‚Der Traum ist schöner als das Leben‘

Salvatore, Steinmetz-Lehrling, melancholisch und mit einer gehörigen Portion Fernweh versehen, sucht und findet das Leben als Matrose, wird später Steuermann und Navigator. In Ernst Gradls Roman „Salvatores Traum“ bringt ein Schiff aus Tunis nicht nur seine Chance zur See zu fahren, sondern auch die Pest – auch in das Leben von Salvatore, „wie ein Schatten, schwärzer und unheilvoller, als alles, was je zuvor die Sonne verdunkelt hatte“.

Der Hafen der Stadt wird gesperrt. Die Gildemeister der Stadt beschließen, der „Ursache dieser Pest“ auf den Grund zu gehen. Denn das Unheil kommt „von schwarzen Priestern … aus den Tiefen Afrikas“, wo „Frauen die Herrscherinnen sind“. Vier Schiffe sollen auf die Reise gehen, die Ursache dieses Unheils „auszumerzen“. Als Matrose heuert Salvatore auf einem dieser Schiffen an – nicht ahnend, worauf er sich einlässt. „Wir ahnten schon, dass dies etwas war was wir fürchten sollten, und da ist es besser, nicht zu fragen.“
Doch die Reise beginnt … und führt zu Erlebnissen an den Pyramiden und im Paradies. Und wird bald zu einer „Reise durch ahnungsvolles Nichtwissen“.

Gradls Roman kann als Abenteuer-Roman gelesen werden, als fiktives Erlebnis in der Zeit der Renaissance. Oder – ist der ganze Roman eine große Metapher? Ein eigenartiges Vexierspiel, dessen wahrer Sinn sich nicht sofort erschließt?

Es gibt vermutlich viele (auch sehr persönliche) Subtexte in diesem Buch, die dem flüchtigen Leser nicht leicht zugänglich sind. Der Verleger weist in seinem Vorwort darauf hin, Gradl verarbeite in seinem Erstlingswerk „die Geschichte seines Umfelds und seiner Krankheit“. Er überlebte extrem geschwächt eine HIV-bedingte Kryptokokken-Meningoenzephalitis, beschloss ein Buch zu schreiben.

Ernst Gradl war einst Initiator von HEAL Deutschland / Nürnberg, propagierte „die uralte Geschichte von der Überwindung einer Krankheit durch eigene Kraft“. Inzwischen distanziert er sich nach eigenen Worten davon, sieht HEAL und die Aids-Leugner als „Irrweg“.

Autor und Verlag „wollen Menschen die Möglichkeit geben etwas Gutes zu tun, indem sie sich mit dem Kauf des Buches direkt an unserem hauseigenen Benefizprojekt beteiligen“. „Der Erlös dieses Buches unterstützt HIV- und AIDS-betroffene Kinder in der Dritten Welt.“ Worum es sich bei dieser ‚hauseigenen Initiative‘ handelt, ist leider für den Leser nicht leicht zu erfahren. Nach einigem Suchen und Klicken findet man indirekt (z.B. über die vom Verlag betriebene ‚Aids-Info Ortenau‘) Hinweise auf das Projekt ‚HOKSIA‘ von Lutz van Dijk. Auf den Internetseiten von HOKSIA sind Verlag, Verleger oder Autor jedoch nicht als „friends and supporters“ genannt. Ein wenig mehr Klarheit täte dem guten Ansinnen sicher gut.

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Ernst Albert Gradl: „Salvatores Traum“
mit einem Nachwort von Udo Schüklenk
Schutter Verlag

9 Gedanken zu „‚Der Traum ist schöner als das Leben‘“

  1. Wir unterstützen HOKISA.
    Ich habe vorab auch schon an HOPE 500.- Euro über die Deutsche AIDS-Stiftung überwiesen.
    Ob wir mit dem Buch nennenswere Erträge haben, die sich spenden lassen, wird vom Interesse und der Sympathie abhängig sein, die „Salvatores Traum“ entgegengebracht werden.

