HIV-positiver Chemie-Laborant – „zum Wohle der Kunden“ gekündigt (akt.2)

Man habe den Chemie-Laboranten wegen seiner HIV-Infektion kündigen müssen, zum Wohl der eigenen Kunden. So argumentiert ein Berliner Medikamenten-Hersteller. Nun muss das Arbeitsgericht Berlin entscheiden.

Er war während seiner Probezeit fristlos gekündigt worden, der 24jährige Chemie-Laborant – wegen seiner HIV-Infektion. Man müsse die eigenen Kunden schützen, schließlich sei eine Ansteckung nie völlig auszuschließen, begründete der Arbeitgeber. Der Chemie-Laborant war in der Qualitätskontrolle tätig und hatte eigenen Angaben zufolge nie Kundenkontakt.

Am 21. Juli 2011 wurde der Fall vor dem Berliner Arbeitsgericht verhandelt. Im Mittelpunkt: die Frage, ob das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (früher: Anti-Diskriminierungs-Gesetz) anzuwenden ist. Ist eine HIV-bedingte Immunschwäche juristisch eine Behinderung?

Die Richterin vertagte die Entscheidung zunächst. Eine gütliche Einigung hatte der Kläger abgelehnt.

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Aktualisierung
25.07.2011, 17:30
: Die Berliner Aids-Hilfe betont in einer Pressemitteilung, eine HIV-Infektion sei kein Kündigungsgrund. Uli Meurer, Vorstandsmitglied der Berliner Aids-Hilfe e.V.: „Wir kritisieren die Kündigung und Begründung des Arbeitgebers auf das Schärfste. Eine HIV-Infektion ist kein Kündigungsgrund. Von HIV-positiven Menschen geht keine Gefahr im alltäglichen Umgang miteinander oder am Arbeitsplatz aus. Im vorliegenden Fall ist die Begründung, Sebastian F.* stelle eine potentielle Gefahr für die Kunden des Unternehmens dar, eine haarsträubende Fehleinschätzung. Eine Weitergabe der Infektion ist im geschilderten Fall völlig auszuschließen.“
„Wer ein Unternehmen führt und Personalverantwortung trägt, hat im Rahmen der Fürsorgepflicht gegenüber den Mitarbeitern die Verpflichtung sich zu informieren. Wäre der Personalverantwortliche dieser Pflicht nachgekommen, wüsste er, dass HIV kein Beschäftigungshindernis darstellt. Wer HIV-Positive auf Grund seiner eigenen Uninformiertheit ausgrenzt, muss sich die Frage gefallen lassen, ob er dazu geeignet ist, Personalverantwortung zu tragen.“
*Name geändert
25.07.2011, 19:00: Die Geschäftsführerin der Deutschen Aids-Hilfe, Silke Klumb, betont in einer Stellungnahme: „Auch wenn HIV-Infektionen oder chronische Erkrankungen nicht explizit im Gesetzestext vorkommen: Für uns als Deutsche AIDS-Hilfe ist klar, dass sich der Diskriminierungsschutz auch auf Behinderungen bezieht, die durch eine HIV-Infektion entstanden sind. So sieht es übrigens auch das Bundesministerium für Gesundheit in seinem Bericht zum Aktionsplan zur Umsetzung HIV/AIDS-Bekämpfungsstrategie der Bundesregierung.“

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weitere Informationen:
taz 21.07.2011: Wegen HIV während der Probezeit rausgeschmissen
DAH 25.07.2011: Kündigung in der Probezeit nach positivem HIV-Test
diego62 25.07.2011: Ist HIV ein Kündigungsgrund?
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11 Gedanken zu „HIV-positiver Chemie-Laborant – „zum Wohle der Kunden“ gekündigt (akt.2)“

  1. „Man müsse die eigenen Kunden schützen, schließlich sei eine Ansteckung nie völlig auszuschließen, begründete der Arbeitgeber. Der Chemie-Laborant war in der Qualitätskontrolle tätig und hatte eigenen Angaben zufolge nie Kundenkontakt.“

    Na wenn das mal keine Steilvorlage ist . . . . .Da kann man nur hoffen das der Arbeitgeber verklagt wird und/bzw gegen das Urteil Berufung einlegt damit dieser Sachverhalt durch alle Instanzen – wenn nötig bis nach Brüssel – geht.

