Françoise Barré-Sinoussi neue Präsidentin der IAS

Françoise Barré-Sinoussi ist für die kommenden zwei Jahre neue Präsidentin der International Aids Society IAS. Sie wird Nachfolgerin von Dr. Elly Katabira.

Prof. Françoise Barré-Sinoussi ist derzeit Direktorin für Retrovirus-Infektionen (Unité de Régulation des Infections Rétrovirales ) am Institut Pasteur in Paris. 2008 erhielt sie für die Entdeckung von HIV den Nobelpreis für Medizin (siehe ondamaris 08.10.2008: Wissenschaftskrimi um den Aids-Erreger).

Auf der XIX. Internationalen Aids-Konferenz in Washington war Françoise Barré-Sinoussi führend an der dort auf den Weg gebrachten ”Strategie zur Heilung von HIV” beteiligt, deren Ko-Vorsitzende sie ist. Barré-Sinoussi ist Mitglied der französischen Akademie der Wissenschaften.

Françoise Barré-Sinoussi, neue Präsidentin der International Aids Society IAS (Foto: Institut Pasteur)
Françoise Barré-Sinoussi , neue Präsidentin der International Aids Society IAS (Foto: Institut Pasteur)

Als Präsidention der IAS wird Prof. Françoise Barré-Sinoussi auch Leiterin der ‚7th IAS Conference on HIV Pathogenesis, Treatment and Prevention‘ (IAS 2013) sowie der XX. Internationalen AIDS Konferenz (AIDS 2014) sein.

Die IAS ist u.a. Veranstalter der Internationalen Aids-Konferenzen, die alle zwei Jahre (zuletzt 2012 in Washington) stattfinden.

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IAS 27.07.2012: Françoise Barré-Sinoussi (France) Becomes IAS President Chris Beyrer (USA) Becomes IAS President-Elect, Dr. Anton Pozniak (UK) is the New Treasurer (pdf)

Der Weg zur Heilung von HIV ?

Eine “ Strategie zur Heilung von HIV “ brachten Wissenschaftler am 19. Juli 2012 in Washington auf den Weg – gemeinsame Anstrengungen, um die HIV-Infektion heilen zu können. Ihrer Ansicht nach der einzige Weg, dauerhaft die Aids-Krise zu beenden, die HIV-Epidemie zu stoppen, so die Wissenschaftler.

Françoise Barré-Sinoussi, die 2008 für die Entdeckung von HIV den Nobelpreis für Medizin erhielt (siehe ondamaris 08.10.2008: Wissenschaftskrimi um den Aids-Erreger), hält eine Heilung für machbar – die so genannten ‚Elite-Controller‘ (Menschen, die seit langem mit HIV infiziert sind, ohne Medikamente zu nehmen – und ohne zu erkranken) würden den Weg weisen:

„I think it’s possible because we have this category of patients we call the „elite controller“. … Those elite controllers never receive ART [antiretroviral therapy]. For some of them it is 20 years since they were infected with HIV. They have no detectable levels of virus in the blood. They have not only no detectable virus but the size of the reservoir is very low. So it is a strong argument to say if you have a very low level of reservoir, maybe you can stop the treatment.“

HIV cure - Strategie zur Heilung von HIV (Logo: IAS)
HIV cure - Strategie zur Heilung von HIV (Logo: IAS)

UNAIDS-Generaldirektor Michel Sidibé lobte die neue Strategie. Die vorangegangene Generation habe für Behandlungsmögflichkeiten gekämpft, die jetzige Generation müsse für die Heilung von HIV kämpfen:

„The previous generation fought for treatment. Our generation must fight for a cure.“

Die Strategie zur Heilung von HIV – „The strategy – Towards an HIV Cure“ – wurde offiziell auf einem internationalen Symposium im Vorfeld der von der International Aids Society IAS veranstalteten XIX. International Aids Conference (Aids2012) in Washington gestartet.

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weitere Informationen:
IAS: The strategy – Towards an HIV Cure
IAS: “Towards an HIV Cure”: Global Scientific Strategy (Updated April 2012) (pdf)
Guardian 19.07.2012: A cure for Aids?
DAH-Blog 21.07.2012: Bericht aus Washington (1): “Wir müssen das jetzt anpacken!”
DAH-Blog 23.07.2012: Bericht aus Washington (2): Pioniere der Heilung
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Welt-Aids-Konferenz Wien: Kurz-Berichte 23.07.2010 (akt.)

