HIV-Elite-Controller -warum leben einge Menschen fast ’normal‘ mit HIV?

Einigen wenigen HIV-Infizierten gelingt es, HIV auch ohne Medikamente langfristig unter Kontrolle zu halten. Warum? Welche Faktoren spielen dabei eine Rolle? Und kann von ihnen für HIV-Therapie und -Impfung gelernt werden? HIV-Elite-Controller – ein spannendes Randgebiet der Aids-Forschung.

Die Frage, warum leben einige Menschen länger mit HIV, erkranken nicht oder erst nach sehr viel längerer Zeit, diese Frage beschäftigt Aids-Forscher wie auch HIV-Positive schon seit Beginn der HIV-Epidemie. Viele Namen wurden schon verwendet, Langzeit-Überlebende, Long-Term Non-Progressors, Langzeit-Positive, und nun ‚HIV-Elite-Controller‚.

Doch – HIV-Elite-Controller, dieser Begriff bezeichnet mehr als ’nur‘ einen Langzeit-Positiven. Mit ‚Elite-Controller‘ werden HIV-Infizierte bezeichnet, deren Immunsystem die HIV-Infektion über einen langen Zeitraum unter Kontrolle halten kann, die in dieser Zeit eine sehr niedrige oder auch eine nicht nachweisbare HIV-Viruslast haben, und das ohne antiretrovirale Medikamente einzusetzen.

Denn ganz offensichtlich sind nicht alle Immunsysteme gleich. Während die Mehrzahl der HIV-Positiven ohne den Einsatz von Medikamenten nach gewissser (manchmal größerer, manchmal geringerer) Zeitspanne schwer erkrankt, schafft es bei einem sehr geringen Anteil der Positiven das Immunsystem, die HIV-Infektion langfristig unter Kontrolle zu halten. Positive, die langfristig trotz HIV-Infektion eine fast normale Gesundheit haben, fast normale CD4-Werte – und eine Viruslast unter 50 Kopien, ohne Medikamente. Weit unter ein Prozent der HIV-Positiven haben dieses ‚andere‘ Immunsystem, schätzen Forscher.

Schon bald, nachdem dieses Phänomen erstmals beschrieben wurde, widmeten sich Forscher weltweit der Frage nach dem ‚warum‘. Was befähigt einige Menschen, nahezu normal mit HIV zu leben? Inzwischen werden internationale Forschungsanstrengungen von einer eigenen Organisation koordiniert, dem ‚HIV Elite Controllers Consortium‚.

Die Forscher gehen vielen Spuren, Konzepten nach. Liegt es am infizierenden Virus, vielleicht einem besonders ’schwachen HIV-Stamm? Oder eher an Faktoren des Menschen, der infiziert wurde? Weist sein Immunsystem besondere Eigenschaften, Fähigkeiten auf? Gibt es genetische Besonderheiten?

Auch wenn keiner sich ’sein Virus ‚aussuchen‘ kann, und erst Recht nicht sein Immunsystem – die Forscher hoffen, Antworten auf das ‚warum‘ zu finden. Antworten, die sich irgendwann in Zukunft vielleicht in konkreten Nutzen umsetzen lassen. Wenn Ursachen gefunden wären, stünde als erstes die Frage an, wie diese ’schützenden Besonderheiten‘ anderen zugänglich, nutzbar gemacht werden könnten. Lassen sich hieraus neue Ansätze für die HIV-Impfstoff-Forschung gewinnen, vielleicht auch in Richtung therapeutischer Impfung? Lassen sich ’normale‘ Positive in ‚HIV Elite Controller‘ verwandeln?
Viele Frage beschäftigen die Forscher, und bisher gab es viele Spekulationen jedoch kaum Antworten.

Eine allerdings schon: selbst die ‚HIV-Elite-Controller‘ sind vermutlich nicht „the lucky few“, die wenigen Glücklichen. Neuere Studien ergeben, dass auch bei ihnen ein hohes Maß an Aktivierung des Immunsystems gezeigt werden kann. Einer Aktivierung, die von HIV verursacht ist, einer Aktivierung, die das Immunsystem schwächt. Einer Immunaktivierung, die bei HIV-Positiven mit erfolgreicher Medikamenten-Therapie deutlich geringer ist.

Was das Ziel ist? Einer der Forscher, die sich seit langem mit ‚HIV-Elite Controllern‘ beschäftigt, der Londoner Prof. Frances Gotch, erklärt es einfach „Unser Ziel ist, dass chronisch mit HIV Infizierte eher wie ‚HIV Elite Controller‘ leben. Unsere Hoffnung ist, dass wir in Zukunft in die Lage kommen, die antiretrovirale Therapie deswegen absetzen zu können.“

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