HIV-Inzidenzstudie

Wie viele Menschen infizieren sich in Deutschland jährlich mit HIV? Bisherige Zahlen basieren auf Schätzungen – mit einer derzeit laufenden Studie will das Robert-Koch-Institut Daten zu frischen HIV-Infektionen sammeln.

Wie viele Menschen infizieren sich jährlich mit HIV? Zwar publiziert das Robert-Koch-Institut jährlich Fragen hierzu, diese basieren jedoch auf Schätzungen.

Gemessen wird bisher, wie viele HIV-Infektionen in einem Jahr neu diagnostiziert werden. Dies sagt jedoch zunächst nichts darüber aus, wann sich die Person mit HIV infiziert hat (sondern nur über den Zeitpunkt des positiven HIV-Tests). Gemessen werden die Neu-Diagnosen, nicht die Neu-Infektionen.
Eine interessante Basis zur Beurteilung der Situation, aber auch für die HIV-Prävention wäre jedoch auch eine bessere Kenntnis des aktuellen Infektionsgeschehens – sprich der Zahl derjenigen Menschen, die sich in einem Zeitraum frisch mit HIV infizieren (HIV-Neuinfektionen). Die  Zahl der HIV-Neudiagnosen pro Zeiteinheit wird als HIV-Inzidenz bezeichnet.

Das Robert-Koch-Institut führt hierzu seit November 2007 eine Studie zur Bestimmung der Inzidenz von HIV-Infektionen in Deutschland durch. Ziel dieser HIV-Inzidenz-Studie ist insbesondere die „Ermittlung des Anteils frischer (inzidenter) HIV-Infektion unter den neu diagnostizierten HIV-Infektionen über einen Zeitraum von zweimal 12 Monaten in Deutschland“.

Diese HIV-Inzidenz-Studie wird seit dem 1. November 2007 durchgeführt. Sie wird durch das Bundesministerium für Gesundheit gefördert. Die Laufzeit der Studie beträgt drei Jahre. Der jetzigen HIV-Inzidenz-Studie ging eine Pilotphase voran, die von November 2005 bis Februar 2007 in Berlin stattfand.

Zum Hintergrund der Inzidenzstudie erläutert das RKI:

„Diese Fallmeldungen der neu diagnostizierten HIV-Infektionen spiegeln jedoch nicht die tatsächliche HIV-Inzidenz, also die Anzahl der neu erworbenen Infektionen wieder, sondern sie stellen die Summe aus frischen und länger zurückliegenden, erstmalig diagnostizierten HIV-Infektionen dar. Die Qualität dieser Daten hängt vom Meldeverhalten der Labore und Ärzte ab. Weitere Faktoren, die die Meldedaten beeinflussen können, sind das Angebot von Testmöglichkeiten und die Inanspruchnahme solcher Testangebote. Insbesondere Veränderungen dieser Parameter im Zeitverlauf können die Interpretation der Daten erschweren.

Die Anzahl frisch erworbener Infektionen (inzidenter Fälle) ist ein sehr aktueller Indikator, der auf eine veränderte epidemiologische Situation hinweisen kann und dadurch eine zeitnahe Anpassung von Präventionsprogrammen ermöglicht. Durch Bestimmung der Inzidenz kann z.B. das Übertragungsniveau und dessen Änderung bzw. Dynamik in bestimmten Risiko- oder Altersgruppen erfasst werden.“

Das RKI über die Studie:

„Nach Abschluss einer Pilotphase in Berlin sollen jetzt in der HIV-Inzidenzstudie bundesweit Daten zum Anteil frischer HIV-Infektionen und zu Wissen, Einstellungen, Verhalten und Praktiken bezüglich HIV/AIDS gesammelt werden. Die Datensammlung erfolgt anonym und unverbunden. Die Studie wird in Kooperation mit etwa 90 Laboren sowie Praxen, Kliniken, Gesundheitsämtern und Beratungsstellen in sechs Regionen in Deutschland durchgeführt.“

Weitere Informationen:
Epidemiologisches Bulletin 47 / 2006: RKI-Pilotstudie zu inzidenten HIV-Infektionen in Berlin
Epidemiologisches Bulletin 1/2008: Zur Bestimmung der Inzidenz von HIV-Infektionen in Deutschland
Robert-Koch-Institut: HIV-Inzidenzstudie
ondamaris: HIV-Neuinfektionen – Hintergrundinformationen