HIV-Positive: häufig Missbrauch durch Partner ?

HIV-Positive werden womöglich häufiger durch ihre Partner missbraucht als bisher bekannt. Dies vermuten US-Forscher aufgrund einer Studie.

US-Forscher untersuchten im Rahmen einer Studie 168 schwule HIV-positive Männer, die Patienten  zweier auf HIV spezialisierter Kliniken sind. Die Mehrzahl war weiß (63%), 46% lebten mit Einkommen unterhalb der Armutsgrenze (738 US-$ monatlich). Die Studie wurde mit validierten Fragebögen durchgeführt.
Die Mehrzahl der Teilnehmer (54%) gab an, in jüngerer Zeit von ihren Partnern missbraucht worden zu sein.

Im Lauf der vergangenen 12 Monate hätte die Hälfte der Teilnehmer ‚Formen psychologischen Missbrauchs‘ erlebt, so die US-Forscher. Auch physischer (19% in den vergangenen 12 Monaten) , sexueller (17%) oder ‚HIV-spezifischer Missbrauch‘ (10%) seien häufig:

„Results indicate high rates of past year PA [partner abuse; d.Verf.] (physical, 19%; sexual, 17%; psychological, 51%; any, 54%), with rates comparable to, or higher than, those reported in recent studies of HIV-positive women and older studies of HIV-positive MSM.“

Die Forscher bezeichneten die von ihnen festgestellte Häufigkeit von Missbrauch als alarmierend. Sie betonen, es sei wichtig, das Thema Missbrauch regelmäßig in die Betreuung HIV-positiver Patienten einschließlich der Männer mit einzubeziehen – gerade auch, weil in der allgemeinen Wahrnehmung bisher überwiegend Frauen als Opfer von Missbrauch und Männer nur als Täter wahrgenomen würden.

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weitere Informationen:
Pantalone DW et al. Investigating partner abuse among HIV-positive men who have sex with men. AIDS and Behavior, online edition, doi: 10. 1007/s10461-011-0011-2, 2011
aidsmap 30.08.2011: Abuse by partner may be common in HIV-positive gay men
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5 Gedanken zu „HIV-Positive: häufig Missbrauch durch Partner ?“

  1. Auch auf die Gefahr hin, dass ich auch mit dem Spruch:“ Autoren fragen“ abgespeist werde, würde mich interessieren, was man unter „HIV-speziefischem Mißbrauch“ versteht.
    Unter „psychologischerm Mißbrauch“ könnte man in diesem Zusammenhang vielleicht das Erniedrigen eines Menschen verstehen, beispielsweise mit den Worten: „Du bist doch positiv,du findest sowieso keinen anderen mehr als mich!“ Oder man droht, es den Freunden, der Familie zu erzählen, wenn der Partner sich nicht so verhält, wie man selbst das als richtig erachtet. Man setzt ihn so unter psyschichen Druck.

  2. @ Fallada:

    die bedeutung des „HIV-spezifischen Missbrauchs“ ist auch mir nicht klar … es sei denn, man betrachtet dein beispiel des psychologischen drucks auch als hiv-bezogen?

    leider fehlt mir im augenblick die zeit, bei den autoren der studie (im oben verlinkten abstract angegeben) nachzufragen, ich bitte um verständnis

  3. in dem artikel ist ja auch unterschieden worden nach physisch, sexuell, psychisch und „any“ und dann taucht nochmal „hiv-spezifisch“ auf. da ist einiges durcheinander.

    wenn das hiv-spezifisch ist, ist die frage, wie ist das zu erklären? einerseits sicher durch die „leichtere angreifbarkeit“ hiv-positiver menschen aufgrund von niedrigerem sozialstatus und hohem stigma, aber genau letzteres erzeugt ja auch infektionsängste und damit ein tabu für sexuellen missbrauch [v.a. bei eindringendem geschlechtsverkehr, aber auch generell]. das ist ein widerspruch für mich.

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