    Sollte es ein „Honorar“ geben, dann teile ich gerne gleich mit, was ich spende.
    Es ist ja ein Glück, daß ich dank der Rettung in letzter Minute, wie man so schön sagt, nicht nur gerettet worden bin, sondern wieder in meinem Beruf als Architekt arbeiten kann.
    Ich brauch keine Tantiemen und will helfen, da ich es begriffen habe….
    Das Buch kann natürlich als reiner Abenteuerroman gelesen werden, ohne Hintergedanken, aber zumVerständnis eine Ergänzung.
    Das Monster ist meine Verarbeitung und Auseinandersetzung mit HIV in einer Zeit in der ich auch Halt und Hilfe durch das Schreiben gefunden habe.
    In den Tiefen Afrikas entstanden, naja vielleicht – aber mit der Herrschaft von Frauen hat das jetzt nix zu tun, das ist eine kleine Anspielung an die von mir geschätzten „Urgesellschaft“, das kommt immer wieder mal vor – eine Zeit als auch Schwule und Lesben noch frei und glücklich waren…..

    Es ist vielleicht an einfachsten einen Zugang zu dem Buch zu finden, wenn man Spass an fantasievoller Unterhaltung hat.
    Hier noch eine Buchkritik, die mir gut gefiel.

    http://rezi-online.de/index.php/component/option,com_booklibrary/Itemid,29/catid,6/id,1968/task,view/

    Herzliche Grüße

    Ernst Gradl

  2. Der Kommentar von Herrn Gradl hat für mich einen Hauch von „geglückter Eigenwerbung“.
    Sei’s drum. – Und mit der „Urgesellschaft“ komme ich nicht zurecht.
    In einem kürzlichen Interview sagte der franz. Philosph und Soziologe Alain Touraine: ‚
    „La mondialisation a fait disparaître le social. On l’a remplacé par l’humanitaire“ =
    „Die Mondialisierung hat das Soziale verschwinden lassen. Man hat es durch das Humanitäre ersetzt.“
    Ich frage mich ob es nicht an der Zeit, sich mit dem „Humanitären“ mal gründlich, im wahrsten SInne des Wortes, zu beschäftigen, ihm genau auf die Finger zu sehen.

  3. Hi Manfred
    Hier gibt es eine Antwort zu:
    http://www.salvatores-traum.de/buch/nachwort/index.php
    von Udo Schücklenk – klar einfach und präzise.
    Ist ungekürzt im Nachwort meines Buches.
    Die dunklen Töne, die der Soziologe Alain Touraine anstimmt hier z.B. in der FAZ sind interessant:
    http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc~E20CD1CC742754314A71F36F46E6EA3E3~ATpl~Ecommon~Scontent.html

    Aber wenn ein Kleinverlag versucht in diesem Fall in Richtung Afrika zu helfen, naja,
    eher unpassend.
    Ich habe dem Engagement zugestimmt, da ich entsetzt darüber war, was in Südafrika gelaufen ist.
    Auf ondamaris ist ein guter Artike dazu gepostet.
    Udo Schücklenk schrieb als Prof. für Bioethik ausserdem einen sehr harten Artikel über die Unverantwortlichkeit einiger Wissenschaftler (hier Duesberg und co.). Soweit ich ihn verstanden habe ,plädiert er für einen Ethikrat, der das was in Südafrika gelaufen ist, verhindern soll.

    Ich für meinen Teil will einfach deutlich machen, daß ich gegenüber den Menschen, die von HIV/AIDS betroffen sind solidarisch bin – und Afrika war mir deshalb wichtig.

    Der Leipziger Verleger wurde von Lutz van Dijk unterstützt, als es die Mauer noch gab – er schickte Jürgen Info zum Thema AIDS in die damalige DDR und die Schwulen konnten dadurch zum Thema AIDS erste vernünftige Infos erhalten.
    Später ging Lutz dann nach Südafrika, so entstand dieser Kontakt.

    Dass wir, wie Alain Touraine fordert, aufpassen müssen, daß uns der Moloch Globalisierung nicht kaputt macht, das sehe ich keineswegs im Widerspruch zu einer internationalen Soldarität, die auch gelebt werden kann.

