Welt-Aids-Konferenz Wien: Kurz-Berichte 19.07.2010 (akt.2)

In Wien findet vom 18. bis 23. Juli 2010 die XVIII. Welt-Aids-Konferenz statt. Im Folgenden Kurzberichte über einige wichtige Themen, die auf der Konferenz behandelt wurden. Diese Übersicht wird im Verlauf der Konferenz fortlaufend aktualisiert.

Kriminalisierung der HIV-Infektion: Europa und USA an trauriger Spitzen-Position

Weltweit wurden bisher mindestens 600 Menschen deswegen verurteilt, weil sie HIV übertrugen oder andere Personen dem Virus aussetzten. Die bei weitem meisten Verurteilungen seien in Nordamerika und Europa erfolgt, wurde über einen ‚global criminalisation scan‘ von GNP+ (Global Network of People Living with HIV) berichtet.
Die Vortragende, Moono Nyambe, betonte, Norwegen und Schweden seien weltweit ‚führend‘, wenn man die Anzahl der Verurteilungen in Relation setze zur Zahl der Menschen mit HIV, die im jeweiligen Land leben.

GNP+: Global Criminalisation Scan
aidsmap 19.07.2010: North America and Western Europe lead the world in criminalising HIV transmission and exposure

Heilung von HIV muss Priorität werden

Eine Heilung von HIV sei wissenschaftlich machbar und zudem zunehmend notwendig, betonte Sharon Lewin von der Monash University in Melbourne.
Auch wenn die antiretrovirale Therapie zunehmend erfolgreich sei, die chronischen Entzündungsprozesse trügen dazu bei, dass auch erfolgreich therapierte HIV-Positive an Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden und stürben. Zudem sei antiretrovirale Therapie nicht bei jedem Patienten eine machbare Langzeit-Lösung.
Auf einer Vor-Konferenz hatte Dr. Gero Hütter erneut über die ‚Heilung‘ des so genannten ‚Berlin Patient‘ berichtet. Die zeige, dass Ansätze der Heilung machbar seien.
Die Deutsche Aids-Hilfe kommt in Sachen ‚Berlin Patient‘ zu dem Fazit „Das Verfahren ist nicht allgemein auf andere HIV-Positive übertragbar. Dazu ist die Therapie zu gefährlich und nebenwirkungsreich. Aber in der Charité scheint die erste Heilung eines HIV-Patienten gelungen zu sein.“
Medizin-Nobelpreisträgerin Francois Barré-Sinoussi hingegen skeptisch, hält das völlige Entfernen von HIV aus dem Körper eines Infizierten für “sehr schwer bis unmöglich“.

aidsmap 19.07.2010: Cure for HIV infection must now be major scientific priority, Vienna AIDS conference hears
vienna.at 18.07.2010: HIV- Entdeckerin: Heilung eher unmöglich
ondamaris 03.06.2010: Auszeichnung für Berliner Arzt – für “erste funktionale Heilung von HIV/Aids”
POZ 19.07.2010: Strategies for a Cure Reviewed in Vienna
blog.aids2010 21.07.2010: Towards a Cure: HIV Reservoirs and Strategies to Control Them
DAH 29.07.2010: Was macht eigentlich … der „HIV-Geheilte“?

Schroffe Einstellungen Treiber der HIV-Epidemie in Ost-Europa

Eine ‚Untergrund-HIV-Epidemie‘ nehme in Ost-Europa und Zentral-Asien inzwischen ein beängstigendes Ausmaß ein, betonte UNICEF. Drogengebrauch, risikoreicher Sex und gravierende soziale Stigmatisierung seien die Haupt-Gründe. Die Verantwortlichen im Sozial- und Gesundheitsbereich in zahlreichen Staaten unternähmen kaum etwas für junge Menschen, stattdessen seien diese Kriminalisierung und Strafverfolgung ausgesetzt, selbst wenn sie sich um HIV- und Präventions-Informationen bemühen.

UNICEF 19.07.2010: Young of Central Asia and Eastern Europe suffering Blame and Banishment
Aids Treatment News 19.07.2010: Harsh attitudes fuel Eastern Europe HIV epidemic
SpON 19.07.2010: Unicef-Studie: Osteuropa droht Aids-Epidemie
UNICEF 19.03.2010: HIV-positive Kinder und Jugendliche ausgegrenzt und diskriminiert
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