Nadja Benaissa soll anlässlich der Berliner Veranstaltung „HIV im Dialog“ im August 2011 mit dem „ReD Award“ ausgezeichnet werden. Hierzu ein Gast-Kommentar von Matthias Gerschwitz:
Durch das Sonder-Positivenplenum [in Berlin, d.Hg.] gestern Abend erfuhr ich, dass Nadja Benaissa, ex-Mitglied der Girlgroup »No Angels« und Schlagzeilen-Star des vergangenen Jahres wegen eines Prozesses um die Weitergabe des HI-Virus nach ungeschütztem Sex, beim Kongress »HIV im Dialog«, der am 26./27. August 2011 in Berlin stattfindet, mit dem »ReD Award«, bezeichnet nach der »Reminders Day Aids Gala«, ausgezeichnet werden soll.
Nun muss ich voranschicken, dass ich gar nicht wusste, dass es einen »ReD Award« gibt. Aber das wusste ich auch beim »Annemarie-Madison-Preis« nicht, den ich anlässlich der Münchner Aidstage im März 2010 für mein Buch »Endlich mal was Positives« erhielt. Allerdings konnte ich bald herausfinden, wer die Namensgeberin ist bzw. war, denn Annemarie Madison verstarb im Januar 2010 nach über 25 Jahren intensiver Arbeit um das Thema HIV, Aufklärung, Prävention, Entstigmatisierung, Enttabuisierung und und und … die Liste ließe sich noch beliebig fortsetzen.
Bei der Recherche zum »ReD Award« stieß ich auf das »HIV im Dialog«-Programmheft aus dem Jahr 2010 und die »Reminders Day Aids Gala«. Ich zitiere: »Der ReD Award gilt als besondere Auszeichnung für außerordentliches Engagement im Kampf gegen HIV und Aids.« Preisträger waren der Schauspieler und langjährige Moderator der Gala, Georg Uecker, sowie die Gründungsmitglieder der Berliner Aids-Hilfe, Konrad Möckel und Dr. Gerd Paul. Damit wird die Idee des »ReD Award« deutlich, insbesondere, wenn man sich die Liste der bisherigen Preisträger ansieht. Aber was bitte hat Nadja Benaissa mit »außerordentlichem Engagement im Kampf gegen HIV und Aids« zu tun?
Ich möchte vorweg bemerken, dass ich nichts gegen sie habe. Auch ich bin der festen Überzeugung, dass ihr im Rahmen der Anzeige und des Prozesses durch die Staatsanwaltschaft Darmstadt, die sie zwangsweise als HIV-positiv outete, und die Medien übelst mitgespielt wurde. Aber dass ihre Nominierung gestern beim Sonder-Positivenplenum mit dem Hinweis auf »Aktivismus, Solidarität und Kriminalisierung« unterstützt wurde, hat mich entsetzt. Dazu mein Kommentar:
Nadja Benaissa ist keine Aktivistin. Ihr gebührt in dieser Kategorie höchstens der Preis für Passivität. Sie ist durch eigenes Fehlverhalten in eine Situation geraten, in der sie, zugegeben, einem besonderen öffentlichen Druck ausgesetzt war. Aber Öffentlichkeit war ihr schon vorher im Rahmen ihrer Karriere nicht fremd. »Aktivistin« wird man, wenn man sich intensiv und über einen längeren Zeitraum für eine Sache einsetzt. Beides ist bei Nadja Benaissa nicht gegeben. (Annemarie Madison würde im Grabe rotieren …) Intensiv tätig war sie nicht – und ebenfalls nicht über einen »längeren Zeitraum«: Auch wenn dank Nadja Benaissa kurzzeitig deutlich wurde, dass HIV auch heterosexuelle Frauen betreffen kann, hat sich der Medienhype ausschließlich mit ihr als prominenter Infizierter befasst – mehr nicht. Kurz nach dem Prozess waren sowohl Medienhype wie Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit nämlich schon wieder verschwunden. Fragt man heute Menschen auf der Straße nach ihr, wird man im Höchstfall die Antwort »Das war doch die, die ihren Freund mit HIV infiziert hat« erhalten. Und das ist wahrlich kein »außerordentliches Engagement im Kampf gegen HIV und Aids«.
Nadja Benaissa hat nichts für die Solidarität getan. Ganz im Gegenteil: Sie wurde von einer Welle der Solidarität aus der positiven Community (so es sie denn gibt) unterstützt. Insofern gebührt eher ihren Unterstützern dieser Preis. Und noch mehr: Nadja Benaissa hat die Bemühungen aller Beteiligten, Akzeptanz, Toleranz, Verständnis und »Normalität« im Umgang mit der Infektion und den Infizierten zu erreichen, weit hinter die 80er Jahre zurückgeworfen, indem sie fast ausschließlich die Mitleidsschiene bedient hat – eine Schiene, die der Infektion und noch weniger den Infizierten auch nur annähernd angemessen ist und die alle Aktivitäten, die seit vielen Jahren – teilweise bekanntlich gegen Windmühlen – entfacht wurden und werden, konterkariert.
Nadja Benaissa ist kein Justizopfer, und weder sie noch HIV-Infizierte allgemein wurden kriminalisiert. Sie hat sich eine – im derzeitigen Rechtssystem nach wie vor verankerte – fahrlässige Körperverletzung zu Schulden kommen lassen und wurde dafür vor Gericht mit einer meiner Meinung nach angemessenen Strafe am unteren Limit belegt. Hier muss das Rechtssystem geändert werden, denn Najda Benaissa ist nur ein Symptom! Und – ganz am Rande: Mit ihrem Verhalten hat sie sämtliche Bemühungen um die Anerkennung der EKAF-Kriterien zunichte gemacht und erst damit künftigen Kriminalisierungen Tür und Tor geöffnet. Ist das wirklich preiswürdig?
Wenn der »ReD-Award« tatsächlich an Nadja Benaissa vergeben werden sollte, genügt es also zukünftig, das Virus per ungeschütztem Sex weiterzugeben, um ausgezeichnet zu werden. Der Preis, der Kongress und die gesamte Präventionsarbeit vieler (zumeist ehrenamtlicher) Mitarbeiter sowie die bisherigen und zukünftigen Preisträger würden so der Lächerlichkeit anheim gestellt. Wenn das beabsichtigt ist – bitte sehr. Für mich wäre das ein Grund, meine HI-Viren zurückzugeben. Mit einer »Community«, die ein solch krasses Fehlverhalten unterstützt, möchte ich nicht in Verbindung gebracht werden.
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Danke an Matthias für den Gast-Kommentar.
Matthias Gerschwitz ist Autor und unter anderem Botschafter des Welt-Aids-Tags.
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siehe auch:
Matthias Gerschwitz 15.03.2011: Ist Nadja Benaissa eine AIDS-Aktivistin?
alivenkickin 15.03.2011: Nadja Benaissa für den Reminders Day Award vorgeschlagen
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Das Erstaunen, dass NB als „Aids-Aktivistin“ ausgezeichnet wird, verstehe ich.
Schon in den vergangenen Jahren habe ich mich gewundert, wer bei diesem ‚Preis‘ als „Aktivist“ gilt …
Der Promi-Faktor mag hier wichtiger gewesen sein als etwaige Verdienste …
Das HIV-Positive nicht kriminalisiert werden, trifft m.E. nicht zu, auch in Deutschland nicht. Die Zahl der Ermittlungen gegen Positive ist hoch, das EKAF-Statement und seine Folgen spielen in vielen Ermittlungen und Verhandlungen keine oder kaum eine Rolle, stattdessen werden Urteile auf phylogenetischen Untersuchungen basiert, die zu der Aussage „A hat B infiziert“ gar nicht geeignet sein. Ist das nicht kriminalisierend?
@ alivenklickin:
ich denke nicht, dass NB „nichts“ getan hat – sie hat sich m.e. in einigen medien-situationen ganz gut geschlagen und gute dinge gesagt. das sollten wir auch anerkennen.
nur ob das allerdings schon eine „aktivistin“ aus ihr macht? na ja …
Ich bin mal auf die Begründung gespannt falls der Vorschlag, der es bis jetzt ja ist, angenommen wird. Getan hat sie nichts. Das durch sie das Thema Stigma und Diskriminierung präsent wurde, das sie pers stellvertretend für alle HIV Positiven steht die sich wegen des bestehenden Stigma, der Diskriminierung und der kriminalisierung die immer noch präsent sind aus Angst nicht outen, das dadurch dies eben bewußt gemacht wurde, das sind keine Gründe um jemand mit einem solchen Preis auszuzeichnen.
Da gebührt eher all den Menschen die sich aus Angst vor Stigma, Diskriminierung nicht outen ein solcher Preis. Es ist für den Verlust an Lebensqualität die sie in ihrem Alltag täglich erfahren. Es ist der Mut der sie trotzdem weiterleben läßt, der es verdient hätte das sie mit einem solchen Preis, einer solchen Auszeichnung ausgezeichnet, gewürdigt werden.
Ein Buch schreiben, ne Platte aufnehmen oder von Veranstaltungen eingeladen zu werden, das ist „kein außerordentliches Engagement im Kampf gegen HIV und Aids“, das sind keine Argumente für einen solchen Preis.
Das »kriminalisieren« kann man natürlich so und so verstehen – insofern ist deine Argumentation völlig verständlich. Aber es geht mir ja um die Ursache – nämlich das Rechtssystem – und da halte ich den Lorbeerkranz für ein Symptom – N.B. – schlicht für falsch. Und wenn EKAF keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielt … ist das auch ein Versäumnis u.a. der Stellen, die jetzt diesen Preis an den falschen Hals hängen wollen.
ach ich war auch mal in ner talk show und habe mich wacker geschlagen . . .
Absolut toller Text und gut ausgedrückte Meinung. Ich fände es sehr sehr schade, wenn tatsächlich N. B. diesen Preis bekommen würde. Sie hat, außer unter Zwang ein paar nette Aussagen, nichts für die Community getan. Und tut sie das heute? Eine Biografie, in der mehr gejammert und mit anderen abgerechnet wird (Als einfach mal zu sagen: „Scheiße gelaufen, auch meinerseits, ab gehts in eine Zukunft in der ich aus der Vergangenheit lerne) und ein geplantes Rio Reiser Cover Album reichen nicht um sich Aktivistin nennen zu dürfen. Da gehört jahrelanges Handeln für die Community zu (auch medienfern), wie z. B. Cori Obst es tat.
man könnte die Frage auch anders herum stellen: um was geht es denjenigen, die den Preis ausloben?
geht es ihnen darum, eine Person auszuzeichnen, die sich um die Bekämpfung von HIV/Aids oder um die Lebensbedingungen von HIV-Positiven in Deutschland oder international Verdienste erworben hat?
oder geht es ihnen darum, sich selbst im Glanz der Prominenz (und medialen Aufmerksamkeit) des/der Belobigten zu sonnen, etwas Glanz auf den eigenen Kongress abstrahlen zu lassen?
mir scheint manchmal, bei manchen derartigen „Auszeichnungen“ geht es nicht um Aids, und auch nicht um den /die Ausgezeichnete und seine/ihre Verdienste …
@Marcel,
und da liegt das Problem – Community. Ich vermute, daß Nadja – übrigens genauso wie ich – nie Teil dieser Communitiy sein wollten – wir wurden dazu gezwungen. Nadja wollte ihre Karriere und ich wollte mein Studium abschließen – vor HIV/AIDS sind wir geflohen wie der „Teufel vor dem Weihwasser“.
Wärend die anderen es sich mit Rente und Waldschlösschen-Kursen schön gemütlich gemacht haben….das ist jetzt auch Polemik.
Erstens hat es sich hier nur um einen Vorschlag gehandelt, zweitens ist dieser Aufschrei überzogen und menschlich unfair.
Gebt der Frau erst mal die Chanche Stellung zu beziehen, sie hat ein Kind zu versorgen, stand sehr unangenehm im Rampenlicht und ist letztlich auch eine begabte Sängerin.
Ich rieche hier Mißgunst und Neid – völlig unangebracht, denn Nadja hat die gleichen Probleme, Ängste und Sorgen wie z.B. ich und Du. Man kann sagen, daß es für so einen Preis (der mich übrigens nicht interessiert) geeignetere Leute gibt, aber herumzupolenisieren ist fies – sorry.
@Ernst: Neid ganz sicher nicht, ich will diesen Preis nicht haben.
DIe Frage ist warum sie diesen Preis bekommen sollte? Weil sie ungeschützten Sex hatte, dies in den Medien diskutiert wurde und sie dann dazu ein bis zwei nette Statements abgegeben hat? Das ist für mich keine Begründung.
Ich kann verstehen das Leute, die Jahrelang für die Rechte von Positiven kämpfen, sich engagieren etc. so einen Preis bekommen, aber bitte nicht eine Frau Benaissa.
Ich spreche ihr auch gar nicht die meist positiven Statements und Reaktionen von ihr, auf die Medienhetze ab. Trotz allem ist das lange kein Grund, dass sie einen Preis bekommt.
Und unfair finde ich es auch nicht, wenn man hier seine Meinung äußert. Wir sind wahrlich keine Medienvertreter die sie gehetzt haben – Das war unfair.
@Ulli: Genau da liegt das Problem. Der Preis wäre in aller Munde, das ist deren Ziel. Ansonsten hätten sie diese Frau nicht mal vorgeschlagen, weil es keine plausible Erklärung gibt.
Michelé Meyer, das ist für mich eine Frau, die so einen Preis verdient hätte. Aber die würde nicht für Schlagzeilen sorgen.
Was ist ein Aktivist, ab wann ist man Aktionist? Sicher nicht wenn man in eigener Sache ein Buch schreibt und sich vor einigen Medien zu seinem eigenen Fall äussert, da bedarf es etwas mehr an allem. Für meine Begriffe ist man ein Aktivist wenn man sich für Leben und Rechte anderer einsetzt. Dies ist bei NB nicht der Fall, ihr Engagement galt ausschließlich ihr selbst. Dafür einen Preis bekommen zu sollen ist doch sehr fragwürdig.
Jeder Ehrenamtler in irgend einer AH hat mehr zum Wohl anderer beigetragen als NB. Das gilt für Blogger die über ihr Leben mit HIV schreiben und denen die sich in den Foren mit den Sorgen anderer auseinander setzen genau so. Ich bin noch nicht lange dabei und ich hoffe einmal als Aktivist gelten zu können.
Obama hat den Friedensnobelpreis auch eher für nix oder recht wenig bekommen.
Manchmal haben solche Preise oder Events auch nen anderen Charakter – ich sehe sehr deutlich, daß es hier nicht um Verdienste geht.
Trotzdem – „diese Frau“ – „aber nicht eine Frau Benaissa“ – sorry das ist kein guter Stil – hier wird über eine „Fremde“ geredet, hier setzten ablehnende Mechanismen ein – schon in der Sprache – ändert hier Euere Sprache gegenüber einer Betroffenen – mehr verlange ich nicht.
Ich habe jetzt uber Cori Obst gelesen – irre, würde sie gerne kennenlernen und klar ist MIchele Meyer die richtige Frau für alle Preise dieser Welt, aber wir sollten uns als Freunde erst mal der Nadia Benaissa nähern – wenn sie für uns ein gutes Lied hinbekommt, nen HIt, wär so schlecht nicht…..ich seh deutlich, dass Ihre Verdienste gering sind – es ist vermutlich auch ne ganz üble Sache, wenn man von nem Lover angezeigt wird, paar Tage im Knast sitzt und in eine andere Realität gestürzt wird – auch mit der eigenen Schuld umgehen muß – ich hab da z.B. auch ein Problem mit – mit eigener Schuld – gibt es da evtl. jemanden, den ich liebte und der positiv ist wegen mir? Warum fragen wir Nadia Beaissa nicht mal direkt – sie ist auch auf Facebook….
ich muss dem ernst recht geben: das ist das erste mal, dass ich auf dem portal „ondamaris“ einen derart verachtenden umgang mit betroffenen durch betroffene – sowohl im artikel als auch in den kommentaren – lesen muss. schade für diese seite, die ich sonst eigentlich sehr schätze!
Ich verstehe immer noch nicht warum ich keine ablehnende Haltung haben darf, wenn dies meiner Meinung entspricht.
Ja, ich finde Nadja Benaissa hat diesen Preis nicht verdient. Und ob sie irgendwann einen Song schreibt kann mir ja jetzt gerade auch egal sein, weil sie jetzt vorgeschlagen wurde für das, was sie angeblich so gut gemacht hat. In der Zukunft kann jeder was tolles auf die Beine stellen, darum gehts hier ja nicht.
Die Namen die ich nannte waren Beispiele für Personen, die ich vorgeschlagen hätte, weil sie meiner Meinung nach viel mehr erreicht haben, warum sollte ich also den Vergleich scheuen?
Und was Obama angeht: Hier wurde mit keinem Wort erwähnt, dass dieser gerechtfertigter Preisträger ist.
Und nur weil er unverdient irgendwas bekommen hat, muss das nicht mit jedem anderem Preis auch geschehen.
