Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA hat am 22. März 2011 ihr öffentliches Verzeichnis klinischer Studien online gestellt, das ‚EU Clinical Trials Register‘.
Erstmals werden in der Europäischen Union Informationen zu klinischen Studien frei online zugänglich zu Arzneimittel, die in den 27 Mitgliedsstaaten der EU sowie Island, Liechtenstein und Norwegen zugelassen sind. Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA (European Medicines Agency) stellte am 22. März 2011 ein entsprechendes Register online, das „EU Clinical Trials Register“.
Das Register (derzeit nur auf englisch) basiert auf Informationen aus der EudraCT-Datenbank der EU, deren Daten von den nationalen Arzneimittelbehörden eingepflegt werden.
Das neue Register ist Bestandteil des Projekts EudraPharm der Europäischen Union, einer Datenbank für alle in der Human- oder Veterinärmedizin eingesetzten Arzneimittel, die in der Europäischen Union (EU) und im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) zugelassen sind (Internetseite in allen Mitgliedssprachen).
Französischen Forscher ist es gelungen, weibliche Makaken durch einen experimentellen Impfstoff vor einer AIDS-Infektion zu schützen. Dieser Durchbruch, der am 25. Februar 2011 in der Fachzeitschrift Immunology veröffentlicht [1] wurde, ist das Ergebnis einer 15-jährigen Forschungsarbeit über das Eindringen des Virus in den Organismus und über die lokale Immunität der Schleimhäute.
An diesem Projekt waren Forscher der Universität Paris Descartes, des CNRS [2] und des Inserm [3] vom Cochin-Institut und das amerikanische Unternehmen Mymetics (Nyon, Schweiz) [4] beteiligt. Finanziert wurden diese Forschungsarbeiten vom französischen Institut für Aids- und Hepatitis-Forschung (ANRS) [5], SIDACTION – gemeinsam gegen Aids [6] und der Stiftung für medizinische Forschung (FRM) [7].
Ziel der meisten Forschungsarbeiten ist es, die Produktion von Antikörpern im Blut und/oder Killerzellen gegen HIV anzuregen. Die Innovation bei diesem neuen Impfstoff-Kandidaten ist, dass er die Produktion von Antikörpern in den Schleimhäuten ankurbelt. Diese Antikörper können einer HIV-Infektion sehr früh entgegenwirken, indem sie die Vermehrung der Viren und ihre Ausbreitung im Blut verhindern.
Der Impfstoff wurde fünf weiblichen Makaken (Macaca mulatta) intramuskulär und über die Nase verabreicht. Nach sechs Monaten wurden sie 13 Mal dem HIV durch vaginale Inokulation ausgesetzt. Weitere sechs Monate später wurden sie getestet: Sie waren HIV-negativ.
Eine Vergleichsanalyse der Antikörper, die durch Impfung in das Blut und in die Schleimhäute injiziert wurden, zeigt, dass die Makaken nur dank der spezifischen Antikörper der mukösen Virus-Oberfläche vor der Infektion geschützt waren. Dieser Antikörpertyp wurde auch schon bei Frauen nachgewiesen, die somit auf natürliche Weise gegen Aids immun wären, selbst wenn sie ungeschützten Geschlechtsverkehr hätten. „Aus diesem Grund gehen wir davon aus, dass unser Impfstoff-Kandidat diesen Typ von natürlicher Abwehr simuliert“, erklärt Morgane Bomsel, Forscherin am CNRS.
Der Impfstoff zeigte in vitro relativ gute Ergebnisse gegenüber dem HI-Virus der Subtypen B und C, die für 95% der Krankheitsfälle in den Vereinigten Staaten, Europa und Indien verantwortlich sind.
„Es liegt jedoch noch eine Menge Arbeit vor uns“, so Morgane Bomsel. Denn die Ergebnisse sind nur bedingt gültig: Der Impfstoff wurde bislang nur an weiblichen Affen getestet und schützt nur vor einer nicht-traumatischen vaginalen Infektion, was nicht unbedingt die Realität widerspiegelt. Als nächstes muss der Impfstoff an Männchen getestet und seine Wirksamkeit gegenüber anderen sexuellen Infektionswegen (Rektum, Oro- und Urogenitaltrakt) untersucht werden. Letztlich muss die Studie über einen längeren Zeitraum weitergeführt werden, insbesondere um die Wirkungsdauer der schützenden Immunantwort einschätzen zu können.
[1] Originalpublikation: „Immunization with HIV-1 gp41 Subunit Virosomes Induces Mucosal Antibodies Protecting Nonhuman Primates against Vaginal SHIV Challenges“, Immunity – 25.02.2011 – http://www.cell.com/immunity/abstract/S1074-7613%2811%2900036-7?switch=standard
[2] CNRS – französisches Institut für wissenschaftliche Forschung
[3] INSERM – französisches Institut für Gesundheit und medizinische Forschung
[4] Internet Webseite von Mymetics: http://www.mymetics.com/
[5] Internetseite des ANRS (auf Französisch): http://www.anrs.fr/
[6] Internetseite von SIDACTION – Ensemble contre le sida (auf Französisch): http://www.sidaction.org/
[7] Internetseite der Stiftung für medizinische Forschung (auf Französisch): http://www.frm.org/
Der Saarbrücker Bioinformatiker und Direktor am Max-Planck-Institut für Informatik, Professor Thomas Lengauer, ist gemeinsam mit den Kölner Medizinern Rolf Kaiser und Mark Ötte mit dem Heinz-Ansmann-Preis für AIDS-Forschung ausgezeichnet worden.
