‚Zeichen gegen die Ausgrenzung‘ setzen sei ein Anliegen der Opern-Gala, betont Rita Süssmuth. Auch ihre Aids-Politik ließe sich wohl u.a. unter diesem Motto summieren.
Anlässlich der Opern-Gala der Deutschen Aids-Stiftung äußerte sich Prof. Rita Süssmuth in einem Interview zur Aids-Bekämpfung in Deutschland.
Süssmuth war als Bundesgesundheitsministerin maßgeblich mit dafür verantwortlich, dass sich Mitte der 1980er Jahre in der Aids-Bekämpfung in Deutschland die Linie der Information und Aufklärung durchsetzte.
„Die größte Schwierigkeit aber war, dass HIV und Aids eng mit der Sexualität verbunden war. Hier drangen wir in ein gesellschaftliches Feld vor, das überwiegend negativ besetzt war, wo wir noch nicht einmal die angemessene Sprache gefunden hatten. Rückblickend denke ich, dass die Sexualität erst durch HIV und Aids auch ein Thema in der Öffentlichkeit wurde. Es wurde nicht weiterhin als Schmuddelthema behandelt.“
In der damaligen Debatte zur Aids-Bekämpfung wurden auch ganz andere Wege des Umgangs mit diesem ‚Schmuddelthema‘ und vor allem mit von HIV Betroffenen diskutiert.
„Die Vorstellungen, die da entwickelt wurden, die Betroffenen müssten kaserniert werden, das war für mich wirklich ein Schock. Das waren Aussagen, wo ich dachte: Da muss was entgegengesetzt werden.“
(Anmerkung: für die von ihr angesprochenen ‚Vorstellungen‘ standen damals u.a. Namen wie Peter Gauweiler oder Michael Koch; siehe Aids-Zeiten 1980-1986)
Süssmuth geht im Interview u.a. auch auf die heutige Situation HIV-Positiver in Deutschland ein. Auf die Frage „gibt es immer noch Ausgrenzung“ bemerkt sie:
„Ich nenne es mal latente Ausgrenzung. Wir haben nach wie vor Probleme bei Wohnungen, beim Arbeitsmarkt. Selbst wenn wir heute wissen, dass viele mit der medikamentösen Behandlung viel länger erwerbstätig sein können, haben sie erhebliche Schwierigkeiten, ihren Beruf weiter auszuüben.“
Rita Süssmuth im Interview mit der ‚Welt‘ (Ausgabe vom 10.11.2008, online-Ausgabe).