Schweden: HIV-positive Frau verurteilt, Abschiebung droht

Eine Frau ist in Schweden zu zweieinhalb Jahren Haft wegen HIV-Übertragung verurteilt worden. Nach Beendigung ihrer Haftstrafe droht ihr die Abschiebung.

Die Frau hatte eine Beziehung mit einem Mann aus der Provinz Västerbotten im Norden Schwedens. Sie hatten regelmäßig Sex mit einander. Ob Kondome verwendet wurden, wird in den Medienberichten nicht erwähnt. Die Frau erwähnte ihre HIV-Infektion nicht. Bei dem Mann wurde inzwischen eine HIV-Infektion diagnostiziert.

Die Frau wurde Anfang Juni 2011 wegen schwerer Körperverletzung verurteilt. Zudem muss sie 380.000 schwedische Kronen (gut 41.000€) Schadenersatz an den Mann zahlen.

Nach Absitzen ihrer Haftstrafe droht der Frau Presseberichten zufolge eine bis zu zehnjährige Abschiebung aus Schweden.

Eine HIV-Übertragung wird in Schweden als Körperverletzungsdelikt bestraft. In Schweden ist es HIV-Positiven gesetzlich vorgeschrieben, sämtliche Sexpartner/innen über den HIV-Status zu informieren (Gefährdungs-Tatbestand, ähnlich wie in der Schweiz).

Prof. Jan Albert vom Karolinska Institute, früher beim Swedish Institute for Infectious Disease Control, betonte gegenüber der Presse, wie schädlich kriminalisierende Gesetze für seine Arbeit seien. Es erschwere insbesondere, zuverlässige Informationen über die Verbreitung von HIV in Schweden zu erfassen:

„As researchers our main purpose is to work for disease control, not to contribute to criminal investigations…the legal situation makes our work harder.“

Die schwedische Schwulen- und Lesbenorganisation RFSL forderte bereits im Februar 2011 die Regierung Schwedens auf, dem Beispiel Dänemarks und Norwegens zu folgen und ebenfalls die bisherige Kriminalisierung HIV-Positiver zu überprüfen. Mitte Februar 2011 hatte der Justizminister Dänemarks angekündigt, die bisherige HIV-spezifische Strafgesetzgebung des Landes (§ 252) vorläufig außer Kraft zu setzen und überprüfen zu lassen.

Andres Lundstedt ist Chef der schwedischen Pop-Gruppe ‚Alcazar‘ („Crying at the Discotheque“) – und seit Jahren offen HIV-positiv:

„Es hat mich sehr belastet, ständig lügen zu müssen. Als ich es dann verkündet hatte, war das wie eine Befreiung für mich. Endlich konnte ich wieder frei atmen und den Menschen direkt in die Augen schauen.“

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weitere Informationen:
The Local 12.06.2011: Woman sentenced for spreading HIV
Bunte 23.04.2009: Andres Lundstedt – Ein Leben mit HIV
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