USA: Zwang zu veralteten Aids- Medikamenten für Positive mit niedrigem Einkommen in South Carolina

HIV-Positive mit geringem Einkommen im Gesundheitsprogramm ‚Medicaid‘  müssen im US-Bundesstaat South Carolina zukünftig zunächst generische Aids-Medikamente der „ersten Generation“ wie AZT nehmen. Dies beschloss der Senat des Bundesstaats.

Menschen mit besonderer Bedürftigkeit erhalten in den USA Medizin-Leistungen über das staatliche Programm ‚Medicaid‘. Über 46 Millionen Bürger der USA erhalten Leistungen aus Medicaid.

Im US-Bundesstaat South Carolina sollen HIV-Positive, die Leistungen von Medicaid erhalten, zukünftig aus Kostengründen gezwungen werden, zunächst Aids-Medikamente der ‚ersten Generation‘ zu verwenden, die als Generika erhältlich sind. Hierzu gehören in den USA Didanosin (Handelsname Videx®), AZT (Handelsname Retrovir®) und Stavudin (Handelsname Zerit®). Erst wenn ein Arzt anschließend feststellt, dass generische Aids-Medikamente nicht ausreichend wirksam sind, darf er/sie die anderen (kostenintensiveren weil patentgeschützten) Aids-Medikamente verordnen.

Vergleichbare Regelungen sollen auch für Patienten mit Krebs oder psychischen Störungen gelten. Eine entsprechende Regelung, die ab 1. Juli 2011 Anwendung finden soll, beschloss der Senat des US-Bundesstaats South Carolina Anfang Mai 2011. Der Senat verspricht sich von der Neuregelung aufgrund einer Schätzung der US-Gesundheitsverwaltung jährliche Einsparungen in Höhe von 991.000 US-$. Da zukünftig mehr Aids-Medikamente aus dem Patentschutz fallen und auch als Generika erhältlich sein werden, dürften die Einsparungen zukünftig steigen.

Ob auch Faktoren wie verschiedene Nebenwirkungs-Spektren der Aids-Medikamente erster Generation im Vergleich mit denen mit späterer Zulassung oder die Lebensqualität der betroffenen HIV-Positiven in der Debatte eine Rolle spielten, ist nicht bekannt.

Didanosin und AZT gehören zu den ersten je zugelassenen Medikamenten gegen HIV. Didanosin wird wegen seiner Nebenwirkungen (mitochondriale Toxizität) üblicherweise in Europa nicht mehr in Erst-Therapien eingesetzt, sondern nur als Ausweich-Medikament genutzt. Auch AZT ist für seine Nebenwirkungen (u.a. ebenso mitochondriale Toxizität) bekannt. Stavudin (Handelsname Zerit®) soll in Europa aufgrund seiner Toxizität nur in antiretroviralen Therapien eingesetzt werden, wenn keine anderen Alternativen bestehen, teilte die europäische Arzneimittelbehörde EMA im Februar 2011 mit.

‚Medicaid‘ ist eine sozialhilfeartige Leistung. Es ist „ein Gesundheitsfürsorgeprogramm in den USA, das die Bundesstaaten organisieren und Bundesstaat und Bundesregierung paritätisch finanzieren. … Zielgruppe sind Personenkreise mit geringem Einkommen, Kinder, ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen. Das Programm wird weitgehend aus Steuermitteln betrieben. Der Erhalt von Leistungen ist an eine Bedürftigkeitsprüfung geknüpft.“ (wikipedia)

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weitere Informationen:
Bloomberg 03.05.2011: Senate resumes debate on SC’s $5.8B spending plan
The Sun News 28.04.2011: Senators: Generic drugs can trim Medicaid costs
Go Upstate 27.04.2011: SC lawmakers halt access to brand-name drugs
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5 Gedanken zu „USA: Zwang zu veralteten Aids- Medikamenten für Positive mit niedrigem Einkommen in South Carolina“

  1. @ alivenkickin:

    und – kostensparen auf dem rücken kranker … und zwar ausgerechnet derjenigen kranken, die sozial / ökonomisch schlechter gestellt sind …

  2. da hätten die seals aber ein paar jahre zu tun. *ironie off*

    ich finde die einschränkung der therapiefreiheit gravierend. und das im „land of the free“

  3. Was die Benachteiligung bestimmter Gruppen von Personen betrifft, da verfügen die USA über genügend Know How bzw Erfahrung. Racial Segregation, Socile Segregation und jetzt Segregation von kranken in diesem Fall PWA.

    Ein anderer Aspekt der übersehen wird: In den nächsten Jahren laufen Patente einiger HIV Medikamente aus. Die Bestrebungen gehen dahin das durch geringfügige Modifikation der Patentschutz erneuert werden soll mit dem Hintergrund das die Pharmahersteller ihrer eigenen HIV Medikamente dann als Generika vermarkten können da drch diese Modifikation der Bezug von HIV Medikamente für Länder wie Indien, Südafrika ober wesentlich günster immer noch unerschwinglich wäre um alle Menschen mit HIV mit HIV Medikamente zu versorgen so wie es jetzt durch den GFAMT und Ärzte ohne Grenzen gewährleistet wird. Dies würde die Ausgaben/Kosten für HIV Medikamente für den Bundesstaat South Carolina senken, andererseits einen – wenn auch geringere aber immer noch „Profit“ für die Hersteller sicherstellen. Politisch braucht es dazu das OK der Politik. Geht dieses Konzeot auf dann etstehen neue Abhängigkeiten – dann profitieren Abgeordne wie Pharmehersteller gleichermaßen. Und dies nicht nur auf dem Rücken von Menschen in South Carolina sondern es hätte auch eine Signalwirkung was die EU – Indien FTA Verhand,ungen betrifft. Gleiches gilt für die Verhandlungen zwischen der EU und den Mercosur Staaten (Gemeinsamer Markt Südamerika) sowie den auch zur Zeit stattfindenen Verhandlungen mit Ländern in SüdOst Asien.

  4. @ alivenkickin:

    die bemühungen um „schleichende patentverlängerungen“ laufen längst … auch bei uns …
    beispiel: eine seit vielen vielen jahren zugelassene substanz genau gaaaanz kurz vor ablauf der patentlaufzeit doch noch als einmal-tägliche formulierung (extended release) auf den markt zu bringen … das scheint mir genan in diese kiste zu fallen …

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