Ein Team von Wissenschaftlern und Klinikern, das von Lengauer zusammen mit Rolf Kaiser (Virologisches Institut der Universität zu Köln) und Mark Oette (Krankenhaus der Augustinerinnen Köln) geleitet wird, hat über mehr als zehn Jahre die Datengrundlage geschaffen und die bioinformatischen Methoden erarbeitet, um Resistenzen des HI-Virus gegen verschiedene Wirkstoffe zu untersuchen. Lengauer ist der erste Nicht-Mediziner, der mit diesem Preis ausgezeichnet wurde.
Das Max-Planck-Institut unter Thomas Lengauers Leitung entwickelte auf der Basis der gesammelten Daten eine Software, die Vorschläge für die Zusammenstellung einer für jeden AIDS-Patienten individuellen Liste von Wirkstoffen macht. Das Programm ist frei im Internet verfügbar (www.geno2pheno.org). Es schätzt das Maß der Resistenz der im Patienten gefundenen Virusvarianten gegen die einzelnen Wirkstoffe und ordnet Wirkstoffkombinationen nach der Wahrscheinlichkeit, dass sie gegen das Virus wirksam sind. Unterschiedliche Virus-Varianten weisen nämlich unterschiedliche Resistenzen gegen Wirkstoffe auf. Weltweit gab es bereits über 250.000 Anfragen an den geno2pheno-Server.
Grundlage für diesen neuartigen Ansatz, Virus-Resistenzen zu untersuchen, sind mathematische Modelle, die in der Datensammlung verborgene Muster und Zusammenhänge entdecken. Dieser mathematisch-systematische Ansatz ist eine wichtige Alternative zu bisherigen Methoden der Resistenzbestimmung, die alleine auf klinischer Expertise basieren. „In Studien wurde bestätigt, dass der mathematische Ansatz genauer ist als der expertenbasierte Ansatz, sobald Daten in ausreichendem Umfang und in geeigneter Qualität vorliegen“, erklärt Thomas Lengauer.
Die Ergebnisse der Studien von Lengauer, Kaiser und Oette sind unter anderem Grundlage der deutsch-österreichischen Leitlinien zur Behandlung der HIV-Infektion und haben dazu geführt, dass heute standardisiert therapiebegleitend auf Medikamentenresistenz des Virus getestet werden kann. Damit haben die Forscher Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung direkt in die klinische Praxis übertragen.
Der Heinz-Ansmann-Preis für AIDS-Forschung ist mit 15.000 Euro dotiert. Er wird seit den Achtzigerjahren alle zwei Jahre vergeben. Stifter ist die Düsseldorfer Heinz-Ansmann-Stiftung für AIDS-Forschung. Thomas Lengauer war in den letzten zwei Jahrzehnten an entscheidender Stelle am Aufbau der Bioinformatik in Deutschland und darüber hinaus beteiligt. Er ist für seine Beiträge auf diesem Gebiet bereits mit der Konrad Zuse Medaille und dem Karl-Heinz Beckurts Preis ausgezeichnet worden.
Die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) begrüßt die neue Maßnahme zur Forschungsförderung, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) heute beim World Health Summit in Berlin vorstellt. Danach fördert das BMBF ab 2011 mit 20 Millionen Euro die Entwicklung neuer Präventions-, Diagnose- oder Behandlungsmethoden für tropische vernachlässigte Krankheiten und für Krankheiten, die zu hoher Sterblichkeit bei Kindern und Schwangeren in Entwicklungsländern führen, zum Beispiel Malaria. Die neue Fördermaßnahme richtet sich an Produktentwicklungs- partnerschaften (PDPs) – internationale Non-Profit-Organisationen, die akademische Institute, öffentliche Forschungseinrichtungen, Pharmafirmen und Nichtregierungsorganisationen zusammenbringen. Mit diesem innovativen Modell haben PDPs bei der Erforschung und Entwicklung neuer Produkte für vernachlässigte und armutsbedingte Krankheiten in den letzten Jahren große Fortschritte erzielt.