    Herzliche Grüße

    Ernst

  4. Ach so „Urgesellschaft“ – gut ich versuch eine Erklärung, dann geb ich Ruh, ok? Als Schwuler bin ich natürlich kein Fan der patriarchalischen Gesellschaft und wenn wir mal die Schimpansenart der Bonobos ansehen, dann finden wir eine sogenannte Pansexualität, die m. E. der Mensch auch geerbt hat. Ich bin somit eher der Auffassung, daß die Zwangsheterosexualität das Problem ist.
    Sie wird z.B. auch durch Ängste wie z.B. vor AIDS noch befördert. Auch ein interssantes Thema.
    Natürlich kann man darüber streiten, ob es eine Urgesellschaft je gegeben hat. Ist ja sowas wie Urchristentum oder das einstige Paradies – aber die Richtung hin zu einer freien natürlicheren Sexualität, die eben auch die Homosexualität ist, das ist gemeint, ein Urzustand und nicht ein dekadenter Endzustand.
    Hier kann man sich auch auf den griechischen Mythos berufen, der einst postuliert hat, daß die Menschen Doppelwesen waren, entweder Mann und Frau, Frau und Frau, sowie Mann und Mann. Die alten Griechen haben hier interessanterweise nicht differenziert oder gewertet – und die neidischen Götter haben diese Doppelwesen geteilt. Nette Story, jedenfalls und so sucht jeder nach der verlorenen Hälfte….
    Ich hab in meiner Geschichte mehrfach matriarchalische Verhältnisse angedeutet, die höchstwahrscheinlich eher schwulenfreundlich waren. Es ist auch festzustellen, daß Frauenemanzipation und Schwulenemanzipation eng aneinander gebunden sind. Wo Frauen unterdrückt werden, geht es Schwulen auch nicht gut und umgekehrt. Ein interessantes Thema und zumindest eine Anregung zum diskutieren.

    Herzliche Grüße

    Ernst

  5. Ein abschliessendes Wort – was mich betrifft:
    selbstverständlich habe ich, was das Humanitäre betrifft, auch nicht eine Sekunde lang – und nie – Hilfe in gleich welcher Form oder Höhe zugunsten afrikanischer SItuationen oder anderswo, wie z.B. zugunsten aids-Kranker, in Frage gestellt. Im Gegenteil. Ich denke, einige wissen es.
    Was mir in diesem Fall unangenehm ist, ist die Miteinander von, in gleich welcher Form, an die Öffentlichkeit zu treten und gleichzeitig die/seine Grosszügigkeit dabei zu unterstreichen,
    Ich kenne Dutzende von Beispielen, wo Unterstützung und Hilfe mit Diskretion gepaart waren – und sind.

  6. Ich habe diese „Eigenwerbung“ deshalb gemacht, weil in der Rezension die Kritik anklang, dass nicht so klar ist, wie mit möglichen Spenden umgegangen wird. Ich hab dann gesagt, daß ich schon was getan habe – kommt jetzt der Vorwurf ich wäre indiskret? Versteh ich da was falsch?
    Könnte man nicht auch respektieren, daß ich als Betroffener mit dem Buch auch das Thema HIV/AIDS offen anspreche, aber deutlich machen will, daß es eben nicht um mich geht, daß es auch ein Beitrag sein kann, anderen materiell zu helfen?
    Ich habe für mich entschieden, mit dem Thema offen umzugehen, das sollte man bei seinen Argumenten bedenken, so einfach ist das nicht.
    Positive, die sich geoutet haben, werden wissen, wie ich das meine.
    Wenn einer Themen offen anspricht, ändert er was.
    Dieses „Reden ist Silber, aber Schweigen ist Gold“, ist das nicht Schnee von gestern?
    Wir haben Internet, allerlei Medien und Plattformen, lasst uns doch reden, schreiben und diskutieren, je offener, desto besser. Wie soll HIV/AIDS eine normale Erkrankungsproblematik werden, wenn man es nicht wagt, zu diesem Thema was zu machen – z.B. dieses Buch verknüpft mit einem Augenmerk und Spendenaufruf Richtung Afrika – ist das falsch?
    Es gibt ausserdem viele Aktionen, Benefitz durch Kunst auf die Beine zu stellen, die sind auch nicht diskret.
    Ich hatte diese Story im Kopf, der nächste ein Bild und wieder einer ein Lied.
    Die Leute kaufen doch lieber ein Bild, eine CD oder ein Buch, haben ihren Spass dabei und ein gutes Gefühl, weil sie auch noch was gespendet haben – wo ist das Problem?
    Es gibt so viele Möglichkeiten, etwas zu tun. Dieses Buch „Salvatores Traum“ ist eine Möglichkeit, ganz indiskret. Nicht mehr und nicht weniger.

