Berlin Patient nicht allein – zwei weitere HIV-Positive mit Knochenmark-Transplantation ‚geheilt‘?

Hat der ‚ Berlin Patient ‚ zwei ‚Weggefährten‘? In Boston sollen zwei weitere Personen nach Knochenmark-Transplantationen von HIV ‚geheilt‘ worden sein.

Der ‚Berlin Patient‘ machte vor einigen Jahren Geschichte, noch immer weckt er mediales Interesse. Timothy Ray Brown war an Leukämie erkrankt und gleichzeitig HIV-infiziert. Mediziner an der Berliner Charité unter Leitung von Dr. Hütter begannen 2007 mit einer innovativen Behandlung. Statt dem Patienten “nur” eine ‘normale’ Stammzelltherapie zukommen zu lassen, benutzten sie Stammzellen eines Knochenmark-Spenders, bei dem aufgrund einer seltenen Mutation (ca. 3 – 5% der Bevölkerung) ein bestimmter Korezeptor (CCR5) fehlt – den jedoch HIV wiederum zur Infektion von Zellen benötigt. Resultat der komplizierten Behandlung: Brown ist von Leukämie geheilt – und HIV-negativ. Die „erste funktionale Heilung von HIV“, für die Dr. Gero Hütter 2010 ausgezeichnet wurde.

Nun berichteten zahlreiche Medien im Rahmen der XIX. Internationalen Aids-Konferenz in Washington von zwei weiteren Fällen. Doch Beobachter mahnen zur Vorsicht.

Ein etwa 20-jähriger von Geburt an HIV-positiver Mann sowie ein etwa 50-jähriger seit den 1980er Jahren HIV-infizierter Mann sollen nach Knochenmark-Transplantationen ebenfalls frei von HIV sein. Beide Männer wurden zu unterschiedlichen Zeiten im Brigham and Women’s Hospital in Boston behandelt. Beide erhielten auch nach der Knochenmark-Transplantation weiterhin antiretrovirale Medikamente. Nach acht Monaten waren die Zellen der beiden Patienten ersetzt durch die Zellen des (HIV-negativen) Knochenmark-Spenders. Die Zahl der HIV-Antikörper ging zurück, weder HIV-DNA noch -RNA konnte nachgewiesen werden. Derzeit könnten keine Spuren von HIV nachgewiesen werden, so Forscher. Vermutlich habe die antiretrovirale Therapie in den acht Monaten verhindert, dass die neuen Zellen erneut mit HIV infiziert würden.

Einige Beobachter raten zu Vorsicht bei der Interpretation der bisherigen Ergebnisse sowie dem Vergleich mit dem ‚ Berlin Patient ‚. So sei im Gegensatz zum ‚ Berlin Patient ‚ in diesen beiden Fällen Knochenmark eines Spenders verwendet worden, das nicht die CCR5-Depletion aufweist. Zudem sei eine weniger starke Chemotherapie eingesetzt worden (so dass sie während und nach der Transplantation weiterhin ihre antiretroviralen Medikamente nehmen konnten). Zudem seien beide, anders als Brown (der seit über 5 Jahren keine Aids-Medikamente mehr nehme) derzeit weiterhin auf antiretroviraler Therapie – ein Erfolg müsse sich erst in einer Therapiepause erweisen. Noch sei es zu früh, von weiteren Fällen einer „functional cure“, einer ‚funktionellen Heilung von HIV‘ zu sprechen.

Der ‚ Berlin Patient ‚ Timothy Ray Brown äußerte sich im Mai 2011 erstmals selbst im Interview im US-Fernsehen: „Ich bin von HIV geheilt“. Später kamen allerdings wieder Zweifel auf, Spuren von HIV wurden entdeckt – der ‚Berlin patient‘ doch nicht von HIV geheilt? Nach lebhaften Debatten erklärte sein Arzt: er gilt weiterhin als von HIV geheilt, die Funde konnten zunächst nicht bestätigt werden, spätere Funde erwiesen sich als Virus-Bestandteile, nicht komplettes HIV.

Auf der XIX. Internationalen Aids-Konferenz 2012 in Washington hatten Wissenschaftler eine ‚Strategie zur Heilung von HIV‚ auf den Weg gebracht. Ko-Vorsitzende dieser Srategie ist Françoise Barré-Sinoussi, neue Präsidention der International Aids Society IAS.

Zudem hatten französische Forscher einen einen Ansatz vorgestellt. Sie hoffen, mit einer sehr frühen Behandlung direkt nach Infektion eine ‘funktionale Heilung’ erreichen zu können.

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weitere Informationen:
HIVplus 27.07.2012: Two Men Possibly Cured of HIV With Bone Marrow Transplant
POZ 28.07.2012: New Stem Cell Transplant Cases Encouraging, but Cure Buzz May be Premature
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Video: die Gen-Schere gegen HIV

Gen-Schere – ein weiterer Ansatz zur Heilung von HIV? Spätestens seit der XIX. Internationalen Aids-Konferenz und der dort gestarteten „Strategie zur Heilung von HIV“ ist das Thema „Heilung der HIV-Infektion“ wieder weit oben in der medialen Aufmerksamkeit. Ein  dabei wenig beachteter Ansatz: die in Deutschladn entwicklete ‚Gen-Schere gegen HIV‘. Ein unterhaltsames Video erläutert den Ansatz.

Im Vortrag „Kleine Schere – große Wirkung“ erklärt Dr. Helga Hofmann-Sieber, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Heinrich-Pette-Institut in Hamburg, anschaulich, wie das Immunsystem funktioniert, was HIV darin macht – und wie die vom Heinrich-Pette-Institut entwickelte Gen-Schere (siehe ondamaris 4.7.2007: Über Scheren, Vergessene Heilung und Defätismus) funktioniert.

(Video des Science Slam Berlin)

HIV sehr früh behandeln – eine Chance auf Heilung? (akt.)

Heilung von HIV – ein Traum, oder bald eine reale Chance? Forscher glauben, mit einer sehr frühen Behandlung direkt nach Infektion eine ‚funktionale Heilung‘ erreichen zu können. Heute werden sie ihre Daten in Washington auf der XIX. Internationalen Aids-Konferenz vorstellen.

Die HIV-Infektion ist in vielen Fällen heute gut behandelbar, eine Vielzahl von Medikamenten stehen zur Verfügung. Eines ist jedoch bisher nicht gelungen, die Heilung (bis auf einen Ausnahme-Fall, den ‚Berlin patient‘, siehe ondamaris 20.05.2011: “Ich bin von HIV geheilt” – der ‘Berlin Patient’ im Interview).

Doch nun haben Forscher nicht nur eine ‚Strategie zur Heilung von HIV‚ auf den Weg gebracht. Einige Forscher sind der Überzeugung, einen konkreten Weg zu einer Möglichkeit der Heilung gefunden zu haben.

Wichtig dabei: zwei Begriffe von ‚Heilung‘ zu unterscheiden: Heilung kann bedeuten (im klassischen Sinn), den Virus vollständig aus dem Körper zu entfernen (die vordem mit HIV infizierte Person ist wieder HIV-frei). Oder es kann bedeuten, das Immunsystem der Person in die Lage zu versetzen, die vorhandene HIV-Infektion selbst unter Kontrolle zu halten. Die Person bleibt HIV-infiziert, erkrankt aber auch ohne Einnahme von Medikamenten nicht. Dieser Ansatz wird ‚functional cure‘ (funktionale Heilung) genannt.

Genau für diese funktionale Heilung glauben einige Forscher nun eine konkrete Mögichkeit zu sehen: die sehr frühe Behandlung HIV-Infizierter. Sehr früh meint hier: innerhalb der ersten 14 Tage nach Infektion mit HIV.