@ h.kurt
– dies ist ein Gast-Kommentar
– ich finde es begrüßenswert, wenn wir breit und auch mit verschiedenen auch kontroversen meinungen debattieren, nur so kommen wir auch zu entwicklung (und müssen dabei auch verschiedene meinungen aushalten)
– „verachtenden umgang“ mit betroffenen durch betroffene – sehen Sie wo im gastbeitrag?
in eigener meinung, auch deutlich / pointiert geäußert, allein kann ich noch keinen „verachtenden umgang“ erkennen
Gehts noch?
„Fragt man heute Menschen auf der Straße nach ihr, wird man im Höchstfall die Antwort »Das war doch die, die ihren Freund mit HIV infiziert hat« erhalten. Und das ist wahrlich kein »außerordentliches Engagement im Kampf gegen HIV und Aids«.“
„weit hinter die 80er Jahre zurückgeworfen, indem sie fast ausschließlich die Mitleidsschiene bedient hat – eine Schiene, die der Infektion und noch weniger den Infizierten auch nur annähernd angemessen ist …“
„…und wurde dafür vor Gericht mit einer meiner Meinung nach angemessenen Strafe am unteren Limit belegt.“ – hier wird es auch noch ganz, ganz gefährlich – welche Strafe wäre denn angemessen gewesen
Herr Gerschwitz?
„Mit ihrem Verhalten hat sie sämtliche Bemühungen um die Anerkennung der EKAF-Kriterien zunichte gemacht und erst damit künftigen Kriminalisierungen Tür und Tor geöffnet. “ – das „Symtom“ Nadja – sorry Leute lest es genau – seht den Menschen dahinter – seht zwei Menschen -Matthias Gerschwitz und Nadja Benaissa. Bei Nadja sehe ich eine Menge Ängste, einen dramatischen Absturz, schwerste Probleme und auch Schuld – und bei Matthias Gerschwitz sehe ich Selbsgerechtigkeit und – ja genau – Menschenverachtung – es tut mir leid, genau das ist es.
Die Sprache und der Stil ist es – brutal, zynisch und verachtend.
Häh, worum gehts hier eigentlich?
„Nun muss ich voranschicken, dass ich gar nicht wusste, dass es einen »ReD Award« gibt. Aber das wusste ich auch beim »Annemarie-Madison-Preis« nicht, den ich anlässlich der Münchner Aidstage im März 2010 für mein Buch »Endlich mal was Positives« erhielt. Allerdings konnte ich bald herausfinden, wer die Namensgeberin ist bzw. war, denn Annemarie Madison verstarb im Januar 2010 nach über 25 Jahren intensiver Arbeit um das Thema HIV, Aufklärung, Prävention, Entstigmatisierung, Enttabuisierung und und und … die Liste ließe sich noch beliebig fortsetzen.“
Ach so, darum gehts. Die böse Nadja soll einen unverdienten Preis bekommen, M. G. hat einen verdienten Preis bekommen und dann auch noch einen angesehenen.
Und deswegen die ganze Aufregung? Naja, da muss man noch ein bisschen auf Nadja rumhacken. Dass sie trotz ihres unverantwortlichen Verhaltens so viel Solidarität aus der Community erhalten hat, das hat dann wohl doch schon zu lange in M.G. gekocht, da musste mal Dampf abgelassen werden.
Also, bitte den nächsten ReD-Award an M.G., dann ist wieder Ruhe.
Ich bin begeistert, welche Selbstherrlichkeit bei einigen Kommentatoren herrscht.
@ h. kurt – und im Verlaufe auch Ernst:
Wo bitte ist ein »verachtender Umgang«? Ich teile lediglich nicht die Meinung, dass N.B. unter den Kriterien »Aktivistin«, »Solidarität« und »Kriminalisierung« den »ReD-Award« oder sonst einen Preis verdient hat. Das sagt in keiner Weise etwas aus über meine Meinung, die ich von N.B. habe – ganz im Gegenteil: Wer des Lesens mächtig ist, wird festgestellt haben, dass auch ich der Überzeugung bin, dass ihr übelst mitgespielt wurde.
Also – Obacht, Ernst: Welche Frustationsquote steckt hinter solch unberechtigten Anwürfen?
@ Ernst:
»Ich vermute, daß Nadja – übrigens genauso wie ich – nie Teil dieser Communitiy sein wollten – wir wurden dazu gezwungen.« Das ist – mit Verlaub – Bullshit. Niemand hat mit einer HIV-Diagnose ein One-Way-Ticket in eine wie auch immer geartete »Community« gezogen, das er notwendigerweise auch annehmen muss.
Ich selbst betrachte mich übrigens definitiv nicht als Teil einer »Community« – da ich bislang feststellen musste, dass es offensichtlich eine Art Pflicht-Mitgliedschaft gibt, die ich als Relikt eines schon lange überkommenen Verständnisses der Selbsthilfe-Generation der 80er und frühen 90er ist.
Im Gegensatz zu Dir, Ernst, jammere ich aber nicht darüber, sondern habe meinen Weg gefunden, meinen Umgang mit der Infektion positiv auch nach außen zu nutzen. Ich ahbe nämlich trotz HIV-Infektion mein Recht auf Selbstbestimmung nie abgegeben.
»welche Strafe wäre denn angemessen gewesen, Herr Gerschwitz?« Auch hier: Lesen hilft. Ich finde das Urteil angemessen – und das steht auch in dem Beitrag. Ich bin nämlich nicht der Auffassung, dass Positive automatisch Welpenschutz genießen. Ich finde es sogar anmaßend, dass – gerade im Umfeld des Prozesses gegen N.B. – von vielen Seiten positiver Menschen die Forderung kam, dass die Bedürfnisse positiver Mensche stärker zu berücksichtigen seien. Leider habe ich nirgendwo die Einlassung gefunden, das positive Menschen auch die Bedürfnisse anderer Menschen respektieren möchten.
DAS, lieber Herr Ernst, ist brutal, zynisch und verachtend.
@ Frank
Überlasse die Polemik doch bitte mir. Ernst hat ja schon festgestellt, dass ich das viel besser kann.
@ernst . . du wurdest gezwungen ein teil der community zu werden? hat man dir ne knarre an den kopf gehalten und gesagt: los werde teil der community oder i fucking blow youre brains out? mein lieber herr gesangsverein ihr armen opfer tut mir wirklich leid . . .
Nachtrag @ Ernst:
Jetzt weiß ich auch, wo Deine Frustationsquote herkommt. Ich erinnere mich an einen von Dir eröffneten Mailwechsel vom Juni 2010, in dem Du schon in der zweiten Mail ausgesprochen bösartig wurdest, weil ich nicht so funktionierte, wie Du das gerne wolltest. Im Wissen, dass Du diese Person bist, wird mir nun Einiges klar …
der Gast-Kommentar von Matthias Gerschwitz beschäftigte sich mit dem Vorschlag, NB einen Preis als „Aids-Aktivistin“ zu verleihen – vielleicht konzentrieren wir die weitere Debatte wieder hierauf …
Da sie meiner Meinung nach keine ist, bin ich nach wie vor gegen die Verleihung an sie. Ich würde gerne wissen, wofür sie genau den Preis bekommen bzw. was sie getan hat, dass sie als Aktivistin gilt. Bei einer ordentlichen Begründung könnte ich nochmal darüber nachdenken.
Hallo,
ich finde, dass schon der Grundbeitrag von Matthias Gerschwitz am Thema vorbeigeht. Nadja Benaissa hat sich ja nun nicht für diesen Preis beworben, sie hat sich vielmehr in Interviews sogar immer wieder gegen die Vereinnahmung als Aktivistin verwahrt und diese beklagt. Von daher finde ich, dass die „Nominierung“ von Nadja Benaissa das eigentliche Problem darstellt und gehe davon aus, dass sei erst im Nachhinein überhaupt davon erfahren hat. Ein solches Vorgehend des Positivenplenums ist dann doch wohl das eigentliche Problem, das wäre zu thematisieren gewesen – spielt aber bei Gerschwitz nur am Rande eine Rolle.
Statt dessen greift er Nadja Benaissa an und eröffnet eine öffentliche Diskussion über deren Preiswürdigkeit – wohlgemerkt, für einen Preis, mit dem sie sich nicht in Verbindung gebracht hat, für den sie sich nicht selbst vorgeschlagen hat, sondern offenbar unabgesprochen vorgeschlagen wurde und den sie doch wahrscheinlich zu bekommen gar nicht wünscht.
Diskutiert werden sollte doch eher – unabhängig von der aktuell Nominierten – welche Kriterien und Anforderungen es an PreisträgerInnen gibt und wie man Verfahren finden kann, durch die verhindert werden kann, dass Leute sogar gegen ihren Willen oder ohne Kenntnis in einen solchen „Strudel“ geraten.
Jenseits von Annahme, Vermutung und Glauben scheint mir etwas Basis Wissen von Nöten.
Als Aktivist (lat. activus = „tätig, aktiv“) wird eine Person bezeichnet, die in besonders intensiver Weise, mit Aktivismus, (Vorstoß, Vorgehen, Handeln, Betätigung, Unternehmen, Feldzug, Operation, Schachzug, Arbeit, Tun, Auseinandersetzung, Ausübung, Handwerk, Tat) für die Durchsetzung bestimmter Ziele eintritt. Quelle Wikipedia
Erst kam der Vorschlag. An der Begründung wird gearbeitet. In den nächsten Tagen werden wir mehr wissen.
@ Frank Laubenburg:
spannende Gedanken 🙂
eine anmerkung: dass NB den Preis bekommen soll, wurde scheinbar (ich war nicht dort) auf dem Positivenplenum mitgeteilt und diskutiert. Aber nicht das Positivenplenum verleiht meines Wissens den Preis, sondern der Veranstalter – der wird sie vermutlich dafür nominiert haben und dafür auch seine Gründe haben.
damit dürfte das von dir als problematisch bezeichnete Vorgehen eher beim veranstalter liegen
Um genau zu sein, geht es um den Vorschlag, ihr den Preis zuzuerkennen, generell. Die Begründung, sie sei eine Aktivistin (und die Punkte Solidarität und Kriminalisierung) kamen nicht von den Veranstaltern, sondern entstammen dem gestrigen Positiven-Plenum. So steht’s auch im Text … Seitens der Veranstalter fehlt (bislang) jegliche Begründung, aber ich (aufgemerkt: persönliche Meinung!) kann mir auch keine ernsthafte solche vorstellen und finde schon die Idee als solche schlecht.
@ Dirk:
das ist jetzt aber subversiv argumentiert ;-))
dass solch ein unbedeutender langweiliger unbemerkter Preis solche Aufmerksamkeits-Wellen schlagen kann … war es das, was sie eigentlich bewirken wollten?
Ich finde man sollte N.B. unbedingt dieses reward-teil umhängen, dann kann Herr G. seine Viren zurückgeben und sich ansonsten richtig schwarz ärgern. Und zusätzlich würden sich noch die Ärzte in Meckpom aufregen bis zum Herzinfarkt. Was kann man eigentlich mehr erreichen mit so einem schönen Preis?
Ja, subversiv, ganz nach meinem Geschmack. Ernsthaft: Die Organisatoren wollen N.B. instrumentalisieren, wollen durch sie unverdiente Aufmerksamkeit für einen lahmen Kongress erreichen. N.B. wird sich aber kaum instrumentalisieren lassen. Also,was soll´s. Zu den abwegigen Ausführungen von M.G. hatte ich ja schon alles Nötige gesagt. 🙂
Guter Kommentar! Dem ist nichts mehr hinzuzufügen!
Diese Frau für diesen Preis auch nur in Erwägung zu ziehen heißt -DEN BOCK ZUM GÄRTNER ZU MACHEN!
Diese Frau hat den Aidsaktivisten weltweit, den Mitarbeitern in den Aidshilfen weltweit einen BÄRENDIENST erwiesen.
Darüber zu lamentieren daß sie ein „Opfer der Medien“ wurde halte ich für Verschwendung!
Jemand der derart mediengeil und aufmerksamkeitssüchtig ist wie diese „Künstlerin“ darf sich nicht wundern wenn die Medien ihn/sie genauso benutzen wie sie die Medien.
Ernst schrieb: …und sie ist eine begabte Sängerin!
Lieber Ernst
Jeder Mensch soll und darf seine Meinung und Ansicht vertreten dürfen und ich gestehe dir deine Ansicht über Kunst und Künstler unumwunden zu s o l a n g e du bitte deutlich machst daß es d e i n e persönliche Ansicht ist! – und du es der Welt nicht als Fakt vrkaufen willst 😉
@Frank Laubenburg
Was das Positivenplenum betrifft, wie ich es verstehe ist es ein Instrument/Forum/Initiative die ihr Ohr „am Puls der positiven Community Berlins“ hat um herauszufiltern welcher Themen man sich in den Workshops annehmen sollte. Unter anderem auch wen sie gerne zur Preisverleihung vorschlagen würden.
NB als Vorschlag scheint mir etwas realitätsfremd zu sein. Da möcht ich lieber nicht wissen welche „ernsthaften Themen“ der Berliner Community auf den Nägeln brennen könnte. Immer davon ausgehend das das PositivenPlenum am Puls der Community bzw deren langer Arm ist.
Wenn ich mir das Programm von 2010 anschau dann war die Veranstaltung bis auf wenige Ausnahmen eine Gefälligkeitsveranstaltung für die Pharmaindustrie. Daher so prognostiziere ich wird 2011 die CROI durchgekaut werden, die bis dahin in den noch zu erscheinenden 3 Ausgaben der Projekt Info ausführlich besprochen sein werden.
EKAF im Kontext zur Strafprozessordnung, Soziale Themen, Härtefallregelung im Kontext zu Nebenwirkungen bei Positiven die von Grundsicherung leben müssen, Strategien gegen Armut und Stigma, gegen die Mediale Berichterstattung wenn wieder mal die HIV Saus durch s Dorf getrieben wird wie im Fall NB durch die großen Verlage wie Springer, DU Mont, WAZ, wie „die Rechte von HIV/AIDS lebenden oder ansteckungsgefährdeten Menschen, durch rechtliche und soziale Rahmenbedingungen zu schützen und zu fördern sind („Erklärung von Paris“) das wird wohl ein Traum bleiben, da Berlin pleite ist.
Berlin ist was die medizinische/psychologische Versorgung/Betreuung und Leben im Alter betrifft gut aufgestellt. Vielleicht sollte man die Veranstaltung von „HIV im Dialog“ in ein geselliges Beisammensein umfunktionieren mit großem Abendessen und anschließender Party „Positiv durch die Nacht“. So würden nämlich viele HIV Positive die von Grundsicherung leben in den Genuß eines kalten und warmen Büffets kommen, ein Ereignis das für einen Abend Lebensqualität realität weden läßt. Das gesponsorte Geld der Pharmaindustrie für Referenten wäre so sinnvoller angelegt.
@Uli:
Da hast Du recht , das problematische Verhalten liegt dann beim Veranstalter, nicht beim Positivenplenum. Das hatte ich vom Ablauf her falsch verstanden.
Der Veranstalter konnte heute vormitag dazu nichts sagen da der zuständige Mitarbeiter nicht anwesend war. Allerdings war der „Veranstalter“ selbst überrascht, hatte bis zu diesem Zeitpunkt keine Ahnung von dem Vorschlag wie auch die BAH . . . .
Das ist lustig. Die Info kam aus dem HID-Büro …
Hier noch zu der Formulierung „gezwungen Teil der Communitiy“ zu werden – ich wollte damit ausdrücken, daß es für mich (und vermutlich auch für Nadja Benaissa) erst mal schwierig war, mit der Realität positiv zu sein und bei mir an AIDS erkrankt zu sein, umzugehen.
Solche wie mich wird es in Zukunft viele geben – Menschen, die aus dem Leben herausfallen, die für sich nie ein Konzept hatten, wie sie mit HIV/AIDS umgehen sollen. Die sterbend aus ihren Häusern gezogen, und dann mit viel Aufwand wieder auf die Füße gestellt werden. Das ist eine ganz andere Klientel wie die, die vor 15 Jahren den HIV-Test gemacht haben. Ich habe hier übrigens nie rumgejammert, sondern so schnell wie möglich mein Leben wieder in den Griff bekommen.
Tatsächlich suchte ich im Internet nach Kontakten – einfach aus dem Grund, da ich nahezu gehörlos war, denn eine Kryptokokken-Enzephalitis hat mir erst mal meine Hörfähigkeit geraubt, so daß für mich das Internet ziemlich wichtig war zur Kommunikation. Tja, da bin ich auch auf M.G. gestoßen, der nach seiner Aussage alles so supergut verarbeitet hat – wär schön gewesen, wenn er da die Größe und Kraft gehabt hätte, helfend und orientierend zu wirken…..geschenkt – ich bin nicht frustriert eher amüsiert, denn der Text von M.G. ist so selbstentlarvend, dass sich jeder Kommentar erübrigt.