    Herzliche Grüße

    Ernst

  7. Liebe Leser,
    Hallo Manfred,
    ich weiß zwar nicht, wer Du bist und was Du machst, aber eines laß Dir gesagt sein: Wir sind allesamt Idealisten und haben keine müde Mark, um Anzeigen für das Buch oder für was auch immer zu schalten. Über eine so wichtige Sache, nämlich Kinder mit HIV und AIDS zu unterstützen, also Kinder, die als Kinder auch sterben werden, weil sie durch ihr Kranksein das Erwachsensein nicht erreichen, darüber so eine beschämende Diskussion zu führen (ob es moralisch vertretbar ist oder nicht, für das AIDS-Benefiz-Buch eigenzuwerben), zeigt nur wieder mal die Ignoranz derer, die davon nicht betroffen sind, und sind sie betroffen, geht es ihnen im Vergleich zu diesen wirklich armen Geschöpfen, die keinerlei Lobby hat, hier in Europa blendend.

    Der Autor und ich als Verleger verzichten zu 100 % (mehr geht leider nicht) auf Honorar und Gewinn. Und da sollte es doch wohl erlaubt sein, auch Werbung jeglicher Art für das AIDS-Benefiz-Buch zu machen, erst recht in solchen Foren. Und diese Diskussion, die Du hier angezettelt hast, zeigt mir wieder einmal, daß man in Zukunft die AIDS-Problematik eigentlich viel aggressiver angehen muß, was ich auch tun werde, denn diese kranken Kinder sind machtlos, und was Du hier los machst, ist einfach nur peinlich.
    Aber Gott sei Dank gibt es Leute, die das anders sehen:
    http://www.salvatores-traum.de/sponsoren/

    Ich (übrigens seit 1988 AIDS-aktiv) werde also künftig provozieren, um zu informieren und um letztlich Prävention zu erreichen. Ich werde es künftig gaynauso aggressiv und „intolerant“ durchziehen, wie es bekannte schwule Portale tun, die zwar immer wieder vor AIDS warnen, aber Barebackverhalten nicht nur dulden, sondern dafür sogar werben … komisch nur, daß sich hier wegen soviel Heuchelei und Verlogenheit kein Arsch aufregt, aber über ein AIDS-Benefiz-Buch wird sich das Maul zerrissen …

    Mit ärgerlichen Grüßen
    Rosa van Zehnle.

    P.S.: Nebenbei bemerkt und in erster Linie an den Macher von „ondamaris“ gerichtet: Gradl hier unter dem Suchwort „AIDS-Verweigerer“ einzustufen, finde ich nicht nur beleidigend, es zeigt auch, daß hier jemand einfach nicht akzeptieren kann, daß man in seiner Jugend auch mal „Fehler“ macht und daraus „gelernt“ hat. Wobei es Gradl ja auch geschafft hat, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen, denn sein eiserner Wille, zu überleben und zu leben, half ihm, vom Sterbebett wieder aufzustehen, obwohl die Schulmedizin ihn komplett aufgab und die Wissenschaft am Ende mir ihrem Latein war und sterben lassen hätten. Also doch was dran, an der „uralten Geschichte von der Überwindung einer Krankheit durch eigene Kraft”?

  8. Diskussion zwecklos, ich merke schon…
    Ich halte es weiterhin und erst recht in Zukunft verstärkt mit Benedict Friedlaenders Spruch:
    „Der anständige Gebrauch innerer und äußerer Unabhängigkeit besteht darin, die Wahrheit zu sagen.“

  9. @ Jürgen Zehnle:

    ich finde diese diskussion nicht beschämend und lehne diskussionsverbote ab.
    von beschimpfungen von mit-kommentatoren bitte ich abzusehen.

    der artikel ist unter stichworten verschlagwortet, nicht die person.
    diese verschlagwortung ist alles andere als ‚beleidigend‘ gemeint.
    dass der autor seine meinung in sachen aids-leugner geändert hat, ist im text deutlich erwähnt.
    ist es nicht gerade wichtig, dass leser/innen, die sich mit dem thema „aids-leugner“ beschäftigen, auch diese information finden (via schlagwort)?

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