Über 150 Automaten versorgen Drogenkonsumenten in Deutschland mit sauberen Spritzen – auch nachts und an Feiertagen. Das ist weltweit einzigartig und äußerst erfolgreich: Die HIV-Neu-Infektionen von Menschen, die sich Drogen spritzen, sind rapide gesunken.
Zu Beginn der Aids-Ära waren Menschen, die Drogen intravenös konsumierten, besonders stark von HIV betroffen. Nadeln und Spritzen waren nur schwer erhältlich und wurden deshalb weitergereicht. So gelangte das HIV-Virus von der einen Blutbahn in die andere. Steriles Spritzbesteck verhindert diesen Übertragungsweg und ist zentraler Bestandteil von „Safer Use“.
Seit Anfang der 90er Jahre geben Aids- und Drogenhilfen sterile Spritzen und Zubehör aus. Auch in Apotheken erhält man sie tagsüber – mehr oder weniger bereitwillig. Nur nachts und am Wochenende kommt es zu Engpässen. Denn dann haben die meisten Apotheken und Hilfseinrichtungen geschlossen.
Wichtige Aufklärungsarbeit
Spritzenautomaten beseitigen diese Engpässe. Sie versorgen Drogenkonsumierende rund um die Uhr mit sauberem Spritzenbesteck. Zudem erreichen sie auch jene, die sich anonym versorgen wollen und nie in eine Hilfseinrichtung gehen würden.
Ganz nebenbei transportieren die an Automaten ausgegebenen Schachteln aktuelle Informationen zum Gesundheitsschutz und leisten so wichtige Aufklärungsarbeit. Auf jeder Verpackung finden sich auch Hinweise auf Hilfsangebote für Drogenabhängige.
Welchen Stellenwert Spritzenautomaten haben, zeigt sich auch an der Zahl der abgegebenen Spritzen und Nadeln. So wurden 2008 bundesweit rund 400.000 Schachteln mit Spritzen, Nadeln und Zubehör über Automaten abgegeben.
WHO bestätigt: Automaten stoppen HIV
Mit etwa 160 Spritzenautomaten ist Deutschland weltweit führend. Dennoch kann man nicht von einem flächendeckenden Angebot sprechen. In sechs Bundesländern gibt es bis heute keinen einzigen Automaten. Lediglich Nordrhein-Westfalen (etwa 100 Automaten) und Berlin (etwa 20 Automaten) verfügen über ein gut ausgebautes Netz.
Ursache hierfür sind die noch immer großen Vorbehalte gegen dieses erfolgreiche Präventionsangebot. Politik und Behörden unterstellen oft eine Beförderung des Drogenkonsums; Anwohner fürchten, dass ihre Nachbarschaft zum „Dealer-Treff“ wird.
Eine Untersuchung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zerstreut diese Vorbehalte. In einer Überprüfung von mehr als 200 Studien hat die UN-Organisation festgestellt, dass das verbesserte Angebot von Injektionsbesteck den Drogenkonsum nicht fördert. Auch die Motivation der Abhängigen, ihren Drogenkonsum zu verringern, bleibt erhalten.
Zudem unterstreicht die WHO-Auswertung das entscheidende Argument für die Spritzenautomaten: Sie reduzieren nachweislich die Verbreitung von HIV, Hepatitis B und Hepatitis C unter injizierenden Drogenkonsumenten. Deshalb fordert die Deutsche AIDS-Hilfe: Das Netz mit Spritzenautomaten muss weiter ausgebaut werden. Sie schließen eine gefährliche Versorgungslücke und stellen sicher, dass sich jeder Abhängige rund um die Uhr vor HIV und Hepatiden schützen kann – ein weiterer Baustein für eine praxisnahe und erfolgreiche HIV-Prävention in Deutschland.
www.spritzenautomaten.de
www.saferuse-nrw.de
(Pressemitteilung der DAH)