„Ich begrüße es sehr, dass das Forschungsministerium endlich dazu beiträgt, die Forschungslücke bei vernachlässigten Krankheiten zu schließen, und Produktentwicklungspartnerschaften in seine Förderung aufnimmt“, sagt DSW-Geschäftsführerin Renate Bähr. „Denn täglich sterben mehr als 35.000 Menschen an vermeidbaren und behandelbaren Krankheiten vor allem in den ärmsten Ländern der Welt.“
Keine Förderung zu Aids-Prävention und Tuberkulose
Die Bundesregierung schließt in ihrer Fördermaßnahme allerdings die Forschung zu Tuberkulose und zu wichtigen Aids-Präventionsmöglichkeiten wie Mikrobizide und Aids-Impfstoffe aus. „Das ist nicht hinnehmbar“, betont Renate Bähr. „Denn gerade bei der Aids-Prävention besteht nach wie vor ein großer Handlungsbedarf. Noch immer kommen auf zwei Aidspatienten, die antiretrovirale Medikamente erhalten, fünf Menschen, die sich neu mit HIV infizieren. Vor allem Frauen in Entwicklungsländern brauchen Präventionsmethoden wie Mikrobizide, mit denen sie sich unabhängig von ihrem Partner vor HIV schützen können. Hier haben jüngste Studien Erfolg versprechende Ergebnisse gezeigt. Auch Aids-Impfstoffe – selbst mit partieller Wirksamkeit – sind ein zentrales Instrument im Kampf gegen Aids. Deshalb fordere ich die Bundesregierung auf, in ihrer nächsten Förderrunde unbedingt die Erforschung von Aids-Prävention und Tuberkulose aufzunehmen.“
Vernachlässigte und armutsbedingte Krankheiten
Vernachlässigte und armutsbedingte Krankheiten sind Krankheiten, die vor allem Menschen in Entwicklungsländern treffen und zu deren Bekämpfung es keine hinreichende Forschung und Entwicklung gibt. Zu diesen Krankheiten gehören 14 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) benannte Tropenkrankheiten, zum Beispiel die Schlafkrankheit, sowie Tuberkulose, Malaria und HIV/Aids. Millionen von Menschen, die hauptsächlich in ärmeren Ländern leben, werden derzeit von medizinischen Fortschritten bei Prävention, Diagnose und Behandlung ausgeschlossen.
Das Konzept einer ‚therapeutischen Impfung‘ HIV-Positiver könnte entgegen früheren Einschätzungen doch machbar sein. Darauf deuten Daten kleinerer Studien hin.
Die Zahl der verfügbaren Medikamente zur Behandlung einer HIV-Infektion steigt. Doch – wäre es nicht sinnvoll, das Immunsystem des menschlichen Körpers selbst gegen das HI-Virus vorgehen zu lassen? Und das Immunsystem dabei zu unterstützen – mit einer ‚therapeutischen Impfung‘? Diese Idee bewegt seit Jahren HIV-Positive, Behandler und Forscher.
Als „therapeutische Impfung“ wird ein Impfstoff bezeichnet, der eine Immunreaktion auslösen soll, die der Behandlung einer bereits vorhandenen Infektion dient (im Gegensatz zu einer prophylaktischen Impfung, die der Verhinderung einer Infektion dienen soll).
Nun geben Ergebnisse einiger kleiner Studien Hinweise, dass das Konzept einer therapeutischen Impfung machbar sein könnte.
Auf der XVIII. Internationalen Aids-Konferenz in Wien wurden im Workshop „B52 Therapeutic vaccine and immune based therapy trials“ Daten mehrerer kleiner Studien mit experimentellen Impfstoffen vorgestellt. Die Substanzen waren in der Lage, moderat aber signifikant die Viruslast zu reduzieren. Manche führten auch zu einer Erhöhung der CD4-Zellzahl.
Zwei von Biotechnologie-Unternehmen (Genetic Immunity sowie Argos Therapeutics) entwickelte Substanzen versuchen, die Wirksamkeit der Immunantwort der sogenannten dendritischen Zellen (Immunzellen, die die Arbeit von T-Zellen beeinflussen) zu erhöhen. Ein anderer Ansatz (FIT Biotech) versucht, mit Gen-Schnipseln eine Immunität gegen bestimmte virale Proteine zu erzeugen.
Bei allen Studien handelt es sich im kleine Phase-II-Studien. Ob die Konzepte und Substanzen tatsächlich eine Wirksamkeit zeigen, können erst größere Phase-III-Studien ergeben. Schon die sehr geringe Anzahl an Studien-Teilnehmern sollte Anlass sein, jetzt nicht falsche Hoffnungen zu wecken, kommentierten Aids-Forscher. Joep Lange, Aids-Forscher aus Amsterdam und früherer Präsident der International Aids-Societey, ergänzte, selbst wenn therapeutische Impfungen in der Praxis funktionieren würden, seien sie niemals in der Lage, antiretrovirale Medikamente zu ersetzen.
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Das Konzept einer „therapeutischen Impfung“, einer Impfung HIV-Positiver mit dem Ziel ihrem Immunsystem einen effektiveren Kampf gegen HI-Viren zu ermöglichen, dieses Konzept wird schon seit vielen Jahren immer wieder diskutiert. Gerade nach diversen Rückschlägen bei der Erforschung eines prophylaktischen (eine Infektion verhindernden) Impfstoffes wurde eine therapeutische Impfung bei HIV zunehmend für prinzipiell nicht machbar erachtet.
