Ein 35jähriger HIV-positiver Mann muss sich seit 22. Juli 2011 in Wien vor Gericht verantworten. Ihm wird „wissentliche HIV-Infizierung“ vorgeworfen. Er bestreitet die Vorwürfe.
Seit Anfang Juni befindet er sich in Untersuchungshaft, nun muss sich ein 35jähriger Mann in Wien vor Gericht verantworten. Er soll zwei junge Männer ‚wissentlich mit HIV infiziert‘ haben. Dabei soll er seine HIV-Infektion, die ihm seit Jahren bekannt sei, bewusst verschwiegen und mit seinen Sex-Partnern ungeschützten Sex gehabt haben.
Der Angeklagte hingegen betont, er habe in einem Fall Kondome verwendet, im anderen Fall sei sein Sex-Partner damals bereits HIV-positiv gewesen.
Anzeige erstattet wurde gegen den Angeklagten durch einen Mediziner (laut Boulevard-Medien ein „ausgewiesener HIV-Experte“), bei dem sich einer der beiden betreffenden Sex-Partner in Behandlung befand. Der Arzt sagte zudem im Verfahren als Zeuge aus.
Der ÖBB-Bedienstete ist vor dem Wiener Oberlandesgericht wegen „absichtlicher schwerer Körperverletzung“ angeklagt. In einer vorherigen Ablehnung seiner Haftbeschwerde spricht das Gericht von „wiederholt rücksichtloses und verantwortungsloses Verhalten“ des Angeklagten. Medien spekulieren, er könne womöglich weitere Männer infizieren und seine Medikamente nicht regelmäßig einnehmen. Er solle sich, so Medien, in der Szene gebrüstet haben, „möglichst viele anstecken“ zu wollen.
Der Prozess wird Ende August 2011 fortgesetzt.
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Aktualisierung
04.11.2011, 16:00 Uhr: Das Wiener Straflandesgericht befand den Angeklagten für schuldig. Seine Aussage, er habe im einen Fall über seinen HIV-Status informiert, im anderen Fall ein Kondom verwendet, hielt die Richterin für nicht glaubwürdig. Das Gericht verurteilte ihn zu drei Jahren Haft. Zudem muss er den beiden betroffenen jungen Männern eine Entschädigung von 5.600 bzw. 4.800 Euro zahlen. Sowohl Staatsanwaltschaft als auch Verteidiger kündigten Berufung an.
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weitere Informationen:
ORF 22.07.2011: Junge Männer mit HIV infiziert: Prozess
Der Standard 22.07.2011: Prozess wegen wissentlicher HIV-Infizierung
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Warum bei einer Virusinfektion die Schuldfrage gestellt wird, bleibt mir unverständlich. Es käme ja auch keiner auf die Idee, den Nieser in der U-Bahn vor Gericht zu zerren, um Schadensersatz wegen eines Verdienstausfalls zu erstreiten.
Die Rolle des Arztes finde ich da besonders zweifelhaft.