Angesichts der Zulassung von Truvada als Präexpositionsprophylaxe (PrEP) – also als Mittel zum Schutz vor einer HIV-Infektion – warnt die Deutsche AIDS-Hilfe vor zu großen Hoffnungen. Für die breite Bevölkerung oder größere Gruppen kommt Truvada als Mittel der Prävention nicht in Betracht.
Das Medikament schützt bei Weitem nicht so zuverlässig vor HIV wie Kondome. Bei einer Studie mit 2500 schwulen Männern, die Truvada als PrEP einnahmen, zeigte sich ein Schutzeffekt von 44 Prozent.
Befürworter der PrEP argumentieren mit einer Studie mit knapp 4800 heterosexuellen Paaren aus Kenia und Uganda, wo die Schutzwirkung bei 75 Prozent lag. Zum Vergleich: Kondome haben eine Schutzwirkung von 95 Prozent.
Die mangelnde Schutzwirkung der PrEP ist dabei vor allem darauf zurückzuführen, dass das Medikament nicht regelmäßig eingenommen wurde. Die Schutzwirkung sinkt in diesem Fall drastisch. Die Studien haben gezeigt, dass es gesunden Menschen besonders schwerfällt, dauerhaft Medikamente einzunehmen, zumal diese auch Nebenwirkungen haben können.
In Europa würde man es vorziehen, den HIV-positiven Partner zu behandeln: Das hätte einen positiven Einfluss auf seine Gesundheit, zudem würde der Schutzeffekt für den negativen Partner dann über 96 Prozent betragen.
Zu bedenken ist: Bei der Präexpositionsprohphylaxe handelt es sich nicht um eine „Pille gegen Aids“, die man direkt vor dem Sex einnimmt. Notwendig ist eine dauerhafte Einnahme. Zudem ist die PrEP teuer: in Deutschland kostet eine Monatspackung Truvada über 800 Euro.
Hinzu kommt noch ein ethisches Argument: Weltweit gibt es rund 8 Millionen Menschen, die dringend eine HIV-Therapie benötigen, sie aber nicht bekommen. Die Weltgemeinschaft stellt immer noch nicht genügend Geld für universellen Zugang zur Verfügung. Es wäre nicht vertretbar, HIV-Medikamente nun in größerem Ausmaß an Gesunde zu verteilen.
Es ist aber möglich, dass die PrEP für bestimmte Gruppen mit einem besonders hohen HIV-Risiko eine zusätzliche Option zum Schutz vor HIV wird. Hier herrscht noch Forschungsbedarf.
Die interessanteren Möglichkeiten bezüglich einer PrEP – zum Beispiel in Form einer Verhütungscreme – werden erst noch untersucht. Die Zulassung von Truvada als PrEP in den USA kam aus unserer Sicht zu früh.
(Pressestatement DAH)