Ich will aber trotzdem fair bleiben – ich war damals voller Vorurteile und habe damals sicherlich Worte falsch formuliert.
Es wird bei M.G. eine moralische Problematik angesprochen, die wichtig ist – der Umgang zwischen Positiven und Nicht-Positiven.
Ich habe das mal so formuliert, daß sich hier jeder Mensch klar machen sollte, daß es sich bei HIV um ein allgemeines Lebensrisiko handelt.
Der sich nach Liebe sehnende junge Mensch, der möglicherweise vor einem Monat erfahren hat, daß er positiv ist, oder der es gar nicht weiß – kann der wirklich rational handeln? Wenn einer lächelnd ein Kondom nimmt, dann ist es ja gut. Aber wenn man dann schon zwei Wochen zusammen ist? „Komm Schatz, lass uns mal testen gehen?“
Ganz nebenbei – wenn einer auf der Waldorf-Schule war und seine Eltern Antrophosophen – ja sowas gibt es – dann gibt es für den keine tödlichen Viren, dann sagt der, daß mit einem vernünftigen Lebensstil und Misteltherapie alles paletti ist…..es gibt so viele Lebenswelten – aber HIV schafft hier tatsächlich Klarheit und auch sowas wie eine Community, denn mit den heutigen Medikamenten ist es eine nahezu heilbare Erkrankung – und daraus entsteht eine Verpflichtung, gerade bei den Menschen, die vor AIDS nahezu geheilt worden sind. So wie ich. Das macht auch den Unterschied aus zwischen M.G. und mir.
Mich interessiert daher weniger die Prävention, auch wenn es wichtig ist, aber mittlerweile wissen die Menschen, wie sie sich mit Kondomen schützen können – und die, die da Schwierigkeiten haben, die haben hochkomplexe Gründe, da spielen religiöse Ansichten hinein, das ist so schwierig – und daher ist es eben Lebensrisiko – wer liebt, der riskiert es.
Ich habe meinem jetztigen Partner unter Tränen allzubald (aber nicht beim kennenlernen) gesagt, daß ich nicht nur positiv bin, daß ich AIDS hatte – ich habe ihm die Chanche gegeben, sich nicht in mich zu verlieben – auch oder gerade deshalb weil ich es war. Im Gegensatz zu den anderen coolen Positiven bin ich auch noch katholischer Christ, aber schwul – als ich im Sterben lag, kam der kath. Pfarrer – und Leute, das habe ich damals gebraucht.
Ich will damit ausdrücken, daß ich schon in einigen Punkten anders ticke – aber in einem Punkt habe ich Klarheit, daß ich mithelfen will, eben auf meine Weise, Menschen zu helfen, ein gutes Leben zu führen und daß ich sagen kann, daß die Medikamente ok sind. Sie sind gut und sie retten dich – das ist die allerwichtigste Message – wenn Nadja Benaissa nur dies sagt öffentlich, wenn sie nur sagt, Mädel, Junge, wenn Du Angst vor dem HIV-Test hast, aber dich krank fühlst, dann gibt dir der Test nicht nur Sicherheit, er rettet vielleicht dein Leben – und sieh her ich bin positiv und ich lebe, nicht immer glücklich aber ich lebe.
Wenn Nadja Benaissa einfach das hinbekommt und vielleicht auch noch mal einen guten Song (wenn sie ihn a capella singen würde, könnte ich ihn mit dem Cochlear Implantat sogar gut hören), dann ist sie unsere Botschafterin mit all den Fehlern, die auch wir haben.
Ich darf dann abschließend die Kommentare kommentieren:
In geringem Maße wurde inhaltlich kommentiert.
In größerem Maße wurde mir unterstellt, ich habe persönliche Motive oder greife N.B. persönlich an.
In noch größerem Maße wurde ich persönlich angegriffen.
Schöne Diskussionskultur. Es zeigt, dass es einfacher ist zu kommentieren, als selbst Gedanken zu äußern. Es zeigt, dass es offensichtlich tatsächlich keine positive Community gibt. Es zeigt, dass einige Leute nicht verkraften, wenn andere besser mit der Infektion leben können. Ja – ich habe viel Glück gehabt! Aber mit meiner Geschichte kriege ich mehr Leute zum konstruktiven Nachdenken als z.B. Ernst, der viele Schattenseiten erlebte. Das ist keine Anmaßung, sondern Psychologie. Trotzdem bin ich nicht Mutter Theresa, weil ich auch ein eigenes Leben – und vor allem auch eines außerhalb des HIV-Bereiches – zu »wuppen« habe.
Ich danke Ulrich, dass er mir diese Plattform angeboten hat. Ich werde mir auch weiterhin erlauben, mir meine Gedanken zu machen und sie öffentlich zur Diskussion zu stellen. »Selbstentlarvend« – um Ernst zu zitieren – sind nämlich nur die Kommentare.
Vielen Dank in die Runde.
@Matthias
Nadja Benaissa wurde vom Veranstalterkreis von „Vergessen ist ansteckend“ intern im Rahmen eines Brainstormings (meine Worte) „Wen könnte man warum, was spricht dagegen/dafür“ für den RedAward in Erwägung ziehen. Diese Info wurde an das SonderPositivenPlenum kommuniziert sodaß das es dann auf der „Tagesordnung“ landete.
Danke! Am Montag klang das noch ganz anders …
Abschließend – es gehört für jemanden, der gerne schreibt zum fairen Umgang, daß man sich erst mal sachkundig macht – bevor man mit Kanonen auf Spatzen schießt.
Es darf mir auch erlaubt sein, mal klarzstellen, daß dieser Stil von M.G. gegenüber einer betroffenen Frau, die noch nicht mal was dafür kann, mir ganz und gar nicht gefällt.
Ich bin auch auf meine Weise mal auf ein paar angedeutete Argumente von M.G. eingegangen.
Andere auch – z.B. die sog. „Schuldfrage“ – M.G. erlaubt sich hier Urteile – und wir sind eine für ihn ungeeignete Community, der er aber trotzdem Vorbild sein will – ich bin da jetzt in der „Schattenseite“ gelandet – nur M.G. kann richtig gut argumentieren – wir nicht.
Wenns mal Gegenverkehr gibt, kanns auch sein, daß man in die falsche Richtung losgedüst ist – man kann auch mal umdrehen, mal sagen, dass man nicht fair und überzogen argumentiert hat.
Nadja Benaissa kommt, das sage ich abschließend bei mir weitaus menschlicher rüber als M.G.
Ich gönne Dir gern Dein Glück, aber Deine Empathiefähigkeit ist sehr niedrig, Dein Drang zur Selbstdartellung arg hoch und das ist wenn man wirklich mal was in Richtung Community zustande bringen will, ein Hindernis, das du auch selbst bist. Gemeinschaft hat was mit Akzeptanz, mit Toleranz und vielleicht auch was damit zu tun wofür Mutter Theresa steht (dies am Rande).
Und es wäre für alle das Beste, wenn Du anfängst aus den Worten, die Dir erwidert werden, mal was zu lernen, Matthias .
Ernst
Ernst,
danke für den – lange überfälligen Hnweis: Warum wird immer dann »Empathie« eingefordert, wenn es darum geht, positive Menschen zu schützen? Warum können aber viele Positive anderen eine entsprechende Empathie nicht zubilligen? Sind Negative schlechtere Menschen? Oder gilt »Empathie« nur für Positive? Warum lese ich aus vielen Beiträgen immer die Tendenz, dass Positive grundsätzlich gut sind und sowieso Welpenschutz benötigen? Und warum stellen sich manche Institutionen hin und behaupten gar, sie vertreten die Positionen positiver Menschen, wenn man sie als positiver Mensch gar nicht beauftragt hat?
Es geht gar nicht um die Frage, was N.B. durchgemacht hat – das steht völlig außen vor. Es geht schlicht und ergreifend um die Frage, was an ihr vorbildlich ist. Dass sie wissentlich ungeschützen Sex hatte? Dass sie aufgrund ihrer Prominenz einen anderen Zugang zu den Medien hat, den sie aber »für die Sache« nur sehr rudimentär genutzt hat? Da war den Medien »die Sache« doch völlig egal, da reichte der Name.
Warum nur beschleicht mich manchmal das Gefühl, als sei die positive »Community« ein hermetisch abgeschlossener Raum, aus dem bloß nichts nach draußen dringen … und in den auch nichts Neues hineingebracht werden darf? Wie steht es denn hier mit der Selbstwahrnehmung? Vielleicht macht sich einer von den Kritikastern hier mal die Freude und spricht mit Menschen außerhalb der positiven »Community« über die Wahrnehmung und das Wissen über »unsere Sache« Ihr werdet erstaunt sein, wie wenig von dem da draußen ankommt, was intern hoch wichtig genommen – und fälschlicherweise als »überall bekannt« vorausgesetzt wird.
Fragen über Fragen. Antworten darauf hat mir noch keiner gegeben. Es endet wie immer: in persönlichen Angriffen – möglicvhst weit vom Thema abgewandt. Es muss doch auch in der so genannten Community möglich sein, Diskussionen zu entfachen. Von alleine ist N.B. bestimmt nicht auf diese Vorschlagsliste oder Brainstorming-Protokoll gekraxelt. Dann hat das SONDER-Positivenplenum die Angelegenheit zu hoch aufgehängt. Das ändert aber nichts daran, dass ich N.B. in den von mir genannte Punkten nicht als preiswürdig befinde.
Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass wir unterschiedliche Sichtweisen haben. Aber zu behaupten, dass Deine Sichtweise die richtige ist, find eich anmaßend. Und was »für alle das Beste« ist … das obliegt bestimmt nicht Deiner Einschätzung.
noch einmal:
der Gast-Kommentar von Matthias Gerschwitz beschäftigte sich mit dem Vorschlag, NB einen Preis als “Aids-Aktivistin” zu verleihen – vielleicht konzentrieren wir die weitere Debatte wieder hierauf …
@ ondamaris
die behauptung, nb solle als aktivistin ausgezeichnet werden, findet leider keinen beleg. der autor konstruiert sie lediglich aus einer letztjährlichen generellen aussage zum red award.
ich habe den autor bereits am 13. März, also VOR dem posiplenum wie folgt informiert:
„es geht beim red award nicht unbedingt um „leistung“, sondern um solidarität. immerhin hat sie – stellvertretend für viele von uns – eine situation (öffentlich!) aushalten müssen, die ich keinem von uns wünsche, die aber manchen von uns leicht ebenso widerfahren könnte.
gerade, weil mir klar war, wie kontrovers die reaktionen sein werden, habe ich vorgeschlagen, das vorab im plenum zu diskutieren…“
schade, dass dieser hinweis keine berücksichtigung findet und offenbar auch nicht vor der veröffentlichung recherchiert wurde!
im übrigen erfüllt die diskussion – wie erschreckend unsolidarisch und unfair ich manche beiträge auch finde – den beabsichtigten zweck: vorab in unseren eigenen hiv-positiven reihen das für und wider offen auszutragen. ob nb danach noch einen red award als ausdruck von solidarität annehmen mag, könnte allerdings zweifelhaft werden. aber solidarität und fairness im umgang mit ihr scheint unter uns ja keinen unbestrittenen stellenwert zu haben.
schade!
Lieber Dieter,
in der Einladung via facebook stand:
[…]
»Für 2011 ist eine Verleihung des RED AWARD im Rahmen der Reminders Day Aids Gala an folgende Personen geplant:
– Nadja Benaissa http://de.wikipedia.org/wiki/Nadja_Benaissa
– Nan Goldin http://de.wikipedia.org/wiki/Nan_Goldin
Über eine zahlreiche Beteiligung mit konkreten Vorschlägen würden wir uns sehr freuen! […]
Wie ist das zu verstehen? Als »vielleicht«, »könnte sein«, »habe wir mal überlegt«? Muss ich jetzt die Richtigkeit von Einladungstexten recherchieren?
Leider mußte ich gerade auch arbeiten.
Paar Antworten kann ich aber mal versuchen:
Positiv – negativ….hm schon hier krieg ich Probleme, denn hier muß sich ja ein Mensch erst mal definieren.
Die Allgemeinheit denkt eh, daß sie nicht positiv werden kann, da nicht schwul und nicht drogensüchtig – einerseits falsch, andererseits statistisch nicht völlig falsch – letztlich sind jedoch immer die anderen positiv, nie einer selbst. Weit verbreitet sind die ganzen Verschwörungstheorien, man hat zwar eine dunkle Angst vor einer viralen Bedrohung, aber letztlich trifft es eben Schwarze, Schwule und Drogis.
Schwule grenzen sich dann noch doppelt ab – z.B. mit Heirat, naja serieller Monogamie mit kleinen Ausreissern…., grenzen sich gegen die schlechten, positiven Schwulen ab. HIV war hier sowas von systemstabilisierend, daß wir einen konservativen verheirateten schwulen Aussenminister haben.
Zwei Dinge liegen jetzt gerade richtig schief – die bösen Positiven sterben nicht, sie werden nicht mal richtig krank und die, die krank waren, werden gesund – das ist in vielerlei Hinsicht verunsichernd.
Erstens verunsichert es die „Guten“, denn die promisken und haltlosen, die sollten doch eher leiden und keine Parties veranstalten.
Zweitens verunsichert es die Helfer, Serbehilfe ist hier zur Zeit nicht so angesagt, war es aber noch nie so richtig….
Drittens verunsichert es die Positiven, denn der Bruder und die Schwester sterben vorher an Krebs und der arme Junge hängt immer noch rum und geniest „Welpenschutz“…..
Positiv wird man durch einen Test – ich habe mich hier z.B. 30 Jahre verweigert – obwohl ich schon 1981 (sic!) mit AIDS in Kontakt kam durch einen Partner aus San Francisco, der krank war.
Klar, ich war durch Gauweiler geprägt – mach den Test und du landest als Positiver in nem Lager…..
Was ich damit sagen will – jede Kriminalisierung führt automatisch zur Totalverweigerung – kein Test – nicht positiv – so einfach ist das. So denken vermutlich die meisten Menschen.
Wer soll denn so einen Test verlangen? Der neue Partner? Manchmal vielleicht, aber letztlich führt es eher zu einem eher monogamen Lebensstil gerade bei konservativ geprägten, die dann nach Jahren entsetzt aufwachen, abgemagert und zum Arzt kriechen….könnte auch AIDS sein?
Angeblich ist das bei nem Drittel bereits so – und tatsächlich Nadja Benaissa hat keineswegs die Freiwilligkeit einen Test zu machen erhöht – der Absturz, diese Schande – erst ein Star und dann die Schlampe…..wann war denn der Test? Vermutlich bei der Schwangerschaft. Wie viele Frauen werden wenn sie schwanger sind, mit der Tatsache konfrontiert, dass sie HIV positiv sind?
Alle wissen das, dass bei der nächsten großen Liebe HIV dabei sein kann…
Unter dem Aspekt der Entkriminalisierung ist es nicht mal so blöd an N.B. den Preis zu vergeben – so nach dem Motto, ok, du bist positiv, du hast Scheiße gebaut – das hat sie ja wirklich – aber wir finden deine Musik gut, wollen dich immer noch als Promi, warum auch nicht.
Vom Verdienst her – da geb ich Dir völlig recht – da gäb es andere, aber sie könnte ja auch mitmachen, teilnehmen andere Positive kennenlernen. Vielleicht bekommt man ja auch den Mann, den sie angesteckt hat, dazu Ihr zu verzeihen – auch mit diesem Mann könnte eine Community reden – Gerichte sind für sowas eh der falsche Ort – und ich würde sagen bei AIDS/HIV letztlich immer der falsche Ort – wir brauchen ein menschliches Klima ohne Angst und auch ohne diese Tabus – das ist hart für einen Menschen, der an jemanden gerät, der seinen Immunstatus verschweigt, der dann angesteckt wird.
Hier muß ich noch einwenden, daß man sich bei jemanden, der substituiert wird, fast unmöglich anstecken kann, wenn sein Immunstatus unter der sog. nachweisbaren Viruslast ist. Wer also Medikamente nimmt schützt sich und seine Sexualpartner.
Aber klar gibt es da eine Dimension von persönlicher Schuld – nur stellt sich hier die Frage, hat der Mensch, oder besser kann ein Mensch, der einen anderen Menschen liebt und begehrt, der voller Ängste und Tabus ist, begreift der, daß er auch ein Virus mitverbreitet – da liegt eine aussermenschliche Dimension drin, die eigentlich nicht zu begreifen ist.
Abschließend – ein Positiver mit Viruslast unter der Nachweisgrenze ist fast schon wieder negativ – und ein negativer ist noch nicht positiv – und beides bedeutet letztlich nicht allzuviel.
Seien wir doch froh, daß es die Medikamente jetzt gibt und fangen wir an miteinander zu reden – ich sehe das was Du geschrieben hast als einen echten Anfang, Matthias.
