Rituximab verlängert Überleben bei HIV und Lymphom

HIV-Positive, die an einem Aids-bezogenen Lymphom erkrankt sind, profitzieren davon, wenn die Standard-Chemotherapie um Rituximab ergänzt wird. Dies zeigen vorab online publizierte Daten einer deutschen Forschungsgruppe.

Forscher berichten im ‚Journal AIDS‘ über eine unkontrollierte multizentrische Beobachtungsstudie an HIV-Positiven (92% Männer, durchschnittlich 205 CD4-Zellen bei Lymphom-Diagniose) mit Lypmphom (ARL, Aids related lymphomas), die zwischen Januar 2005 und Dezember 2008 in Deutschland durchgeführt wurde. Sie kamen zu dem eindeutigen Ergebnis, das Patienten mit einem CD20-positiven Lymphom (ARL), die auch Rituximab erhielten, ein signifikant besseres Abschneiden hatten (sowohl Überleben insgesamt (43%) als auch progressionsfreies Überleben (44%)). Selbst bei schwerem Immundefekt erwies sich der Einsatz von Rituximab als sinnvoll.

Rituximab (Handelsname MabThera® des Pharmakonzerns Roche) ist der erste (1997) zur Behandlung von Krebs zugelassene monoklonale Antikörper (chimär anti-CD20). Die Substanz wird – oft in Kombination mit Standard-Chemotherapien wie CHOP – zur Behandlung von Non-Hodgkin-Lymphomen eingesetzt. Während sein Einsatz bei HIV-Negativen etabliert ist, war die Verwendung bei HIV-Positiven lange umstritten. Rituximab ist nicht nebenwirkungsarnm, bei einem großen Teil der Patienten treten Nebenwirkungen wie das ‚Cytokine-Release-Syndrom‘ auf (Freisetzung von Zytokinen aus in großen Mengen zerfallenen Krebszellen).

Die Forscher stellten nun fest

„In patients with CD20 positive ARL, CD4 T-cell count at ARL diagnosis and the use of rituximab had strong impact on survival. Rituximab was beneficial in ARL even in the setting of severe immune deficiency and was not associated with an increased risk of fatal infections.“

Sie weisen allerdings darauf hin, dass ihre Studie aufgrund des Designs als unkontrollierte Studie von begrenzter Ausssagekraft ist.

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weitere Informationen:
POZ 19.12.2011: Rituxan Prolongs HIV-Related Lymphoma Survival
Van Lunzen et al.: Treatment of AIDS-related Lymphomas (ARL): Rituximab Is Beneficial Even in Severely Immunosuppressed Patients (abstract)
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Non-Hodgkin-Lymphom – neue Chance der Früherkennung?

Non-Hodgkin-Lymphome treten auch in Zeiten hochwirksamer Therapien gegen HIV bei HIV-Positiven gehäuft auf. Nun könnte ein neues Verfahren die Möglichkeiten der Früherkennung verbessern.

Lymphome (umgangssprachlich auch Lymphdrüsenkrebs genannt) sind bösartige Erkrankungen, die von bestimmten Zellen ausgehen (den B-Lymphozyten, einer Untergruppe der weißen Blutkörperchen). Bei Hodgkin-Lymphomen (MH, Morbus Hodgkin, benannt nach dem englischen Arzt Thomas Hodgkin) tritt ein bestimmter Typ von Lymphozyten auf. Lymphome, bei denen dieser Zelltyp fehlt, werden als Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) bezeichnet.

Bei Menschen mit HIV ist das Risiko eines Auftretens eines bösartigen Non-Hodgkin-Lymphoms (NHL) im Vergleich zu HIV-Negativen 200fach erhöht. Die Häufigkeit des Auftretens von NHL ist (anders als bei zahlreichen anderen bei HIV auftretenden Erkrankungen wie z.B. Kaposi oder Toxoplasmose) seit der Einführung hochwirksamer Therapien gegen HIV (HAART) nicht wesentlich verändert.
Ein NHL kann in jedem Stadium der HIV-Infektion auftreten, nicht (wie bei anderen opportunistischen Erkrankungen üblich) erst überwiegend bei einem deutlich geschwächten Immunsystem. Bei einem Wert von weniger als 100 CD4-Zellen steigt das Risiko für ein NHL allerdings deutlich an.

Die ersten Symptome eines NHL sind meist unspezifisch (z.B. geschwollene Lymphknoten, Fieber, Juckreiz, Nachtschweiß), entsprechend schwierig ist die Diagnose (sichere Diagnose oft erst durch Gewebeprobe).

Nun allerdings scheint eine zuverlässigere frühzeitige Diagnose möglich zu werden. US-Forschern ist es gelungen, ein Immunglobulin-Protein zu identifizieren, das als Marker für Non-Hodgkin-Lymphome geeignet ist. Entsprechende Daten stellten sie auf der ‚Conference on Retroviruses and Opportuinistic Infections 2009‘ vor.
Mithilfe eines Tests, der heute bereits für das Multiple Myelom genutzt wird, könne mit hoher Genauigkeit das Risiko HIV-Positiver Menschen bestimmt werden, in den nächsten zwei bis fünf Jahren an einem Non-Hodgkin-Lymphom zu erkranken. Allerdings hatten in der Studie an 66 HIV-Positiven mit Non-Hodgkin-Lymphom nur 10% der Teilnehmer vorher eine antiretrovirale Therapie durchgeführt, die Aussagekraft der Studie könnte hierdurch eingeschränkt sein.

Behandelt werden NHL grundsätzlich mit Chemotherapie (bei NHL oft CHOP); die Therapie sollte in Zentren erfolgen, die viel Erfahrung mit der Behandlung HIV-assoziierterLymphome haben. Die Heilungs-Chancen eines NHL sind seit Einführung der HAART bei HIV-Positiven mit gutem Immunstatus annähernd gleich hoch wie bei HIV-Negativen.

Weitere Informationen:
O. Landgren et al.: Risk of AIDS Non-Hodgkin’s Lymphoma Is Strongly Predicted by Elevated Levels of Circulating Immunoglobulin-free Light Chains. CROI 2009, abstract 29
aidsmap: Test can predict non-Hodgkin’s lymphoma in people with HIV
MedInfo Nr. 66 „HIV und Krebs“, Deutsche Aids-Hilfe, Bestellnummer 140066, als pdf
MedInfo Nr. 69 „Lymphome“, Deutsche Aids-Hilfe, Bestellnummer 140069, als pdf

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