Die jetzt vorgelegten Daten wecken Hoffnungen, dass eine therapeutische Impfung bei HIV-Infektion doch machbar sein könnte. Nicht mehr – aber auch nicht weniger.
weitere Informationen:
Vardas E. et al.: Indicators of therapeutic vaccine effect using GTU-MultiHIV B clade DNA in treatment-naïve subtype C HIV-1 infected subjects (abstract)
Routy, J.-P.: HIV-1 infected subjects treated with an autologous dendritic cell therapy (AGS-004), exhibited a significant reduction in viral load (when compared to pre-ART viral load) and delay in the time to viral rebound during a 12 week STI (abstract)
Nature 27.07.2010: Therapeutic HIV vaccines show promise
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Wie geht ein Pharmakonzern, und wie ein Referent auf einer bedeutenden Aids-Konferenz damit um, dass es in einer Studie mit einem experimentellen Aids-Medikament zu einer nennenswerten Zahl an Todesfällen kam? Ein lehrreiches Beispiel …
Vicirviroc ist eine Substanz der neuen Klasse der CCR5-Hemmer, die derzeit in klinischen Studien untersucht wird. Vicriviroc ist bisher nicht zugelassen.
Neue Studiendaten zu Vicriviroc wurden jüngst auf der 17. CROI Conference on Retroviruses and Opportunistic Infections 2010 vorgestellt. Siegfried Schwarze berichtet in der März/April-Ausgabe von ‚Projekt Information‚ über die Daten und dabei über eine bemerkenswerte Begebenheit:
„Interessant wurde es dann, als nach dem Vortrag ein Zuhörer im Auditorium die Frage stellte, ob es denn Todesfälle in der Studie gegeben hätte – in der Präsentation hatte es keine Anhaltspunkte dazu gegeben. Der Referent Joseph Gathe antwortete (zunächst im Brustton der Überzeugung) „Es gab einen Todesfall!“; dann, nach einer kurzen Pause: „nein, Moment, mir wird gerade signalisiert, es gab sieben Todesfälle, diese traten gleich verteilt in beiden Gruppen auf.“ Daraufhin ging Lisa Dunkle von Schering-Plough ans Mikrofon und stellte klar: „Es gab sieben Todesfälle, alle in der Vicriviroc-Gruppe. Aber das war statistisch nicht signifikant. Einer wurde ermordet.“
Bei einer solchen Vorgehensweise fragt man sich als Zuhörer schon, ob hier etwas bewusst verschwiegen werden sollte.“
Tim Horn berichtet ähnlich über den Vorfall (auf aidsmeds.com, s.u.):
„Interestingly, Gathe didn’t discuss deaths seen in the study during his presentation. When asked about this during the question-and-answer period, one of Gathe’s colleagues answered that there were seven deaths among those receiving vicriviroc, compared with zero deaths among those receiving optimized therapy alone. No clear explanations for these deaths—notably their causes—were provided.“
Auch im Abstract der Präsentation (auf der Konferenz-Internetseite, s.u.) werden die Todesfälle nicht erwähnt.
Hersteller Schering-Plough beschloss unterdessen, eine Zulassung von Vicriviroc für bereits vorbehandelte HIV-Positive nicht mehr anzustreben. Klinische Studien zur Anwendung bei bisher nicht antiretroviral behandelten Positiven werden fortgesetzt.
Referent Gathe wirbt auf seiner eigenen Internetseite mit dem Motto „Taking care of AIDS patients is the most gratifying thing I have ever done in my life.“
weitere Informationen:
Joseph Gathe: Phase 3 Trials of Vicriviroc in Treatment-experienced Subjects Demonstrate Safety but Not Significantly Superior Efficacy over Potent Background Regimens Alone. 17. CROI 2010, paper #54LB
Siegfried Schwarze: ‚Neue Substanzen (und neues von bekannten Substanzen) auf der CROI‘, Projekt Information Jg. 18 Nr. 2 März/April 2010
aidsmeds.com 18.02.2010: Vicriviroc Falls Short in Treatment-Experienced HIV Studies
The Body 17.02.2010: Why Vicriviroc Failed in Its Phase 3 Trials — and What It May Mean for Future Studies in HIV Treatment-Experienced People
aidsmap 21.02.2010: Merck will not seek vicriviroc licenses in treatment-experienced
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Forschung an Universitäten – was nützt sie Entwicklungsländern?
Bundesweite Veranstaltungsreihe zu Arzneimittelforschung
Öffentlich finanzierte Forschung spielt eine wichtige Rolle für die Gesundheitsversorgung in Entwicklungsländern. Universitäten können mit einer entsprechenden Patentpolitik dazu beitragen, dass neue Arzneimittel und Impfstoffe auch für arme Länder bezahlbar werden. Deutsche und internationale Experten suchen gemeinsam nach Handlungsmöglichkeiten.
