Europawahl – wählen gehen, auch für Homo-Rechte

Heute finden in Deutschland und zahlreichen anderen Staaten Europas die Wahlen zum Europäischen Parlament statt. Wählen gehen, und Abgeordneten wählen, die Menschenrechts-freundliche Politiken unterstützen, fordert nicht nur die internationale Schwulen- und Lesbenorganisation ILGA Europe.

“Mach dir Gedanken – Wähle für ein Menschenrechts-freundliches Europäisches Parlament”, dazu ruft anlässlich der anstehenden Wahl die europäische Sektion der ILGA International Lesbian and Gay Association auf.

“Vote for a human rights friendly European Parliament” – dieser Slogan mag zunächst abstrakt, weit weg von der eigenen Realität klingen.

Doch schon einige Schlagzeilen der vergangenen Zeit zeigen deutlich, welche Bedeutung das Europäische Parlament gerade auch für Schwule und Lesben haben kann:
EU-Parlament fordert gegenseitige Anerkennung vom Homo-Ehen
EU-Bericht zu Homophobie und Diskriminierung
EU gegen Homophobie
oder auch z.B. Anfragen von Europa-Parlamentariern in Sachen Einreisebeschränkungen für HIV-Positive

Zur Wahl zum Europäischen Parlament 2009 hat die ILGA Europe einen Zehn-Punkte-Katalog aufgestellt, der sich mit EU-Gesetzgebung, den Rechten von Schwulen, Lesben und Transgender sowie der Bekämpfung von Homophobie beschäftigt. Die Kandidaten zum Europäischen Parlament werden aufgefordert, sich diesen Forderungen anzuschließen.

Ja, beim Thema Europa kommen vielen immer noch zuerst Gedanken wie Kamellen- und Bananen-Verordnung, Bürokratie und Bürgerferne.
Aber Europa heißt auch Chance – Chance nicht nur für Schwule und Lesben in anderen EU-Mitgliedsstaaten, sondern auch bei uns.

Noch mag die EU zu wenig bürgernah sein, zu fern unserer Lebensrealitäten, zu bürokratisch. Ändern wird sich dies sicherlich nicht, wenn wir nicht zur Wahl gehen. Ändern wird es sich, wenn wir, wenn auch Schwule und Lesben, verstärkt auch in Europa ihre Anliegen vorbringen, ihre Stimmen hör- und sichtbar machen – europaweit, grenzüberschreitend.

Beklagen wir nicht, wie die EU heute ist, bejammern wir nicht, wie sie sein könnte – ändern wir sie, auch indem wir wählen gehen.
Und indem wir dann bei (und vor allem: vor und während) Debatten z.B. zu für Schwule und Lesben relevanten Themen bei den jeweiligen Europa-Abgeordneten nachhaken. Nachfragen, ‘warum hast du so abgestimmt? warum nicht …? Sind Homos nicht auch deine Wähler?’

Und – fordern wir die Kandidaten auf, sich dem Forderungskatalog der ILGA Europe anzuschließen! Bisher (Stand 31.03.2009) hat dies (der Karte zufolge, siehe Link unten) kein einziger Kandidat aus Deutschland getan … !
Fragen wir sie, warum hast du für uns wichtige Initiativen nicht unterstützt? (siehe Übersicht unten)

Durch Nicht-Wählen-Gehen, durch Kopf-in-den-Sand-Stecken wird sich nichts ändern. Wohl aber, wenn wir, jeder von uns, ein kleines Stückchen aktiv wird – und für seine Interessen eintritt.
Dazu gehört auch: wählen gehen! Einfluss nehmen! Interessen deutlich machen!

3 Gedanken zu „Europawahl – wählen gehen, auch für Homo-Rechte“

  1. @ MithrasX:
    moin 🙂
    danke für den link!

    tja … nicht nur, dass manche parteien völlig fehlen, auch insgesamt finde ich die unterstützung aus deutschland für diese kampagne reichlich mager …
    wenn mal einfach mal vergleicht: die kampagne wurde unterzeichnet (stand heute)
    frankreich 189 kandidaten
    großbritannien 126 kandidaten
    spanien 112 kandidaten
    deutschland 25 kandidaten

    ist das interesse an homo-themen bei kandidaten in deutschland dermaßen gering? ist das campaigning der ilga in deutschland so schlecht?
    es sind wohl viele faktoren – allein, die zahlen sind bestürzend …

  2. Auch wenn Martin Schulz, für die SPD im EP, die Forderung der ILGa nicht namentlich unterstützt, sehe ich in seinem Statement in seinem Blog aber eine klare Positionierung für Menschenrechte,Toleranz und für Vielfalt (incl. Minderheiten):
    „Ich bin ein deutscher Abgeordneter im Europäischen Parlament und Vorsitzender einer multinationalen Fraktion. Die Geschichte meines Landes im 20. Jahrhundert war geprägt von dem zivilisatorischen Tiefpunkt der Menschheitsgeschichte. Daher habe ich es mir als deutscher Abgeordneter im Europäischen Parlament zur Aufgabe gemacht immer dann, wenn ich das Gefühl habe, dass Artikel 1 des Grundgesetztes der Bundesrepublik Deutschland berührt ist, meine Stimme zu erheben. Dieser Satz, „die Würde des Menschen ist unantastbar“ ist das beste Programm gegen Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit, und den Hass auf Minderheiten, mit denen wir in Europa heute leider wieder zu kämpfen haben.“
    http://www.martin-schulz.info/index.php?link=6&bereich=3

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