Forscher wollen konkrete Daten zu der französischen Studie, aus der sie dieses Konzept entwickelten, heute (Donnerstag, 26.7.2012) auf der XIX. Internationalen Aids-Konferenz in Washington voerstellen.

Jon Cohen, Reporter des ‚Science Magazine‚, konnte schon vorab mit den Forschern sprechen. Im Interview erläutert er das Konzept und die Gründe:

Grund-Idee dieses Ansatzes einer ‚functional cure‘: HIV-Positive sehr nahe am Infektionszeitpunkt antiretroviral behandeln (innerhalb der ersten 14 Tage nach Infektion). Entstanden ist dieses Konzept aus einer Studie, über die die Forscher heute berichten werden. Ihre Beobachtung: wenn frühzeitig behandelte HIV-Positive mit ihrer Viruslast unter der Nachweisgrenze waren, und dann die Medikamenten-Einnahme beendeten, war bei einigen auch nach sieben Jahren keine messbare Viruslast –  ohne Medikamenten-Einnahme, ohne zu erkranken.

Die Forscher fragten sich, ob sie vielleicht zufällig eine Gruppe von so genannten ‚Elite Controllern‘ haben (Menschen, die aufgrund körpereigener Faktoren wie bestimmter Korezeptoren ihre HIV-Infektion ohne zu erkranken selbst unter Kontrolle behalten können). Die Studie zeigte allerdings (aufgrund einer Analyse relevanter Marker): nein, eher im Gegenteil, diese Teilnehmer müssten ein höheres Risiko haben zu erkranken.

Schlussfolgerung der Forscher: eine sehr frühe Behandlung HIV-Infizierter könnte vielleicht dazu führen, dass ihr Immunsystem selbst HIV unter Kontrolle behalten kann (und die ansonsten üblichen Schäden (auch am Immunsystem selbst) entstehen erst gar nicht.

Weitere Daten (über obiges Interview hinaus) sollen heute Donnerstag 26.7.2012 in Washington vorgestellt werden.

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Aktualisierung
27.07.2012, 10:30: Charline Bacchus, Leiterin der Studie bei der französischen staatlichen Aids-Forschungs-Organisation ANRS (Agence National de recherche sur le Sida et les hépatites virales) erläuterte gegnüber Medien die Studienergebnisse:

„Six years after interruption of treatment, patients treated early on in the post-infection period present a perfect ability to control the HIV infection.“

In der kleinen ANRS-Studie (‚Visconti-Kohorte‘, ‚Virological and Immunological Studies in CONtrollers after Treatment Interruption‘) wurden 12 HIV-Positive untersucht. Sie erhielten innerhalb der ersten 10 Wochen nach Infektion antiretrovirale Behandlung, stoppten diese aber nach Erreichen einer Viruslast unterhalb der Nachweisgrenze. Für im Median 6 Jahre konnte trotz Absetzen der Medikamente keine HIV-Viruslast gemessen werden. HIV war zwar weiter nachweisbar, die Infektion wurde jedoch vom körpereigenen Immunsystem unter Kontrolle gehalten.

Resüme der Forscher in ihrem auf der XIX. Internationalen Aids-Konferenz in Washington vorgestellten Abstract:

„In VISCONTI patients, treatment initiated at primary HIV-1 infection leads, after treatment interruption, to a low -but inducible- durable HIV reservoir distributed mainly in short-lived memory CD4+T cells that mimicks the natural distribution observed in Elite-Controllers.“

Die Studie wird fortgesetzt. Die Forscher wollen werausfinden, welche Immun-Parameter dafür verantwortlich sind, dass (anders als sonst notwendig) diese HIV-Positiven in der Studie keine antiretroviralen Medikamente mehr nehmen müssen – warum sie sich de facto annähernd wie Elite-Controller verhalten.

27.07.2012, 15:00: aidsmap zitiert eine Ko-Autorin der Stuidie mit der Aussage, die Studie zeige, dass womöglich bei einem kleinen Teil HIV-Positiver (5 bis 15%) das Immunsystem lange Zeit lang  in der Lage sein könne, die HIV-Infektion selbst zu kontrollieren, wenn die antiretrovirale Therpaie sehr früh beginne.

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siehe auch:
Charline Bacchus, Cellular and Tissular Immunology Laboratory, Pierre and Marie Curie University, INSERM UMR-S 945, Pitié-Salpêtrière Hospital, Paris, France, et al.: Distribution of the HIV reservoir in patients spontaneously controlling HIV infection after treatment interruption
Guardian 26.07.2012: French research gives scientists hope of ‚functional cure‘ for HIV
Pinknews 26.07.2012: Small HIV study raises hopes of ‘functional cure’
IAS 26.07.2012: New HIV Cure Research Released Today at the XIX International AIDS Conference (AIDS 2012) (pdf)
aidsmap 27.06.2012: Latest data on HIV cure research (dort Absatz zu ‚Visconti‘)
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Der Weg zur Heilung von HIV ?

Eine “ Strategie zur Heilung von HIV “ brachten Wissenschaftler am 19. Juli 2012 in Washington auf den Weg – gemeinsame Anstrengungen, um die HIV-Infektion heilen zu können. Ihrer Ansicht nach der einzige Weg, dauerhaft die Aids-Krise zu beenden, die HIV-Epidemie zu stoppen, so die Wissenschaftler.

Françoise Barré-Sinoussi, die 2008 für die Entdeckung von HIV den Nobelpreis für Medizin erhielt (siehe ondamaris 08.10.2008: Wissenschaftskrimi um den Aids-Erreger), hält eine Heilung für machbar – die so genannten ‚Elite-Controller‘ (Menschen, die seit langem mit HIV infiziert sind, ohne Medikamente zu nehmen – und ohne zu erkranken) würden den Weg weisen:

„I think it’s possible because we have this category of patients we call the „elite controller“. … Those elite controllers never receive ART [antiretroviral therapy]. For some of them it is 20 years since they were infected with HIV. They have no detectable levels of virus in the blood. They have not only no detectable virus but the size of the reservoir is very low. So it is a strong argument to say if you have a very low level of reservoir, maybe you can stop the treatment.“

HIV cure - Strategie zur Heilung von HIV (Logo: IAS)
HIV cure - Strategie zur Heilung von HIV (Logo: IAS)

UNAIDS-Generaldirektor Michel Sidibé lobte die neue Strategie. Die vorangegangene Generation habe für Behandlungsmögflichkeiten gekämpft, die jetzige Generation müsse für die Heilung von HIV kämpfen:

„The previous generation fought for treatment. Our generation must fight for a cure.“

Die Strategie zur Heilung von HIV – „The strategy – Towards an HIV Cure“ – wurde offiziell auf einem internationalen Symposium im Vorfeld der von der International Aids Society IAS veranstalteten XIX. International Aids Conference (Aids2012) in Washington gestartet.

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weitere Informationen:
IAS: The strategy – Towards an HIV Cure
IAS: “Towards an HIV Cure”: Global Scientific Strategy (Updated April 2012) (pdf)
Guardian 19.07.2012: A cure for Aids?
DAH-Blog 21.07.2012: Bericht aus Washington (1): “Wir müssen das jetzt anpacken!”
DAH-Blog 23.07.2012: Bericht aus Washington (2): Pioniere der Heilung
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‚Berlin patient‘: doch nicht geheilt? – Spuren von HIV entdeckt

Er gilt bisher als der erste Mensch weltweit, der von einer HIV-Infektion geheilt wurde – Timothy Ray Brown sagt von sich selbst „Ich bin von HIV geheilt„. Doch es gibt neue Verwirrung um die Frage, ob der ‚Berlin patient‘ tatsächlich geheilt ist.