In Wien findet vom 18. bis 23. Juli 2010 die XVIII. Welt-Aids-Konferenz statt. Im Folgenden Kurzberichte über einige wichtige Themen, die auf der Konferenz behandelt wurden. Diese Übersicht wird im Verlauf der Konferenz fortlaufend aktualisiert – Tag 5, 23. Juli 2010:

Elly Katabira aus Uganda neuer IAS-Chef

Zwei Jahre war der Kanadier Julio Montaner Chef der International Aids Society, der Veranstalterin der Welt-Aids-Konferenzen. Nun wird er im August 2010 abgelöst von Prof. Elly Katabira aus Uganda. Katabira ist derzeit Associate Professor of Medicine an der Makerere University / College of Health Sciences in Kampala, Uganda.
Nachfolgerin Katabiras wird mit Beendigung der Welt-Aids-Konferenz 2012 in Washington dann die Nobelpreisträgerin Prof. Barré-Sinoussi werden.

IAS: Biographie Elly Katabira (pdf)
IAS 23.07.2010: Elly Katabira Becomes IAS President Francoise Barre-Sinoussi Becomes IAS President Elect

Homophobie erhöht HIV-Risiko – zeigt Studie aus Uganda

In Kampala (Uganda) haben Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), und die homophobe Gewalt oder Missbrauch erlebten, ein fünffach erhöhtes Risiko, HIV-positiv zu sein. Dies berichteten Forscher über eine (um die Zielgruppe besser zu erreichen nach dem Schneeball-Prinzip aufgebaute) Studie, die zwischen Mai 2008 und April 2009 in Kampala stattfand. 3030 Männer, die in den vergangenen drei Monaten Analverkehr mit anderen Männern hatten, nahmen an der Studie teil. Die HIV-Prävalenz lag bei 13,7% (Kampala erwachsene Männer 4,5%). Von allen Studienteilnehmern waren 37% bisher schon einmal körperlich missbraucht worden, 26% waren zum Sex gezwungen worden. Männer, die jemals Gewalt oder Missbrauch erlebt hatten, hatten ein nahezu fünffach höheres Risiko, mit HIV infiziert zu sein.

aidsmap 22.07.2010: Ugandan study shows why human rights are central to HIV prevention with African men who have sex with men

Hirschel: Pillen in Afrika wirksamer als Kondome zur Prävention

Vor drei Jahren versetzte Prof. Bernard Hirschel mit dem EKAF-Statement die Welt in Aufregung. Die Aufregung hat sich gelegt, inzwischen ist das EKAF-Statement in Form der Viruslast-Methode längst in der Praxis angekommen. Hirschel aber hat schon die nächste Provokation bereit: „AIDS-Medikamente sind [zur Prävention] in Afrika wirksamer als Kondome“, sagte er am 21. Juli auf der XVIII. Welt-Aids-Konferenz („Aujourd’hui, le traitement est plus efficace que le préservatif en Afrique“). Mit einer Serie von Studien untermauerte er seine Aussage …

Libération 22.07.2010: Vienne 2010: « En Afrique, le traitement contre le sida est plus efficace que le préservatif »

Weltbank: Geld schützt vor HIV

Reduzieren kleine Geldbeträge das Risiko, sich mit HIV zu infizieren? Zu bemerkenswerten Resultaten und Erkenntnissen kommt die Weltbank:
In Malawi erhielten im Rahmen einer Studie an 3.769 jungen Frauen eine Gruppe junger Mädchen zwischen 13 und 22 monatlich umgerechnet 15 US-Dollar, wenn sie regelmäßig zur Schule kamen. Eine Kontrollgruppe erhielt keine Geldbeträge für regelmäßigen Schulbesuch.  18 Monate nach beginn de Programms im Januar 2008 zeigte sich ein überraschendes Ergebnis: in der Gruppe der Mädchen, die Geld als Belohnung für regelmäßigen Schulbesuch erhielten, lag die HIV-Infektionsrate bei 1,2%, in der Kontrollgruppe (ohne ‚Belohnungsgeld‘) hingegen bei 3%, eine um 60% niedrigere Prävalenz. Noch deutlicher war der Unterschied bei Herpes-Infektionen. Die Weltbank vermutet als Ursache einen „Einkommens-Effekt auf das Sexualverhalten“: The key seems to be an “income effect” on the sexual behaviors of young women receiving cash payments. A year after the program started, girls who received payments not only had less sex, but when they did, they tended to choose safer partners … In fact, the infection rate among those partners is estimated to be half of that of partners of the control group.“