Wenn wir also beim Thema bleiben – verdient hätte N.B. den Preis meines Erachtens fürs Durchstehen, für den Spießrutenlauf und vielleicht dafür, daß Sie nicht verzweifelt ist – das ist nicht viel, denn so ging es wahrscheinlich vielen, die sich geoutet haben oder die geoutet worden sind – so gesehen wäre es ein „Stellvertreterpreis“ -ich könnte damit leben. Und es gibt auch viele, die eine Schuld verspüren, andere angesteckt zu haben – dafür gibt es natürlich keinen Preis – und ich würde gerade deshalb den Preis eher ablehnen und z.B. spenden – aber die Hand reichen und das auch anerkennen, daß Ihr Positive die Hand reichen, das ist wichtig – ich glaube auch, daß dies die eigentliche Geste war.
Ernst
nur zur Klarstellung (zu Kommentar #45):
ein HIV-Positiver unter wirksamer Therapie ist (bei stark reduzierter Infektiosität wenn EKAF-Bedingungen erfüllt) weiterhin HIV-positiv
und zwischen Substitution und Infektiosität besteht kein direkter Zusammenhang
Oh sorry – ich meinte natürlich Medikamente gegen HIV – nicht substituiert im Sinne einer Drogentherapie.
Und mit fast schon negativ – das war eher ein naja kreativer Gedanke – die Richtung wird ja jetzt auch in der Medizin angedacht – somit nicht verkehrt als realistischer Hofnungsansatz….
Was ist das denn für ein unerträglich reaktionäres Gewäsch da oben. Sperrt euch doch am besten präventiv gegenseitig in den Knast.
Mannmannmann …
Que diable!
Da las ich eine interessante Meinung, die von Matthias Gerschwitz, und wollte meine Freude darüber ausdrücken. Und sehe plötzlich die endlosen Kommentare.
Wieder einmal macht sich Enttäuschung breit …
Ich wage einen Rat an Kurt: „Wie wäre es, wenn Sie sich bemühen würden, das zu lesen, was in dem Meinungs-Beitrag in Worten ausdrückt ist – und NICHT dort einen Inhalt hinein denken, den sie – offensichtlich –
nicht erkannt haben, da von Ihrer eigenen Meinung blockiert.“
lieber matthias,
du zitierst die einladung absolut zutreffend:
„… Für 2011 ist eine Verleihung des RED AWARD im Rahmen der Reminders Day Aids Gala an folgende Personen geplant:
– Nadja Benaissa http://de.wikipedia.org/wiki/Nadja_Benaissa
– Nan Goldin http://de.wikipedia.org/wiki/Nan_Goldin
Über eine zahlreiche Beteiligung mit konkreten Vorschlägen würden wir uns sehr freuen! …“
wie das zu verstehen ist? nicht als »vielleicht«, »könnte sein«, »habe wir mal überlegt«, wie du formulierst – sondern wie folgt:
es gibt eine planung, und die wird vorab zur diskussion gestellt – nicht, um erneut und nun verstärkt „unter uns“ (dieses „wir“ wird mir beim lesen einiger beiträge immer unangenehmer) gegen nadja zu polemisieren, sondern um zu diesem geplanten zeichen der solidarität schon frühzeitig eine meinungsbildung zu organisieren.
für deine teilnahme habe ich dir schon vorab gedankt, und dazu stehe ich. auch die begründung „solidarität“ habe ich dir vorab genannt. einen respektvolleren und die person nicht herab setzenden umgang mit nadja hatte ich mir erhofft – nun bin ich auf unangenehme weise schlauer.
als „aktivistin“ war und ist sie nicht ausersehen – diese fokussierung stammt von dir. fairer wäre es m. e. gewesen, die dir (durch mich) bekannte begründung für diese geste der solidarität zu diskutieren, statt einen „aktivismus“-popanz zu kreieren.
also nicht du – wohl aber ondamaris hätte dies vorab recherchieren können – statt ungeprüft eine billige vorlage für einen unsolidarischen sturm im virusglas zu präsentieren. ob die sensation zu verlockend war? 50 kommentare in kaum mehr als halb so viel stunden – ich hätte mich mitgefreut, wenn die diskussionsvorlage menschlich fairer und solidarischer ausgefallen wäre.
die erklärte absicht, ein solidaritätszeichen zu setzen, hast du in durchschaubarer absicht ins gegenteil verkehrt. wem ist hier zu welchem erfolg zu gratulieren?!?
Lieber Dieter,
»als “aktivistin” war und ist sie nicht ausersehen – diese fokussierung stammt von dir.«
Korrektur. Diese Fokussierung – wie auch die beiden anderen Punkte, auf die ich mich kapriziere – entstammen der Diskussion und wurden nicht von mir ins Spiel gebracht, siehe mein Zitat:
»Aber dass ihre Nominierung gestern beim Sonder-Positivenplenum mit dem Hinweis auf »Aktivismus, Solidarität und Kriminalisierung« unterstützt wurde, hat mich entsetzt. Dazu mein Kommentar:«
Der Begriff »Nominierung« an dieser Stelle ist sicher als missverständlich und auch objektiv falsch einzuschätzen … aber es machte doch wenig Sinn, würde mich meine eigene Fokussierung entsetzen … oder?
Und ich bitte ein weiteres Mal, den Text zunächst nur mal zu lesen, ohne ihn gleich subjektiv zu interpretieren: Ich lese keinen nicht respektvollen oder herabsetzenden Umgangs mit NB – denn er steht schlicht nicht drin. Es ließen sich viele Unstimmigkeiten von vorneherein ausschließen, läse man Texte richtig … Ich denke, ich tat dies mit Deiner Einladung. Also versuche Du es doch mit meinem Text.
@ Dieter Telge:
bei diesen Text handelt es sich um einen Gast-Beitrag. Um einen Kommentar, also eine Meinungs-Äußerung.
Außer bei harten sachlichen Fehlern (sowie Rechts-Verstößen) redigiere ich üblicherweise als Herausgeber nicht in Gast-Beiträge hinein. Zumal nicht in Gast-Kommentare.
Dass zu erwartende Klickzahlen und „billige Vorlagen“ oder „Sensationen“ für mich kein Kriterium für Artikel und Kommentare sind, solltest Du bei nüchternem Betrachten eigentlich wissen. Wäre dem so, würde ich einen anderen Stil auf ondamaris pflegen …
@ all:
was mich an dieser bemerkenswerten Debatte u.a. erstaunt, ist wie wenig wir anscheinend unterschiedliche Meinungen aushalten.
Also ich versteh die positive Welt langsam nicht mehr. Erst hör ich ständig die Klage, wir Posis würden ja nie den Mund aufmachen. Und jetzt wird endlich mal diskutiert – und dann ist das auch nicht richtig?
Vielleicht weil nicht gleich das gewünschte Ergebnis („Solidarität“) rauskommt?
Ich find erstmal Klasse, dass mal ne echte Diskussion is … nur der Ton könnte manchmal besser sein
@ Ulli
….. wie wenig wir anscheinend unterschiedliche Meinungen aushalten? Ich befürchte hier viel mehr: akzeptieren.
Und fühle mich nicht sehr wohl dabei.
Eine Diskussion zum Thema ist eine Sache, persönlich Angriffe eine ganz andere. Wenn sich im Laufe einer Diskussion heraus stellt, das der Sachverhalt ein etwas anderer ist als vorher angenommen mag man das auch auf Missverständnisse zurückführen. Ich glaube indes nicht das hier N.B. als Person angegriffen werden sollte.
Sicher muss jemand der die Medien für sich nutzt auch damit rechnen das die Medien sich seiner auch dann bedienen wenn es ihm nicht gut geht. Aber ist eine Person deswegen etwas besonderes? Wir haben wohl im vergangenen Jahr überwiegend unsere Solidarität mit N.B. gezeigt und zum Teil auch gehofft ihre Prominenz auch für uns nutzen zu können.
Inzwischen frage ich mich, wem mit der Nominierung von Frau B.- für was auch immer für einen Preis auch immer – mehr gedient ist.
um mal meinen kommentar von facebook zu posten:
„Nadja Benaissa ist kein Justizopfer, und weder sie noch HIV-Infizierte allgemein wurden kriminalisiert. Sie hat sich eine – im derzeitigen Rechtssystem nach wie vor verankerte – fahrlässige Körperverletzung zu Schulden kommen lassen und wurde dafür vor Gericht mit einer meiner Meinung nach angemessenen Strafe am unteren Limit belegt.“
das, lieber matthias, empfinde ich als unerträglich. und ich wundere mich wirklich über leute, die deinen beitrag unterstützen, obwohl sie das nachlesbar noch vor monaten deutlich anders gesehen haben.
und der zweite:
„Lieber Matthias, es gibt Urteile, die die Erkenntnisse der EKAF aufgenommen haben. Und Rechtssystem hin oder her. Ich lehne diese Kriminalisierung der HIV Transmission ab, weil sie falsch war und ist. Und das ist für mich des Pudels Kern. Aber da haben wir wohl einen anderen Blick.“
@ matthias
lieber matthias,
1. korrektur deiner korrektur:
ja, das kriterium „aktivismus“ entstammt der diskussion im posiplenum am montag – und doch bleibe ich dabei:
die fokussierung – schon in deiner (!) überschrift – auf „aktivismus“ (statt auf „solidarität“ – das dir durch meinen hinweis vorab bekannte kriterium für den vorschlag der preisverleihung) ist deine durchaus unfreundliche eigenleistung! und ich bedaure deren unkritische übernahme auf ondamaris!
2.
in deinem text siehst du „keinen nicht respektvollen oder herabsetzenden Umgangs mit NB“. das wundert mich nicht – und doch wirkt er so auf mich und auf manche anderen.
nun ja, vielleicht hast du recht und wir lasen deinen text nicht „richtig“. oder ist’s andersherum?
evtl. ließen sich auch viele unstimmigkeiten von vorneherein ausschließen, SCHRIEBE „man Texte richtig“?
ach, nein, ich stehe nicht an, um zu spekulieren, ob du ihn evtl. „nicht richtig“ schriebst. ich glaube, du hast ihn so richtig geschrieben, wie du ihn meinst – das schliesst übrigens nicht aus, dass auch deine kritiker_innen ihn sehr richtig gelesen und verstanden haben. ich tippe auf mehr als eine – deine – wahrheit, äh, „richtigkeit“…
3.
zum „solidaritätspreis“ für nadja bin und bleibe ich anderer meinung: ich denke, sie soll ihn nicht nur persönlich, sondern zugleich auch stellvertretend für alle diejenigen von uns erhalten, die nicht im rampenlicht stehen und evtl. gerade darum solidarität nötig(er) brauchen!
@ ondamaris und ulli
1.
schon der 1. kommentar zum kommentar (von Ulli 15. März 2011 12:11) verdreht die fakten – und gibt damit die irreführende richtung vor:
aus einem diskussionsvorschlag, einer planungsidee, wird eine tatsachenbehauptung: nadja „wird ausgezeichnet“, gewürzt mit der unterstellung „für aktivismus“. das ist zwar gar kein kommentar, sondern eine doppelte falschaussage – aber, ja, natürlich, durch die meinungsfreiheit gedeckt.
das wirft die frage nach dem ziel einer solchen ausrichtung auf!
(hinweise zur beantwortung finden sich z. b. in den kommentaren nr. 8 und 27)
2.
bemerkenswert finde ich die anrührenden bemühungen in den einträgen nr. 4, 22 und 42, die debatte doch bitte zurück auf die einmal ausgerufene fährte des „aktivismus“ zu lenken –
achtung: in kürze, also z. b. bei nr. 62, wäre das mal wieder fällig!
3.
bemerkenswert finde ich es, dass diese thematische ausrichtung auf die umstrittene rolle als „aktivistin“ – die nadja im posiplenum am montag überhaupt nur von einem einzigen mitwirkenden zugesprochen wurde – tatsächlich ohne formales „redigieren“ erfolgt – chapeau!
4.
und ich stimme zu: es geht um „stil auf ondamaris“.
ich halte die schmähungen und die häme gegen nadja – die offenbar teils auch auf die nadja vorschlagenden im vorbereitungskreis von hiv im dialog 2011 abzielen sollen – für einen ausrutscher auf ondamaris. drum: wehret den anfängen!
5.
unterschiedliche meinungen sind natürlich auszuhalten – selbst im vehementen widerspruch halten wir sie zugleich aus! ich sehe allerdings auch keinen anlass zum selbstlob:
was immer die absicht(en) hinter dieser art von debatte waren – ich halte das ergebnis nicht für ein ruhmesblatt…
@ moin dieter telge
ich habe den autor bereits am 13. März, also VOR dem posiplenum wie folgt informiert:
“es geht beim red award nicht unbedingt um “leistung”, sondern um solidarität.
und ich als hellseher weiß alles was du (stellvertretend für das posliplenum) im rahmen dieser veranstaltung so mit MG (realen menschen) kommunizierst. 😉
auf facebook habe ich . . . .
einen hinweis wahrgenomen das ein sonder plenum stattfindet.
die facebook SEITE SEONDERPLENUM habe ich vor dem plenum nicht aufgerufen . . .mein versäumnis, oberflächlichkeit . . wie auch immer.
wenn ich s gemacht hätt hät ich ich s wahrgenommen was da steht und mir nix weiter dabei gedacht als „AHA“. hätte ich mir zu dem punkt „Wie stehen HIV-Positive zu den geplanten Preisträger_innen?“ gedanken gemacht? ich will hier nicht den Coolen raushängen lassen. NEIN das hätte ich nicht. Einfach deshalb nicht weil ich das Posiplenum – die Veranstaltung HID als eine Berliner Angelegenheit verstanden habe bzw sehe.
JA, das ist mein Fehler oder wie auch immer man das verstehen und natürlich auch interpretieren kann. Und WIE man etwas auslegen kann, dessen bin ich mir bewußt.
Sich auf andere verlassen nach dem Motto „Ihr macht das schon“ und dann hinterher meckern. Warum hast du dich nicht VORHER eingebracht und gesagt was DU willst . . . . .
Dann lese ich auf facebook den Eintrag von MG unter linkverweis auf die seite „Endlich mal was positives“ den Artikel von ihm. Und da fängt dann mein Denkprozess an.
Deiner Kritik kann ich mich in großen Teilen nur anschließen.
DAS war mein allererster Kommentar – meine Sichtweise dazu.
als nächstes les ich dann den Gastbeitrag auf ondamaris und ullis Antwort dazu und schreibe meine Sichtweise zu dem Thema „Aktivisten“. dazu stehe ich.
Neugierig geworden fange ich dann an rumzutelefonieren. als erstes beim „Büro „Hiv im Dialog“ da war keiner da. Dann beim Veranstalter „Vergessen ist ansteckend“ als Ausrichter vom RedAward . . .da war zu diesem Zeitpunkt niemand da der mir etwas sagen konnte. Lars war an dem Tag dem 15. – zu diesem Zeitpunkt unterwegs.
das nächste war dann mein Blog beitrag
bis ca 14 uhr am 15. 3. war ich eingeloggt und habe die beiträge hier gelesen die mich zum größten teil amüsiert haben. die diskussion ging bis dahin um das thema „AKTIV sei“ um NB als aktivistin. und nach meinem verständnis hat NB nichts getan.
danach war ich bis abends bei mutten ihrem geburtstag am feiern.
erst spät abends und nächtens habe ich mich dann wieder dem thema gewidmet. ich hab mir lange überlegt letztes jahr nach berlin zu fahren. aber da gab es nichts was für mich von interesse war. zuviel pharmagedöns wie ich es nenne. HID 2008 DAS war eine veranstaltung die für mich interessant war weil es um ein – MEIN thema ging. Leben im Alter . . . .
gestern morgen am 16. kurz nach 9.00 hatte ich dann Lars an der strippe. er hat mir n bischen was erzählt wie es dazu kam. danach habe ich längere zeit mit ute telefoniert . . . .
spätestens hier habe ich mir gewünscht das so ne art protokoll von dem was auf dem plenum so besprochen wurde irgendwo zu finden gewesen wäre. vielleicht auf der facebook seite „SONDERPLENUM“
soviel als intro von mir
hat NB was getan – NEIN im Sinne von aktiv sein hat sien nichts getan. sie war „passiv“ wie es jemand ausgedrückt hat. sie hat „ausgehalten“. und das ist – wär für mich ein nachvollziehbares argument als preisträgerin. ich möchte sowas nicht „aushalten“ müssen. diese mediale hetzjagd ist die hölle gewesen.
einige beiträge waren und sind mir hier zu ausschweifend. vor allen dingen sind sie ein mix von vielen themen die das gebe ich gerne zu alle im kontext zu HIV zusammenhängen. jedes thema ist ein eigener workshop wert.
holt – ladet kai diekmann als obertreibjäger für einen workshop „hiv und medien im kontext zu stigma“ ein
holt – ladet richter, staatsanwälte, juristen zu dem thema „HIV im kontext zu justiz und EKAF“ ein
ladet leute ein die uns gegenüber kontrovers eingestellt sind . . . .
und vor allen dingen lieber dieter seid auch ihr/du stellvertretend für das posiplenum transparent; stellt n protokoll von dem abend ein aus dem inhaltlich vorgeht was auf dem plenum abging. entweder auf der facebookseite oder in nem PosiPlenumBlog meinetwegen. HID is ja nich NUR ne berliner Sache . . . . es ist eine veranstaltung für alle Positiven . . letztendlich . . . . .
