EMIS – europaweite Befragung von Männern, die Sex mit Männern haben

Europaweit sollen im Rahmen eines von der EU-Kommission geförderten Projekts Männer, die Sex mit Männern haben, zu Wissen, Einstellungen und Verhalten bezüglich HIV und STDs befragt werden.

In den meisten europäischen Staaten sind Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), die gesellschaftliche Gruppe, die am stärksten von HIV betroffen ist. Doch auch bald 25 Jahre nach Beginn von HIV-Prävention ist die Gesundheit wie auch gesundheitsförderndes Verhalten von Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), immer noch nicht nur von ihren allgemeinen Lebensbedingungen abhängig, sondern auch durch Stigmatisierung von Homosexualität und HIV-Infektion beeinträchtigt.

Erst jüngst hatten vergleichende Analysen der HIV-Neudiagnosen bei schwulen Männern (ungleich MSM) gezeigt, dass zwischen 2000 und 2005 die zahl der HIV-Diagnosen in West-Europa, Nord-Amerika und Australien annähernd in gleichem Umfang gestiegen sind (druchschnittlich +3% jährlich).
Innerhalb West-Europas hat Deutschland im Vergleich mit 33,5 HIV-Neudiagnosen pro 1 Million Einwohner die niedrigsten HIV-Neudiagnose-Raten.

Befragungen zu Wissen, Einstellungen und Verhalten von MSM wurden bisher in Europa überwiegend regional oder national durchgeführt, mit verschiedenen Medien, unterschiedlichen Forschungsansätzen etc. Sie sind deshalb i.d.R. auf europäischer Ebene kaum vergleichbar.

Dies will nun das Projekt EMIS (European MSM Internet survey on knowledge, attitudes and behaviour as to HIV and STIs) angehen. Erstmals in Europa sollen MSM mit einem einheitlichen Fragebogen (in 19 Sprachen) und überall gleichem Forschungs-Design via Internet befragt werden.

„Untersucht werden nun sollen Sexualverhalten, HIV- und STI-Testverhalten, Präventions-Ressourcen (z.B. Wissen zu Übertragungswegen und Behandelbarkeit) und Präventions-Hinternissen (z.B. Stigma Homosexualität, Stigma HIV-Infektion, Fehlannahmen zu Übertragungswegen).“

Teilnehmen am Projekt EMIS sollen nicht nur nahezu alle EU-Staaten, sondern auch die Schweiz, Russland, die Ukraine, Moldavien, Serbien, die ehemalige jugoslavische Republik Mazedonien sowie die Türkei.

„Das Projekt wird gemeinsam getragen und durchgeführt vom Robert Koch-Institut, der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ), der niederländischen Universität Maastricht, der italienischen Regione del Veneto (Verona), dem katalanischen Zentrum für epidemiologische Studien zu Aids und STI (CEEISCAT, Barcelona) und dem an der Universität Porthmouth angesiedelten Präventionsforschungsinstitut Sigma Reseach (London).“

Mit ersten Ergebnissen wird im Sommer 2010 gerechnet.
Derzeit sind die Projektpartner aufgefordert, in allen Teilnehmerstaaten nach für die Befragung in Betracht zu ziehenden Internetseiten zu forschen. Dabei geht es den Verantwortlichen darum, nicht nur Organisationen aus dem Bereich public health oder Epidemiologie einzubinden, sondern besonders auch Organisationen schwuler und bisexueller Männer.

.

weitere Informationen:
RKI 22.06.2009: EMIS-Projekt – Europäischer MSM Internet Survey
RKI 19.06.2009: The EMIS project
aidsmap 22.06.2009: Similar rises in gay men’s HIV diagnoses seen in Western Europe, North America and Australia since 2000
koww 22.06.2009: HIV-Prävention – Deutschland niedrigste Neu-Diagnosen in West-Europa
.