Russland: weiterhin kein Methadon – trotz internationaler Appelle

In Russland steigen die HIV-Infektionszahlen unter Drogengebrauchern. Internationale Experten fordern von der russischen Regierung Methadon-Programme – doch diese lehnt ab.

Geschätzt eine Million Menschen mit HIV, und ca. zwei Millionen iv-Drogengebraucher/innen – Russland sei gerade dabei, die Kontrolle über die Situation zu verlieren, betonte Robin Gorna, Direktorin der International Aids Society (IAS) zum Auftakt einer internationalen Aids-Konferenz in Moskau. Internationale Experten kritisierten, insbesondere die HIV-Epidemie unter russischen Drogengebrauchern hätte verhindert werden können, wenn die Regierung sich frühzeitiger engagiert hätte.

Die russische Regierung müsse nun dringend aktiver werden im Kampf gegen Aids, betonte die IAS. Dazu gehöre auch, iv-Drogengebrauchern den Zugang zu sauberen Spritzen sowie zu Methadon zu ermöglichen.

Die russische Drogenpolitik basiert bisher weitestgehend auf einer Art ‚Abstinenz-Ansatz‘. Akzeptierende Drogenarbeit, Harm Reduction – Konzepte, die in der vor-Ort-Realität russischer Aids-Prävention kaum eine Rolle spielen.
Entsprechend fordern internationale Experten, Russland solle zur Reduzierung der Infektionsraten im Drogenbereich schnellstens Methadon-Programme sowie Harm-Reduction-Strategien einführen und in die Praxis umsetzen.

Doch Gennadi Onischenko, oberster ‚Hygienearzt‘ Russlands, steht diesen Gedanken alles andere als aufgeschlossen gegenüber. Er betonte am Rande der Konferenz, er sei „aus vollster Überzeugung gegen Substitutionstherapie“. Russland biete Drogenkonsumenten andere Programme abseits von Methadon an. Russland spreche sich kategorisch gegen Methadon als Bestandteil in Präventionsprogrammen aus, so Onischenko.

Michel Sidibé, Generalsekretär von UNAIDS, betonte hingegen, Substitutionsprogramme z.B. mit Methadon hätten sich vielerorts, auch in Nachbarländern Russlands, als hilfreich und sinnvolles Instrument der Aids-Prävention erweisen.

Methadon ist in Russland nicht zugelassen und nur illegal erhältlich.

weitere Informationen:
UNAIDS 27.10.2009: Eastern Europe and Central Asia HIV conference for joint efforts towards Universal Access
Michel Sidibe: Universal Access: Status of the Global Response and the Way Forward. Rede zur Eröffnung des 3. EECAAC am 28.10.2009 (pdf)
AFP 28.10.2009: Russia Rejects Methadone to Stem HIV Epidemic
POZ 28.10.2009: Advocates: Russia’s HIV Strategy Ineffective Among High-Risk Groups
International Aids Society 28.10.2009: Researchers, public pealth experts urge russia to expand HIV prevention programmes for people who inject drugs
SZ 29.10.2009: Aids-Problem in Russland: Infiziert und ignoriert
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