Weltweit werden über 50 Prozent der Gesundheitsforschung mit öffentlichen Geldern finanziert. Daraus erwächst eine soziale Verantwortung der öffentlichen Forschung. Um ihre Entdeckungen zur Marktreife zu entwickeln, suchen Universitäten meist kommerzielle Partner. Damit neue Arzneimittel auch für Entwicklungsländer bezahlbar werden, gibt es neue Vertragsmodelle für die Zusammenarbeit von Industrie und Universitäten. Diese werden in Deutschland aber bisher noch nicht umgesetzt.
In einer Veranstaltungsreihe in mehreren deutschen Städten werden Wissenschaftler/innen und Verantwortliche für Technologietransfer der jeweiligen Hochschulen diskutieren, welche Handlungsmöglichkeiten ihre Universität hat. Referenten des Forschungsprojektes med4all erläutern die entwicklungspolitischen Hintergründe, eine Vertreterin der Universities Allied for Essential Medicines berichtet über die Erfahrungen an nordamerikanischen Universitäten.
Die Organisatoren: Das Studierendennetzwerk Innovation für Alle (InfA) setzt sich dafür ein, dass Universitäten einen gerechten Zugang zu Forschungsergebnissen zum Grundprinzip erheben. Mit den juristischen und politischen Rahmenbedingungen des Themas befasst sich das Forschungsprojekt med4all, eine Kooperation der Charité Universitätsmedizin Berlin, der Universität Bremen und der BUKO Pharma-Kampagne.
Veranstaltungen:
9.11. Berlin / 10.11. Kiel / 11.11. Münster / 12.11. Köln / 13.11. Freiburg /16.11. Würzburg / 17.11. München
Weitere Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen: www.med4all.org
Das Forschungsprojekt med4all will den Umgang mit medizinischen Forschungsergebnissen an öffentlich finanzierter Forschungseinrichtungen in Deutschland und daraus resultierende Folgen untersuchen. Es will auch dazu beitragen, dass Modell der equitable licenses in Deutschland zu etablieren.
Projektpartner: Charité Universitätsmedizin Berlin, Zentrum für Europäische Rechtspolitik Universität Bremen, Gesundheit und Dritte Welt e.V./BUKO Pharma-Kampagne Bielefeld
Finanzielle Unterstützung: VolkswagenStiftung
Joel Weisman, ein Internist aus Los Angeles erkannte bereits 1980 eine Häufung von Krankheitssymptomen bei schwulen Männern. Zusammen mit Dr. Michael Gottlieb berichtete Weisman erstmals im Wochenreport des Centers for Disease Control and Prevention in Atlanta (der nationalen Gesundheitsbehörde) über fünf Fälle einer seltenen Lungenentzündung, hervorgerufen durch einen für gesunde Menschen eigentlich harmlosen Keim. Diese Erwähnung gilt allgemein als der erste wissenschaftliche Bericht über die Immunschwächekrankheit Aids.
Joel Weisman widmete sich weiterhin dem Kampf gegen Aids, 1983 wurde er Gründungsmitglied des Aids Projects Los Angeles. 1991 verlor er seinen Partner Timothy Bogue, mit dem er zehn Jahre zusammen war, an Aids. Wie sein Lebensgefährte Bill Hutton nun mitteilte, starb Joel Weisman am 18. Juli 2009 nach monatelanger Krankheit an einem Herzleiden.
Meldung auf Advocate.com
Würdigung auf der Seite des Aids Projects L.A: Randy Shilts im Spiegel über die Entstehungsgeschichte der Aids-Epidemie
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POZ 24.07.2009: Pioneering AIDS Physician Joel Weisman Dies
LA Times 23.07.2009: Dr. Joel D. Weisman dies at 66; among the first doctors to detect AIDS
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Einigen wenigen HIV-Infizierten gelingt es, HIV auch ohne Medikamente langfristig unter Kontrolle zu halten. Warum? Welche Faktoren spielen dabei eine Rolle? Und kann von ihnen für HIV-Therapie und -Impfung gelernt werden? HIV-Elite-Controller – ein spannendes Randgebiet der Aids-Forschung.
Die Frage, warum leben einige Menschen länger mit HIV, erkranken nicht oder erst nach sehr viel längerer Zeit, diese Frage beschäftigt Aids-Forscher wie auch HIV-Positive schon seit Beginn der HIV-Epidemie. Viele Namen wurden schon verwendet, Langzeit-Überlebende, Long-Term Non-Progressors, Langzeit-Positive, und nun ‚HIV-Elite-Controller‚.
Doch – HIV-Elite-Controller, dieser Begriff bezeichnet mehr als ’nur‘ einen Langzeit-Positiven. Mit ‚Elite-Controller‘ werden HIV-Infizierte bezeichnet, deren Immunsystem die HIV-Infektion über einen langen Zeitraum unter Kontrolle halten kann, die in dieser Zeit eine sehr niedrige oder auch eine nicht nachweisbare HIV-Viruslast haben, und das ohne antiretrovirale Medikamente einzusetzen.