Worldbank 19.07.2010: Malawi and Tanzania Research Shows Promise in Preventing HIV and Sexually-Transmitted Infections

Migranten: im Gastland höheres HIV-Risiko als im Heimatland

Niederländische Epidemiologen haben mit einem mathematischen Modell  herausgefunden, dass in den Niederlanden lebende heterosexuelle Migranten aus Afrika und der Karibik ein höheres Risiko haben, sich mit HIV zu infizieren, als sie es in ihrem Heimatland hätten. Als Ursache sehen sie an, dass Migranten bei Einreise in ihr Gastland in sehr eng begrenzten sexuellen Netzwerken von Menschen gleicher Herkunft leben und sich kaum mit der lokalen Bevölkerung vermischen.
In den Niederlanden liegt die HIV-Inzidenz bei 1 HIV-Infektion auf 47.000 Menschen im Jahr, bei in den Niederlanden lebenden Migranten aus Afrika liegt dieser Wert hingegen deutlich höher bei 1 : 1.170, aus der Karibik bei 1 : 4.600.

aidsmap 22.07.2010: Immigrants are more risk of HIV in their host country than back at home

Die Zukunft des Aids-Aktivismus

In zwei Sessions befasste sich die XVIII. Welt-Aids-Konferenz mit der Zukunft des Aids-Aktivismus. Beide Sessions befassten sich schwerpunktmäßig mit der Geschichte von TAC, der Treatment Action Campaign, die sich lange mit einer vergleichsweise untätigen Regierung Südafrikas auseinander setzen musste. Eine Auseinandersetzung, die von großen erfolgen gekrönt war. Doch Aktivisten befürchten, dass nach diesen Erfolgen eine Zeit des weniger engagierten Aktivismus folgen könnte. Es sei schwierig, die Energie der letzten Jahre auch die nächsten zehn Jahre aufrecht zu erhalten. Eine Gefahr liege zudem darin, wenn man für politische Ziele kämpfe zu glauben mit deren erreichen sei alles getan. Die eigentliche Arbeit beginne erst danach.

aidsmap 22.07.2010: The future of AIDS activism: looking for sustained energy and new tactics 10 years after Durban

Junge Menschen verändern ihr Sexualverhalten

Weltweit, besonders aber in Subsahara-Afrika veränderten junge Menschen ihr Sexualverhalten. Sie würden später sexuell aktiv, hätten weniger Partner und benutzten zunehmend Kondome. Dies betont ein neuer Report von UNAIDS.  Dr. Peter Ghys, Chefepidemiologe von UNAIDS, stellte die Daten auf der XVIII. Welt-Aidskonferenz in Wien vor. In zahlreichen Staaten der Region gehe zudem die HIV-Prävalenz deutlich zurück. Zwischen beiden Entwicklungen, der Veränderung des Sexualverhaltens und dem Rückgang der HIV-Prävalenz, gebe es eine deutliche Übereinstimmung.

UNAIDS: reductions in HIV prevalence among young people have coincided with a change ins exual behaviour patterns among people (pdf)
UNAIDS 22.07.2010: Young people interpret new UNAIDS data

Aids-Medikamente knapp – in Frankreich …

Schon seit einigen Wochen erscheinen gelegentlich Berichte über Probleme mit der Versorgung mit Aids-Medikamenten in Frankreich. Inzwischen thematisiert ACT UP die Versorgungskrise deutlicher – und kritisiert u.a. das französische Gesundheitsministerium.
Es scheint in Frankreich den Berichten zufolge Unterbrechungen in den Lagerbeständen zu geben, so dass nicht jedes Rezept sofort eingelöst werden kann, es manchmal zu Wartezeiten von mehreren Tagen kommt. Die Versorgungsengpässe seine schon früher gelegentlich aufgetreten, häuften sich dieses Jahr aber besonders. Die Quotierung sowie Re-Exporte seien Ursache des Problems, so die Hersteller. Konkreter Auslöser dr aktuellen Situation scheint auch ein Streik beim Hersteller GlaxoSmithKline (GSK) zu sein.