Widersprüchliche Ergebnisse lieferten neue Untersuchungen, mit denen geklärt werden sollte, ob Brown weiterhin frei von HIV ist. Dies wurde am 8. Juni 2012 auf einem Expertentreffen in Sitges berichtet. Erneut wurden mit hochempfindlichen Verfahren (PCR) Virus-Patrtikel (keine vollständigen, vermehrungsfähigen HIV-Viren) gefunden. Einige Experten bezweifeln nun, ob Brown tatsächlich als geheilt bezeichnet werden könne. Andere Forscher widersprechen, es sei unklar ob die neuen Funde nicht auf Test-Verunreinigungen beruhten.

Bereits zu Jahresanfang waren Meldungten aufgekommen, beim so genannten ‚Berlin patient‘ seien Spuren von HIV gefunden worden. Sein Berliner Arzt erklärt daraufhin im März 2012, Brown gelte weiterhin als geheilt; eine Wiederholung der Untersuchung habe den Fund nicht bestätigt. Doch erste Ergebnissse vertiefender Untersuchungen, die daraufhin veranlasst wurden, brachten nun neue Debatten um die Frage, ob eine Heilung gelungen ist. Zweifel bleiben – auch wenn Brown seit nunmehr 5 Jahren keine Aids-Medikamente mehr nehmen muss.

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weitere Informationen:
Tagesspiegel 12.06.2012: Rätselraten um den „Berliner Patienten“
POZ 12.06.2012: HIV Material Detected in Berlin Patient Samples Spurs Cure Questions, Confusion
The So Called HIV Cured „Berlin“ Patient Still Has Detectable HIV in His Body (Pressemeldung)
DAH 13.06.2012: Ist der „Berliner Patient“ tatsächlich von HIV geheilt?
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‚Berlin Patient‘ gilt weiterhin als von HIV ‚geheilt‘ (akt.2)

Ist der ‚Berlin Patient‘ doch nicht von HIV geheilt? So sah es zunächst aus. Sein US-Arzt sprach davon, HIV-Partikel in der Darmschleimhaut gefunden zu haben. Sein Berliner Arzt erklärt inzwischen, Brown gelte weiterhin als geheilt; eine Wiederholung der Untersuchung habe den Fund nicht bestätigt.

Timothy Ray Brown hatte Hoffnung, der erste „von HIV geheilte“ HIV-Positive zu sein. Nun hat sein Arzt jedoch bei dem inzwischen 46-Jährigen HIV-Partikel festgestellt, in der Darmschleimhaut. Allerdings, so Dr. Gero Hütter „tote Partikel“. Dies berichtet das Magazin ‚Focus‘.

Browns Geschichte: Ein Mann aus den USA, der damals in Berlin lebte, erkrankt an Leukämie. Zudem ist er seit 1995 mit HIV infiziert. Mediziner an der Berliner Charité beginnen 2006/07 mit einer innovativen Behandlung: statt dem Patienten “nur” eine ‘normale’ Stammzelltherapie zukommen zu lassen, benutzen sie Stammzellen eines Knochenmark-Spenders, bei dem aufgrund einer seltenen Mutation (ca. 3 – 5% der Bevölkerung) ein bestimmter Korezeptor (CCR5) fehlt – den jedoch HIV wiederum zur Infektion von Zellen benötigt. Resultat der komplizierten Behandlung: der Mann ist von Leukämie geheilt – und bisher HIV-negativ.

Der ‚Fall‘ ging 2008 als “Berlin Patient” groß durch die Medien – und wird heute von einigen als “functional cure”, als ‘funktionale Heilung‘ von HIV betrachtet.

Timothy Ray Brown hatte sich lange nicht gegenüber Medien geäußert. Im Mai 2011 hat er erstmals im Fernsehen gesprochen, in einem Interview betont „“Ich bin von HIV geheilt”.

Browns Arzt, der Berliner Mediziner Dr. Gero Hütter wurde vom AIDS Policy Project in San Francisco und San Franciscos Supervisor Ross Mirkarimi im Rathaus von San Francisco für “die erste funktionale Heilung von HIV/Aids” ausgezeichnet.

Der Grundgedanke von Hütters Behandlung, die CCR5-Depletion, wird heute in ersten Studien als experimentelles gentherapeutisches Verfahren untersucht.

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Aktualisierung
17.03.2012, 04:00: Auf den Münchner Aids-Tagen 2012 spricht Dr. Hütter laut ‚Abendzeitung‘ weiterhin von einer „bis heute währenden Heilung“. Das Vorhandensein von HIV-Partikeln erwähnt der Artikel nicht.
18.03.3012, 19:15: Auf den Müncher Aids-tagen äußerte prof. Hütter, der damals behandelnde Arzt des ‚Berlin patient‘, „bei nochmaliger Untersuchung der Proben sei alles negativ gewesen“. Der Patient gelte weiterhin als geheilt. siehe Kommentar Siegfried Schwarze unter diesem Artikel (danke an Siegi! – Überschrift des Artikels aus diesem Grund geändert von „‚Berlin patient‘ doch nicht von HIV geheilt?“ in „‚Berlin patient weiterhin von HIV geheilt“; d.Verf.)

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weitere Informationen:
timothyrbrown.com
Focus 11.03.2012: Der weltweit erste geheilte Aids-Patient ist offenbar doch nicht gänzlich HIV-frei
Abendzeitung München 16.03.2012: Er heilte einen Mann von HIV
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Berlin Patient Interview : „Ich bin von HIV geheilt“

Timothy Ray Brown hat sich lange nicht gegenüber Medien geäußert. Timothy Ray Brown ist der „Berlin Patient“, der erste Mensch, der von einer HIV-Infektion „geheilt“ wurde. Nun hat er erstmals im Fernsehen gesprochen.

„I’m cured of HIV. I had HIV but I don’t anymore“ – dies ist der zentrale Satz von Timothy Ray Brown. „Ich bin von HIV geheilt. Ich hatte eine HIV-Infektion, aber ich bin nicht mehr HIV-infiziert.“

Die Geschichte des Timothy Ray Brown: Ein heute 45jähriger Mann aus den USA, der damals in Berlin lebte, erkrankt an Leukämie. Zudem ist er seit 1995 mit HIV infiziert. Mediziner an der Berliner Charité begannen 2006/07 mit einer innovativen Behandlung: statt dem Patienten “nur” eine ‘normale’ Stammzelltherapie zukommen zu lassen, benutzten sie Stammzellen eines Knochenmark-Spenders, bei dem aufgrund einer seltenen Mutation (ca. 3 – 5% der Bevölkerung) ein bestimmter Korezeptor (CCR5) fehlt – den jedoch HIV wiederum zur Infektion von Zellen benötigt.
Resultat der komplizierten Behandlung: der Mann ist von Leukämie geheilt – und derzeit HIV-negativ.

Erstmals trat Timothy Ray Brown nun im Fernsehen auf – in einem Exklusiv-Interview, das Hank Plante mit ihm für den US-Sender CBS (CBS local San Francisco) führte, und das über die erste „funktionelle Heilung“ (functional cure) berichtet:

Berlin Patient Interview

Brown wird inzwischen medizinisch weiter betreut am San Francisco General Hospital sowie am ‚Medical Center‘ der University of California, San Francisco.

Der Berliner Mediziner Dr. Gero Hütter wurde Mitte 2010 vom AIDS Policy Project in San Francisco und San Franciscos Supervisor Ross Mirkarimi im Rathaus von San Francisco ausgezeichnet – für “die erste funktionale Heilung von HIV/Aids”.

