Nobelpreis für teure Plazebos

Nachdem durch die Presse und anderen Medien ja breit durch ist, dass Françoise Barré-Sinoussi und Luc Montagnier für ihre Arbeiten zu HIV / Aids den Medizin-Nobelpreis 2008 zugesprochen bekommen haben, bleibt vielleicht eine Ergänzung erwähnenswert: der Preisträger eines ‚alternativen Medizin-Nobelpreises‘:

Den ‚Ig® Nobel Prize‘, verliehen von ‚Improbable Research Inc.‘, erhalten in diesem Jahr Dan Ariely, Rebecca L. Waber, Baba Shiv und Ziv Carmon. Sie haben eine bahnbrechende Arbeit zur Wirkung von Medikamenten publiziert.

Die Wissenschaftler haben in ihrer im Fachblatt JAMA publizierten Studie gezeigt, dass teure Plazebos besser wirken als billigere Plazebos.

Improbable Research formuliert zu ihren Preisverleihungen 2008:

„MEDICINE PRIZE. Dan Ariely of Duke University (USA), Rebecca L. Waber of MIT (USA), Baba Shiv of Stanford University (USA), and Ziv Carmon of INSEAD (Singapore) for demonstrating that high-priced fake medicine is more effective than low-priced fake medicine..
REFERENCE: „Commercial Features of Placebo and Therapeutic Efficacy,“ Rebecca L. Waber; Baba Shiv; Ziv Carmon; Dan Ariely, Journal of the American Medical Association, March 5, 2008; 299: 1016-1017.“

Wer der Preis-Verleiher ist? Und was diese „improbable research“? Improbable Reserch ist „research that makes people laugh and then think„, erklären sie selbst. „We also hope to spur people’s curiosity, and to raise the question: How do you decide what’s important and what’s not, and what’s real and what’s not — in science and everywhere else?“

[via Stationäre Aufnahme]

PS – Francoise wer – mag mancher Leser denken. Hier ein Interview mit ihr anlässlich der Nobelpreis-Zuerkennung (in französischer Sprache)

Geradezu bahnbrechende Erkenntnisse moderner Medizin: teure Plazebos (wir erinnern uns, Plazebos sind wirkungslose Pillen) wirken besser als billigere Plazebos. Die Pharmabranche jubelt, die Kassenfürsten bekommen noch zerfurchtere Gesichter … und Patienten raufen sich die Haare, wie, ‚billig wirkungslos‘ wirkt nicht so gut? Doch nicht ‚billig will ich‘? Und überhaupt, was sagt die Besorgniszentrale dazu?

9 Gedanken zu „Nobelpreis für teure Plazebos“

  1. Désolé, cher ami!
    Après 25 ans d’attente, en oubliant quelques uns (Rozenbaum u.a.), et „l’affaire Gallo“ und … und …
    Und wir leben noch!
    Diesmal hätte ich gewünscht, in Deinem Bolg einen anderen Komentar zu lesen.
    Toujours amicalement.
    U …

  2. „Luc Montagnier, qui a obtenu aujourd’hui le prix Nobel de médecine pour la découverte du rétrovirus du sida, a expliqué à l’AFP que sa „première réaction“, a été „de penser à tous les malades du sida et tous ceux qui sont toujours en vie et qui se battent contre la maladie“

    ….. dies gehört zu dem vorher gesagten. Et merci Madame, merci Monsieur.

  3. @ Ulysse:
    abwarten, mon cher, ein weiterer artiklel zum thema nobelpreis folgt morgen … zum thema krimi und der gallo …
    und – ich freu mich doch auch für madame und monsieur, bien sur …

  4. Letzter Zusatz in Erwartung der morgigen Lektüre:
    Prof. Willy Rozenbaum sagte heute in einem Fernsehinterview folgendes (wortwörtlich):
    “ … On savait en août 1981 que ce n’était pas que des homosexuels qui était atteint de cette maladie.“
    Übersetzung, nicht jeder spricht Französisch: „Man wusste im August 1981 dass es nicht nur Homosexuelle waren, die diese Krankheit hatten.“
    Ein nie vorher gehörten Satz!

  5. @ Ulysse:
    danke!
    das ist eine erstaunliche äußerung – umso mehr, als dieser begriff „GRID“ ja noch recht lange gebräuchlich bar … schön, das mal so zitierfähig zu haben … (weißt du zufällig sender / sendung?)

  6. Das war gestern, also am 7.10.08 in der Sendung des franz. Staatsfernsehens „France 5“ unter dem Titel: „Le Magazine de la Santé“ (13.35) oder in der darauffolgenden um 14.30: „Hallo Docteurs!“ Warum sage „oder“: weil Prof. Rozenbaum mit Verspätung im Studio ankam und die beiden aufeinanderfolgenden Sendungen von den gleichen Personen moderiert werden (Ärzte u.a.).
    Ich habe ihn wörtlich zitieren können, weil ich einfach einiges mitgeschrieben habe.

    Bitte:
    könntest Du dafür sorgen, dass der Tippfehler-teufel sein Unwesen in Deinem Blog unterlässt: der vergessene Professor heisst nicht Jean-Claude Schermann, sondern CHERMANN. Es gibt im Web eine Reihe hochinteressante Artikel über ihn („überraschende“ Persönlichkeit wie Montagnier) und über das Thema überhaupt, wie z.B. diesen:

    http://www.pasteur.fr/actu/presse/com/dossiers/Sida/decouverte.htm

    Chermann wurde von seinem Chef (von Pasteur) zur Unterzeichnung des „Kuhhandels“ zwischen Chirac und Reagan gezwungen – und hat daraufhin demissioniert. Was man ihm nie verziehen hat. So etwas ist unanständig!!

  7. @ Ulysse:
    ich ahbne diesen herrn druckfehlerteufel zum selbigen gejagt 😉
    und danke für die ergänzungen zur hierzulande vermutlich weitgehend unbekannten chermann-geschichte!

  8. Unter 5 habe ich einen unverzeihlichen Fehler im Zitat von Prof Rozenbaum in Französisch gemacht. Pardon für die, die es erkannt haben. Naturlich muss es heissen: .. des homosexuels qui étaient atteints …

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