ACT UP Paris 22.07.2010: C’est l’été, il n’y a plus d’ARV !
Le Figaro 24.07.2010: Sida : certains médicaments difficiles à trouver en France

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siehe auch XVIII. Welt-Aids-Konferenz Wien: Kurzberichte 22.07.2010
siehe auch XVIII. Welt-Aids-Konferenz Wien: Kurzberichte 21.07.2010
siehe auch XVIII. Welt-Aids-Konferenz Wien: Kurzberichte 20.07.2010
siehe auch XVIII. Welt-Aids-Konferenz Wien: Kurzberichte 19.07.2010

Wissenschaftskrimi um den Aids-Erreger

Die Nobelpreise für Medizin 2008 gehen an drei Forscher, die sich um die Entdeckung von Viren verdient gemacht haben – Harald zur Hausen für die Entdeckung, dass Papilloma-Viren Gebärmutterhalskrebs auslösen, sowie Francoise Barré-Sinoussi und Luc Montagnier für die Entdeckung von HIV. Hinter der Auszeichnung der HIV-Entdecker verbirgt sich ein Wissenschafts-Krimi um Intrigen, Prozesse und Profite.

Luc Montagnier und Francois Barré-Sinoussi (Foto: Institut Pasteur)
Luc Montagnier und Francois Barré-Sinoussi (Foto: Institut Pasteur)

Anfang der 1980er Jahre. Zunächst ohne erkennbare Ursachen erkranken junge Männer an einer seltene Form von Lungenentzündung. Die Zahl der Erkrankten wächst ab 1981, vor allem Homosexuelle erkranken. Bald wird eine Immunschwäche als hinter den Erkrankungen liegende Konstellation erkannt. Sie wird mit „GRID“ benannt – „gay related immune deficiency“. Ihre Ursache bleibt zunächst im Dunkel.

1983 – am Institut Pasteur, an dem Luc Montagnier die von ihm 1972 gegründete „Unité d’oncologie virale“ leitet, kann Francoise Barré-Sinoussi nach bereits im Dezember 1982 begonnenen Arbeiten in Zellen, die aus den Lymphknoten von Erkrankten stammen, ein Virus nachweisen. Bald schon vermuten sie, dass dieses Virus der Auslöser der seltsamen Immunschwäche sein könnte. Sie zeigen auf, wie das von ihnen entdeckte Virus in menschlichen Zellen wirkt und legen damit den Grundstein für die Entwicklung von Therapien. Beide beantragen ein Patent – auf einen von ihnen am Institut Pasteur entwickelten Test zum Nachweis dieses Virus. Sie benennen dieses Virus LAV (Lymphadenopathie-assoziiertes Virus).

Ebenfalls 1983 – in den USA. Der Italo-Amerikaner Robert Gallo ist Wissenschaftler der National Institutes of Health (NIH), nach der Entdeckung von HTLV I und II bereits sehr bekannt und nicht minder ehrgeizig als Montagnier. Auch in seiner Forschergruppe wird untersucht, warum manche Menschen plötzlich eine Immunschwäche aufweisen. Gallos Gruppe findet bald – ein Virus, das auch diese Gruppe als Ursache der Immunschwäche erkennt. Gallos Gruppe bezeichnet dieses Virus als HTLVIII, da es der Gruppe der bereits bekannten Humanen T-Zell-Leukämie verursachenden Viren verwandt ist. Auch Gallo beantragt ein Patent – sechs Monate, nachdem dies die französische Gruppe beantragt hat.

1984 – auf einer Pressekonferenz in Washington am 23. April 1984 erklärt Margaret Heckler, Leiterin des HHS (US-Gesundheitsbehörde), Robert Gallo publicityträchtig zum Entdecker des Aids-Erregers, die Arbeiten der französischen Kollegen völlig ignorierend. Gallo wird schon bald ein US-Patent zugesprochen – noch vor den Franzosen.

Montagnier und seine Gruppe waren wohl mehr als irritiert – zumal gerade dieser Herr Gallo im Jahr 1983 eine Probe zu Forschungszwecken aus eben dem Labor des Herrn Montagnier erhalten hat. Hat Gallos Gruppe also nur entdeckt, was Montagniers Gruppe längst gefunden hatte?
Alles purer Zufall, rechtfertigt sich Gallo. Auch als offenbar wird, dass das Virus, mit dem seine Gruppe arbeitet, aus dem Pariser Labor stammte, rechtfertigt er sich, die Pariser Probe habe nur seine Probe verunreinigt.

Bis weit ins Jahr 1987 streiten beide Seiten vor Gericht und in den Medien heftigst um die Frage, wer von ihnen den Aids-Erreger entdeckt hat. Erst Frankreichs Präsident Chirac und US-Präsident Reagan finden im März 1987 zu einer Einigung des Streits – beide werden zu Ko-Entdeckern erklärt, Montagnier in Gallos Patent mit eingetragen und die Patent-Einnahmen geteilt.

