TU München: erstmals CXCR4 -Hemmer gegen HIV entwickelt?

Forscher der Technischen Universität München haben ein Molekül entwickelt, das sich als CXCR4-Hemmer gegen HIV eignen könnte. Es wäre der erste CXCR4-Hemmer.

HIV benötigt zum Andocken an Zellen nicht nur den CD4-Rezeptor, sondern auch einen von zwei Ko-Rezeptoren, CCR5 oder CXCR4. Wähhrend es gegen CCR5 bereits ein zugelassenes Medikament auf dem Markt gibt (den CCR5-Hemmer Maraviroc, Handelsnamen Censentri®, Selzentry®), wurde gegen CXCR4 bisher kein Hemmstoff gefunden.

Das von den Forschern des Lehrstuhls für Pharmazeutische Radiochemie und am Institute for Advanced Study der TUM entwickelte modifizierte Peptid weist eine 400- bis 1.500-fach bessere Bindung an CXCR4 auf als bisher bekannte Substanzen. Sie hoffen, so einen neuen Wirkstoff-Kandidaten gegen HIV gefunden zu haben.

„Wir freuen uns, dass wir mit unserem neues Peptid-Design einen Wirkstoff entwickelt haben, den wir für die Therapie lebensbedrohender Krankheiten anwenden können“, sagt Prof. Horst Kessler, ein Senior Fellow im TUM Institute for Advanced Study und „Emeritus of Excellence“ in der Fakultät für Chemie. „Das Molekül könnte eine wirksame Waffe gegen besonders aggressive HIV-1-Stämme sein. Diese Viren finden wir häufig bei Patienten, die seit langer Zeit HIV-infiziert sind“, ergänzt Prof. Ruth Brack-Werner, Virologin am Helmholtz Zentrum München. „Verbindungen dieser Art bieten ungeahnte Möglichkeiten für die Entwicklung neuer Medikamente“, erklärt Prof. Hans-Jürgen Wester, Leiter des Lehrstuhls für Pharmazeutische Radiochemie. „Wir warten daher mit großer Spannung auf die ersten präklinischen und klinischen Tests.“

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3d-Strukturmodell des CXCR4-Rezeptors, S. Jähnichen
3d-Strukturmodell des CXCR4-Rezeptors, S. Jähnichen

3D structure model of the CXCR4 chemokine receptor in complex with the small molecule antagonist IT1t. The stucture model was rendered using PyMol 0.99 based on the X-ray crystal structure data from a CXCR4-T4 lysozyme fusion protein in complex with IT1t (PDB 3OE9; Wu B, Chien EY, Mol CD, et al. (October 2010). „Structures of the CXCR4 Chemokine GPCR with Small-Molecule and Cyclic Peptide Antagonists“. Science. DOI:10.1126/science.1194396. PMID 20929726.).
12 November 2010, S. Jähnichen

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TU München 09.08.2012: Potenzieller Wirkstoff-Kandidat gegen AIDS zeigt erhöhte Aktivität – Molekül gegen HIV: kleine Änderung, große Wirkung und Pressemitteilung
Originalpublikation:
A Conformationally Frozen Peptoid Boosts CXCR4 Affinity and Anti-HIV Activity. Oliver Demmer, Andreas O. Frank, Franz Hagn, Margret Schottelius, Luciana Marinelli, Sandro Cosconati, Ruth Brack-Werner, Stephan Kremb, Hans-Jürgen Wester, and Horst Kessler. Angewandte Chemie Int. Ed. 2012, 51, 8110-8113, DOI: 10.1002/anie.201202090

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