Experten rechnen damit, dass der Markt für Aids-Medikamente in den kommenden Jahren deutlich wachsen wird. Allerdings stehen gravierende Änderungen bevor.
Die Pillen-Geschäfte lohnen sich … für die Pharmaindustrie.
„HIV-Patienten leben wesentlich länger. Sie haben die Krankheit lebenslang, und deswegen wird der Markt wachsen“, kommentiert ein Analyst trocken.
Und doch wird sich der Markt in den nächsten Jahren wesentlich verändern, meinen Wirtschafts-Analysten. Einem Bericht auf CNNmoney zufolge beläuft sich der Markt für Aids-Medikamente derzeit auf ca. 8 Milliarden US-$. Bis zum Jahr 2016 rechnen Experten mit einem Anwachsen um 50%.
Bisher ist der Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK) der wohl bedeutendste Player im Konzert der Aids-Medikamenten-Hersteller. Doch GSK, wie auch einige andere Pharmakonzerne, werde sich mit einigen Änderungen abfinden müssen. So werden in den nächsten Jahren zahlreiche Patente (bis zu zwei Drittel) auf bisher geschützte Wirkstoffe auslaufen, so dass generische (und i.d.R. preisgünstigere) Versionen verfügbar werden.
Während GSK mit dem Verlust von Marktanteilen rechnen müsse, seien Bristol-Myers Squibb (BMS) sowie Gilead in einer starken Position, so der Bericht.
In den ersten neun Monaten des Jahres 2007 habe GSK mit Aids-Medikamenten einen Umsatz von 2,2 Mrd. $ erzielt, Gilead bereits von 2,3 Mrd. $. Analysten schätzen den Gilead-Umsatz im Aids-Bereich für 2007 auf 3,1 Mrd. $ und im Jahr 2012 auf ca. 6,4 Mrd. $.
Allein Atripla, ein Kombinationsprodukt aus Gileads Präparaten Emtriva und Viread sowie von Sustiva des Herstellers BMS in einer Pille habe in den ersten 9 Monaten 2007 einen Umsatz von 650 Mio. $ erreicht. Bis 2010 erwarten Experten einen Atripla-Umsatz von 2,7 Mrd. $.
Der Markt für solche Kombinations-Pillen aus Substanzen verschiedener Hersteller werde wachsen, prophezeien Experten. Noch dementieren die Pharmakonzerne Pfizer und Johnson & Johnson (Tochter Tibotec) eine Zusammenarbeit bei einer Kombi-Pille aus ihren neuen Medikamenten Prezista und Isentress.
Die Herstellung von Medikamenten zur Behandlung der HIV-Infektion scheint immer noch ein äußerst lohnendes Geschäft zu sein, trotz aller Klagen von Pharmakonzernen.
Ganz anders in der Forschung an HIV-Impfstoffen: der Rückzug des Pharmakonzerns Merck aus der HIV-Impfstoff-Forschung schickte erst jüngst Schockwellen durch die Aids-Landschaft.
An Impfstoffen zu forschen lohnt sich scheinbar nicht, wohl aber an Medikamenten …
Dieser Text ist Teil 2 einer kleinen Serie über Facetten des Marktes für Aids-Medikamente.
Teil 1: Pillen-Geschäfte – über die weltweiten Umsätze mit Aids-Medikamenten
*Ironie an* Unter dem Marketinggesichtspunkt eine unschlagbare Strategie die Forschung einzustellen. So schaffe und erhalte ich mir meinen Markt von morgen inkl. ungeahnter Expansionsmöglichkeiten. Das freut den Aktionär aufgrund der besseren Rendite und der Shareholder Value schnellt in die Höhe. *Ironie aus*
Was denkt eigentlich ein CEO, Vorstandvorsitzender o. ä. wenn sich gerade sein Sohn oder seine Tochter infiziert hat darüber?
@ Magic M.:
na – dass die pharmaindustrie an chronisch kranken patienten ein größeres kommerzielles interesse haben dürfte als an geheilten ex-patienten, kann man ja schon nicht ganz unbegründet vermuten. auch ganz ohne ironie, allerdings mit ganz viel bitterkeit …
im fall der aktuellen impfstoff-studie waren allerdings m.e. wohl tatsächlich die studien-ergebnisse (die einfach voll in die unerwartete richtung gehen, experimenteller impfstoff schadet …) ’schuld‘ an der entscheidung
was den sohn / die tochter des ceos angeht … gute frage …
hat cheneys tochter ihren vater irgendwie verändert? homo-freundlichere dinge hat man von ihm wohl nie gehört, oder? wäre aber ein spannnender gedanke …