  2. So heisst der Laden angeblich: Eckert + Ziegler EURO-PET
    Der Laden gehört boykottiert. Wer Radiopharmaka für eine Untersuchung braucht, sollte auf den Anbieter achten.

  3. Der Name der Firma stand nur im verlinken Zeitungsartikel. Der Rest ist natürlich meine persönliche Meinung. Wenn man das hier bei den Kommentaren so nicht hinschreibt, wie kann ich das/ können Sie als Administrator den Kommentar #4 ersatzlos löschen? Danke.
    Grundsätzlich finde ich es aber höchst problematisch, wenn gerade Unternehmen, welche der Gesundheitsbranche angehören, chronisch Kranke, diskriminieren. Genau diese Personengruppe gehört ja zu deren Kernkunden. Wie wäre es denn, wenn HIV-Medikamentenhersteller Fa. XY, seine HIV+-Lehlinge wegen HIV+ feuert? Falls ich das in der Zeitung lesen würde und ich ein Präparat dieser Firma nehmen würde, würde ich mich nach Möglichkeit baldigst auf ein Präparat eines Wettbewerbers umstellen lassen und zuvor prüfen, was zu „Corporate Responsibility / Diversity“ auf der Webpage dieses Unternehmens zu lesen ist. Ein derartiges Vorgehen halte ich als Kunde für legitim. Aber, wie geschrieben, bei Bedarf meine Kommentare bitte löschen.

  4. @Fridhelm,
    ein Boykott die die Antwort die man als Verbraucher hat. Nur ob man sich wie in diesem Fall den Hersteller der Produkte selber aussuchen kann scheint mir etwas schwierig, ist doch die Radiomedizin ein sehr spezieller Bereich.

  5. Der Arbeitgeber war die EURO-PET Berlin GmbH (in Berlin-Adlershof),
    welche unter dem Dach der Eckert & Ziegler AG beheimatet ist.

  6. url http://aidshilfe.de/de/aktuelles/meldungen/kuendigung-der-probezeit-nach-positivem-hiv-test

    (… Der 24-jährige Chemielaborant Sebastian F. hatte in seiner Probezeit von seinem Arbeitgeber, einem pharmazeutischen Unternehmen, die fristlose Kündigung erhalten, nachdem der HIV-Test im Rahmen einer betriebsärztlichen Untersuchung positiv ausgefallen war. …)

    Hmmh, also nur mal so unter uns, so ohne was sagen zu wollen & ganz ehrlich gemeint. Eins verstehen wir bei dem Fall nun absolut überhaupt nicht.

    Was hatte eigentlich den Leiter der Personalabteilung der Fa. EURO-PET Berlin GmbH (in Berlin-Adlershof), geritten als er sich dazu hin reißen lies, diese Kündigung von Sebastian F. innerhalb der Probezeit zu begründen. Ein „Wir verweisen darauf, dass „Kündigungen innerhalb der Probezeit nicht begründet werden müssen“.
    ( Url http://www.n-tv.de/ratgeber/Ohne-Begruendung-rechtens-article218507.html )

    Verbunden mit einem freundlichen „Wir wünschen Ihnen auf ihrem weiteren beruflichen Weg, alles Gute“, dass hätte vollkommen ausgereicht.

    Der Firma wäre dieser Rechtsstreit vor dem Arbeitsgericht & der verheerende Imageschaden erspart geblieben.

