Zahnarzt: auch in Frankreich für Positive gelegentlich mit Problemen

Immer wieder haben HIV-Positive Probleme bei Zahnarzt-Besuchen – nicht nur in Deutschland, sondern auch in Frankreich, wie ein aktueller Fall aus La Rochelle zeigt.

Cyrille Vezzoli, ein 36-jähriger Mann aus La Rochelle, wollte zum Zahnarzt. Doch der verweigerte die Behandlung, mit Hinweis auf seine HIV-Infektion. Es könne ein Risiko für andere Patienten bestehen. „Es bestehen zu viele Risiken.“ Für Patienten wie ihn gebe es schließlich die Krankenhäuser. Er habe sich gefühlt wie vor 18 Jahren, als man ihm seinen HIV-positiven Status mitgeteilt habe, sagte Cyrille Vezzoli. Französische Medien berichteten am 1. September breit über den Fall.

Ein Vertreter der regionalen Zahnarzt-Kammer (der von einem vernachlässigbar kleinen Risiko sprach) betonte, falls der Zahnarzt tatsächlich die Behandlung aufgrund der HIV-Infektion verweigert habe, könnten schwere disziplinarische Maßnahmen bis zum vorübergehenden Verbot der Berufsausübung ergriffen werden. Schließlich seien alle Zahnarzt-Praxen mit optimalen Sterilisations-Möglichkeiten ausgestattet, jedes Risiko einer Infektions-Übertragung könne ausgeschlossen werden.

Auch in Deutschland werden immer wieder von Menschen mit HIV Fälle berichtet, in denen Zahnärzte die Behandlung verweigern oder die Behandlung in Randzeiten verlegen, z.B. mit der Begründung eines erhöhten Hygieneaufwands.

Demgegenüber hatte das Robert-Koch-Institut erst im September 2010 in einer Stellungnahme zur Behandlung HIV-Positiver beim Zahnarzt erneut betont, dass “nach Behandlung eines Patienten mit HIV-Infektion … die routinemäßig erforderlichen Hygienemaßnahmen” genügen. Im Oktober 2010 hatten die beiden Aids-Gesellschaften dagnä und DAIG betont, bei der Behandlung HIV-Infizierter beim Zahnarzt gelten keine über Standardhygiene hinaus gehenden hygienischen Anforderungen.

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weitere Informationen:
France Info 01.09.2011: La Rochelle : un patient séropositif victime de „discrimination dentaire“
Le Monde 01.09.2011: Un séropositif affirme qu’un dentiste a refusé de le soigner
Tetu 01.09.2011: La Rochelle: Un dentiste aurait refusé de soigner un séropositif
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4 Gedanken zu „Zahnarzt: auch in Frankreich für Positive gelegentlich mit Problemen“

  1. Ich glaube, 2011 sollte man nichts Geringeres verlangen, als diesem Zahnarzt zumindest vorübergehend seine Lizenz zu entziehen.

  2. .. und das ist, lieber Claus, genaus das, was ihm der Vorsitzende der hiesigen Ärztekammer heute Mittag angedroht hat – wegen Diskriminierung.
    Mich überrascht, seit ich gestern den Artiekl in der Zeitung las, wie stark alle anderen Presseorgane mitgezogen haben: das hiesige 2. staatl. Fernsehprogramm hat heute in seinen Halbtagsnachrichten eine grosse Sache daraus aufzogen, mit Interviews der verschiedenen Beteiligen – ausser dem Zahnarzt, der sich geweigert hat.

  3. … und das sind vielleicht auch bemerkenswerte unterschiede zwischen frankreich und deutschland:
    – in frankreich sind soclhe fälle m.w. selten (in deutschland leider nicht), und
    – in frankreich reagieren die medien breit darauf (in deutschland idR nicht)

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