Denn ganz offensichtlich sind nicht alle Immunsysteme gleich. Während die Mehrzahl der HIV-Positiven ohne den Einsatz von Medikamenten nach gewissser (manchmal größerer, manchmal geringerer) Zeitspanne schwer erkrankt, schafft es bei einem sehr geringen Anteil der Positiven das Immunsystem, die HIV-Infektion langfristig unter Kontrolle zu halten. Positive, die langfristig trotz HIV-Infektion eine fast normale Gesundheit haben, fast normale CD4-Werte – und eine Viruslast unter 50 Kopien, ohne Medikamente. Weit unter ein Prozent der HIV-Positiven haben dieses ‚andere‘ Immunsystem, schätzen Forscher.
Schon bald, nachdem dieses Phänomen erstmals beschrieben wurde, widmeten sich Forscher weltweit der Frage nach dem ‚warum‘. Was befähigt einige Menschen, nahezu normal mit HIV zu leben? Inzwischen werden internationale Forschungsanstrengungen von einer eigenen Organisation koordiniert, dem ‚HIV Elite Controllers Consortium‚.
Die Forscher gehen vielen Spuren, Konzepten nach. Liegt es am infizierenden Virus, vielleicht einem besonders ’schwachen HIV-Stamm? Oder eher an Faktoren des Menschen, der infiziert wurde? Weist sein Immunsystem besondere Eigenschaften, Fähigkeiten auf? Gibt es genetische Besonderheiten?
Auch wenn keiner sich ’sein Virus ‚aussuchen‘ kann, und erst Recht nicht sein Immunsystem – die Forscher hoffen, Antworten auf das ‚warum‘ zu finden. Antworten, die sich irgendwann in Zukunft vielleicht in konkreten Nutzen umsetzen lassen. Wenn Ursachen gefunden wären, stünde als erstes die Frage an, wie diese ’schützenden Besonderheiten‘ anderen zugänglich, nutzbar gemacht werden könnten. Lassen sich hieraus neue Ansätze für die HIV-Impfstoff-Forschung gewinnen, vielleicht auch in Richtung therapeutischer Impfung? Lassen sich ’normale‘ Positive in ‚HIV Elite Controller‘ verwandeln?
Viele Frage beschäftigen die Forscher, und bisher gab es viele Spekulationen jedoch kaum Antworten.
Eine allerdings schon: selbst die ‚HIV-Elite-Controller‘ sind vermutlich nicht „the lucky few“, die wenigen Glücklichen. Neuere Studien ergeben, dass auch bei ihnen ein hohes Maß an Aktivierung des Immunsystems gezeigt werden kann. Einer Aktivierung, die von HIV verursacht ist, einer Aktivierung, die das Immunsystem schwächt. Einer Immunaktivierung, die bei HIV-Positiven mit erfolgreicher Medikamenten-Therapie deutlich geringer ist.
Was das Ziel ist? Einer der Forscher, die sich seit langem mit ‚HIV-Elite Controllern‘ beschäftigt, der Londoner Prof. Frances Gotch, erklärt es einfach „Unser Ziel ist, dass chronisch mit HIV Infizierte eher wie ‚HIV Elite Controller‘ leben. Unsere Hoffnung ist, dass wir in Zukunft in die Lage kommen, die antiretrovirale Therapie deswegen absetzen zu können.“
Die Bundestags-Fraktion der FDP fordert die Bundesregierung auf, einen neuen Aktionsplan HIV/Aids zu erstellen. Insbesondere solle die HIV- und Aids-Forschung voran getrieben werden.
Die Parlamentskorrespondenz des Bundestags hib berichtet,
„Die Bundesregierung solle daher besonders die medizinische und biomedizinische Grundlagenforschung als Basis für die Entwicklung neuer Therapieverfahren unterstützen. Dies solle im Rahmen eines nationalen Gesundheitsforschungsprogramms „nachhaltig und intensiv“ geschehen. Ein Hauptaugenmerk müsse stärker als bislang auf die Entwicklung von Therapieformen zur Heilung der Krankheit gerichtet werden“.
Zudem fordert die FDP in ihrem Antrag vom 21. Januar 2009, das ‚Kompetenznetz HIV/Aids‘ solle weiterhin vom Forschungsministerium gefördert werden.
‚HIV/Aids-Forschung vorantreiben‘
Antrag Deutscher Bundestag FDP-Fraktion
Drucksache 16/11673 (pdf)
HIV in den Selbstmord treiben – das könnte ein sinnvoller Ansatz für neue Medikamente gegen HIV sein. Im Labor funktioniert er – in der Realität mangelt es Prof. Karin Mölling an Geld für die Weiterentwicklung.
Prof. Dr. Karin Mölling, Fellow am Wissenschaftskolleg Berlin, hat einen neuen Therapieansatz gegen HIV entwickelt. Die 65jährige Virologin leitet bis vor kurzem das Institut für Medizinische Virologie an der Universität Zürich.