@ carsten
ich mag das wort opfer generell nicht. tatsache ist nun mal das geltende recht. das ist unklar. ob ich s mag oder nicht spielt keine rolle. wenn HIV Transmission in betsimmten Fällen nicht „kriminalisiert“ werden soll muß etwas im recht/gesetz geändert werden. das ist der knackpunkt für mich. jemand der vorsätzlich HIV transmissioniert kann keinen freispruch erwarten. über alles andere muß man reden – diskutieren. Mit der legislative . . .den gesetzgebenden, gesetze machenden . . . . .
hier ist nicht österreich wo ne anweisung von oben kam EKAF in eine verhandlung/urteile einzubeziehen.
hier sind wir doch genau bei dem thema des blogthema von der DAH „HIV und Strafrecht: vier Prinzipien“
diese Diskussion hat doch noch gar nicht angefangen . .
moin, lieber alivenkickn,
ja, was und wie du es schreibst, kann ich im großen und ganzen gut nachvollziehen. für diese ausführliche perspektive danke ich dir!
und: ich kritisiere weder dich noch andere dafür, details aus berlin nicht gekannt zu haben! ein solcher vorwurf ginge fehl – und lag nicht in meiner absicht.
deine vor- bzw. ratschläge werde ich zu beherzigen suchen! und ich stimme dir zu: ein protokoll vom montag hätte evtl. eine bessere basis für eine kontroverse diskussion darstellen können.
doch schnelligkeit – wie die flinke schreibe von matthias – siegt: sein kommentar schafft fakten.
aber, noch einmal: was wäre in diesem falle denn ein (sein) erfolg?
die genauen zusammenhänge nachträglich aufzuzeigen ist mühsam – ich fürchte auch: müssig!? wer will das nach diesem postingwechsel noch so genau wissen.
mir ist unwohl bei derart flotten schlagabtäuschen im netz. da ist nicht genug ruhe und bedacht im prozess. fehl- und teilinformationen wachsen sich in stunden zu einem popanz aus, der sein eigenleben fristet. wem von uns allen war mit dieser schlacht gedient?!?
wer würde sich freuen, wenn nadja im ergebnis – finger weg von heissen kartoffeln – nix verliehen bekäme? und worüber freude, genugtuung?
oder wenn sie das geplante angebot selbst ablehnte?
die rechtsfrage schätze ich ganz anders ein als du – doch dazu mag ich schon gar nix mehr schreiben. zu sehr schien es mir in dieser debatte „gegen nadja“ und nicht um die sachfragen zu gehen. die würde ich gern unabhängig von nadja und diesem überbewerteten red award führen!
@moin dieter
zu dem schnellen schreiben. ich sprech da jetzt mal von mir. ich kenne das sehr gut auch von mir. es ist das „aus dem bauch heraus schreiben das vom gefühl geleitet – bestimmt ist/wird“. ob es bei matthias auch so ist/war vermag ich nicht zu berurteilen, spielt auch keine rolle. manchmal schick ich s nicht ab sondeern laß es mal ne weile ruhn und les es mir später noch mal durch, korrigiere, berichtige dann. oft schicke ich es ab und bastel dann nachträglich noch am text. insofern finde ich ulli s hinweis bei der sache – deim eingangstext zu bleiben- gut und sinnvoll.
ob sich wer warum freut wenn NB den preis bekommt, ob sieh ihn ablehnt, das sollte die letzte überlegung sein die man in eine verleihung einbezieht. wenn ein plenum ob für HID oder POBE oder welch veranstaltung auch immer, die vorbereitungsgruppe macht. alles andere wird sich zeigen.
unter dem aspekt „stellvertretend für menschen die hiv + sind“ ja. dazu sollte man dann dann diskutieren für welche aspekte der preis auch steht. anderesets wird es ja durch die verleihung , wenn es dann so kommt, eben ausgedrückt, spätestens in der laudatio oder der begründung. mag jetzt widersprüchlich u meinem ersten posting klingen . . aber so ist das eben, durch inputs, sichtweisen anderer, durch diese erfarung darf man ja seinen standpunkt überdenken.
was das persönliche im kontext zu NB betrifft, natürlich ist es persönlich. durch die medien wurde sie gebrandtmarkt und doppelt gezeichnet. dante hätte kai diekmann dafür im 8. kreis der hölle angetroffen . . .
die rechtsfrage spielt das seh ich auch so hier keine rolle. die muß separat kommuniziert, thematisiert werden. z.b. auf nem workshop in HID
Ins Leben gerufen wurde die Benefizgala im Jahr 2001 von den bei-den Berliner Agenturen Bplus – Gruppe und Etwas Neues Entsteht, die im Rahmen ihrer gemeinnützigen Aktion „Vergessen ist anste-ckend“ an die nicht abnehmende Brisanz der noch immer tödlichen Immunschwächekrankheit appellieren.
http://www.vergessen-ist-ansteckend.de/presse/PM_ReD_Gala_FV_100811.pdf
Dies zur ursprünglichen Idee der Gala und auch des Awards? Schon 2001 war HIV KEINE tödliche Immunschwächekrankheit mehr. So gesehen wird es höchste Zeit die Gala wie auch den Preis inhaltlich neu zu überdenken, neu zu definieren.
Also ich hab da gestern mit nem Freund drüber gesprochen, was ihr hier diskutiert, mit dem Preis und der Solidarität.
Bei uns hier oben ist letztens ein Mann zu einigen Jahren Haft verurteilt worden, weil er mit Frauen geschlafen hat, ohne ihnen von seinem HIV zu erzälen.
Soll ich mit diesem Mann als Posi solidarisch sein? Hat er einen Preis verdient?
Und was ist mit dem Sänger aus Lüneburg und den Hunderten Frauen in Thailand, mit denen er geschlafen hat, ohne was von seinem HIV zu sagen?
Ich will die ja nicht mit Nadja Benaisa vergleichen.
Aber wer hat warum einen Preis verdient?
Und mit wem soll ich als Posi solidarisch sein? Und warum? Nur weil wir beide dieses sch… Virus haben?
Das muss mir schon mal jemand erklären!
@ Dieter Telge:
wie du bemerkt hast, kommentiere ich hier als ondamaris (Herausgeber ondamaris) und als Ulli (privat).
als ondamaris also Herausgeber habe ich in den Kommentaren #22 und #42 versucht, moderierend die diskussion wieder auf das thema des kommentars zu führen (und weg von persönlicher werdenden auseinandersetztungen zwischen kommentierenden)
in kommentar #46 habe ich als moderator versucht, möglicherweise falsch verstehbare aussagen eines kommentators zu korrigieren.
deine anmerkung in sachen ’stil‘:
jeder kommentator hat seinen eigenen stil, und sicher ist nicht jede äußerung nach meinem persönlichen geschmack. aber darum geht es nicht. ich möchte hier debatte ermöglichen – und die darf auch kontrovers sein. mit dem gedanken „wehret den anfängen“ (der ja aus ganz anderen kontexten kommt) kann man debatten auch früh / zu früh abwürgen oder vermeiden. ich denke wir brauchen über viele themen eher mehr als weniger debatte.
So ganz nebenbei sollte man sich Connys Beitrag (# 62) mal auf der Zunge zergehen lassen. Ich weiß nicht, wo sie herkommt … aber ich lese aus ihren Zeilen, dass es nicht Berlin ist. Und das sollte einigen Kommentatoren zu denken geben.
In Berlin sieht man die Dinge anders als an anderen Orten, denn hier sitzen die meisten Positiven, die meisten Einrichtungen, die meisten Selbsthilfegruppen und hier passiert wohl auch am meisten zum Thema. Nur: das vermittelt sich »draußen« überhaupt nicht, weil die gesamte Kopflastigkeit der Berliner Selbsthilfeaktivitäten nicht den Alltag trifft. Und dass der (positive) Alltag in Berlin immer noch angenehmer ist als in Kleinsiehstenicht, muss ich wohl niemandem erklären. Vielleicht sollten einige Berliner mal von ihrem Metropolenpferd herabsteigen. Als ich in Karlsruhe, Oldenburg, Stuttgart, Lübeck oder Chemnitz gelesen habe, wurde mir der Unterschied im der Realität des positiven Lebens sehr deutlich bewusst, und dich habe mich fast ein wenig dafür geschämt, dass ich in Berlin diese Offenheit genießen kann. Vielleicht denkt mal jemand darüber nach.
@ Dieter:
Langsam liegt es an mir, enttäuscht zu sein. Das Thema »NB und der ReD Award« wurde durch eine für jeden zugängliche und offiziell ausgelobte Veranstaltung öffentlich. Bereits im Vorfeld wusstest Du, wie ich dazu stehe. Ich weiß nicht, was Du vom medialen Leben weißt – aber wenn ein Journalist abends etwas hört, steht es durchaus am nächsten Tage in der Zeitung. Und alivenkickn hat Recht: Auch bei mir hat der Abend nachgehallt und rumort – und die von Carsten vorgetragene Argumentation »Aktivistin, Solidarität und Kriminalisierung« hat mich noch des Nachts dazu geleitet, den Text zu schreiben – um, nach weiteren Stunden Schlaf – ihn redigiert an das Büro von HIV im Dialog und den Vorstand des ak aids zu senden – mit dem Hnweis auf die Veröffentlichung auf meiner Seite und bei Facebook. Schließlich gab es am Dienstag eine Sitzung des »HIV im Dialog«. Dort wurde meine Mail übrigens positiv aufgenommen – in der Sache gäbe es sicherlich Unterschiede, aber dass sich überhaupt mal jemand außerhalb der »üblichen Verdächtigen« damit befasst und eine Meinung äußert …
Dass Ulli mir den Raum zum Gastbeitrag gewährt hat, fand ich prima, denn hier findet eher die Diskussion statt als auf meiner Seite. Und sie findet statt! Aber … anstatt thematisch, wird nur darum gerungen, wer was wann wo gesagt oder nicht gesagt und wer was wann wo darauf geantwortet hat … mit dem Erfolg, dass interessierte Blogbesucher – die nicht aus Berlin sind – irgendwann mit den Augen rollen und sagen »boah ey, haben die da in Berlin Probleme«.
Und noch einmal @ Dieter: Das Brimborium hat mir gezeigt, dass es in dieser Stadt (Berlin) wirklich keinen Sinn macht, sich irgendeiner Gruppe anzuschließen. Man erreicht außer elend langen themenzerredenden Diskussionen, allseitigen Rechtfertigungen und dergl. eh nichts. Wenn man mit einer anderen als der »erlaubten« Meinung an die Öffentlichkeit tritt, wird man sofort in die Defensive gezwungen. Nun mag der Versuch gestattet sein, bei mir wird er keinen Erfolg haben. Ich werde auch weiterhin meine Auffassungen zur Diskussion stellen. Geht mir also weg mit – ich pauschalisiere bewusst – allen Positivengruppen. Als einzelne Positive mögen die Mitglieder ja nett und konstruktiv sein. Aber als Gruppe – bzw. im Gruppenzwang – nein Danke. Also verzichte bitte zukünftig auf Einladungen dieser oder anderer Art.
@ conny
zu deinem kommentar 62
die tat zu verurteilen ist eine sache – den menschen zu verurteilen das ist ne ganz andere. ist eigentlich doch ganz einfach zu verstehen . . . eigentlich. im übrigen ist es doch ganz einfach. wenn du mit einer sichtweise nicht einverstanden bist – dann ist das so. du ißt vielleicht n rollmops gerne ich nicht. oder muß ich rollmps jetzt auch mögen nur weil wir beide der gleichen gattung „Homo“ angehören?
@matthias
ich komm auch nich aus berlin . . . . hab ich jetzt was falsch gemacht? 🙁
das sich die berliner und berlin für den nabel der welt halten liegt nicht an den berlinern sondern an den rest berlinern. wir machen sie dazu und bestärken den einen oder anderen berliner darin der meint das er oder berlin der nabel der welt sei.
Wie ich gehört habe hat jeder nicht nur einen Kopf zum zur Schau stellen seiner Frisur sondern der soll, so sagte man mir, über einen Inhalt namens gehirn verfügen. unter verwendung dieser Masse soll es möglich sein zu der erkenntnis zu gelangen das die Veranstaltung HID für ALLE HIV Positive ist. Und dies hat zur Folge das man sich einbringen darf und kann. Wieso muß man immer gebauchmietzelt werden. Ach komm du lieber positiver, willst du, der du am arsch der welt wohnst dich nicht beteiligen?
einer der gründe warum ich mich nie einer gruppe um eine sache, idee in die tat umzusetzen angeschlossen habe sind: gruppenzwang, zerreden und diese unsäglichkeit der bedenkenträger. genau diese konstellation war es nämlich die das altenpflegayheim in frankfurt nach 10 jahren hat zerbrechen lassen.
guten morgen, ich bin noch gerädert, heiser und unendlich langsam . (—> fasnacht sei dank!)
trotzdem ein, zwei gedanken, oder eher fragen; buntgemischt, unzensiert:
für mein empfinden, führt „uns“ das ungemütliche gefühl der zwiespältigkeit an der nase herum. hinzu kommt das phänomen des „groupthinking“!
indentity politics, ist immer eine stolperfalle . (oder glaubt irgendwer für alle sprechen zu können? stellvertretung in selbstvertretung ist manchmal trickreicher als angedacht!)
und warum muss (ausgerechnet) nadja uns alle vertreten? weil sie in der öffentlicheit steht?!) wer kann das schon?
gewisses hier erinnert mich an hochgehende emotionen, denen ich persönlich auch auf den leim ging, als andere protoganisten in der presse stellvertretenden gehandelt, hochgepuscht und dann gefällt wurden.
und die frage, wer gehört denn zu „uns“, dürfte uns etwas differenzierter beschäftigen, finde ich.
und, immer wieder staune ich, wie schnell geurteilt wird. wieviel moralin geben „wir“ eigentlich „intern“ weiter?
es erinnert mich auch an diskussionen zur pobe2010, als es darum ging nadja einzuladen, oder um die pressemitteilungen im vorfeld. ( 5minuten vor der medienkonferenz, die mitteilung aus der vorbereitungsgruppe, ich solle mich bitte mehr auf die pobe und die themen konzentrieren, anstatt auf die unsägliche verurteilung von nadja zu fokusieren…)
persönlich, war ich ab und an enttäuscht, wie schwierig bis unmöglich es war/ist mit nadja in kontakt zu kommen. wie die fehlende resonanz die eigene kommunikation beeinträchtigte…
verwirrt und überrascht, wie ihre veröffentlichten re-aktionen schwer einzuordnen waren und wie ich fast penetrant versuchte hinter die kulissen zu spähen/tasten!
nicht zu vergessen, wie eitel sich – bei mir!- immer wieder der gedanke einschlich, dass aktivistin sein, „gelernt“ sein will…und der frust nicht bis zu ihr durchzudringen war dabei oft massgebend.
ihr dasein als prominente, als mensch, der privatleben erkämpfen muss, bedeutet natürlich auch, dass es zusätzlich erschwert ist, ihr gerecht zu werden. als positive, als mensch. auch von „unserer“ seite.
vorerst dieses.
bravo. ich wurde mal dazu erzogen, vor jedem stein, den ich irgendwo ins Wasser werfe, zu fragen, welche Wellen er schlagen wurd und was diese bewirken? cui bono? Wem nützt es?
Diese Frage erlaube ich mir auch hier. Und bin auf antworten gespannt.
Zum zweiten:
Ich lese Kommentar 65 und bin versucht, eine weitere Frage zu stellen. An einer anderen stelle auf dieser Seite wird über selbsthilfe diskutiert. Das sie organisiert sein soll. Ich teile das. Einen Aufschrei derer, die diese Meinung dort prononciert vertreten haben auf mgs Kommentar nehme ich nicht wahr. Warum eigentlich nicht? Stimmt die Meinung wieder nur dort?
Meine Meinung: Matthias, Du zeigst, das du an der Meinung anderer nicht interessiert bist. Lieber allein, vor dich hin die Welt beglücken. Aber deshalb sprichst du auch nur für dich.
Zum dritten:
mich frustriert zutiefst, wieviele hier mitdiskutieren, während in der tat an der Frage der kriminalisierung der HIV-transmission Ruhe herrscht. Was bitte muss noch passieren? Und ich rede nicht von durchgeknallten, sondern von Juristen in unseren betten, um zu zitieren.
zwischendurch- noch immer „verkatert“:
was die kriminalisierung angeht ( und daher warscheinlich auch dieses dauer-urteilen und moral-verschütten) orte ich (nebst stammtischmeinungen) tonnenweise stigma und selbststigma.
ich bin dezitiert der meinung, dass eine hiv-übertragung NICHT vor gericht gehört.