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Stammzell-Transplantationen (wie bei Timothy Ray Brown) sind eine sehr schwierige und riskante Prozedur. Diese „funktionelle Heilung“ von HIV bei Timothy Ray Brown ist kein Ansatz, der sich bei vielen HIV-Positiven problemlos wiederholen ließe. Aber sie zeigt einen Weg, eröffnet Hoffnung – Hoffnung auf eine Intensivierung der Forschung für eine realistische Heilung von HIV.

[ via towleroad]

Bill Gates: „wir müssen eine Heilung für Aids finden“

Einer der wichtigen Geldgeber im Kampf gegen Aids weltweit ist die ‚Bill and Melinda Gates Foundation‘. Anfang April äußerte sich Gates in Berlin – auch über den Kampf gegen Aids.

Anfang April 2011 gastierte der ehemalige Microsoft-Chef Bill Gates in Berlin, um für ein von seiner Stiftung finanziertes Projekt zu werben. Der Blogger Johnny Häusler („Spreeblick“) konnte bei einem Treffen mit Medienvertretern mit Gates sprechen.

Reiche Staaten hätten geradezu eine Verpflichtung, den armen Staaten zu helfen, so einfach sei die Sache:

„Rich countries need to help poor countries. It’s pretty simple.“

Bill Gates auf dem IT-Gipfel in Kopenhagen 2004 (Foto: Keen de Voss)
Bill Gates auf dem IT-Gipfel in Kopenhagen 2004 (Foto: Keen de Voss)

Gates betont in den Gespräch in Berlin, zahlreiche Staaten, auch Deutschland, seien von dem international vereinbarten Ziel weit entfernt, 0,51 Prozent des Bruttosozialprodukts für Entwicklungshilfe aufzuwenden (Deutschland derzeit; 0,4%).

Gates offenbart – wenig überraschend – einen sehr marktwirtschaftlichen Blick auf die Dinge, die Kräfte des Marktes würden vieles gut in den Griff bekommen. So reagiert er auf Kritik an Entwicklungshilfe mit den Worten

„Yes, there is a great market for pessimism. There is a great market for optimism as well, but unfortunately there is not a big market for realism. The people who write those books should have done their homework, otherwise they’re nothing but people who want to sell books.
We need more analysis. With proper analysis, some things are pretty simple.“

Mann müsse sich immer wieder die höchsten Ziele setzen – dies nicht zu tun sei ein Versäumnis. So müsse und werde die Heilung von Aids erreicht werden:

„The biggest mistake is not to aim for the highest goals. It might still take a very long time to find a cure for Aids, but it needs to be done and it will be.“

Der Bericht über das ganze Gespräch hier:

Spreeblick 06.04.2011: Bill Gates: “In toilets, we’re the kings”

zu Tode mutiert – neuer Weg der HIV-Therapie?

Mit einem völlig neuen Konzept versuchen Forscher gegen HIV vorzugehen: eine experimentelle Substanz soll HIV durch beschleunigte Mutationen vermehrungsunfähig machen.

Bisherige Aids-Medikamente versuchen, den Vermehrungs-Zyklus von HIV in menschlichen Zellen an verschiedenen Stellen zu blockieren. Eine neue Art einer experimentellen Substanz geht andere Wege: die Vermehrung von HIV zu beschleunigen – so, dass HIV schließlich vermehrungsunfähig wird (sog. „Fehler-Katastrophe“, ‚error catastrophe‘).

Die erste Substanz dieser Klasse wurde inzwischen in klinischen Studien am Menschen untersucht: KP-1461 vom kanadischen Unternehmen Koronis Pharma. KP-1461 (auch: SN1212) ist eine orale Prodrug von KP-1212. Die Substanz fügt sozusagen ‚Fehler‘ in die Erbinformation von HIV ein. Die virale Mutationsrate soll erhöht werden. Ziel ist letztlich, die Vermehrungsfähigkeit von HIV zu beenden und somit die Population von HIV in einem Körper zum Zusammenbruch zu bringen.

KP-1461 ist ein Derivat (Abkömmling) von Ribavirin, das auch in der Therapie der Hepatitis C eingesetzt wird. KP-1461 wurde bisher in Phase-I- und Phase-IIa-Studien auf Sicherheit und Verträglichkeit untersucht. Zudem konnte gezeigt werden, dass KP-1461 die (aufgrund theoretischer Modelle sowie von Tierversuchen) erwartete Mutationsrate bei HIV produzierte.

Prof. Mullins, Leiter der Studie, zeigte sich überzeugt, dass es gelingen könne, durch eine Anhäufung zusätzlicher Mutationen einen für HIV kritischen Verlust der ‚viralen Fitness‘ herbeizuführen. Gelänge dies, so hätte man einen völlig neuen Weg nicht-hemmender Medikamente in der HIV-Therapie gefunden.

Nun soll in einer Phase-II- Studie untersucht werden, ob und in welchem Zeitraum mit der Substanz ein klinisch relevanter Rückgang der Viruslast erreicht werden kann, sowie ob und falls ja wie sie in Kombinationstherapien eingesetzt werden könnte. In bisherigen Studien zeigte sich kein Rückgang der Viruslast nach 124 Tagen. Die neue Studie soll nun einen längeren Zeitraum umfassen.

Sollte sich das Wirkkonzept von KP-1461 als praxistauglich erweisen, könnte die Substanz z.B. gemeinsam mit einer hochwirksamen Kombinationstherapie eingesetzt werden. Die Kombi würde die Virusvermehrung unterdrücken, während KP-1461 verbleibendes HIV „aus der Existenz heraus mutieren“ würde – der Patient könnte theoretisch geheilt werden. Wirtschaftsanalysten sind trotz der „hohen Risiken“ begeistert und sprechen von einer potentiellen „kompletten und drastischen Veränderung“ des Marktes für HIV-Therapie.

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weitere Informationen:
Aids Treatment News 2007: New Kind of Antiretroviral, KP-1461; Clinical Trial Recruiting. Interview with Stephen Becker, M.D.
US Department of Health and Human Services / Aidsinfo: KP-1461 drug description
J.I.Mullins et a. 03.09.2010: H-1170a – First-In-Man Study of the Mutagenic Potential of Nucleoside KP1461 in HIV-1 Infection (abstract)
clinicaltrials.gov: Study of KP-1461 for the Treatment of HIV Positive Patients Who Have Failed Multiple HAART Regimens
Koronis Pharma / HIV
Mark G. Fromhold, Ph.D., Vice President, Manufacturing & Business Development, Koronis Pharmaceuticals (22.02.2011): Nonsuppressive Drug Therapy for HIV (Podcast)
„A cure for HIV?“, in: Wedbush PAC Grow Life Science 26.01.2011: Gilead Science (pdf)
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Frankreich und USA: Phase II – Studien zu neuen experimentellen Heilungs-Ansätzen

Mit neuen experimentellen Therapie-Ansätzen, die jetzt in Phase-II-Studien untersucht werden, soll die Menge an HIV-Reservoirs im Körper deutlich reduziert und langfristig eine völlige Entfernung von HIV machbar werden.

Selbst bei sehr erfolgreicher antiretroviraler Therapie mit einer Viruslast unterhalb der Nachweisgrenze lassen sich kleine Mengen HIV in so genannten viralen Reservoirs nachweisen. Diese Reservoirs sind einer der Gründe, warum eine Heilung von HIV bisher so schwer machbar scheint: bei Abbruch der Therapie stellen diese – für antiretrovirale Therapie schwer zugänglichen – Reservoirs einen ‚Nachschub‘ vermehrungsfähigen HIVs.

Nun versucht eine Phase-II-Studie, die derzeit in Frankreich, Spanien, Großbritannien und Italien stattfindet, einen neuen Ansatz: die Studie ‚Eramune 01‘ untersucht die Verwendung des Integrasehemmers Raltegravir (Handelsname Isentress®) und des CCR5-Hemmers Maraviroc (Selzentry®) – kombiniert mit dem Immunmodulator CYT107. Hierbei handelt es sich um rekombinantes humanes IL-7 (Hersteller Cytheris, Frankreich).