Möllings neu entwickeltes Wirkprinzip: HIV wird vereinfacht gesagt dazu gebracht, ‚Sebstmord zu begehen‘, bevor es in der Lage ist, die Zelle eindringen zu können (vorzeitige Aktivierung des Enzyms RNase H). Ein Weg, dessen Wirksamkeit Mölling im Labor bereits nachgewiesen hat. Ihr Ansatz kann jedoch derzeit auch aufgrund fehlender Mittel nicht zu einem Medikament weiter entwickelt werden.
Mölling zu den Gründen:
„Es gibt ja bereits 15 gut funktionierende Medikamente. Da investieren weder Pharmafirmen noch gemeinnützige Unternehmen gerne in Unbekanntes.“
Karin Mölling im lesenswerten Interview der ‚Welt‘ (16.12.2008) ‚Wie man Aids-Viren in den Selbstmord treibt‘.
Ebenso wie die ‚molekulare Schere‘ geht die ‚virale Schere‚ seit einiger Zeit als neuzer Therapie-Ansatz gegen HIV durch die Presse.
Zum Thema findet am 17.12.2008 ein „Abendkolloqium“ am Wissenschaftskolleg zu Berlin statt (persönliche Einladung).
Prof. Dr. Frank Kirchhoff (Uni Ulm) ist mit dem Leibniz-Preis 2009 ausgezeichnet worden.
Der Hauptausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) benannte am 4.12.2008 in Bonn eine Wissenschaftlerin und zehn Wissenschaftler für die Auszeichnung mit dem bedeutendsten deutschen Forschungspreis, unter ihnen den Virologen Prof. Frank Kirchhoff (Universität Ulm Institut für Virologie, Leiter Forschungsbereich HIV).
Die DFG betont in ihrer Pressemitteilung
„Prof. Dr. Frank Kirchhoff (47), Virologie, Institut für Virologie der Universität Ulm (2,5 Mio. Euro)
Mit Frank Kirchhoff erhält einer der weltweit führenden AIDS-Forscher den Leibniz-Preis. Der Virologe hat in den letzten zwei Jahrzehnten entscheidend dazu beigetragen, dass die Entstehung von AIDS und insbesondere die Evolution des HI-Virus immer besser verstanden wird. Kirchhoff konzentrierte seine Forschungen höchst erfolgreich auf eine der wichtigsten Proteinkomponenten des HI-Virus, das Nef-Protein, das vielfältige und ganz unterschiedliche Wirkungen hat: Beim Primaten verringert es die Pathogenese der HI-Viren, beim Menschen geht sein immunmodulierender Effekt dagegen verloren, sodass sich das Virus stark vermehren kann und hochpathogen ist. Weitere bedeutende Entdeckungen Kirchhoffs gelten einem Peptid im menschlichen Blut, das aus 20 Aminosäureresten besteht und die Virusvermehrung blockiert, sowie einem Protein in der Samenflüssigkeit, das mit seinen Fasern HI-Viren einfängt, in Zellen eindringen lässt und damit die Infektionsrate erhöht. Diese Befunde können die hohen Raten der sexuellen Übertragung bei AIDS miterklären und gleichzeitig neue Ansätze zur Vermeidung der Übertragung aufzeigen. Mit diesen Arbeiten hat Kirchhoff der deutschen AIDS-Forschung international zu hohem Ansehen verholfen.
Frank Kirchhoff studierte Biologie in Göttingen und promovierte am Deutschen Primatenzentrum über einen neuen HI-Virus-2-Klon. Als Postdoktorand an der renommierten Harvard Medical School in Boston/Massachusetts befasste er sich erstmals mit dem Nef-Protein des HI-Virus, der auch im Fokus seiner Arbeiten blieb, als Kirchhoff 1994 nach Deutschland zurückkehrte. Hier arbeitete er zunächst als Assistent, Privatdozent und Professor an der Universität Erlangen-Nürnberg, bevor er 2001 einem Ruf nach Ulm folgte.“
Bereits 2007 war Prof. Kirchhoff zusammen mit Prof. Münch für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Aids-Forschung mit dem Merckle Preis ausgezeichnet worden.
Die Nobelpreise für Medizin 2008 gehen an drei Forscher, die sich um die Entdeckung von Viren verdient gemacht haben – Harald zur Hausen für die Entdeckung, dass Papilloma-Viren Gebärmutterhalskrebs auslösen, sowie Francoise Barré-Sinoussi und Luc Montagnier für die Entdeckung von HIV. Hinter der Auszeichnung der HIV-Entdecker verbirgt sich ein Wissenschafts-Krimi um Intrigen, Prozesse und Profite.
Anfang der 1980er Jahre. Zunächst ohne erkennbare Ursachen erkranken junge Männer an einer seltene Form von Lungenentzündung. Die Zahl der Erkrankten wächst ab 1981, vor allem Homosexuelle erkranken. Bald wird eine Immunschwäche als hinter den Erkrankungen liegende Konstellation erkannt. Sie wird mit „GRID“ benannt – „gay related immune deficiency“. Ihre Ursache bleibt zunächst im Dunkel.
