Darf man das? Gedanken über Kürzungen, Kritik und einen Preis …

Am Montag, 22. Juni 2009 hat die Deutsche AIDS-Stiftung der Öffentlichkeit eine „neue Schwerpunktsetzung“  vorgestellt. Diese läuft de facto auf eine gravierende Kürzung der Einzelfall-Hilfen hinaus.

Am Mittwoch, 24. Juni 2009 hat die deutsche AIDS-Stiftung ihren Medienpreis 2007/2008 verliehen, unter anderem an mich für das Internetangebot www.ondamaris.de.
In der Laudatio heißt es unter anderem:

„Die Stiftung zeichnete ihn für sein innovatives Projekt der Selbsthilfe von Menschen mit HIV und AIDS in Deutschland aus. … Inzwischen ist ondamaris für viele – nicht nur für HIV-positive und schwule Nutzer – eine wichtige Informationsquelle, wenn es um aktuelle Themen rund um das Virus geht.“

Die Stiftung, die mich mit einem Medienpreis auszeichnet, kritisieren, auch mit deutlichen Worten, darf ich das? Oder – muss ich das vielleicht sogar?

Eigentlich ist es ja ganz schön frech. Gerade noch haben sie mich mit einem renommierten Medienpreis ausgezeichnet, und schon dresche ich auf sie ein. Meine Güte, wie undankbar.

Musste denn das sein? Kann man denn nicht einfach einmal unkritisch genießen?

Ja, das musste sein.

„… darüber hinaus ist ondamaris zu einem Forum geworden, in dem sich die vielen Nutzer teils kontroverse Diskussionen auf einem hohen Niveau liefern.“

Danke, liebe Stiftung.
Genau darum geht es. Um lebhafte, auch kontroverse, offene Debatte.

Auch zwischen Schweizer Bergen, Scheinwerfern und Risotto kann ich doch nicht so tun, als gäbe es das soziale Elend vieler HIV-Positiver, ob in Berlin oder andernorts, nicht.

Die Deutsche AIDS-Stiftung hat sich in den vergangenen 22 Jahren ihres Wirkens sehr viele Verdienste erworben. Gerade in Zeiten, in denen sich der Staat zunehmend aus seiner sozialen Verantwortung zurück zieht, die Situation vieler HIV-Positiver zunehmend desolat wird, brauchen wir Knowhow und auch Unterstützung der Deutschen AIDS-Stiftung. Auch deswegen ist die angekündigte Kürzung von vielen so schmerzlich empfunden worden.

Ich habe mich über den Medienpreis der Deutschen AIDS-Stiftung sehr gefreut.
Dieser Preis bedeutet für mich unter anderem, mich auch weiterhin zu bemühen kritisch-konstruktiv zu berichten und zu kommentieren, und zu offenen Debatten einzuladen.

Aus diesem Grund bin ich der Überzeugung, dass auch Kritik, konstruktive Kritik an der Entscheidung der Stiftung sich sehr gut mit dem Medienpreis eben dieser Stiftung verträgt. Dass Kritik nicht nur erlaubt, sondern -auch um der Integrität willen- geradezu erforderlich ist. Im Sinne des gemeinsamen Erfolgs.

Ein Gedanke zu „Darf man das? Gedanken über Kürzungen, Kritik und einen Preis …“

  1. Wenn ein Mensch oder eine Organistation etwas im Auge des Betrachters „Richtig bzw. Gut“ macht, dann äußern wir uns lobend bzw. bringen unsere Zustimmung und Freude darüber zum Ausdruck. Damit fühlen sich beide natürlich wohl. Derjenige, der seiner Freude Ausdruck verleiht und derjenige der das Lob empfängt.

    Etwas in Frage zu stellen wie „Darf ich Kritik üben“, möglicherweise ist das „typisch Deutsch“.

    Vielleicht weil wir mit Kritik etwas „Negatives“ in Verbindung bringen oder möglicherweise nicht gelernt haben wie man mit Kritik umgeht bzw was Kritik beinhaltet.

    Und PENG schon is se da – „Die Krise“. Doch zum Glück gibts ja die ollen Chinesen: In der Krise, liegt immer auch eine Chance, weil eine Krise immer in Frage stellt.

    Ergo . . . .
    Du darfst . . . . . 🙂

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