Rolands Washington-Tagebuch, Tag -3: Obama spricht nicht

Obama wird die Konferenz nicht eröffnen. Das ist schade. Es ist sicherlich auch eine politische Entscheidung. Ich lebe aber gut mit dieser Entscheidung. Derzeit kämpft der Präsident für seine Wiederwahl im Herbst. Eine noch größere Nähe zu HIV ist dafür nicht hilfreich. Die derzeitigen Umfragewerte sehen ohnehin den Herausforderer Romney als Sieger. Das wäre laut Barbara (aus dem Flugzeug) dann noch schlimmer als Bush.

Lieber verzichte ich auf einige sicher beeindruckende Worte des bestaussehenden regierenden Staatsführer der westlichen Welt. Wenn er dadurch dann doch noch die Wahl gewinnt, dann ist mir damit als HIV Positivem viel mehr gedient. Das Opfer das die Wahlkampfstrategen hier für uns ersonnen haben gebe ich gern.

Zur Vorbereitung auf meine kurze Teilnahme an der Pre-Konferenz für Indianische Völker habe ich mich dann heute noch mal im Indianermuseum umgetan.

Tolle Museumsdidaktik haben die Amerikaner in vielen Museen in denen ich zwischenzeitlich war. Neben guten Denkanstößen zur amerikanischen Geschichte lernte ich auch noch etwas über die „Nation auf dem Pferderücken“. Winnetou war also Fußgänger ehe er den Spaniern 1680 über 1500 Pferde abnahmen und damit das Monopol auf Pferdereiten brach.

Nachmittags habe ich dann erste richtige Aktivisten der Konferenz getroffen und mich über „Black AIDS“ kurz während einer Taxifahrt briefen lassen und mir anschließend das wirklich spartanische Quartier für die Prekonferenz des Black AIDS Instituts angesehen. Das Waldschlösschen ist eben ein wirklich schöner Ort für uns in Deutschland.

Am Abend sollte es noch schnell zur Registrierung für den Gay Men´s Health Summit gehen, das hat aber irgendwie mit der Ortsbeschreibung nicht geklappt. Ich habe mich dann sogar noch in der dunkelsten Metro der Welt verfahren und bin dabei mit einem reifen, dunkelhäutigen Herrn zusammengestoßen der einfach unsichtbar war – (warum denke ich das ich mit der Sonnenbrille in der U-Bahn cool aussehe??)

Die dunkelste U-Bahn der Welt
Die dunkelste U-Bahn der Welt

Ich bin da noch in eine Art Gottesdienst meiner Glaubensgemeinschaft gegangen. Ich hatte mich vorher artig angekündigt und wurde somit erwartet. Man traf sich mit 7 bürgerlichen, jüngeren Leuten und ich wurde gefragt was ich in DC mache? Lügen ist ja im Glauben nicht so prickelnd … also nach der guten Erfahrung in der Einwanderung hab ich dann lieber gleich gesagt „Ich bin hier für die Welt AIDS Konferenz“ – uiiii … das war nicht so gut – fremder Glaubensbruder aus Lotter-Berlin der sich hier unbekannt einfindet und dann evt. mit HIV ankommt?? …. Erst mal fragte keiner etwas und dann erbarmte sich eine Frau und wollte wissen wann die Konferenz losgeht? Ab Sonntag würde es offiziell losgehen aber es würden nun schon viele Vorabkonferenzen starten. Es hat dann aber keiner mehr so richtig etwas zu dem Thema gesagt…. aber wir waren ja auch zum Ausführen kultischer Handlungen zusammengekommen und nicht für meinen nächsten Coming out Schritt.

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In ‘Rolands Washington-Tagebuch’ ist bisher erschienen:
ondamaris 18.07.2012: XIX. International Aids Conference 2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -5: Flug und Einreise
ondamaris 18.07.2012: Rolands Washington-Tagebuch, Tag -4: Einladung bei Barack Obama
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