96% Schutz – eine Revolution, für HIV-Positive wie Negative

Effektive antiretrovirale Therapie senkt das Risiko einer HIV-Übertragung zu 96% -was lange nicht wahr sein durfte, ist nun durch eine internationale Studie bestätigt und von UNAIDS belobigt.

Diese Nachricht ist „ein Hammer“, sie wird das Leben mit HIV wie auch die HIV-Prävention verändern.

„Studie abgebrochen“, diese Nachricht ist – aus verschiedensten Gründen – des öfteren zu hören. Dieser Abbruch allerdings wird weitreichende Konsequenzen haben.

Noch vor wenig mehr als drei Jahren wurde die EKAF weit und breit gescholten, als sie ihr „EKAF-Statement“ (keine Infektiosität bei erfolgreicher HIV-Therapie ohne andere STDs) publizierte.

Die Deutsche Aids-Hilfe geriet zunächst massiv in die Kritik, als sie die Ergebnisse des EKAF-Statements nicht nur wiedergab, sondern in ihrem Positionspapier (HIV-Therapie und Prävention – Positionspapier der Deutschen AIDS-Hilfe) auch zu einer Bewertung kam – die zur „Viruslast-Methode“ führte.

Beide dürfen sich nun im nachhinein bestätigt fühlen, durch eine randomisierte kontrollierte Studie.

Eine wirksame antiretrovirale Therapie verhindert eine HIV-Übertragung zu 96%, zeigt die jetzt vorzeitig abgebrochene Studie. Damit hat antiretrovirale Therapie eine Schutz-Wirkung wie Kondome (genau betrachtet, sogar eine bessere).

„Kondome schützen“, heißt es schon bisher, und dies gilt auch weiterhin. Nun ergänzt um „wirksame Pillen auch“.
Und bei beiden Methoden werden wir lernen müssen, ehrlicher umzugehen mit der Frage,was heißt „96%“, und wie gehen wir mit den verbleibenden vier Prozent um.

Und: nun gilt es umso mehr, sicherzustellen, dass HIV-Positive weltweit möglichst umfassend die Möglichkeit haben, diese Option zu nutzen – was auch heißt: antiretrovirale Therapie muss weltweit zu bezahlbaren Konditionen verfügbar sein.

Und: diese Option muss immer genau dies sein: eine Option, eine Handlungs-Alternative, zu der sich die Beteiligten informiert und frei entscheiden können. Ohne Druck, ohne Zwang zu „treatment as prevention“.

Pillen wirken, senken das Risiko einer HIV-Übertragung drastisch. HIV-Positive und HIV-Negative sowie Ungetestete dürfen sich freuen, über eine neue hochwirksame Möglichkeit, das Risiko von HIV-Übertragungen deutlich zu senken.

4 Gedanken zu „96% Schutz – eine Revolution, für HIV-Positive wie Negative“

  1. Die Insider wie auch der größte Teil der Betroffenen/Community wird jetzt in allgemeines Bauchmiezeln und HOSIANNAH Jubelschreie ausbrechen. Und genau darum geht es nicht.

    Es geht um die Öffentlichkeit – die Gesellschaft in deren MItte oder wo immer sich der/die Einzelne angesiedelt oder abgestellt fühlt. Es geht um den Einfluss und die Haltung dieser ominösen grauen Masse Namens Gesellschaft uns gegenüber, deren Verständnis und Sichtweise unseren Alltag entscheidend prägt und gestaltet. Wir können ob solcher Nachichten – Studien jubeln solange wir lustig sind. Erst wenn die Gesellschaft den Inhalt solcher Studien/Nachrichten versteht und sich dies in ihrer Haltung uns gegenüber niederschlägt, erst wenn eine solche Nachricht unseren Alltag i.e. das Leben mit HIV wie auch die HIV-Prävention niedergeschlagen – verändert hat, DANN haben wir Grund zu jubeln.

  2. Allerdings muß man sehen wie die Medien mit diesen Studienergebnissen damit umgehen. Das diese Ergebnisse aufgegriffen wird DAS ist die eine Seite der Medaille.

    Doch schaut man genauer hin stellen sich unwillkürlich Fragen. Der Spiegel wie auch die New York Times sprechen z.b. beiden „frühzeitig“.

    Spiegel: Infizierte, die früh HIV-Medikamente einnehmen, sind weitaus weniger ansteckend.

    New York Times: Early H.I.V. Therapy Sharply Curbs Transmission http://www.nytimes.com/2011/05/13/health/research/13hiv.html?hp

    Interessant ist in der NYT die Aussage von Dr. Montagner bestätgit sie was viele der Schwerpunktärzte auch bei uns feststellten: “This is consistent with what we’ve been saying and doing in British Columbia for close to a decade,” he said. “How much more evidence do we need before we implement what we know works?”

    Auch UNAIDS bringt zwischen den Worten zum Ausdruck das ein früher – sofortiger? Therapiebeginn nach Bekanntwerden einer HIV Infizierung Sinn macht.

    Von der Logik her macht es Sinn, ist der Standard doch: Ist man HIV positiv dann gilt: Safer Sex = Ficken? Risiko im Kontext zu einer möglichen Infizierung? = Kondom!!!

    Jetzt heißt es das alle Veranwtwortung beim HIV Infizerten – liegt. UNAIDS = the risk of transmitting the virus to their uninfected sexual partner can be reduced by 96%.

    Auch dieses Board bringt dies zum Ausdruck:

    The DSMB concluded that initiation of ART by HIV-infected individuals substantially protected their HIV-uninfected sexual partners from acquiring HIV infection, with a 96 percent reduction in risk of HIV transmission. HPTN 052 is the first randomized clinical trial to show that treating an HIV-infected individual with ART can reduce the risk of sexual transmission of HIV to an uninfected partner.

    Vielleicht verstehe ich da etwas falsch. vielleicht weil es zu früh am morgen ist. Also sind wir – sind HIV Positiven wieder diejenigen die die alleinige Verantwortung für Verhalten zu tragen haben.

    MIr ist völlig schleierhaft wie man so unreflektiert diese Nachricht aufnimmt.

    Der Satz von Mister Sidibe finde ich gelinde Ausgedrückt der Hammer:
    “People living with HIV can now, with dignity and confidence, take additional steps to protect their loved ones from HIV,” said Mr Sidibé.

    Menschen die mit dem Virus leben, sind jetzt in der Lage mit Würde und Vertrauen die entsprechenden Schritte unternehmen die Menschen die sie lieben vor einer HIV Infektion zu schützen.

    Ja geht s den noch?

  3. Ich finde es in gleichem Maß bedauerlich wie auch bezeichnend das aus den Reien der „ominösen Community/Gemeinschaft von Menschen mit HIV“ auf die Fragen die Ondamaris hier aufwirft keine Reaktionen erfolgen bzw erfolgt sind.

  4. Ach, lieber alivenkickn! Ich denke man darf erst mal jubeln, natürlich ändert das noch nix ad hoc an der Stigmatisierung HIVpositiver. Und Herr ondamaris hat doch schon einige Punkte benannt, die jetzt umso wichtiger in der Diskussion sein müssen.

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