    Da ja bekanntlich der Fisch immer vom Kopf her stinkt, lässt unserer Ansicht nach, dieser Umstand projektiert auf das daraus resultierende Produkt der Firma, nichts gutes erahnen, weshalb auch wir zum Kauf entsprechender Vergleichsprodukte anderer Hersteller raten. 🙂

    Vor Gericht geklärt werden müssen, hätte eher der Umstand, weshalb diese Firma ihre Belegschaft auf HIV testen lässt & wie es dazu kam, dass der Betriebsarzt das Ergebnis der Personalabteilung mitgeteilt hat.

    Sollte Sebastian F. Im Vorfeld des HIV-Testes dazu sein schriftliches Einverständnis erteilt haben, wäre dies auch ganz schön blauäugig gewesen.

    Denn im Zweifelsfall hätte er sich zuvor anonym testen lassen können & das Einverständnis im Zweifelsfall gegenüber seinem Arbeitgeber auch verweigern können.

    Apropo HIV – outing am Arbeitsplatz, scheinen unserer Ansicht nach, gerade so die joungster like @XXXXXXX, immer noch nicht die soziale Wirklichkeit in unserem Gesellschaftssystem begriffen zu haben.

    Ein privat geführter Betrieb ist kein sozialer Kuschelverein & muß sich tagtäglich den Regeln des globalen Marktes stellen.

    Meint in diesen Betrieben ist Tag täglich jemand damit beschäftigt, die Kosten des Unternehmens zu minimieren & den Profit zu optimieren.

    Im Klartext: Er beschäftigt sich damit heraus zu finden ob euer Job im Betrieb nicht weg rationalisiert werden kann & damit die Produkte des Betriebes dadurch auf dem Markt kostengünstiger angeboten werden können.

    Arbeitskräfte sind, so hart dies auch klingen mag, austauschbare Dienstleister, die möglichst kostengünstig ohne Ausfallzeiten zeitlich unlimitiert flexibel dem Betriebseigner zur Verfügung stehen sollen.

    Dies ist die Anspruchsmaxime eines jeden Privatbetriebes der sich im freien Markt Global behaupten muss.

    Wenn ihr euch als HIV-Positive in einem Privatbetrieb outet, wie zb. XXXXXX, der in der XXXXX als Quoten HIV-positiver deren soziales Engagement aufpoliert & der unserer Meinung nach, noch nie die harte soziale Realität in den kapitalistischen Wirtschaftsbetrieben kennen gelernt hat, zieht dies eine Reaktor Kernschmelze nach sich.

    Ihr störst dadurch, den Betriebs- Frieden & Ablauf, ihr kostest mehr Fürsorge & seit projektiert auf die Zukunft, öfters krank & nicht mehr so leistungsfähig, in den Augen eurer Bosse.

    Denn wenn ihr leistungsfähig wärt würdet ihr jetzt nicht vor eurem Boss dastehen & ihn um die Absolution bitten, oder?

    Denn wer Arsch in der Hose hat & selbstbewusst ist, hätte leise nicht hörbar
    vor sich hin gesungen, ich bin HIV-positiv na & who cares?

    Schließlich bindet ihr eurem lover nen geilen ONS auch nicht auf die Nase, oder?
    Sonder verschweigt es, weil dies beziehungstechnisch kontraproduktiv ist?

    In dem Fall funktioniert ihr doch! Weshalb on planet earth, müsst ihr euch vor eurem Arbeitgeber outen, weil das so geil ist, die Mitleidswelle abzusurfen?

    By the way, jemand der selbstbewusst ist, für den ist Selbstbewustsein kein Thema, das diskutiert werden muss.

    Mit eurem Outing als HIV-Positiver vor eurem Arbeitgeber gesteht ihr ihm gegenüber ein, dass ihr eventuell nicht mehr so problemlos wie bisher in seinem Betrieb funktioniert.

    Denn wenn ihr keine gesundheitlichen Einschränkungen habt, weshalb wollt ihr euch dann vor eurem Arbeitgeber outen, wenn dies für den keine Nachteile in sich birgt?

    Wollt ihr ihn vorwarnen, oder erhofft ihr euch durch eure ihm gegenüber gezeigte Offenheit, irgend welche Privilegien von ihm? Nen lolly extra vielleicht? 🙂

    Emotionalen Beistand könnt ihr von Arbeitgebern nicht erwarten.