Eine Publikation beschreibt die Ziele der Phase-II-Studie:

„The ERAMUNE 01 study is designed … to test the hypothesis that combination therapy with potent antiviral agents and immunomodulator may result in a decrease of HIV reservoirs and … eradication of the virus may be feasible.“

Mit dem Immunmodulator sollen gezielt die viralen Reservoirs aktiviert werden. An der Studie sollen 28 HIV-Positive zwischen 18 und 65 Jahren teilnehmen. Sie müssen eine erfolgreiche Therapie (Viruslast unter der Nachweisgrenze) haben, und zusätzlich bereits heute ein nur geringes Reservoir latent HIV-infizierter Zellen (Messung HIV-DNA im Blut). Verglichen werden zwei Gruppen: derzeitige antiretrovirale Therapie plus Raltegravir plus Maraviroc gegen derzeitige Therapie plus Raltegravir plus Maraviroc plus IL-7.

Leiterin der Studie ist Prof. Christine Katlama (Hospitalier Pitié-Salpêtrière, Paris). Die Studie soll im Juni 2012 abgeschlossen sein.

Die Studie ist bei Fachleuten nicht unumstritten. Eine frühere Studie (Dr. Siciliano / Johns Hopkins) hatte bereits gezeigt, dass auch Therapie-Intensivierungen HIV nicht völlig am Vermehren hindern. Zudem weisen sie darauf hin, dass bisher nicht völlig bekannt sei, wo überall virale Reservoirs sind , eine Messung der Reduzierung dieser Reservoirs also schwierig sein dürfte. Die Lokalisierung der wichtigsten viralen Reservoirs dürfte zu einer der Schlüsselfragen potentieller Ansätze zur vollständigen Entfernung von HIV aus dem Körper Infizierter werden.

Kurz vor Abschluss ist bereits eine Studie mit dem Namen ‚Eramune 02‘, die einen experimentellen Weg untersucht, HIV aus dem Körper zu entfernen. Sie ist ähnlich aufgebaut wie Eramune 01, verwendet allerdings statt des IL-7 einen experimentelle DNA-Impfstoff (‚Biological‘, DNA + HIV-rAd5 Vakzine). Sie soll planmäßig bereits im Januar 2011 beendet werden.

weitere Informationen:
Studienbeschreibung auf clinicaltrials.gov: Therapeutic Intensification Plus Immunomodulation in HIV-infected Patients (ERAMUNE-01)
Diskussion zu Eramune 01
Studienbeschreibung auf clinicaltrials.gov: Therapeutic Intensification Plus Immunomodulation to Decrease the HIV-1 Viral Reservoir (EraMune02)
vih.org 21.10.2010: ERAMUNE: deux essais sur l’éradication du VIH prévus
futuremedicine: CYT107 (IL-7) in combination with raltegravir and maraviroc enters Phase II clinical trial in HIV patients (pdf)
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Larry Kramer: Aids – eine Pest, die bewusst zugelassen wurde

Aids ist die neue Pest – und die Verantwortlichen haben sie bewusst zugelassen, beschönigen und belügen uns. Mit starken Worten kritisiert US-Autor und Aids-Aktivist Larry Kramer die Situation 30 Jahre nach Beginn der Aids-Krise.

„Ich möchte dein Herz brechen – aber ich befürchte, nach dem Lesen werden mehr Menschen sauer auf mich sein als mir zustimmen.“ So beginnt der Autor, Gründer von ACT UP und langjährige US- Aids-Aktivist Larry Kramer einen Kommentar auf den Internetseiten des US-Nachrichtensenders CNN.

Larry Kramer (Foto: actup.org)
Larry Kramer (Foto: actup.org)

Kramer beschreibt in seinem Kommentar zehn „Realitäten“:
1. Aids sei in jeder Hinsicht eine Pest, eine Plage – nur traue niemand sich, dies auch auszusprechen.
2. Zu viele Menschen empfänden explizit Hass gegen diejenigen, die von Aids am meisten betroffen seien: Schwule und Farbige.
3. Ebenso würden zwei Bevölkerungsgruppen als geradezu entbehrlich betrachtet: Menschen, die nicht Sex haben auf die gleich Weise wie sie [die Mächtigen], und Menschen die Drogen nehmen um eine Welt besser aushalten zu können, die sie als elend empfinden.
4. Aids hätte nicht zu einer Plage werden müssen – es wurde aber hingenommen, dass dies geschieht.
5. Aids ist eine Plage, die nicht verschwinden wird. Sie wird schlimmer.
6. Es gebe keine Heilung, und die zur Erforschung einer Heilung eingesetzten Mittel  seien äußerst gering – bezeichnend für ein Land und eine Welt, die diese Plage nicht beenden wollten.
7.Es gebe keinen Anreiz für Pharmaunternehmen, eine Heilung zu finden – sie verdienten Milliarden mit Medikamenten zu stark überhöhten Preisen, die HIV-Infizierte nehmen müssen. Medikamente, die uns (so Kramer) nur am Leben lassen, aber gerade noch infiziert genug, um möglicherweise andere zu infizieren.
8.  Alle Präventionskampagnen bisher seien „zu dumm, nutzlos, feige“ um irgend etwas zu bewirken.
9. Weder in den USA noch sonst irgendwo auf der Welt gebe es unter den Verantwortlichen jemanden Nützliches, und dieser Mangel an anständigen, verantwortungsvollen und humane Führern bestehe seit Beginn der Epidemie 1981. Diejenigen in Verantwortung belügen uns (nach Kramers Ansicht); er betrachte sie als Mördern gleich.
10. Inzwischen sei einer von fünf schwulen Männern in den USA HIV-positiv, und über 50% davon wüssten es nicht. So wie sich die Situation entwickele, könnten bald alle Schwulen der USA HIV-positiv sein – und einer Reihe von Menschen würde dies gefallen.

Trotz all dieser erschreckenden Fakten und Aussagen – niemand rege sich auf. Die Herrschenden belügen uns wenn sie behaupten, die HIV-Epidemie sei unter Kontrolle,  allerdings sei HIV zu kompliziert, um es auszurotten.

Wir sollten ihnen, so Kramer, nicht glauben, aus einer Vielzahl von Gründen (die er einzeln benennt, von fehlenden Heirats- und Adoptions-Rechten bis fehlender Chancengleichheit).

Die Aids-Plage finde jetzt statt. Dieser Plage wurde es absichtlich erlaubt stattzufinden. Der Hass finde immer wieder erneut einen Weg.

Bei einigen US- Aids-Aktivisten stößt Kramers Kommentar auf Zustimmung. So kommentierte Eric Sawyer, endlich spreche mal jemand die Wahrheit aus. Andere wiesen darauf hin, dass Kramer Themen außer acht gelassen habe, wie die Kriminalisierung HIV-Positiver.

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Larry Kramer ist u.a. auch der Gründer von ACT UP. In Deutschland und (bis auf die Ausnahme Paris) Europa ist ACT UP inzwischen kaum mehr als ein Mythos. Anders in den USA – hier ist der Geist, die Grundhaltung, die ACT UP zugrunde lag, wach – auch und vor allem immer wieder in mahnenden Worten Larry Kramers.

Larry Kramer ist bekannt dafür, oft sehr deutliche Worte zu finden. Ihm wird gelegentlich der Vorwurf gemacht, über das Ziel hinaus zu schießen. Und er hat nach Ansicht einiger Kritiker auch aus dem Aids-Bereich manchmal eine eigenwillige, verzerrte Sichtweise oder Perspektive auf Sachverhalte.