Doch Zweifel bleiben, immer wieder wird vermutet, Montagniers Gruppe sei mit ihrem LAV der eigentliche Entdecker des Aids-Erregers, nicht Gallos Gruppe mit ihrem HTLVIII.

Inzwischen gilt in Wissenschaftskreisen längst als weitgehend unbestritten, dass Montagniers Gruppe das alleinige Verdienst zustehe, 1983 den Erreger der Immunschwäche Aids entdeckt zu haben.

Insofern bringt die Verleihung des Nobelpreises für Medizin auch ein Stück Wissenschafts-Krimi zum Abschluss. Montagnier und Barré-Sinoussi werden geehrt, Gallo erhält eine öffentliche Ohrfeige.
Nicht vergessen werden sollte bei den vergangenen wechselseitigen Auseinandersetzungen allerdings, dass es neben einem bedeutenden Preis für eine bedeutende praxisnahe medizinische Forschung, neben viel Ruhm und Ehre auch um finanzielle Interessen, um viel Geld geht – die Patentrechte aus HIV-Antikörper-Tests.

Und der Name? HIV? Nicht LAV oder HTLVIII?
Ja, HIV – das Humane Immundefizienz Virus. Die Namensverwirrung um zwei Namen für ein identisches Virus hält nicht lange an. Eine einheitliche Benennung des Aids auslösenden Virus wird im Mai 1986 beschlossen. Das Internationale Kommittee für Virus-Taxonomie (ICTV) benennt LAV und HTLV III während eines AIDS-Kongresses in Paris um in “Human Immuno Deficiency Virus” (HIV) [siehe auch Rubrik ‚AidsZeiten‚ hier].

Nachtrag:
12.12.2008: Eine Verleihung, die Unruhe auslöst. Hätte auch Gallo dern Preis bekommen sollen? ‚Brauchen wir eine Reform bei den Nobelpreisen?‘, fragt die FAZ im Gespräch mit Reinhard Kurth..

Nobelpreis für teure Plazebos

Nachdem durch die Presse und anderen Medien ja breit durch ist, dass Françoise Barré-Sinoussi und Luc Montagnier für ihre Arbeiten zu HIV / Aids den Medizin-Nobelpreis 2008 zugesprochen bekommen haben, bleibt vielleicht eine Ergänzung erwähnenswert: der Preisträger eines ‚alternativen Medizin-Nobelpreises‘:

Den ‚Ig® Nobel Prize‘, verliehen von ‚Improbable Research Inc.‘, erhalten in diesem Jahr Dan Ariely, Rebecca L. Waber, Baba Shiv und Ziv Carmon. Sie haben eine bahnbrechende Arbeit zur Wirkung von Medikamenten publiziert.

Die Wissenschaftler haben in ihrer im Fachblatt JAMA publizierten Studie gezeigt, dass teure Plazebos besser wirken als billigere Plazebos.

Improbable Research formuliert zu ihren Preisverleihungen 2008:

„MEDICINE PRIZE. Dan Ariely of Duke University (USA), Rebecca L. Waber of MIT (USA), Baba Shiv of Stanford University (USA), and Ziv Carmon of INSEAD (Singapore) for demonstrating that high-priced fake medicine is more effective than low-priced fake medicine..
REFERENCE: „Commercial Features of Placebo and Therapeutic Efficacy,“ Rebecca L. Waber; Baba Shiv; Ziv Carmon; Dan Ariely, Journal of the American Medical Association, March 5, 2008; 299: 1016-1017.“

Wer der Preis-Verleiher ist? Und was diese „improbable research“? Improbable Reserch ist „research that makes people laugh and then think„, erklären sie selbst. „We also hope to spur people’s curiosity, and to raise the question: How do you decide what’s important and what’s not, and what’s real and what’s not — in science and everywhere else?“

[via Stationäre Aufnahme]

PS – Francoise wer – mag mancher Leser denken. Hier ein Interview mit ihr anlässlich der Nobelpreis-Zuerkennung (in französischer Sprache)

Geradezu bahnbrechende Erkenntnisse moderner Medizin: teure Plazebos (wir erinnern uns, Plazebos sind wirkungslose Pillen) wirken besser als billigere Plazebos. Die Pharmabranche jubelt, die Kassenfürsten bekommen noch zerfurchtere Gesichter … und Patienten raufen sich die Haare, wie, ‚billig wirkungslos‘ wirkt nicht so gut? Doch nicht ‚billig will ich‘? Und überhaupt, was sagt die Besorgniszentrale dazu?