Lieber Carsten
ich KANN nur für mich selbst sprechen. Ich habe auch nie etwas Anderes behauptet. Und wäre ich an der/den Meinung/en anderer nicht interessiert, würde ich z.B. dieses Forum nicht nutzen und auch nicht antworten. Nur: In 66 Kommentaren sind wenig »Meinungen« enthalten, aber viel »persönliche Angriffe«. Und die interessieren mich in der Tat nicht …
Naja Carsten, der Subtext der Diskussion ist ja schon von der Frage getrieben, wie sich Positive von Positiven erfolgreich entsolidarisieren können. Die Justiz hat das gleiche Problem: Wie unterscheide ich eine guten von einem schlechten Positiven. Ich weiss sowas nicht, war allerdings auch noch nie von bürgerlicher Angepasstheit getrieben. Das die Drohung „Nur ein toter Postiver ist ein guter Positiver“ evident mitschwingt, scheint nicht weiter auf interesse zu stossen.
Im Gegensatz zu anderen Diskutanten kann ich mich dann allerdings doch noch daran erinnern, welche Verheerungen der Schuld und Sühne Komplex in meinem Freundeskreis angerichtet hat, und, ebenfalls im Gegensatz zur sich hier artikulierenden Mehrheit, bin ich den Jungs und Mädels von Stonewall noch immer Dankbar, dass sie sich nicht um geltendes Recht scheerten, weil wir diese „Diskussion“ sonst via Klopfzeichen im Zellenblock H führen könnten.
Wehret den Anfängen ist hier tatsächlich deplaziert, das waren, allem voran, Gauweilers Lagerfantasien, damals. Was es statt dessen zu erwehren gilt, ist längst die gesellschaftliche Realität.
Kritikern vorzuwerfen, sie seien nur zu dumm zum lesen, ist allerdings schlechter Stil, genauso wie sich die wiederholt geäusserte Intelektuellenfeindlichkeit historisch eindeutig bestimmen lässt wie die Wahnvorstellung von Meinungs und PC-Terror. Auch wenn Herr Gerschwitz sich das goebbelsche Gutmenschengekeife noch knapp und mit sichtlicher Mühe verkneifen konnte. Das die ersten Sodomiten-Prozesse im frühen 18. Jahrhundert zur Abwehr urbaner Subkultur dienten, ist da nur noch Sahnehäubchen. Damals griff die Justiz im Zweifel noch auf Folter und Gottesurteil zurück.
Aber, ehrlich gesagt, da, wo sich Bürgerliche gegenseitig die Pfründe neiden, bin ich wirklich deplaziert, weshalb die Suche nach der Superhete ohne mich stattfinden muss.
Wir können natürlich auch mal wieder konstruktiv werden – und zwar auf Basis der n i c h t von mir aufgestellten, sondern nur aufgenommen Kriterien:
Meine These: NB ist keine Aktivistin.
Ich sehe da ganz andere Leute, die z.T schon jahrelang »für die Sache« tätig sind.
Was könnte NB auszeichnen, um dazuzugehören?
Meine These: NB hat nichts für die Solidarität getan.
Sie war (und ist) Empfängerin einer großen Solidarität, aber hat sich selbst nicht solidarisch erklärt.
Gibt es dazu Gegenbelege oder -argumente?
Meine These: NB ist nicht kriminalisiert worden.
Sie wurde unter dem Aspekt geltenden Rechts verurteilt, was nicht bedeutet, dass ich ein Verfechter dieser Rechtsprechung bin. Allerdings steht dann die Rechtsprechungspraxis zu HIV allgemein »vor Gericht«. Die Reduktion auf NB als Opfer würde alle anderen ausgrenzen, die – weniger prominent – nach denselben Kriterien verurteilt wurden.
Was kann man tun (oder hat man bisher getan), um die geltende Rechtsprechung hinsichtlich EKAF & Co. zu modernisieren? Ist das Nürtinger Urteil, das Du, Carsten, mir freundlicherweise zugänglich gemacht hast, der Intervention und/oder Aktivität positiver Menschen/Gruppen/Organisationen zu verdanken?
Und ganz allgemein:
Was soll mit dem ReD-Award erreicht werden?
a) Soll er nach innen wirken -> in die positive »Community«?
b) Soll er nach außen wirken -> um »draußen« Bewusstsein zu schaffen und Kenntisse zu vermehren?
Jede Möglichkeit bedingt unterschiedliche Preisträger. Die Liste der bisherigen Preisträger zeigt aber überwiegend eine Ausrichtung nach Möglichkeit b). Wäre NB da eine Kandidatin, die sich vermitteln ließe?
Antworten und Meinungen dazu interessieren mich.
Ich versuch es mal:
NB ist bereits bei mehreren Benefitzveranstaltungen aufgetreten und könnte übrigens mit erst 28 Jahren zwar noch nicht als Aktivistin bezeichnet werden, aber es gibt da schon Anzeichen – immerhin Kontakte.
Das ist nicht viel, aber es ist etwas, das beachtet werden sollte.
Was könnte NB auszeichnen, um dazuzugehören?
Ihr Schicksal – sie war einerseits mal auf Drogen, dann hat sie eine erstaunliche Karriere gemacht (übrigens mit Wissen der HIV-Positivität) und dann ….jetzt überspringen wir mal den Punkt
Ist NB ist kriminalisiert worden.
Dann die Rechtsprechungspraxis zu HIV allgemein »vor Gericht«. Ja – sie stand und steht immer schon vor Gericht – es ist eine freiwillige Übereinkunft von Menschen a. sich testen zu lassen,
b. sich und andere zu schützen – alles andere ist – allgemeines Lebensrisiko.
Seuche ist Schicksal und ich sage das mal ganz drastisch – JEDE SEUCHENPOLITIK IST SELEKTION UND LETZTLICH FASCHISTOID.
Nur eine freiwillige Übereinkunft der Menschen gilt – hier lehne ich den Staat komplett an.
War das jetzt klar?
Was kann man tun (oder hat man bisher getan), um die geltende Rechtsprechung hinsichtlich EKAF & Co. zu modernisieren?
Es ist moralisch ungültig – ich schütze mich und andere freiwillig – ich fordere hier den Staat nicht und will und brauche ihn auch nicht.
Und ganz allgemein:
Was soll mit dem ReD-Award erreicht werden?
a) Soll er nach innen wirken -> in die positive »Community«?
Ja und das tut er jetzt schon bei dieser Debatte…..
b) Soll er nach außen wirken -> um »draußen« Bewusstsein zu schaffen und Kenntisse zu vermehren?
Ja denn dann eröffnet sich genau diese Debatte auch nach aussen……
Wäre NB da eine Kandidatin, die sich vermitteln ließe?
Sie muß stark und mutig sein – auch für diesen Preis – sie muß den Mut haben weiterhin im Rampenlicht auszuhalten – ob sie das kann, weiß ich nicht – aber gerade nach dieser Diskussion hier – ich bin dafür.
Ja sie ist aufgrund ihres persönlichen Schicksals, aufgrund der Tatsache, daß Sie trotz der HIV-Positivität diese Karriere als Chanche sah (was unterscheidet sie da eigentlich von Claus Nomi?) und aufgrund der Kriminalisierung und ihres Kampfes um ihre Rechte eine Kandidatin.
Vielleicht werden hier auch die Grenzen des Web 2.? aufgezeigt. ich spreche jetzt mal von mir. Das „Eine oder Andere ist mir klar, verstehe ich“ anders wiederum nicht. In real, an einem runden Tisch, in einem Raum/Workshopd z.b. würde ich in solch einer Situation fragen: Hey Carsten, Michele, etc wie meinst Du das? Ich verstehe das nicht.
Ich hätte weder ein Problem damit mich zu (m)einer „Unwissenheit – Nicht verstehen“ zu bekennen, noch habe ich den Anspruch alles zu wissen bzw zu verstehen. Solche Fragen würden möglicherweise den Rahmen einer OnlineDiskussion wie sie zur Zeit stattfindet zu sprengen . . .
Anderesist ist auch nicht davon auszugehen das z.b. diejenigen die hier an der Disukussioon/Kommunikatin teilnehmen z.b. an einem Workshop in Live teilnehmen würden . . . .
Doch wie anders soll man „Verstehen“ wenn man nicht nachhakt und um eine Erklärung bittet wenn man etwas nicht versteht . . . .
erstaunt lese ich , zugegeben etwas zwischen den zeilen,, dass an solidarität, bedingungen geknüpft sind. verhaltensregeln sozusagen. wenn sie solidarisch ist mit anderen, oder wenn sie sich korrekt verhalten hätte, wenn sie niemand infiziert hätte….
übrigens sehr vertraut, als eigener stolperstein und auch als stolperstein in meinem verhalten und urteilen anderen gegenüber. aber es schmeckt bitter.
matthias: natürlich steht die rechtspraxis zu hiv-übertragungen allgemein zur debatte. warum ist das immer noch ( oder wieder??) eine frage? was zieren „wir“ uns da so fürchterlich?
Also Leute, ich versteh nur Bahnhof.
Wenn zwei Leute mit einander schlafen, und der Typ sagt auf die Frage der Frau, dass er nicht HIV hat, der ist aber positiv und lügt ihr nur was vor, und die Frau wird dabei vielleicht auch noch infiziert – dann soll ich mit diesem Lügner auch noch solidarisch sein?
Warum?
Das geht mir nicht in die Birne.
und ihr diskutiert hier über irgendwelchen Subtext (was is das?) und bürgerliche Angepasstheit?
Sorry Leute, das is mir zu hoch, das versteh ich als Landei nicht – ich meld mich ab, ohne mich sowas.
Endlich scheint dies Diskussion Sachlich zu werden.
@conny
es ist etwas anderes einen Sexualpartner in punkto HIV bewusst zu belügen oder eine Infektion zu verschweigen. Insbesondere wenn man/frau davon ausgeht aufgrund einer erfolgreichen Therapie (EKAF) nicht infektiös zu sein. Wenn es dann doch zu einer Exposition kommt ist es für den Betroffenen aber genauso übel.
@Michèle
Sicher ist, man ist eher bereitemanden Solidarität zu zeigen der ohne Eigenverschulden HIV hat, das liegt glaube ich einfach in der Natur des Menschen. Auch wenn es traurig ist, werden wir es nicht wirklich ändern können.
Es ist auch noch immer ein Unding das HIV-Positive vor Gericht gestellt und verurteilt werden, mit einer Ausnahme, die Person handelt aus Boshaftigkeit. Nur das will ich Nadja nun wirklich nicht unterstellen. Die Selbstverantwortung wird von den Gerichten leider noch immer nicht erkannt. Und unsere Regierung ist ja nun auch nicht wirklich daran interessiert hier etwas zu ändern.
@alivenkickn
ich bin auch der Ansicht eine solche Diskussion an einem „Runden“tisch zu führen ist wesentlich einfacher ist als über das Netz. Nur die könnten wir uns auf diese Weise kaum quer durch die Republik und auch mit den benachbarten Ländern kommunizieren.
@Ernst
Was ein Vergleich N.B. hat trotz allem an ihrer Karriere gearbeitet. Das tun jeden Tag viele Tausend andere Positive genauso.Was hebt N.B. durch eine besondere Leistung ab außer dass die vielen Tausend andere Positive nicht unbedingt Prominent sind? Auch andere müssen jeden Tag Mut zeigen mit ihrer Infektion zu leben und noch mehr wenn sie offen positiv leben. Nadja ist gezwungener maßen als HIV+ öffentlich geworden es war nicht ihre eigene Entscheidung da bedarf es keinen Mut mehr sondern Durchhaltevermögen.
OK, mir ist der Prommistatus jedweder Person total egal. Nadja ist für mich kein anderer Mensch als jeder andere mit dem ich täglich zu tun habe. Ich habe Menschen nie danach beurteilt wer sie sind, sondern ausschließlich an ihren Leistungen für die Community (ob Schwul oder HIV/Aids sei hier egal) oder die Menschheit.
„Ich hab‘ ein zärtliches Gefühl
für den, der seinen Mund auftut
der Gesten gegenüber kühl
und brüllt, wenn’s ihm danach zumut‘ „Hermann van Veen)
Auch wenn Nadja seit ihrem Prozess bei einigen Podiumsdiskussionen und anderem aufgetreten ist, ist sie noch lange keine echte Aktivistin, dazu bedarf es einiges mehr. Wurde sie doch eher wegen ihres Prommistatus dazu eingeladen.
Ich stehe auch heute noch dazu meiner Solidarität zu Nadja während ihres Prozesses gezeigt zu haben. Vielleicht haben die allgemeinen Solidaritätsbekennungen zu einem milderen Urteil geführt nur das nach zu weisen dürfte kaum möglich sein. Nur sollte unsere Solidarität abhängig von einem bekanntheits Status einer Person sein?
Wenn Nadja eine Auszeichnung stellvertretend für alle anderen die unserer Solidarität bedürfen erhalten, dann sollte ein eventuelles Preisgeld für entsprechende Projekte zur Verfügung gestellt werden.
@conny
wenn zwei leute miteinander schlafen, dann ist das nicht immer ein mann und eine frau. herzlich willkommen im leben.
zweitens: nein, wenn jemand wissentlich und vorsätzlich andere infiziert, sie davon abhält, kondome zu benutzen, obwohl sie es eigentlich wollen, dann finde ich das verwerflich und wäre mit diesem verhalten auch nicht solidarisch. das war aber im konkret hier diskutierten „fall“ nicht so. und in den meisten, die ich kenne auch nicht. dieser von dir beschriebene fall wäre juristisch auch anders zu fassen, als über die sonderkonstruktion des „überlegenen wissens“ der hiv-positiven, wie sie der bgh 1988 formuliert hat.
drittens: ob landei oder nicht. sex haben oft zwei oder auch mehrerere. zwei oder mehr haben für sich und gemeinsam entscheidungen zu treffen. und wer hiv nicht haben möchte, muss sich selber schützen, mit einem kondom. wenn das nicht geht, dann eben kein sex. aber das eine folgert aus dem anderen. anders gesagt, wer heute die verantwortung nur auf hiv-positive abschiebt (ich finde das galt auch gestern), der oder die hat den schuss nicht gehört.
( bevor ich nun endlich schlafen gehe, nur kurz etwas, dass mich beschäftigt, ganz subjektiv, aus eigenem ähnlichem erleben und darum empfunden:
ich stell mir vor, wie nadja die zeilen liest. mir würde es übel. )
@dirk
mit dem zärtlichen gefühl von van veen sprichst du mir aus der seele. ich habe das nämlich. weil sie in einer konkreten situation (zwangsouting und kriminalisierung inkl. hexenjagd durch den boulevard) stark geblieben ist. von anna seghers gibt es eine erzählungen-band „die kraft der schwachen“. daran fühlte ich mich erinnert. vielleicht ist das alles nur versponnener weltverbesserungskram. aber zu dem stehe ich, wie zu meiner hiv-infektion. *lol*
und: der red-award ist nicht mit geld verbunden. nur mit medialer aufmerksamkeit. ich würde diese mediale aufmerksamkeit etwas ein jahr nach ihrem urteil gern nutzen, um das thema kriminalisierung am kochen zu halten. meine antwort auf die hier auch konkrete frage „cui bono?“.
Ich war ja auch erstmal durch den Gastbeitrag ziemlich irritiert, wie nb zu diesem Preis kommt. Aber nach einiger Überlegung dachte ich mir, anstatt gleich meiner Empörung nachzugeben, maile ich doch mal meine Irritation direkt dem Veranstalter im AVK. Und siehe da, ich wurde gleich nächsten Tag zurückgerufen. Nun kann man daraus eine Debatte machen, was der Sinn dieser Entscheidung ist und natürlich fallen mir einige AktivistInnen ein, die den Preis allemal verdienten, aber wenn sich der AK von HIV im Dialog dazu entschließt, nb zu ehren, aus Solidarität und um sich dadurch öffentlich zum Thema Kriminalisierung zu positionieren, dann ist das auch okay (zumal in dem Arbeitskreis positive Menschen sitzen, bei dem mindestens einer für einige Positive spricht und dann wahrscheinlich auch mit diskutiert haben?). Dann muß es aber auch vorab in der positiven Community diskutiert werden können.
Außerdem wäre es sinnvoll bei so einer Entscheidung klar und deutlich den Grundsatz des RedAwards auf „Solidarität in besonderen Situationen“ oder so ähnlich zu erweitern. Was mir bei dem Ganzen allerdings auch auffällt, dass ich gar nicht weiß, ob dies die entgültige Entscheidung ist, oder ob die Information eigentlich ein ungelegtes Ei ist und noch gar nicht offiziell im Plenum behandelt wurde. Und wenn dies nicht so war, was soll dann die ganze Aufregung? Oder sind wir schon so sensibilisiert, und sehen den „Verrat an allen Ecken lauern“?
Das ist übrigens die Rede von N.B. gehalten auf der AIDS-Gala in Berlin – ich finde jetzt ist es an der Zeit sie selbst mal zu Wort kommen zu lassen…..
