANN-Prozess noch gar nicht feststand und wir auch die Finanzierung aufstellen mussten. Jetzt ist ersteres offiziell und wir wissen, dass das Konzept technisch umsetzbar ist. Außerdem sind wir zuversichtlich mit Blick auf zweiteres.
    Umso wichtiger ist es, zu kommunizieren, zuzuhören und das Konzept an die tatsächlichen Bedürfnisse anzupassen. Der Input von Betroffenen, Engagierten, Interessierten ist im nächsten Schritt zentral, um wirklich Mehrwert zu schaffen und nicht im WischiWaschiBlinkBlink stecken zu bleiben. Bitte meldet Euch also weiterhin zum Thema – gerne auch direkt an mail@dothiv.org. Für uns ist das Ganze ein sehr ernst gemeintes und mit viel Einsatz gelebtes Anliegen.

    Herzliche Grüße
    Carolin für das dotHIV Team

  9. Gemeinnützigen Organisationen, die sich im Feld engagieren, möchten wir die Domains gerne kostenlos zur Verfügung stellen.

    warum sollten z.b. die dah – http://www.aidshilfe.de/ oder aine seit 20 oder mehr ajhren bestehende aidshilfe dies wollen? 25 jahre erfahrung sprechen für sich.

    Wir wollen .hiv-Domains vor allem an Unternehmen vertreiben, als rote AIDS-Schleife im Internet. Diese haben echte Produktvorteile, vor allem hinsichtlich Kommunikationswert und Onlinemarketing. Unternehmen spenden also nicht im klassischen Sinn, sondern setzen Marketing- oder CSR-Budgets für die Domains ein.

    cui bono? dem unternehmen in erster linie. oh die tun ja was engagieren sich sozial ja deren produkte sollte man kaufen . . . warum erinnert mich das an die geschichte mit dem ablaß . . . .

    Damit leiten wir Gelder um, die bisher z.B. an profitorientierte Onlinemarketingagenturen gingen. Und nutzen sie, um Eure Projekte zu stärken.

    welche projekte wären das – liegen ihnen am herzen die dringend unterstützung benötigen um sinnvoll und effektiver zu arbeiten? dies würde mich jetzt wirklich mal interssieren. sie haben sich bestimmt darüber gedanken gemacht . . .

    mfg

  10. »das Tolle an dotHIV ist, dass die Initiave neue Gelder für den Kampf gegen HIV und AIDS generiert, statt bestehende Fördertöpfe zu schröpfen.«

    Oh – endlich mal was Neues …

    »Und nutzen sie, um Eure Projekte zu stärken.«

    Ich schließe mich der Frage an: Welche Projekte kennen Sie überhaupt? Und ergänze: Was qualifiziert Sie, sich dergestalt zum Thema HIV auszulassen?

    Das ist noch perfider als die katholische Kirche: Ablass per Mouseklick. Klasse …

    «Wir nehmen daraus mit, dass wir noch deutlicher machen müssen, wer hinter der Initiative steht. Transparenz ist uns wichtig, und Team und Motivation deutlicher zu kommunizieren ist die nächste Hausaufgabe.«

    Macht man nicht Hausaufgaben vorher?

    Kopfschüttelnde Grüße …

  11. Was diese Menschen einfach nicht begreifen: Nicht »HIV« ist stigmatisiert, sondern HIV-positive Menschen. Und nun sollen Stigmata über anonyme Klicks abgebaut werden? Der Unsinn hat ein neues Ende: dothiv. Wann wird es eigentlich dotcancer, dotleukaemie und dergl. geben? Viel besser wäre doch dotwissen oder dotmenschlichkeit oder dotaktiv-helfen … oder dotgib-dem-unsinn-keine-chance …

  12. wir “ die community – (der name ist eindeutig besetzt, nicht wahr) können solches nicht verhindern. kemper und trautmann haben bei den ADC in new york und in cannes gut abgeräumt. warum nicht ganz praktisch dieses/ihr netzwerk auftraggeber nutzen um gelder für HIV direkt zu aquirieren und die gelder direkt den organisationen die es nötig haben zukommen lassen? dies ist effektive arbeit. alles andere schließt fragwürdiges nicht aus. dies sollte ihnen klar sein . . . die dinge selbst in die hand nehmen bedeuted zweifelhaftes auszuschließen. und genau das wird passieren wenn man es anderen überläßt. verantwortung übernehmen geht schon ein bischen weiter als eine gute absicht zu haben in der hoffnung das sie von anderen 1:1 aufgegriffen und umgesetzt werden . . .

    In der ukraine ist die kacke am dampfen wie man umgangssprachlich sagt. die gruppe der jugendlichen mit hiv hat ausmaße angenommen wie in einigen ländern in afrika. soviel zu dem thema HIV und Kinder . . .

    soviel von meiner seite dazu . . .

  13. Ich gestehe, dass ich die Idee einer TLD „HIV“ zunächst auch sehr spannend fand. Auch jetzt halte ich sie für ein „nice to have“. Nach kurzen Recherchen bezüglich der Kosten verfliegt mein Enthusiasmus jedoch deutlich. Wie hoch auch immer die Summe am Ende sein mag, sie ist angesichts drängenderer Aufgaben zu hoch. Ich finde, wir sollten auf internationaler Ebene uns darum bemühen, die Domain umsonst zu bekommen.
    Wir wissen alle: Einen Euro oder Dollar kann man nur einmal ausgeben. So wird jede Mittelakquise im Namen der guten Sache für die TLD HIV an anderer Stelle fehlen. Ich finde, das ist es nicht wert.

  14. Der Kommentar von ‚Carolin‘ von dieser Initiative ist doch jetzt eigentlich die definitive Aufforderung an uns, hier nichts weiter zu sagen, oder? Ich jedenfalls möchte diesen Ahnungslose nicht auch noch Input liefern – nachher sagen die aufgrund unserer Kommentare, sie hätten mit der Community erfolgreich gesprochen …

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