So scheint Kramer (wie viele US-Aktivisten) das EKAF-Statement und seine Bedeutung weiterhin außer Acht zu lassen. Und er geht implizit von der Situation in den USA aus – nicht alle Präventions-Kampagnen in Europa erscheinen als „zu dumm, nutzlos, feige“. Hinzu kommt, Kramer argumentiert vor dem Hintergrund einer Situation in den USA, die aufgeheizt ist und differenzierte Debatten nicht befördert (ein kurzes Stöbern in den Kommentaren unter dem CNN-Kommentar gibt einen lebhaften Eindruck).

Doch all die womöglich berechtigte Kritik an Kramers Argumentation und besonders Art, sie zu präsentieren ändert nichts daran:

Kramer wirft wichtige Fragen auf, weist auf Tabus und nicht thematisierte Probleme hin – von der schwierigen Rolle und dem problematischen Verhalten der Pharmaindustrie über das Schweigen vieler Schwulen (-organisationen) bis zum Schwiegen oder Versagen vieler Politiker.

Normalisierung? Weit gefehlt – auch dies sagt Kramers ‚Weckruf‘.

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weitere Informationen:
Larry Kramer Kommentar auf CNN 14.01.2011: AIDS is a plague allowed to happen
und auf actup.org
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Welt-Aids-Konferenz Wien: Kurz-Berichte 19.07.2010 (akt.2)

In Wien findet vom 18. bis 23. Juli 2010 die XVIII. Welt-Aids-Konferenz statt. Im Folgenden Kurzberichte über einige wichtige Themen, die auf der Konferenz behandelt wurden. Diese Übersicht wird im Verlauf der Konferenz fortlaufend aktualisiert.

Kriminalisierung der HIV-Infektion: Europa und USA an trauriger Spitzen-Position

Weltweit wurden bisher mindestens 600 Menschen deswegen verurteilt, weil sie HIV übertrugen oder andere Personen dem Virus aussetzten. Die bei weitem meisten Verurteilungen seien in Nordamerika und Europa erfolgt, wurde über einen ‚global criminalisation scan‘ von GNP+ (Global Network of People Living with HIV) berichtet.
Die Vortragende, Moono Nyambe, betonte, Norwegen und Schweden seien weltweit ‚führend‘, wenn man die Anzahl der Verurteilungen in Relation setze zur Zahl der Menschen mit HIV, die im jeweiligen Land leben.

GNP+: Global Criminalisation Scan
aidsmap 19.07.2010: North America and Western Europe lead the world in criminalising HIV transmission and exposure

Heilung von HIV muss Priorität werden

Eine Heilung von HIV sei wissenschaftlich machbar und zudem zunehmend notwendig, betonte Sharon Lewin von der Monash University in Melbourne.
Auch wenn die antiretrovirale Therapie zunehmend erfolgreich sei, die chronischen Entzündungsprozesse trügen dazu bei, dass auch erfolgreich therapierte HIV-Positive an Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden und stürben. Zudem sei antiretrovirale Therapie nicht bei jedem Patienten eine machbare Langzeit-Lösung.
Auf einer Vor-Konferenz hatte Dr. Gero Hütter erneut über die ‚Heilung‘ des so genannten ‚Berlin Patient‘ berichtet. Die zeige, dass Ansätze der Heilung machbar seien.
Die Deutsche Aids-Hilfe kommt in Sachen ‚Berlin Patient‘ zu dem Fazit „Das Verfahren ist nicht allgemein auf andere HIV-Positive übertragbar. Dazu ist die Therapie zu gefährlich und nebenwirkungsreich. Aber in der Charité scheint die erste Heilung eines HIV-Patienten gelungen zu sein.“
Medizin-Nobelpreisträgerin Francois Barré-Sinoussi hingegen skeptisch, hält das völlige Entfernen von HIV aus dem Körper eines Infizierten für “sehr schwer bis unmöglich“.

aidsmap 19.07.2010: Cure for HIV infection must now be major scientific priority, Vienna AIDS conference hears
vienna.at 18.07.2010: HIV- Entdeckerin: Heilung eher unmöglich
ondamaris 03.06.2010: Auszeichnung für Berliner Arzt – für “erste funktionale Heilung von HIV/Aids”
POZ 19.07.2010: Strategies for a Cure Reviewed in Vienna
blog.aids2010 21.07.2010: Towards a Cure: HIV Reservoirs and Strategies to Control Them
DAH 29.07.2010: Was macht eigentlich … der „HIV-Geheilte“?

Schroffe Einstellungen Treiber der HIV-Epidemie in Ost-Europa

Eine ‚Untergrund-HIV-Epidemie‘ nehme in Ost-Europa und Zentral-Asien inzwischen ein beängstigendes Ausmaß ein, betonte UNICEF. Drogengebrauch, risikoreicher Sex und gravierende soziale Stigmatisierung seien die Haupt-Gründe. Die Verantwortlichen im Sozial- und Gesundheitsbereich in zahlreichen Staaten unternähmen kaum etwas für junge Menschen, stattdessen seien diese Kriminalisierung und Strafverfolgung ausgesetzt, selbst wenn sie sich um HIV- und Präventions-Informationen bemühen.

UNICEF 19.07.2010: Young of Central Asia and Eastern Europe suffering Blame and Banishment
Aids Treatment News 19.07.2010: Harsh attitudes fuel Eastern Europe HIV epidemic
SpON 19.07.2010: Unicef-Studie: Osteuropa droht Aids-Epidemie
UNICEF 19.03.2010: HIV-positive Kinder und Jugendliche ausgegrenzt und diskriminiert
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Kurz notiert … Juli 2010

29. Juli 2010: ‚Berlin Patient‚: „Das Verfahren ist nicht allgemein auf andere HIV-Positive übertragbar. Dazu ist die Therapie zu gefährlich und nebenwirkungsreich. Aber in der Charité scheint die erste Heilung eines HIV-Patienten gelungen zu sein.“ So kommentiert die Deutsche Aids-Hilfe aktuelle Berichte zum ‚Berlin Patient‚.
Wie strategisch weiter umgehen mit der Kriminalisierung der HIV-Infektion? Roger Pebody berichtet auf aidsmap über verschiedene Ansätze: „Three tactics to stem the tide of criminal prosecutions

26. Juli 2010: Tibotec (Tochter von Johnson&Johnson) hat am 26.7.2010 die US-Zulassung des NNRTI Rilpivirine (TMC278) beantragt.

23. Juli 2010: Die Pharmakonzerne Merck (MSD), Tibotec und Gilead verhandeln mit UNITAID, der internationalen Einrichtung zum Erwerb von Medikamenten gegen HIV/AIDS, Malaria und Tuberkulose, über einen Patent-Pool zu HIV-Medikamenten für sich entwickelnde Staaten.  ViiV, Joint Venture von Pfizer und GSK, scheint sich nicht beteiligen und eher alleine gezielt lizenzieren zu wollen (siehe 18.7.20109.

18. Juli 2010: Ist eine Heilung von HIV möglich? Medizin-Nobelpreisträgerin Francois Barré-Sinoussi ist skeptisch, hält das völlige Entfernen von HIV aus dem Körper eines Infizierten für „sehr schwer bis unmöglich„.
Auf den Einfluss rechter christlicher (US-)Kirchenkreise auch auf internationale Aids-Bekämpfung weisen Sean Cahill und Lyndel Urbano auf The Body hin: „The Christian Right: Wrong on AIDS
Der Pharmakonzern ViiV (eine Bündelung der Aids-Sparten von Pfizer und GlaxoSmithKline) kündigte an, sein gesamtes HIV/Aids-Portfolio (einschließlich Pipeline) Generika-Herstellern in der sog. Dritten Welt unentgeltlich verfügbar machen zu wollen. Die Medikamenten-Versorgung in den ärmsten Staaten der Welt solle so verbessert werden. Diese Initiative gelte für 69 Staaten.