Mein Name ist Nadja Benaissa: Ich bin 27 Jahre alt, bin alleinerziehende Mutter, Sängerin… und HIV positiv.
Ich bin sehr dankbar, dass ich an diesem wichtigen Abend zu Ihnen sprechen darf. Und es freut mich besonders, dass sich hier so viele Menschen versammelt haben, die sich engagieren – für den Kampf gegen Aids.
Auch ich kämpfe. Jeden Tag. Gegen Vorurteile, gegen die Angst… Auch gegen die Angst früh zu sterben, denn eigentlich müsste ich bereits tot sein.
Jedenfalls nach der damaligen Prognose der Ärzte, die mir bei einer Routine-Untersuchung im Krankenhaus offenbarten: „Und übrigens, Sie sind HIV positiv.“ Das war vor vielen Jahren. Wie Sie sehen, geht es mir gesundheitlich gut. Noch vor zwölf Jahren wäre meine Diagnose ein sicheres Todesurteil gewesen. Dank neuer Forschungen, immer besser werdenden Medikamenten, hervorragender Kliniken, haben nun auch HIV-Positive das große Glück, mit heutigem Stand der Medizin und bei optimalen Verlauf der Therapie auf eine relativ normale Lebenserwartung.
Trotzdem sterben täglich 6000 Menschen an AIDS. Davon 800 Kinder. Das beweist: AIDS ist kein Thema, das man länger in die Schmuddelecke einsortieren kann, sondern es ist eine weltweite Katastrophe – auch für Heterosexuelle!
Viele von uns kennen das ungute Gefühl, nach einer unüberlegten, ungeschützten Nacht. Und fast alle verdrängen aus der Angst heraus alles schnell wieder. Dabei kann es Sie womöglich so treffen, wie es mich getroffen hat. Viele ignorieren und distanzieren sich gern von unangenehmen Themen, obwohl die AIDS-Statistik in Deutschland wirklich beängstigend ist. Zurzeit leben rund 65 000 Infizierte bei uns – Tendenz steigend. Vor allen Dingen Jugendliche denken, dies sei nur ein leidiges Thema aus dem letzten Jahrhundert.
Sie liegen sooooo falsch! Ja, ich wünschte, ich hätte manchmal mehr auf meine Eltern gehört, wenn Sie mir immer predigten: „Nadja, komm nicht so spät nach Hause, geh nur mit den netten Jungen aus – und benutz Kondome!“ Glauben Sie mir, es gibt keinen Tag, an dem ich nicht bereue, in einer einzigen Nacht nicht die richtige Vorsorge getroffen zu haben.
Und ich bedauere heute auch, so lange geschwiegen zu haben… Aber so geht es wohl allen HIV-Positiven und AIDS-kranken Menschen weltweit. Sie haben Angst vor Diskriminierung, Stigmatisierung. Bei einer Berührung von mir gibt es Menschen, die zurückschrecken. Ich versuche trotzdem, weiterhin das Leben zu umarmen, obwohl mir oft dazu die Kraft fehlt.
In den ersten Wochen nach meinem unfreiwilligem Outing in diesem April wusste ich, warum ich jahrelang über dieses Thema geschwiegen hatte: Jedes intimste Detail meines Lebens wurde in der Öffentlichkeit diskutiert, analysiert, interpretiert. War ich ein gefallener Engel? Ja – ich war so hilflos, so desillusioniert, hatte kaum Kraft weiterzuleben. Das Schlimmste: Ich dachte nicht nur, mein Leben sei zerstört, auch das meiner neunjährigen, nicht HIV-infizierten Tochter. Auf dem Schulhof kämpfte sie täglich gegen Beschimpfungen, Ausgrenzung. „HIV-positiv“ riefen andere Kinder ihr hinterher – nicht weil sie grausam sind, sondern weil AIDS-Aufklärung in Deutschland gerade bei dem Ziel Solidarität mit Betroffenen noch nicht optimal funktioniert und das macht mir wiederum Angst.
Ich wurde in diesem Jahr auch inhaftiert, weil es bei AIDS immer um eine Schuldfrage geht: Menschen, die infiziert sind, werden in zwei Kategorien eingeteilt: Opfer und Täter. Allerdings, wenn man infiziert ist, ist dies wiederum nebensächlich. Ich war elf Tage im Gefängnis, aber war schon viel länger eine Gefangene meines eigenen Schweigens. Der Druck, meine Infizierung geheim zu halten, war immens. Es gab Erpressungen, Drohungen, der Psychoterror nahm einfach kein Ende. Dies ist nun endlich vorbei, und ich bin sehr dankbar, dass meine Band-Mitglieder und wenige Vertraute in diesen schweren Zeiten an meiner Seite waren.
Ich wünschte, ich hätte mich selbst outen können. Aber dazu hatte ich noch nicht die Kraft und vor allem nicht die Gelegenheit. Das Wichtigste ist nun für mich, zu Ihnen zu sprechen. Wir dürfen vor dem Thema AIDS nicht länger die Augen schließen. Wir müssen unsere Kinder aufklären und erst einmal mit den Erwachsenen anfangen. Ich träume von einer Gesellschaft, in der man offen über diese Krankheit sprechen kann und keiner mehr bei einer bloßen Umarmung von mir zurückschreckt. Denn Angst ist Ihrer und mein größter Feind.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen und unterhaltsamen Abend.
danke dafür.
@dirk 76
bzgl des promistatus – das seh ich pragmatisch. ob man s mag oder nicht promistatus bewirkt mitunter vieles. im grunde genommen ist „ein promistatus ne verarschung der gesellschaft“ wenn die gesellschaft auf etwas aufmerksam wird, wenn sie auf grund dessen ins portemonnaie greift WEIL n promi auf einer bühne (oper wie TV) dann ist das eher für die gesellschaft beschämend. doch letztendlich zählt – das was nach dem kassensturz rauskommt wichtig. in ner metapher gesprochen. ähnlich ist es ja mit dem weltaids auch. um den 1. Dezember wird gespendet, die restlichen 11 monate is ruhe . . . . . hiv ist nach wie vor ein gesellschafts politisches problem. ich erinner nur an die „erklärungen von paris“. 17 jahre hat s gedauert bis es sie in ner deutschen übersetzung gab. nach 17 jahren haben JETZT ALLE die möglichkeit zu lesen und zu verstehen worum es in den erklärungen von paris geht.
@carsten 77 absatz 3
danke für s in erinnerung rufen – alte säcke wie ich vergessen leider manchmal . . . 🙁
@ernst 80
genau aus diesem grund angst vor stigma und diskriminierung ist es für mich nachvollziehbar wenn sie den preis bekommen würde. aus diesem grund schweigen tausende die hiv + sind und outen sich nicht, aus angst wegen diesen gründen lassen sich 1000 nicht auf HIV testen, gehen erst dann zum arzt wenn die kacke bei ihnen am dampfen ist.
Da sind jetzt viele Punkte, an denen ich meine Meinung messen muss und die mir zu denken geben. Interessant finde ich Michèles Einlassung (# 68)
»persönlich, war ich ab und an enttäuscht, wie schwierig bis unmöglich es war/ist mit nadja in kontakt zu kommen. wie die fehlende resonanz die eigene kommunikation beeinträchtigte…«
Das wirft bei mir einige Fragen auf:
Hat die Welle der Solidarität NB überhaupt geholfen oder hat sie ihr nicht eher Angst gemacht, weil sie das Gefühl hatte, die Solidarität würde ihr »übergestülpt« – und sie damit unverrückbar in die (ich nenne es mal flapsig) »Positiven-Ecke« gestellt?
Kann es auch ein Fehler sein, in bester Absicht jemanden unterstützen zu wollen … und der/die macht dann daraufhin »zu«? Auf welcher Seite liegt dann ein möglicher Fehler, ein Fehlverhalten?
Wenn die Idee war, ihr den Preis zukommen zu lassen … nicht weil sie Solidarität gezeigt hat, sondern weil ihr die Solidarität vermittelt werden soll (hier scheint es, dass ich mich da verrannt habe) … setzt man dann nicht noch einen »oben drauf«, wenn es – wie Michèle berichtet – auch so schon »schwierig bis unmöglich es war/ist mit nadja in kontakt zu kommen«?
Hat sich die Solidarität mir ihr evtl. auch daraus gespeist, dass »endlich mal eine Prominente mit dem Thema nach außen geht«, auch wenn sie bekanntermaßen nach außen ehen musste, der Staatsanwaltschaft Darmstadt sei Dank?
Wäre der Zugang (siehe Michèles Hinweis) zu ihr nicht anders, wenn sie sich selbst geoutet hätte?
Fühlt sie sich vielleicht instrumentalisiert – bzw. wird (auch unbewusst) der Versuch unternommen, sie zu instrumentalisieren?
Wissen wir, die wir uns täglich mehr ider weniger gezwungenermaßen mit dem Thema befassen, nicht viel zu viel, um uns in jemanden hineinzudenken, der das Thema am liebsten weit von sich schieben würde … und setzen wir nicht zu oft voraus, dass das, was wir wissen, der »normale« und allgemeine Wissensstandard ist?
Diese Fragen geistern mir im Kopf herum.
Respekt, Matthias.
Ja, sie wird instrumentalisiert, so wie sie das auch tut. Insofern habe ich da kein schlechtes Gewissen.
Ich glaube, dass sie vieles auch neu realisieren und reflektieren muss. Das braucht Zeit. Außerdem akzeptiere ich jeden Weg. Meine Solidarität gilt ihr und nicht jeder ihrer Handlungen. Sie ist, wie wir, ein Mensch aus Fleisch und Blut und macht wahrscheinlich auch mal Fehler.
Und ehrlich, wer von uns hat den Fluchtgedanken noch nicht gehabt. Schnauze voll von HIV und dem ganzen Theater? Ich hatte das schon. Und es hat mir auch was beigebracht. Wir sind doch alle vielschichtig. 🙂
@matthias
ich kann michele in 68 da zustimmen. ich habe ähnliche erfahrungen gemacht.
„persönlich, war ich ab und an enttäuscht, wie schwierig bis unmöglich es war/ist mit nadja in kontakt zu kommen. wie die fehlende resonanz die eigene kommunikation beeinträchtigte…“
ich spreche nicht gerne über das was ich mache – untenehme . . .
als ich hörte das sie verhaftet wurde habe ich am nächsten tag mit ihrem damaligen manager (damals war es noch möglich) und ihrem medienanwalt tel kontakt aufgenommen und beiden kommuniziert das es „einen anwalt gibt der was HIV betrifft sehr kompetent ist“ und das die dah ihr diesbezüglich mehr sagen kann. mir war klar das es einfach wichtig ist weil ich ahnte wie die verhandlung „laufen könnte“. nicht nur im kontext zu ihr selbst sondern stellvertretend für hiv positive die in eine ähnliche situation kommen könnten. umso enttäuschter war ich als ich sah welche anwaltliche strategie dann gefahren wurde. schön die füße ruhig halten und abnicken . . . das hat uns geschadet wie ich finde
nun, ähnliche erfahrungen haben viele von uns gemacht. aber auch dafür habe ich verständnis. sone welle, die da über einen hereinschwappt muss auch verkraftet werden und wer weiß, wer von denen, die sich da melden ein, gesandter oder ein geschickter ist?
( @carsten in der tat; mich hatte der 1.dez.09 aus der bahn geworfen.:-) diese meine welle war überraschend heftig zum verdauen. wahrscheinlich auch weil das thema so grundlegend ist .nebst dem leben, das ja auch gelebt sein will und manchmal anstrengender ist als andere male. )
@ all
vielleicht eine ergänzung, ich meinte, dass das nicht-durchkommen auch oder eben besonders unsere kommunikation und „haltungen“ beeinflusst. weil die wenige resonanz nur interpretierbar ist und kaum möglichkeiten zur persönlichen klärung da ist, ist verunsicherung spürbar in allem was über oder in bezug auf nadja von „uns“ debattiert,gepostet oder ausgesprochen wird. die verunsicherung lässt eineN dann gerne ins gegenteil kippen. z.b. in vorgefasste, felsenfeste meinungen…
bei den fragen nach solidarität (vice-versa), nach dem „verdienen“ der be- und/oder auszeichnung als aktivistin, spekulieren wir in unseren eigenen meinungsbildungsprozessen und denen innerhalb der communities, über die nicht-begegnung zwischen nadja und ( teile ) der communities genauso wie über alles was trotzdem als resonanz über die medien oder über öffentliche aussagen von nadja „zurückkommt“.
sich verrennen ist dabei nicht ausgeschlossen! und solidarität kann mitten im eigendünkel verloren gehen. wir beziehen uns auf nadja und wissen nicht wie sich nadja auf „uns“ bezieht.
darum mag ich das öffentlich bewerten bzw interpretieren von nadjas/ jemandens verhalten/nichtverhalten/sein etc auch nicht besonders, oder vielmehr, ich wünsche mir dabei mehr sorgfalt, im wissen um die stoplersteine und bedingunen. und ja, cui bono ist eine kernfrage, in alle richtungen…
und darum: die möglichkeit im thema, bzw in den themen etwas zu bewegen und sich zu positionieren, zu vermeiden oder zu verpassen, fände/finde ich falsch/schade/unnötig.
und darum braucht es auch die debatten. möglichst offen und prozessorientiert. diese hier wird vielleicht etwas heftig geführt, aber sie findet statt. nur auf rohen eiern zu tanzen, ist dabei kaum praktizierbar. das heisst wir müssen einiges aushalten und aushandeln.
schön, wenn es nicht mehr ist als nötig zur community-building und zu gemeinsamen zielen.
ich er-innere mich an unsere vorstandsinternen debatten und meine eigenen selbst“gespräche“ darüber, ob und wie wir uns öffentlich verlautbaren lassen. die frage, ob und was nadja durch uns kommmuniziert haben möchte und ob es- wie weit genau?- einfluss hat, auf die ZWINGENDE(!) möglichkeit sich thematisch öffentlich zu äussern.
und überraschend (?) hat sich in dieser auseinandersetzung der fokus zu glasklaren thematischen/inhaltlichen fokus (solidarität und ent-kriminalisierung) noch viel deutlicher ergeben.
@ alivenkickin:
heftige diskussionen find ich okay – solange der respekt für das gegenüber gewahrt bleibt, und möglichst der blick auf das (hoffentlich) gemeinsame ziel
was das mit der solidarität angeht, die schien mir auch damals (in den „schlechten zeiten“) bei genauerem hinsehen recht brüchig. als echt belastbar hab ich sie jedenfalls auch ‚damals‘ nur in kleine kreisen empfunden.
aber vielleicht ist diese unsere debatte ja – genau wie du sagst – an einem punkt, heutiges (? oder universelles?) verständnis von solidarität zu diskutieren und einen neuen common sense zu finden …wäre schön …
gut’s nächtle,
ulli
die frage ob NB einen preis wünscht ist sekundär. sie wird ihn ablehnen oder annehmen wenn man an sie herantritt und sie informiert das man beabsichtigt ihr einen preis zu verleihen.
im vorfeld jemand zu fragen ob es ihm/ihr recht sei . . .halte ich für völlig indiskutabel. das ist das gleiche als würde man an hilfe „bedingungen“ verknüpfen. ich kenne das aus diskussion im kontext zu obdachlosen. „Ich geb dir ein euro aber nur wenn du mir versprichst keinen alkohol dafür zu kaufen“ ich habe kein recht einem anderen menschen vorzuschreiben was für ihn gut zu sein hat. wo kommen wir den da hin. das erinnert mich an die antialkoholikerbewegung von kirchlichen organisationen. erst ne stunde singen und beten bevor man n teller suppe bekommt.
die diskussion innerhalb der community ist natürlich mitunter heftig. es ist unvermeidbar das man seine erfahrungen, persönlich erlebtes, erziehung whatever miteinfließen läßt. nur auf einer rein sachlichen ebene zu diskutieren ist unrealistisch.
was die solidarität betrifft – mich verwundern die unterschiedlichen sichtweisen – standpunkte nicht. gab es schon jemals eine breite basis für solidarität innerhalb der community – von hiv positiven menschen? ja bis zu der einführung der medis in 1995/96. da ging es um das leben. mit den medis stand Leben/tod nicht mehr zur disposition – diese basis ist entfallen. ergo sind wir mir der preisdiskussion gleichzeitg dabei herauszufinden was/ob es eine neue basis für solidarität gibt. und das diese frage auf grund der unterschiedlichsten lebenskonzepte heftig geführt werden könnte, liegt in der natur der sache.
ja es gilt viel auszuhalten . . . auszuhandeln. . . .
