Eine neue Klasse von Medikamenten zur Behandlung der Hepatitis C zeigt sich in klinischen Studien als potentiell hochwirksam, die Proteasehemmer.
Proteasehemmer ist die Bezeichnung einer Klasse von Wirkstoffen, die aus der HIV-Behandlung seit vielen Jahren bekannt sind. Doch – auch das Hepatitis-C-Virus (HCV) hat eine Protease, und auch die lässt sich hemmen. Nun zeigen klinische Studien mit zwei experimentellen HCV-Proteasehemmern, dass diese Substanzklasse erfolgversprechend bei der Behandlung der Hepatitis C sein könnte.
In getrennten klinischen Studien wurden die HCV-Proteasehemmer Telaprevir und Boceprevir auf ihre Wirksamkeit untersucht.
In einer Studie mit Telaprevir erreichten über 80% der Teilnehmer (nur HCV-Infektion, Genotyp 1) eine „sustained viral response“ (SVR, andauernde virologische Antwort). Eine andere Studie fand ähnliche Wirkungs-Raten für Boceprevir. Telaprevir wird entwickelt von Tibotec und Vertex; Boceprevir von Schering Plough.
Mit den bisher üblichen Therapien gegen Hepatitis C (pegyliertes Interferon plus Ribavirin) wird üblicherweise eine Rate an SVR von eta 50% erreicht.
Als SVR wird bezeichnet eine nicht nachweisbare HCV-Viruslast für einen Zeitraum von sechs Monaten nach Beendigung der Therapie. Umgangssprachlich wird dies gleichgesetzt mit einer „Heilung“.
5% der Teilnehmer der Telaprevir-Studie beendeten die Teilnahme vorzeitig aufgrund schwerer Nebenwirkungen (3% Hautausschläge, 2% Anämie).
In den USA wird inzwischen in manchen Regionen koordiniert gegen Hepatitis C vorgegangen. Schätzungen zufolge sind etwa 4 Millionen US-Amerikaner HCV-infiziert.
In San Francisco, einer von Hepatitis C besonders betroffenen Stadt (geschätzt 12.000 Infektionen) richtete Bürgermeister Gavin Newsom jüngst eine Task Force gegen Hepatitis C ein. Aufgabe der 32köpfigen „San Francisco Hepatitis C Task Force“, an der auch Menschen mit Hepatitis C beteiligt sind, soll es sein, eine Hepatitis-C-Politik zu formulieren und Wege zur Finanzierung von Maßnahmen aufzuzeigen.
Nachtrag 20.10.2010:
„HCV protease inhibitors likely to work for co-infected patients previously treated for HCV“, berichtet aidsmap über eine (kleine) Studie zur genetischen Diversität von HCV bei HIV- und Hepatitis-C-koinfizierten Patienten.
Telaprevir hat Medienberichten zufolge in Phase-III-Studien gute Wirkungs-Raten produziert (ähnlich wie schon eine frühere Studie, siehe „Telaprevir: deutliche Therapieverbesserung bei Hepatitis C?„; ein Zulassungs-Antrag werde noch für 2010 erwartet.
Über Boceprevir wurden Daten aus einer Phase-II-Studie berichtet.
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weitere Informationen:
aidsmap 04.11.2009: New hepatitis C protease inhibitors achieve 80% ‘cure’ rate in patients with genotype 1 infection
aids treatment update Juli 2009 „combinations and conundrums: the challenges of hepatitis C treatment“ (pdf)
Project Inform 09.11.2009: San Francisco Mayor Convenes Hepatitis C Task Force
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