17. Juli 2010: HIV breitet sich in Osteuropa und Zentralasien besonders bei Kindern, Jugendlichen und Frauen weiter aus. „HIV trifft vor allem Kinder am Rande der Gesellschaft“

16. Juli 2010: Aus Anlass der Wiener Welt-Aids-Konferenz bespricht „Spoiler Art“ HIV & Aids in Superhelden-Comics.

15. Juli 2010: Merck (MSD) stoppt die gesamte weitere Entwicklung des CCR5-Hemmers Vicriviroc. Grund seien enttäuschende Daten aus einer Phase-II-Studie, teilte der Hersteller mit.

13. Juli 2010: UNAIDS fordert eine radikale Therapie-Vereinfachung. Damit sollen die Nutzen für die Prävention optimiert werden.

9. Juli 2010: Die Weltbank hat David Wilson zum Leiter ihres globalen HIV/Aids-Programms benannt. Wilson stammt aus Zimbabwe und hat seit 2003 im Auftrag der Weltbank u.a. die Regierungen von Südafrika, Vietnam und China bei ihren Aids-Programmen beraten.

8. Juli 2010: US-Wissenschaftler finden Antikörper, die in der Lage sind, die meisten HIV-Stämme am Eindringen in Zellen zu hindern. Die Entdeckung dieser sehr breit neutralisierenden Antikörper weckt neue Hoffnungen auf die Möglichkeit, wirksame HIV-Impfstoffe entwickeln zu können.

Ein US-Bundesgericht hat entschieden, mit dem US-weiten Verbot von Homo-Ehen (Defense-of-Marriage-Act, DOMA) habe sich der Gesetzgeber zu sehr in Angelegenheiten der US-Bundesstaaten eingemischt, das Verbot sei verfassungswidrig.

7. Juli: Das Bundeskabinett hat die „Arzneimittel-Härtefall-Verordnung“ (pdf) verabschiedet. „Ziel der Verordnung ist es, den Zugang für Schwerstkranke zu neuen Arzneimittelbehandlungen, die sich noch in der Entwicklung befinden, durch ein unbürokratisches und rasches Verfahren zu verbessern.“

6. Juli 2010: Elf Monate alt war Muriel, ein HIV-infiziertes junges Mädchen, das kurz vor Weihnachten 2009 in der Grazer Kinderklinik im LKH lag. Es wurde mit einer Lungenentzündung eingeliefert, in lebensbedrohlichem Zustand. Beide Eltern waren Anhänger eines „Wunderheilers“. Die Mutter ist in Graz am 6. Juli 2010 zu Monaten bedingter Haft verurteilt worden, weil sie ihr Baby mit HIV angesteckt haben soll.

Zahnärzte seien „die am schlechtesten über HIV und Aids informierte Berufsgruppe im medizinischen Bereich“, kritisiert die Deutsche Aids-Stiftung.

4. Juli 2010: Das Landhaus von Jean Cocteau und Jean Marais in Milly-la-Forêt südlich von Paris ist seit Anfang Juli 2010 als Museum umgebaut der Öffentlichkeit zugänglich.

Während insbesondere in Großstädten die Massen zu CSDs strömen und munter feiern, gerät oft in Vergessenheit, dass auch anderes in Deutschland vorkommt: in Schwerin wird der CSD beschimpft und bedroht.

2. Juli 2010: Nadja Benaissa steigt bei der Pop-Band ‚No Angels‘ aus. Benaissa ist seit einigen Wochen krank geschrieben, Mitte August beginnt ihr Prozess. Laut Medienberichten musste sie inzwischen Privatinsolvenz anmelden.

Kurz notiert … Juni 2010

28. Juni 2010: In Kiel wird ein 47jähriger HIV-positiver Mann zu fünf Jahren Haft verurteilt wegen vollendeter sowie gefährlicher Körperverletzung.

25. Juni 2010: Ist einer Heilung von HIV/Aids möglich? Kann HIV komplett wieder aus dem Körper entfernt werden? Das US-amerikanische Magazin Technology Review untersucht diese Frage in einem umfangreichen Artikel „Can AIDS be cured?“

24. Juni 2010: Eine Kommission der Vereinten Nationen soll sich zukünftig einsetzen gegen Gesetze, die HIV-Positive und Aids-Kranke diskriminieren.

22. Juni 2010: Auch Aidshilfen können insolvent werden (auch wenn die Malaise in diesem Fall bereits eine längere Vorgeschichte hat): Aids-Hilfe steht vor dem Aus

19. Juni 2010: Courage beim Berliner CSD. Die Veranstalter wollen Judith Butler, Gender-Theoretikerin aus den USA, mit dem Zivilcourage-Preis ehren – und Butler lehnt auf der Bühne ab, der CSD sei zu kommerziell und richte sich nicht gegen wichtige Problem wie Rassismus oder doppelte Diskriminierung, z.B. von homo- oder transsexuellen Migrant/innen: Judith Butler nimmt Preis nicht an

17. Juni 2010: Kondome bei der Fußball-WM 2010 in Südafrika, oder nicht?: Erst gegen Aufklärung. Jetzt plötzlich dafür, als sei nichts gewesen. – Endlich: Fifa gegen Aids.

15. Juni 2010: Nadja Benaissa hat eine Biografie verfasst. „Alles wird gut“ soll am 9. September erscheinen. Zuvor muss sich die Pop-Sängerin vor Gericht verantworten, am 16. August beginnt ihr Verfahren wegen des Vorwurfs gefährlicher Körperverletzung.
Die Einwohner von St. Petersburg (und der Rest der Welt) staunen über die Penis-Brücke.

12. Juni 2010: schwule Feuerwehrleute willkommen? – „Deutscher Feuerwehrtag Leipzig – Feuerwehr weltoffen und tolerant – Homosexualität als Thema auf der Interschutz“

10. Juni 2010: In Frankreich häufen sich Probleme mit der Medikamenten-Versorgung bei anti-HIV-Therapien. „Antirétroviraux: des ruptures de stocks en France“
Deutschland blockiere immer noch die Anti-Diskriminierungs-Richtlinie der EU, klagen (nicht nur) EU-Vertreter: „Brussels keen for Berlin to unblock EU gay rights law“.

9. Juni 2010: Kleinkrieg in der Aids-Arbeit in Brandenburg? „Kontrovers – Krieg im Präventionsmilieu“, berichtet blu.

8. Juni 2010: Steiermark: Mutter vor Gericht. Sie hatte ihr HIV-positives Kind nicht behandeln lassen wollen, trotz lebensbedrohlicher Lungenentzündung. Heute steht die ‚Anhängerin eines bekannten Wunderheilers‘ in Graz vor Gericht: „Körperverletzung – Mutter von HIV-Baby heute vor Gericht“
Reifungs-Inhibitoren sind eine neue Substanzklasse mit einem völlig neuen Ansatz gegen HIV – dich der einzig verbleibende Hersteller hat nun die Entwicklung vorerst gestoppt. man wolle für die weitere Entwicklung der Substanzklasse einen Partner suchen. „Myriad halts HIV maturation inhibitor drug programme“

7. Juni 2010: Muss Chemotherapie bei HIV-Positiven unter HAART mit Krebs-Erkrankungen anders dosiert werden? „People on HIV Meds Might Need Different Chemo Doses for Cancer“, berichtet POZ vorab über ein Poster auf der Jahreskonferenz der American Society of Clinical Oncology (ASCO).

