„How to survive a plague“ – der erste Dokumentarfilm über Aids- und Therapieaktivimus hat am kommenden Sonntag Premiere auf dem Sundance Film Festival .
Es war eine Zeit, in der Tausende HIV-Positive und Aids-Kranke starben. In der Hunderte auf die Straßen gingen und protestierten. In der ACT UP entstand. In der es keine Medikamente gegen HIV gab, oder später nur Medikamente, die nicht lange wirksam waren und heftigste Nebenwirkungen haben konnten. Es war eine zeit, in der HIV-Positiver selbst die Initiative ergriffen, aktiv wurden, sich engagierten – eine Zeit, in der aus dem Aids-Aktivismus der Therapie-Aktivismus entstand.
Diese Zeit, ihre Problemen und Bruchlinien, diese Entwicklung vom Aids-Aktivismus der ACT UP – Gruppen hin zum Aids- Therapieaktivismus von Gruppen wie TAG steht im Mittelpunkt des Films „How to survive a plague“, der am kommenden Sonntag (22. Januar 2012) auf dem US- Sun Dance Film Festival Premiere hat.
Ein Film über Aids-Aktivismus und Aids-Therapieaktivismus in den USA Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre. Beginnend beim ‚Treatment and Data Committee‘ von ACT UP New York, weiter über die erregten Diskussionen und Probleme, die (auf dem Höhepunkt der Aids-Krise) zur Abspaltung der ‚Treatment Action Group‘ (TAG) von ACT UP führten, bis hin zu den großen Therapie-Durchbrüchen Mitte der 1990er Jahre.
Die Initiatoren selbst beschrieben ihren Film wie folgt:
„How To Survive A Plague“ is the untold story of the efforts that turned AIDS into a mostly manageable condition – and the improbable group of young men and women who, with no scientific training, infiltrated government agencies and the pharmaceutical industry, and helped identify promising new compounds, moving them through trials and into drugstores in record time. These drugs saved their lives and ended the darkest days of the epidemic, while virtually emptying AIDS wards in American hospitals.
These activists’ efforts created a paradigm for patient empowerment and health care activism that has since been replicated in the fight against many other diseases from breast cancer to heart disease. And as AIDS spread to Africa, India, and Asia, these activists helped open local groups, exporting AIDS activism to press for better, and more accessible, treatment.
Their story stands as a powerful inspiration to future generations, a road map, and a call to arms. Science has yet to find a cure, and without rejuvenated vigilance, transmission is on the rise – most remarkably, among young gay men who are ignorant of how AIDS activists beat back a plague, and along the way changed the world.“
Regie führte New York Times – Autor David France, der seit 1982 zu HIV und Aids schreibt. „How to survive a plague“ ist sein erster Film. France arbeitet zur Zeit an einer „Geschichte von Aids“, die 2013 in den USA erscheinen soll.
Peter Staley, Gründer der US-Internetsite aidsmeds.com (1999) und Gründungsmitglied von ACT UP New York (1987) sowie der Treatment Action Group (1992), der den Film vorab sehen konnte, betont, der Film zeige die eine Seite (TAG), und er warte schon auf den Film „United in Anger“, der die Geschichte von ACT UP zeigen werde.
„I found it almost impossible to view the film objectively. It brought me back to those years like nothing else I’ve seen (…) It took thousands of deaths before we were angry enough to hit the streets, and I remain amazed by the movement’s resilience during the carnage that followed.
I suspect that this film will reopen old wounds for some from the infighting that led to T&Ds split from ACT UP, and the founding of TAG. We largely fell into two camps at the time, and for the most part, the film tells the story of those on just one side of that divide.“
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Aktualisierung
23.01.2012, 20:30: Regisseur David France zu seinem Film auf den Sundance Film Festival:
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Peter Staley betont in seiner Besprechung, beide Filme, sowohl „How to survive aplague“ als auch „United in Anger“ hätten wohl große Hürden zu überwinden – die meisten Menschen wollten heute kaum noch etwas über Aids hören, auch die meisten Schwulen nicht.
„Both of these films have a huge wall of resistance to climb – sadly, most folks don’t want to hear about AIDS these days, even most gay folks.“
Umso wichtiger, dass es solche Filme gibt – auch um dieses erneute Schweigen zu durchbrechen.
Zu wünschen ist, dass sich bald für diesen Film ein deutscher Verleih findet, dass er bald auch in deutschen Kinos zu sehen ist. Selbst wenn sich der Film mit der US-Geschichte des Therapieaktivismus auseinander setzt, viele Entwicklungen und Diskussionen (wie auch Bruchlinien) verliefen auch in Deutschland und Europa an ähnlichen Punkten.
Und das erneute Schwiegen über Aids und HIV, es ist auch hier zu beobachten, gerade auch unter Schwulen …
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„How to survive a plague“
USA 2012
Regie: David France
Mit Peter Staley, Garance Franke-Ruta, Mark Harrington, Iris Long, Larry Kramer und anderen
Und das erneute Schweigen über Aids und HIV, es ist auch hier zu beobachten, gerade auch unter Schwulen …
und nicht nur das (wobei ich dies nicht in dem maß beurteilen kann wie du ulli) sondern ich sehe diesen film wenn er denn hier läuft als ein zeichen oder eine mahnung gegen die – (auch) von mir subjektiv restritktive empfundene haltung – roll back der justiz gegenüber menschen mit hiv und aids die in der letzten zeit verstäkt auftritt bzw wahrgenommen wurde.
vielleicht ist dies der stein der einiges wieder ins rollen in eine richtige richtung bringt . . .