@ulli
möglicherweise war – wie du es sagst auch damals die solidarität immer nur punktuell. und da es in den „schlechten zeiten“ viele punkte gab erschien sie einheitlich. möglicherweise ist das ein ansatz: punktuell
in diesem fall geht es um den preis: für wen ist er (muß/sollte der inhalt neu definiert werden?) das man dann diskutieren kann ob eine person in diesen rahmen paßt, das liegt in der natur der sache. das die beteiligten an einer debatte nur einen teil einer community sind und sein werden, das liegt in der natur der sache. und das diejenigen die sich an einer debatte beteiligen für eine gemeinschaft etwas tun und auch das sie eine gemeinschaft repräsentieren auch das liegt liegt auch auf der hand.
wenn einem das gemeinsame wohl – die community wichtig ist, ist/muß und wird ein ergebnis immer im sinne für die community sein. so verstehe ich das cui bono
hab grad mal nachgeschaut was common sense heißt . . . (gesunder) menschenverstand, vernünftig, wird auch im kontext mit mutterwitz verwendet . . . . und ich dacht immer es heißt “gemeinsames wohl”
i think i have gepennt in school . . . . sometimes
mhm. ich finde ja, solidarität nicht nur punktuell. sie hat aber grenzen, finde ich.
mal ein beispiel: mit unserem schwulen außenminister verbindet mich politisch herzlich wenig. wenn er aber angegangen werden würde, weil er schwul ist, kann er mit meiner solidarität rechnen. unbedingt und klar.
also im hiv-zusammenhang: ich werde mich immer solidarisch mit menschen mit hiv zeigen, wenn sie wegen ihres serostatus fertig gemacht werden. alles weitere interessiert mich dann nicht.
zu den grenzen: wer die freiheit anderer leute auch mit seinem/ihrem hiv einschränkt, wird in dieser situation nicht mit meiner solidarität rechnen können.
deshalb war und bin ich mit nb solidarisch. sie hat diese grenze für mich nicht überschritten.
zum preis: nun ja. diese kategorisierung „aktivist“ fand ich merkwürdig. die letzten preisträger waren nun alle – weiß gott – keine aktivisten. das wird dann auch immer irgendwie erklärt. für die veranstaltung wäre nb deshalb ein gewinn, weil es die kontroverse zurück in die medien bringen würde. auch unsere übrigens.
positionen bilden und ändern sich meistens nur in der kontroverse, deshalb brauchen wir diese und nicht preisträger/innen über die alle nur mit den schultern zucken, finde ich.
und weil mich mails erreicht haben: nein, ich bin nicht dafür, dass jemand, der mit einer spritze durch die stadt zeiht und mit seinem hiv-infizierten blut in dieser spritze versucht, andere leute zu infizieren straffrei bleiben sollte.
es geht mir um die sexuelle übertragung (transmission) von hiv. die sollte, soweit sie nicht mit gewalt verbunden ist, straffrei sein. als solche gewalt sehe ich auch einen situation wie oben (77) beschrieben.
wer freiwillig eine sexuelle situation eingeht, muss heute (auch gestern schon) mit sexuell übertragbaren krankheiten rechnen, auch mit hiv und ihre/seine konsequenzen ziehen.
da gilt für mich eigene und gemeinsame verantwortung. aber eben nicht die einseitige zuweisung der verantwortung auf die/den hiv positive, wie es bei nb war.
ihr partner (im gerichtssaal der kläger) hatte mit 200 frauen ungeschützt sex, wie er selber zugegeben hat – wo lebt der denn? und übrigens auch die frauen, er hatte ja nur mit frauen sex, nach eigenen angaben.
dann kommen die umstände hinzu, drogen, alkohol, lust. alles verengt die wahrnehmung auf bestimmte dinge. wer dann immer noch auf der einseitigen verantwoirtung besteht, finde ich, ist von der pflichttätowierung nicht weit entfernt.
Ich hätte da noch einige Anmerkungen zum Thema:
Wie Nadja, gingen auch ich und mein bester Freund nach der Lehre auf die Berufsoberschule – mein bester Freund machte den HIV-Test – ich nicht.
Am Anfang kam er mit dem Ergebnis noch halbwegs klar, dann aber brach er die Schule ab.
Ich beschwor ihn, nicht abzubrechen – aber da passierten damals ganz schlimme Dinge – z.B. wurde er aus dem Haus geworfen, das zwar seinen Eltern gehörte, das er aber gemeinsam mit der Familie seines Bruders bewohnte und seine Schwägerin, die ein kleines Kind hatte und – ihr lest richtig – Ärztin war – bestand auf Auszug – zu Schutz des Kindes. Die Hölle!
Ich hatte da einen Hass – ich hasste diesen Bruder – am liebsten hätte ich ihn umgebracht.
Mitte bis Ende der 80er war es ein Albtraum – widerlich. Auf der BOS wurde das Thema AIDS auch mal besprochen – der Lehrer meinte: vor allem Schwule sind betroffen und diese sollten den Test machen. Ich dachte, und da war ja auch noch Gauweiler usw. – und mein Großonkel, der KZ-Häftling war – ich dachte – nie, nie, nie mach ich Eueren Scheiß Test – daß es mir so geht wie meinem besten Freund – ihr faschistischen Dreckschweine, schmeißt meinen besten Freund nach dem HIV-Test aus dem Haus und ich soll so was freiwillig machen. Nie!
In mir wuchs eine Haltung, die in Richtung ging – ich zeig es denen, ich schaff dieses Abitur, ich werde studieren – hier holt mich erst der Tod weg und der muss mich schon selber holen, zu dem renn ich nicht auch noch hin. Ihr bringt mich nicht um und wenn ihr mich noch so hasst, weil ich vielleicht ne Schwuchtel bin, die angesteckt worden ist – und diese Sorge hatte ich schon, denn einer meiner ersten Partner war ein Mann, der in San Francisco gelebt hat und 1981 offensichtlich ernsthaft krank war.
Am Anfang unterstützte ich die sich neu konstituierenden AIDS-Hilfen und langsam stellte ich fest, daß nahezu mein ganzer Freundeskreis, vor allem meine besten Freunde und zu meiner Überraschung auch noch meine beste Freundin HIV-positiv waren.
Der einzige, der nie einen Test machte, war ich.
Zuerst, nach Absetzung von AZT, da sie es nicht mehr vertragen hat (ihre Lunge hat man auch mit irgendwas ausgekleistert) kam meine beste Freundin sehr alternativ drauf – die meisten anderen zogen nach dem Tod von den ersten nach. Danach galt nur noch alternative Ernährung, Heilfasten usw. und da ich mit meinem Partner auf dem Lande lebte und alles mit begleitet habe – waren wir mittendrin.
Ich war immer solidarisch mit meinen Freunden und Freundinnen, die HIV positiv waren – aber ich verweigerte immer den Test –und ich wurde nicht krank. Nach einer Phase des Optimismus (es war eine schöne Zeit in meinem Leben – auch wenn es ein falscher Optimismus war) starben einer nach den anderen.
Nadja Benaissa hätte übrigens auch von allen, die über sie urteilen, verlangen können, daß diese zuvor den HIV-Test machen und zwar alle – die Journalisten, die Richter, die Rechtsanwälte – einfach alle – dann wissen wir ja Bescheid, dann können wir weiterreden….aber ein freiwilliger Test und dann aber mit solchen juristischen Konsequenzen – das ist nicht konsequent – entweder alles andere ist dann auch freiwillig, z.B. die Verhütung – oder wir testen mal alle durch – hätte ich persönlich jetzt nicht das große Problem mit – könnte ja dann noch ne richtige Volksbewegung werden mit uns,,,,,dann sind wir nicht mehr 65.000 sondern plötzlich 300.000 oder vielleicht mehr – wer weis?
Das sind schon ganz gefährliche Gedanken – gell –wir könnten uns neben Nadja auch hinstellen und nicht schön mitsingen sondern grob brüllen: „Alle testen – vorher testen, dann erst urteilen, vorher testen, dann erst urteilen“ – bevor jetzt das ein oder andre Weichei blass wird – das ist Brainstorming mit Betonung auf Storm.
Mein bester Freund ist schon lange verstorben – ich trage übrigens sein Sterbebillietl, so nennt man das in Bayern immer mit mir rum. Ein Bild, das er gemalt hat, hängt hier links von mir – ich schau gerade drauf – es ist ein Engel mit nem roten Punkt – der Punkt symbolisiert wohl HIV oder AIDS.
Hier sind ganz junge Leute unter uns, die das lesen oder mitdiskutieren – genauso jung wie mein bester Freund und ich damals vor fast 30 Jahren – sie haben den HIV Test gemacht – sie sind positiv.
Auch Nadja Benaissa ist noch jung. Ich will daß das mit der Ausgrenzung aufhört, daß das, was meinem besten Freund passiert ist, nie wieder geschieht – und es fängt schon wieder an – die Ausgrenzung und all diese Scheiße – wie gesagt, ich habe nie einen Test gemacht, habe durch meine Sturheit und Ablehnung mein Studium abgeschlossen, habe heute wieder Pläne für ein Haus gezeichnet, gehe jetzt runter, denn der Sohn meines Lebensgefährten feiert Geburtstag, heuer werde ich 50 Jahre alt.
Ich finde es nach wie vor bewundernswert, daß Nadja zu sich gesagt hat, ich zieh die Show durch, ich singe und tanze – ich lass mich als Star auf die Bühne heben. Ich hatte dieses Feeling auch immer, dieses – wenn ihr wüsstet – aber ich zieh alles durch – am Schluss hatte ich ein Büro mit Angestellten und große Projekte – dann kam AIDS. Letztlich hatte ich alle überlebt und lebe heute noch. Und was war dann AIDS – ne fast heilbare Krankheit und ich hab nach Aussage meiner lieben Ärztin vielleicht normale Lebenserwartung.
Gerade an zu den Jüngeren will ich sagen, lasst Euch nicht einlullen – die Medizin ist heute ok, aber auch da, immer kritisch bleiben, immer wach und aufmerksam sein, sich nie kriminalisieren lassen und auch nie von seinen Plänen abbringen lassen.
Deshalb finde ich nach wie vor gerade die Karriere von Nadja Benaissa bemerkenswert – auch wenn ich damit niemals gesagt haben wollte, daß nicht auch viele andere HIV-Positive ihr Leben gut meistern – aber ich kenn auch die Beispiele des Scheiterns, des Schul-, Berufs- und Studiumsabbruch, kenne auch das Abwenden von Freunden und sogar von Familienmitgliedern – und das immer aus Angst.
Dieser nach wie vor unsensible Auftaktartikel hat eine dramatische Diskussion entfacht – dafür bin ich letztlich sogar dankbar – auch weil sich bei mir das Nachdenken geschärft hat.
Wenn ich jedoch an die Vergangenheit denke, au all die Ängste und den sozialen Druck, der Menschen auch zerbrochen hat, bestehe ich darauf, die Karriere von Nadja Benaissa, ihren Trotz, Ihr Durchziehen und ihr Durchmarschieren zum Star – und das war sie – ebenfalls mitzuwürdigen.
Die professionellen Helfer und manche Positive, die sich zu sehr auf eine gewisse Schiene einlassen, sie helfen manchmal, sie schwächen aber auch, sie trösten und bemuttern, wo sie anfeuern sollten. „He, Du schaffst das!“ Flash dance war so ein typischer Film aus der 80er Jahren und Nadja Benaissa hat mich an diesen Film immer erinnert, und für mich war dieser (zugegeben etwas kitschige Streifen) auch so im Kopf – passt auch gut bei nem Schwulen, der Film.
Es ist eigentlich schade, daß M.G., den ich ebenfalls als ehrgeizig einschätze, das in seinem Artikel nicht erkannt und berücksichtigt hat. Ich befürchte, daß gerade seine Aktivitäten in Sachen Verhütung und Aufklärung ihn etwas betriebsblind gemacht haben. Ich kenne auch die Einflüsterungen von Leuten, die sich um die „Volksgesundheit“ sorgen, die sich in allerlei Institutionen tummeln und auch diverses veröffentlichen. Da kann es leicht geschehen, daß man beeinflusst wird, daß man verhätschelt wird, weil man in deren Augen ein ganz braver und lieber Positiver ist, der jetzt den Menschen beibringen könnte, wie man „Gut“ von „Böse“ unterscheidet.
Nicht der Mensch ist ansteckend, sondern die Krankheit ist es, es ist bei AIDS ein Virus, dieses verursacht ohne Behandlung vielleicht AIDS.
Eigentlich hätte Nadja Benaissa – hier erinnere ich noch mal an Flash dance auch ein chaotisches völlig unstrukturiertes Leben führen können, orientierungslos, möglicherweise der Prostitution nachgehend – kein Hahn hätte nach ihr gekräht – sie wäre vielleicht irgendwo auf einer öffentlichen Bahnhofstoilette mit einer Nadel im Arm tot gefunden worden – und hätte in diesem tragischen Leben vielleicht hunderte angesteckt.
Stattdessen wurde Sie eine Sängerin und erlangte einen hohen Bekanntheitsgrad, sogar einige Auszeichnungen, die einen weitaus höheren Ruhm brachten als dieser Preis.
Ich bezweifle, daß in all den Studios, auf den Tourneen, beim Trainieren und Proben, daß da die große Sause angesagt war und über die privaten Angelegenheiten wegen derer Sie vor Gericht gezerrt wurde, will und werde ich nicht mehr kommentieren, denn sie sind privat und jedes deutsche Gericht hätte hier seine Nichtzuständigkeit erklären sollen – in diesem medizinischen Bereich nicht zuständig – aus die Maus.
Jetzt am vielleicht vorläufigen Ende dieser Diskussion komme ich zu meinem Ergebnis, daß Nadja Benaissa nicht nur stellvertretend, sondern wirklich für Ihr Leben diesen Preis verdient hat und – dies sage ich ganz bewusst – auch als Vorbild.
Liebe Leute,
nachdem es nun etwas ruhiger geworden ist, will ich als alter Aktivist meinen Senft dazu geben:
Ich finde ja, das diese ganze Debatte in höchtem Masse bürgerlich ist.
Mit Preisen zeichnen sich – zumindest in allgemeinen – primär die Verleiher selbst aus und nur sekundär wird ein Preisträger ausgezeichnet.
Wer etwa bewegen will und dabei darauf schielt ausgezeichnet zu werden, hat – meiner Meinung nach – die falsche Motivation und wird sich dessen ungeachtet eher Frust einfangen.
Am Rande: Habt ihr auf dem Schirm, wer aus dem ganzen AIDS-Klüngel so über die Jahare Bundesverdienstkreuze angeklebt bekommen hat?
Wenn man wünscht, Menschen auszuzeichnen, die etwas bewegt haben, deren Aktivitäten einen Nutzen (!) für Menschen mit HIV und AIDSA gehabt haben – wird man wohl kaum darum herum kommen, eine solche Auszeichnung selbst ins Leben zu rufen. (Auf die dann notwendige Debatte, was denn genau dieser Nutzen ist, welche Kriterien angelegt werden, wäre ich sehr gespannt, denn ich befürchte, dass wir uns selbst an dieser Stelle nicht einigen könnten.)
Und dann wird man vermutlich feststellen, dass diejenigen, die den größten Nutzen produziert haben, eher nicht diejenigen gewesen sind/sind, die politisch korrekt, sozial angepasst, gut verdaulich und angenehm im Umgang und den Auseinandersetzungsformen sind. Und vor allem, dass diese Aktivitäten eher selten öffentlich (auch in der Posi-Gemeinde) geworden sind (weil politisch nicht korrekt, sozial nich angepasst …).
Bernd
Da man einen Nutzen – oder den Wert eines Menschen bzw dessen Tun und Taten – sehr oft erst nach seinem Ableben erkennt, plädiere ich generell für posthume Verleihungen.
Wo Du recht hast, hast Du recht Bernd . . . 🙂
zur Frage der hier ja des öfteren angesprochenen Solidarität ein Interview mit Michèle Meyer:
Solidarität ist Zusammengehörigkeit, ist Mitmenschlichkeit – Michèle Meyer im Interview
http://www.ondamaris.de/?p=25687
soviel postings,für jemanden er nicht für die sache beizutragen im stande war.
das ist schon mal nicht übel.
N.B. hat einer erkrankung ein gesicht gegeben und kein ganz unhübsches sogar.
sie deswegen jetzt zu ehren,ist der ehre schon wieder etwas zuviel.
aber besser leute wie sie bekommen die preise,wie so manche abgedackelte tennisspieler,die kohle lukrieren und sonst weiter nichts pos. beitragen.
lg orlando
Solidarität heißt:
Ich bin leider kein Meister der Worte,deshalb:
Solidarität (abgeleitet vom lateinischen solidus für gediegen, echt oder fest; Adjektiv: solidarisch) bezeichnet eine, zumeist in einem ethisch-politischen Zusammenhang benannte Haltung der Verbundenheit mit – und Unterstützung von – Ideen, Aktivitäten und Zielen anderer. Sie drückt ferner den Zusammenhalt zwischen gleichgesinnten oder gleichgestellten Individuen und Gruppen und den Einsatz für gemeinsame Werte aus.
Quelle@Wikipedia
Nadja hat den Preis nicht verdient! Es gibt so viel wunderbare positive Menschen die ihren Arsch hinhalten.