5. Juni: Infizierte ein Akupunkteur in der Schweiz zahlreiche Menschen mit HIV, womöglich mit Absicht? Was bisher ein Verdacht ist, formuliert die Boulevard-Presse als vermeintliche Tatsache: „Heiler steckte 18 Menschen mit Aids an“.

4. Juni 2010: Anlässlich der Fußball-WM in Südafrika: Philipp Lahm ruft Fans zu Schutz vor HIV/Aids auf

3. Juni 2010: Bio-Terrorismus-Vorwürfe gegen HIV-Positive auch in den USA, nicht nur in Deutschland. Vorwürfe, die gegen einen HIV-Positiven unter Verwendung eines staatlichen Bioterrorismus-Gesetzes erhoben wurden, wurden nun niedergerschlagen. „Activists, advocates applaud dismissal of bio-terrorism charges“, berichtet The Michigan Messenger.

2. Juni 2010: Annie Lennox wird zum International UNAIDS Goodwill Ambassador ernannt.

1. Juni 2010: Outing oder nicht Outing? Mit der „Ethik und Etikette des Outing“ beschäftigt sich aus aktuellem Anlass Timothy Kincaid auf Box Turtle Bulletin: „The ethics and etiquette of outing

Droht eine Rückkehr des Problems der Resistenzen, falls HIV-Medikamente in großem Umfang zur ‚Prä-Expositions-Prophylaxe‘ (PrEP) eingesetzt werden? „Treatment and PrEP could be on a ‘collision course’, warns resistance expert“, berichtet aidsmap.

Auszeichnung für Berliner Arzt – für „erste funktionale Heilung von HIV/Aids“ (akt.)

Der Berliner Mediziner Dr. Gero Hütter wird vom AIDS Policy Project in San Francisco und San Franciscos Supervisor Ross Mirkarimi im Rathaus von San Francisco ausgezeichnet – für „die erste funktionale Heilung von HIV/Aids“.

Der Hämatologe Gero Hütter hat bemerkenswertes geleistet – er hat erstmals erreicht, dass bei einem Menschen, der HIV-positiv war, seit drei Jahren kein HIV mehr nachweisbar ist: der „Berlin Patient„:

Ein heute 44jähriger Mann aus den USA, der in Berlin lebt, ist an Leukämie erkrankt und gleichzeitig HIV-infiziert. Mediziner an der Berliner Charité unter Leitung von Dr. Hütter begannen 2007 mit einer innovativen Behandlung. Statt dem Patienten “nur” eine ‘normale’ Stammzelltherapie zukommen zu lassen, benutzten sie Stammzellen eines Knochenmark-Spenders, bei dem aufgrund einer seltenen Mutation (ca. 3 – 5% der Bevölkerung) ein bestimmter Korezeptor (CCR5) fehlt – den jedoch HIV wiederum zur Infektion von Zellen benötigt. Resultat der komplizierten Behandlung: der Mann ist von Leukämie geheilt – und derzeit HIV-negativ.

Der Fall ging als „Berlin Patient“ vor eineinhalb Jahren groß durch die Medien – und wird heute von einigen als „functional cure“, als ‚funktionale Heilung‚ von HIV betrachtet.

Die Laudatoren kommentieren:

„Gero Hütter, MD, the Berlin physician who performed the historic stem cell transplant in 2007 that has to date functionally cured an American patient with HIV/AIDS, will be honored by San Francisco Supervisor Ross Mirkarimi and the AIDS Policy Project on the steps of San Francisco City Hall.
Dr. Hütter’s achievement, known colloquially as the “Berlin patient,” has sparked great interest in the scientific community. However, few people outside the scientific world have taken note of this case, which is likely the first successful cure of a person with AIDS. The patient has been completely HIV-free for three years; there is no fixed threshold for when a patient is considered officially cured, since it has never happened before. Grassroots AIDS treatment activists, including many people with AIDS, asked Supervisor Mirkarimi to make this proclamation thanking Dr. Hütter for his work.“

San Franciscos Supervisor Ross Mirkarimi (48) ist Mitbegründer der kalifornischen Partei Die Grünen, verließ diese aber im März 2010 und trat den Demokraten bei.

Das Aids Policy Project in San Francisco bezeichnet sich selbst als „öffentliche sichtbare Bewegung, um Forschung für eine Heilung von Aids zu fördern“: „Let’s start talking about the cure again“ – ‚Lasst uns anfangen, wieder über eine Heilung von HIV zu sprechen‘.
Hütters Experiment stelle einen „proof of concept“, einen Machbarkeits-Nachweis für eine Heilung dar, darin liege der besondere Fortschritt.

The AIDS Policy Project
The AIDS Policy Project

Update 05.06.2010:
Aids Treatment News berichtet „Video coverage of San Francisco awards to Dr. Hütter

weitere Informationen:
Aids Policy Project San Francisco: German doctor honoured for first fuinctional cure for HIV/Aids
Charité 12.11.2008: Patient besiegt HI-Virus dank Knochenmarkspende
Gero Hütter et al., NEJM 12.02.2009: Long-Term Control of HIV by CCR5 Delta32/Delta32 Stem-Cell Transplantation (abstract)
Jay A. Levy, NEJM 12.02.2009: Not an HIV Cure, but Encouraging New Directions (extract)

Bay Area Reporter 10.06.2010: German physician honored for AIDS work
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Ist Aids in diesem Jahrhundert heilbar ?

Vielleicht irgendwann in diesem Jahrhundert sei Aids heilbar, macht Jürgen Rockstroh Hoffnung.

Prof. Dr. Jürgen Rockstroh ist Präsident der Deutschen Aids-Gesellschaft DAIG und ein in der Behandlung HIV-Infizierter sehr erfahrener Infektiologe. In einem Beitrag für ein Nachrichtenmagazin spricht er über die Möglichkeit einer Heilung der HIV-Infektion:

„vielleicht irgendwann in diesem Jahrhundert“

Prof. Jürgen Rockstroh (Foto: Uniklinik Bonn)
Prof. Jürgen Rockstroh (Foto: Uniklinik Bonn)

Zwar gebe es auch heute noch „keine allgemein verfügbare Heilungsstrategie“, aber doch zahlreiche viel versprechende Ansätze der Grundlagenforschung.

Das Nachrichtenmagazin ‚Focus‘ kündigt den Beitrag in der Rubrik ‚Forschung und Technik‘ (Ausgabe vom 1. Februar 2010) zurückhaltend an:

„Gute Frage: Ob Aids jemals heilbar sein wird, weiß Jürgen Rockstroh, Infektionsexperte der Uni-Klinik Bonn“

Nun, das Jahrhundert ist ja noch jung … und hat noch beinahe 90 Jahre … also viel Zeit, die Prophezeiung wahr werden zu lassen.
Viele HIV-Positive werden solcherlei nachdenklich lesen … schon zu oft sind ‚Versprechen‘ gemacht worden, nach baldigen wirksamen Medikamenten, nach baldigem Ende des Sterbens, nach baldiger Freiheit von Nebenwirkungen, nach baldiger Heilung … Versprechen, die sich nur zu oft in Luft auflösten.
Und Aids, vor allem kombiniert mit Heilung, ist noch immer gut geeignet um mediale Aufmerksamkeit zu erhalten.
Die Aussichten, erfolgreich an Ansätzen der Heilung (Eradikation) von HIV zu arbeiten, sind heute sicherlich größer als je zuvor – und bei aller Skepsis: möge Jürgen Rockstroh recht behalten 🙂

weitere Informationen:
TechFieber 31.01.2010: Deutsche Aids-Gesellschaft: Aids ist in diesem Jahrhundert heilbar
Focus 31.01.2010: Aids – Heilung laut Experten nicht ausgeschlossen

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