1983 – am Institut Pasteur, an dem Luc Montagnier die von ihm 1972 gegründete „Unité d’oncologie virale“ leitet, kann Francoise Barré-Sinoussi nach bereits im Dezember 1982 begonnenen Arbeiten in Zellen, die aus den Lymphknoten von Erkrankten stammen, ein Virus nachweisen. Bald schon vermuten sie, dass dieses Virus der Auslöser der seltsamen Immunschwäche sein könnte. Sie zeigen auf, wie das von ihnen entdeckte Virus in menschlichen Zellen wirkt und legen damit den Grundstein für die Entwicklung von Therapien. Beide beantragen ein Patent – auf einen von ihnen am Institut Pasteur entwickelten Test zum Nachweis dieses Virus. Sie benennen dieses Virus LAV (Lymphadenopathie-assoziiertes Virus).
Ebenfalls 1983 – in den USA. Der Italo-Amerikaner Robert Gallo ist Wissenschaftler der National Institutes of Health (NIH), nach der Entdeckung von HTLV I und II bereits sehr bekannt und nicht minder ehrgeizig als Montagnier. Auch in seiner Forschergruppe wird untersucht, warum manche Menschen plötzlich eine Immunschwäche aufweisen. Gallos Gruppe findet bald – ein Virus, das auch diese Gruppe als Ursache der Immunschwäche erkennt. Gallos Gruppe bezeichnet dieses Virus als HTLVIII, da es der Gruppe der bereits bekannten Humanen T-Zell-Leukämie verursachenden Viren verwandt ist. Auch Gallo beantragt ein Patent – sechs Monate, nachdem dies die französische Gruppe beantragt hat.
1984 – auf einer Pressekonferenz in Washington am 23. April 1984 erklärt Margaret Heckler, Leiterin des HHS (US-Gesundheitsbehörde), Robert Gallo publicityträchtig zum Entdecker des Aids-Erregers, die Arbeiten der französischen Kollegen völlig ignorierend. Gallo wird schon bald ein US-Patent zugesprochen – noch vor den Franzosen.
Montagnier und seine Gruppe waren wohl mehr als irritiert – zumal gerade dieser Herr Gallo im Jahr 1983 eine Probe zu Forschungszwecken aus eben dem Labor des Herrn Montagnier erhalten hat. Hat Gallos Gruppe also nur entdeckt, was Montagniers Gruppe längst gefunden hatte?
Alles purer Zufall, rechtfertigt sich Gallo. Auch als offenbar wird, dass das Virus, mit dem seine Gruppe arbeitet, aus dem Pariser Labor stammte, rechtfertigt er sich, die Pariser Probe habe nur seine Probe verunreinigt.
Bis weit ins Jahr 1987 streiten beide Seiten vor Gericht und in den Medien heftigst um die Frage, wer von ihnen den Aids-Erreger entdeckt hat. Erst Frankreichs Präsident Chirac und US-Präsident Reagan finden im März 1987 zu einer Einigung des Streits – beide werden zu Ko-Entdeckern erklärt, Montagnier in Gallos Patent mit eingetragen und die Patent-Einnahmen geteilt.
Doch Zweifel bleiben, immer wieder wird vermutet, Montagniers Gruppe sei mit ihrem LAV der eigentliche Entdecker des Aids-Erregers, nicht Gallos Gruppe mit ihrem HTLVIII.
Inzwischen gilt in Wissenschaftskreisen längst als weitgehend unbestritten, dass Montagniers Gruppe das alleinige Verdienst zustehe, 1983 den Erreger der Immunschwäche Aids entdeckt zu haben.
Insofern bringt die Verleihung des Nobelpreises für Medizin auch ein Stück Wissenschafts-Krimi zum Abschluss. Montagnier und Barré-Sinoussi werden geehrt, Gallo erhält eine öffentliche Ohrfeige.
Nicht vergessen werden sollte bei den vergangenen wechselseitigen Auseinandersetzungen allerdings, dass es neben einem bedeutenden Preis für eine bedeutende praxisnahe medizinische Forschung, neben viel Ruhm und Ehre auch um finanzielle Interessen, um viel Geld geht – die Patentrechte aus HIV-Antikörper-Tests.
Und der Name? HIV? Nicht LAV oder HTLVIII?
Ja, HIV – das Humane Immundefizienz Virus. Die Namensverwirrung um zwei Namen für ein identisches Virus hält nicht lange an. Eine einheitliche Benennung des Aids auslösenden Virus wird im Mai 1986 beschlossen. Das Internationale Kommittee für Virus-Taxonomie (ICTV) benennt LAV und HTLV III während eines AIDS-Kongresses in Paris um in “Human Immuno Deficiency Virus” (HIV) [siehe auch Rubrik ‚AidsZeiten‚ hier].
Nachtrag:
12.12.2008: Eine Verleihung, die Unruhe auslöst. Hätte auch Gallo dern Preis bekommen sollen? ‚Brauchen wir eine Reform bei den Nobelpreisen?‘, fragt die FAZ im Gespräch mit Reinhard Kurth..