Ist Aids ein schlechtes Geschäft?

Eine Reihe schlechter Nachrichten treffen in den letzten Wochen den Aids-Bereich – weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit, auch der schwulen, der positiven.

Da wird nicht nur die Entwicklung eines nebenwirkungsärmeren Injektionsgeräts für Fuzeon eingestellt.
Vielmehr erwies sich ein hoffnungsvolles Mikrobizid als wirkungslos in einer Phase III Studie, und machte damit erneut Hoffnungen auf eine leicht anwendbare Präventionsmöglichkeit für Frauen zunichte.
Und heute melden die Medien, dass der Pharmakonzern Merck die Aids-Impfstoff-Forschung eingestellt hat. Ausgerechnet der weltweit mit den meisten Hoffnungen verbundene experimentelle HIV-Impfstoff zeigte keinerlei Wirkung (im Gegenteil, die Infektionsrate war höher als bei Plazebo). Forscher sprechen vom bisher schwersten Rückschlag für die Forschung an einem dringend benötigten Impfstoff gegen HIV.

Neben wissenschaftlichen Gründen dürften, so wird spekuliert, wohl auch kommerzielle Erwägungen eine Rolle gespielt haben. Impfstoff-Forschung bei Aids sei, so SpON „ohne Aussicht auf Profit“.

Besonders eindringlich zeigen diese jüngsten Beispiele noch einmal, wie problematisch es ist, dass wir uns bei der Forschung im Gesundheitsbereich (und insbesondere auch bei Aids) weitestgehend auf die Pharma-Industrie verlassen.
Die hat nun einmal -zunächst legitimerweise- kommerzielle Interessen, will Geld verdienen, eine angemessene (manchmal auch: überzogene) Rendite des eingesetzten Kapitals erwirtschaften.

Das Resultat ist dann allerdings potenziell auch, dass nur in Forschung für Medikamente und Therapien investiert wird, bei denen sich auch entsprechend viel Geld verdienen lässt. Verspricht eine Krankheit, eine Region, eine Menschengruppe ein ’schlechtes Geschäft‘, wird eben nicht geforscht, gibt es eben keine neuen Therapien.

Patienten, Patente und Profite werden immer mehr zu einem problematischen ‚Dreigestirn‘. Gesundheit statt Gold – Gesundheitsforschung sollte wieder mehr als ein öffentliches Gut betrachtet werden, fordern zahlreiche Experten inzwischen.

Die Frage, ob wir wieder mehr Forschung unabhängig von kommerziellen Interessen brauchen, drängt sich geradezu auf …

5 Gedanken zu „Ist Aids ein schlechtes Geschäft?“

  1. Hi Ulli,

    mich hat erschreckt, wie wenig Geld für diese Forschung von den Pharmafirmen ausgegeben wird (93 Prozent der Versuchskosten werden staatlich finanziert). Und dabei dachten doch viele, dass sich die armen Konzern für uns bemühen….,

    lg kalle

  2. @ kalle:
    ja, der finanzielle ‚wagemut‘ der pharmaindustrie ist geradezu erschütternd …
    und umso bemerkenswerter, wenn in der faz zu lesen ist, der pharmakonzern gsk habe eine umsatzrendite von über 30 prozent (!) erwirtschaftet …
    lg ulli

  3. Hi Ulli,

    die Renditen steigen bei allen Pharmenkonzernen durch die rentablen HIV-Medikamente. Ich lese solche Nachrichten öfters…Bei Merck stieg der Aktienkurs lt. Spiegelbericht auch sofort nachdem die kostspielige Forschung abgesetzt wurde,

    lg Kalle

  4. @ kalle:
    ja, bestürzend, dass renditen vor gesundheit gehen … gerade wo für afrika und andere regionen wohl eine impfung die einzige echte chance gegen aids sein dürfte …

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