    Wenn ihr psychische Probleme mit der Akzeptanz eurer Krankheit habt, wendet euch an erfahrene Psychologen oder an ganz enge Freunde.

    Den Arbeitgeber solltet ihr unserer Ansicht nach, nie einweihen.

    Youngster, kapiert endlich, dass die Welt des Kapitalismus keine soziale Hängematte bieten kann. Dafür gibt es die geschützten Arbeitsbereiche in den öffentlichen Einrichtungen. Vielleicht gehört die XXXXXX ja nun auch dazu.

    Der täglich in den Betrieben gebotene soziale Schnick Schnack, dient lediglich dazu, die Atmosphäre des Betriebsklimas erträglicher zu gestalten, um die Motivation & Leistungsbereitschaft der Angestellten zu fördern.

    Vergesst darüber hinaus nie, dass ihr nur Konkurrenten am Arbeitsplatz seid, die sich belauern & die versuchen sich gegenseitig einlullen, nothing else.

    Das Onion Prinzip:

    Jede gesellschaftliche Gruppe zu der ich Kontakt habe, erhält von mir, die Einsicht in den Zwiebelring meiner Persönlichkeit, der für sie von mir erschaffen wurde, um dem soziale Miteinander, der Harmonie den weg zu bereiten.

    Erst wenn ihr dieses Prinzip verinnerlicht habt & dabei, wenn ihr diese kleinen Notlügen vor dem Spiegel probt, nicht kotzt, weil ihr wissentlich die Unwahrheit sagt, dann habt ihr eure Reifeprüfung bestanden & seid erwachsen.

    By the way youngster,

    Erwachsen ist man nicht, wenn man 18jahre alt geworden ist, sondern erst dann, wenn man für sich verinnerlicht & akzeptiert hat, das Schizophrenie für das gesellschaftliche Leben unverzichtbar & gut für den eigenen Seelenfrieden ist.

    Dies wird gesellschaftlich auch mit ganz vielen Emopunkten honoriert.

    Ihr wollt dann auch nicht mehr um jeden Preis, mit Jedem den fight um die einzige Wahrheit bis zum jüngsten Gericht ausfechten, sondern ihr könnt dann ganz easy emotional abgeklärt zu euch sagen: Da stehe ich doch drüber, kein Thema“

    Ganz locker kommt euch dann in stiller Stunde wenn ihr allein mit euch seid, der Satz über die Lippen: „Ich bin HIV-Positiv na & who cares?“ & der Drang dies in die Welt hinaus zu schreien, ist dann history. 🙂

    God bless you, ops äh sry, Allah bless you, meinen wir natürlich. 🙂

    greetings vom @Telfonjoker, @Raphael & @Wikileaks

    Ps So wegen der missing basics

    Das wirtschaftliche kapitalistische Prinzip lautet:

    „Der Reiche, lebt vom Dummen & der Dumme von der Arbeit.“

    Oder mit anderen Worten: „& ist der Handel noch so klein bringt er mehr als Arbeit ein.“

    PS & S
    Wir betonen, dass es sich bei unserem Kommentar um unsere private Meinung handelt, die keinen Anspruch darauf erhebt, Bestandteil von Gottes 10 Geboten zu sein.

    PS & S & S
    wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten, thanks. 🙂

    PS & S & S & P

    one world one voice one account http://www.lhiving.com/forum/viewtopic.php?f=3&t=14&sid=18ffb87fe43331dab89134bc81a88d53&start=10#p317

    fight for your rights (anonymisierte Mitgliedertransparenz jetzt)
    IP (77.188.3X.XXX) MAC-Adresse Router (bc-05-43-11-dd-XX) Hostname (7XX9)

  7. administrative Anmerkung ondamaris:
    im obigen Kommentar #9 war eine Person benannt. Auf deren Wunsch habe ich Namen und identifizierende Merkmale entfernt.
    ondamaris

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