lhiving – unerklärtes Verschwinden eines Diskussionsforums für HIV-Positive (akt.)

Unerklärliches Verschwinden eines Forums für HIV-Positive – die Site lhiving.com ist seit Mitte Dezember ohne Erklärungen offline.

lhiving.com ist seit vielen Jahren eine beliebte Site, eine Plattform mit Diskussionsforen rund um HIV und Aids. Ein virtueller Treffpunkt für Menschen mit HIV und Aids, die hier in großer Zahl Informationen und Erfahrungen austauschen, mit einander diskutieren oder sich auch gelegentlich für’s ‚real life‘ verabreden.

Die Site ist zudem weit mehr als ’nur‘ ein Treffpunkt HIV-Positiver – auch Menschen, die befürchten, sie könnten sich mit HIV infiziert haben, oder die ’nur‘ allgemein Angst vor Aids haben, finden hier Rat und Diskussionspartner.

Finden?
Nein, fanden.

lhiving Foren nicht erreichbar
lhiving Foren nicht erreichbar

Denn die Site lhiving.com ist seit Wochen nicht mehr erreichbar, ohne Ankündigung, ohne vorherige Notiz.

Schon seit vor Weihnachten (seit dem 20.12.2008) heißt es beim Aufruf der Site (je nach Browser) “ Der Server unter www.lhiving.com braucht zu lange, um eine Antwort zu senden.“.

Zahlreiche Mails erreichen auch ondamaris, was es denn mit dem plötzlichen Verschwinden der Diskussionsforen auf sich habe – allein, bisher wurde über Gründe oder Ursachen nichts bekannt. Eine Domainabfrage ergibt „Domain Status okay“. Der britische Betreiber ‚LHIVING plus‘ reagiert nicht auf Anfragen – und die Nutzer in Deutschland sind irritiert und frustriert.

Nachtrag
07.01.2008: das ‚Lhiving-Wiki‘ ist im Gegensatz zum Forum weiterhin online. Dort kommentiert ein User „Wie vermutlich jeder schon gemerkt hat, der bis hier hin vorgedrungen ist: Das lHIVing-Forum ist seit ca. 20.12.2008 nicht mehr erreichbar. Die Betreiber dieser Seiten scheinen es nicht für nötig halten, die Benutzer zu informieren, was passiert ist und wie oder ob es weitergehen soll.“
Wenig Neues zum Thema auch in diesem Forum … außer frustrierten Usern.

09.01.2008: es tut sich was – seit heute morgen ist das Forum lHIVing wieder online, bisher ohne Übernahme der früheren Daten (User, Forumsbeiträge).  Scheinbar ist eine erneute Anmeldung erforderlich.

12.01.2009: Inzwischen ist mit forumhiv.de ein neues Forum für HIV-Positive online.

Milliarden für unsere Inhalte

Blogger, MySpace, YouTube – immer mehr interessieren sich große Konzerne für die bunte Welt des user-generated content. Was da jedoch für viel Geld verkauft wird, sind eigentlich wir selbst. Ohne gefragt zu werden, klar. Demokratie im Web 2.0 …

Für 1,65 Milliarden Dollar kauft Google YouTube. Bereits 2003 hatte Google auch Blogger, eine der weltweit größten Blogging-Platformen (auf der auch dieses Blog läuft [damals …]) übernommen. Und Medienzar Murdoch übernahm im Juli 2005 das Online-Angebot MySpace für 580 Millionen Dollar – damals ebenfalls ein Rekordpreis.

YouTube, jetzt von Google übernommen, ist eines dieser Internet-Angebote, die auch als Web 2.0 bezeichnet werden – Stichwort ‚user generated content‘. Der Anbieter stellt ein System bereit, das Inhalte verwaltet und publiziert, die Nutzer sorgen für die Inhalte (nicht mehr, wie im Web 1.0, der Anbieter).
Das heißt andererseits aber auch: was diese Übernehmer kaufen, ist eigentlich zweierlei: die „Hülle“, der Programmrahmen, den der Anbieter bereitstellt, und unsere Inhalte.

Was wären Blogger, YouTube, MySpace und Co. ohne unsere Inhalte?
Nicht viel mehr als ein leerer Schuhkarton!
Das was da für absurde Beträge verkauft wird, sind unsere Inhalte, sind wir! Sind unsere Texte, unsere Bilder, unsere Videos, unsere Inhalte.

Ob die Damen und Herren, die jetzt Milliarden einnehmen bzw. ausgeben sich schon einmal überlegt haben, was ihre tollen Internetangebote wert sind, wenn wir plötzlich einmal keine Lust mehr haben sollten, darauf unsere Inhalte zu posten? Etwa, weil wir plötzlich mit Werbung zugeballert werden? Oder plötzlich Teile von Angeboten gebührenpflichtig werden? Über beides denkt Google in Sachen YouTube bereits nach, wie Googles Nordeuropa-Chef im Spiegel-Online-Interview bestätigt. Oder weil es uns nicht gefällt, dass wir rundum in unserem Surfverhalten ausspioniert werden, um die Werbemethoden zu verfeinern und die Werbeeinnahmen zu steigern? Oder gar, weil es uns irgendwann nicht mehr gefällt, dass einige wenige Unternehmen ganze Marktsegmente im Internet dominieren? Schließlich, Microsoft hat schon ein Image-Problem…

Irgendwie, wird mir immer bewusster, klemmt dieses tolle Web2.0 – Modell. Wir machen die Inhalte, und andere Leute setzen die Regeln, verdienen prächtig an unseren Inhalten.
Kann es das sein?
Wollen wir nicht langsam mal gefragt, beteiligt werden?
Ist die Tatsache, dass ich unentgeltlich eine Plattform bekomme, meine Gedanken Fotos Videos etc. ins Internet zu stellen es wert, dass andere über meine Inhalte verfügen, damit Geld verdienen?
Oder brauchen auch diese Modelle eine andere Form von Nutzer-Beteiligung, von Demokratie?