GNP+: Griechische Polizei und Gesundheitsbehörden verletzen Menschenrechte und medizinische Vertraulichkeit

Als Teil eines von der Regierung autorisierten Vorgehens gegen Hunderte von nicht lizenzierten Bordellen in ganz Griechenland sind Prostituierte verhaftet und gezwungen worden zu HIV-Tests, und sehen sich nun Strafanzeigen ohne Rückgriff auf ein ordnungsgemäßes Verfahren ausgesetzt, zudem wurden sie öffentlich in den Medien identifiziert.

Als Ergebnis dieser Maßnahmen werden Frauen angeklagt unter dem Vorwurf vorsätzlicher schwerer oder gefährlicher Körperverletzung, nur weil sie HIV-positiv sind. Es gibt keinen Beweis für Gefährdung oder Übertragung auf andere, noch ist es klar, ob auch nur eine dieser Frauen ihren HIV-Status vor diesem Test kannte. Sie stehen vor weiteren Anklagen für Vergehen im Zusammenhang mit angeblicher illegaler Prostitution.

Diese Aktionen der griechischen Polizei und des Ministeriums für Gesundheit und KEELPNO [1] verletzen die grundlegenden Menschenrechte. Sie stehen auch im Widerspruch zu grundlegenden Prinzipien der öffentlichen Gesundheit der informierten Zustimmung und des freiwilligen Zugangs zu Dienstleistungen.

Wir schließen uns der UNAIDS-Presseerklärung und dem offenen Brief der EATG an in ihre Forderung an die griechischen Behörden, ihre Maßnahmen im Hinblick auf evidenzbasierte Programme zu überprüfen und ein günstiges rechtliches Umfeld zu schaffen, das für alle Menschen einschließlich SexarbeiterInnen und ihre Kunden, Menschen, die Drogen nehmen, Migranten und Asylbewerber den Zugriff auf freiwillige und vertrauliche HIV-Prävention, Behandlung, Pflege und Support-Services ermöglicht, so dass sie HIV-Infektionen vermeiden können oder ein gesünderes Leben führen können, falls sie HIV-positiv sind.

Das Global Network of Sex Work Projects (NSWP) hat sich für die Achtung der Rechte von Frauen, Männer und Transgender SexarbeiterInnen seit 1992 eingesetzt, darunter gegen die obligatorische Registrierung und Prüfung von Sexarbeiterinnen. „Wir fordern, dass die griechische Regierung die nicht gerechtfertigte Verfolgung dieser Frauen stoppt und das erzwungene Testen von Sexarbeiterinnen beendet, die aufgrund des Vorwurfs der Sexarbeit verhaftet wurden“, sagt Ruth Morgan Thomas, Global Coordinator von NSWP. „Es ist Zeit, derartige diskriminierende Strafverfolgung und medizinische Verhaltensweise, welche die grundlegenden Menschenrechte von SexarbeiterInnen verletzen, zu beenden.“

GNP + hat seit langem für die Förderung und den Schutz der Menschenrechte aller Menschen mit HIV und die Beseitigung von rechtlichen und politischen Hindernisse für die HIV-Pflege befürwortet. „Solche diskriminierenden Anwendung des Strafrechts und der Polizeibehörde sind kontraproduktiv und ineffizient für die HIV-Prävention und stigmatisiert zusätzlich eine bereits marginalisierte Gruppe“, sagt Kevin Moody, GNP + Internationaler Koordinator und CEO. „Wir fordern für die griechische Regierung und die Polizeibehörden, die obligatorische HIV-Tests und die Verletzung der Geheimhaltungspflicht zu stoppen und wirksamere Maßnahmen zu erwägen, um die Gesundheit, Würde und das Wohlbefinden von Menschen mit HIV zu fördern.“

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[Presseerklärung von GNP+ und NSWP; Übersetzung ondamaris; Original-Text siehe unten]

siehe auch:
ondamaris 08.05.2012: Griechenland: HIV-Zwangstests bei Prostituierten

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Violation of human rights and breaches of medical confidentiality by the Greek Police and Health Authorities

The Global Network of People living with HIV (GNP+) and the Global Network of Sex Work Projects (NSWP)

As part of a Government authorised crackdown on hundreds of unlicensed brothels around Greece, sex workers are being arrested, submitted to forced HIV testing and facing criminal charges without recourse to due process, as well as being publically identified in the media.

As a result of these actions women are to face prosecution on charges of intentionally causing grievous bodily harm merely because they are HIV positive. There is no proof of exposure or transmission to others nor is it clear that any of these women knew their HIV status prior to this test. They are facing further charges for misdemeanours related to alleged illegal prostitution.

These actions of the Greek Police and the Ministry of Health and KEELPNO[1]violate fundamental human rights. They also contravene fundamental public health principles of informed consent and voluntary access to services.

We join UNAIDS (press statement) and others (EATG open letter ) in urging the Greek authorities to review their actions with a view to adopting evidence-based programmes and an enabling legal environment that supports all people—including sex workers and their clients, people who use drugs, migrants and asylum-seekers—to access voluntary and confidential HIV prevention, treatment, care and support services so that they can avoid HIV infection or live a healthier life if HIV-positive.

The Global Network of Sex Work Projects (NSWP) has campaigned for the respect of female, male and transgender sex workers rights since 1992, including opposing the mandatory registration and testing of sex workers. /“We demand that the Greek government stop the unjust prosecution of these women and end the forced testing of sex workers arrested on sex work related charges,“/ says Global Coordinator of NSWP, Ruth Morgan Thomas. /“It is time to end such discriminatory law enforcement and medical practices, which violate the fundamental human rights of sex workers.“/

GNP+ has long advocated for the promotion and protection of human rights of all people living with HIV and for the removal of legal and policy barriers to HIV care. /“Such discriminatory use of the criminal law and police authority is counterproductive and ineffective to HIV prevention efforts and further stigmatizes an already marginalized group,“/ says GNP+ International Coordinator and CEO, Kevin Moody. /“We call for the Greek government and police authorities to stop mandatory HIV testing and breaches of confidentiality, and consider more effective measures that promote the health, dignity and well being of those living with HIV/.“
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*Hellenic Centre for Disease Control and Prevention *