Österreich: Zahl der HIV-Neudiagnosen stabil – Anstieg der Aids-Erkrankungen aufgrund verbesserter Datenerhebung

Jährlich werden in Österreich etwa 500 HIV-Infektionen neu diagnostiziert. Die Entwicklung ist in den letzten Jahren stabil. Eine verbesserte Datenerhebung führt allerdings zu einem  Anstieg der Zahl der gemeldeten Aids-Erkrankungen und -Todesfälle.

Es gibt keine Zunahme der Aids-Erkrankungen in Österreich (auch wenn einige Schlagzeilen anderes zu suggerieren scheinen). Auch die Zahl der HIV-Neuinfektionen ist stabil bei etwa 500 pro Jahr. Allerdings weist die österreichische Statistik plötzlich eine deutliche Zunahme sowohl der Aids-Erkrankungen als auch der Aids-Todesfälle auf. Der Grund: Änderungen bei der Datenerhebung.

In Österreich ist Aids eine meldepflichtige Erkrankung (HIV-Infektionen nicht). Diese Meldung erfolgte in der Vergangenheit schriftlich an das Gesundheitsministerium. Inzwischen jedoch wurde an sieben großen HIV-Behandlungszentren in Österreich eine Software eingeführt, die jetzt auch ein zentrales Register speist. Gemeldet werden an das Register das Geburtsdatum und die Initialen der / des an Aids Erkrankten. Doch das neue Meldeverfahren wurde nicht nur für aktuelle Fälle genutzt. Die sieben Behandlungszentren überprüften vielmehr auch ihre in der Vergangenheit gemeldeten Daten – und stießen auf Melde-Lücken (underreporting), die geschlossen wurden.

Das Resultat: Korrekturen um über 30 Prozent. Die Gesamt-Zahl der bisherigen Aids-Erkrankungen in Österreich wurde um über 800 Personen nach oben korrigiert.3.659 Menschen sind den aktualisierten Zahlen zufolge bis zum 14.11.2011  in Österreich bisher an Aids erkrankt. Auch die Zahl der bisher an den Folgen von Aids in Österreich Verstorbenen musste deutlich (um über 400) erhöht werden, sie beläuft sich nun auf 1.945.

Die neuen Zahlen (die bisher noch nicht auf den Internetseiten des Gesundheitsministeriums zu finden sind) stellte das östereichische Gesundheitsministerium am 21. November 2011 vor – und sorgte bei einigen für Aufregung. Unberechtigt – denn die Erhöhung ist ausschließlich auf verbesserte Meldeverfahren zurück zu führen, nicht auf eine reale Erhöhung der Aids-Erkrankungen. Im Gegenteil, bereits seit Mitte der 1990er Jahre (Einführung hochwirksamer Kombinationstherapien) sinken auch in Österreich die Zahlen der neuen Aids-Erkrankungen. 2011 wurden bisher erst 20 neue Aids-Erkrankungen gemeldet, vor allem bei Menschen, deren HIV-Infektion erst spät im Infektionsverlauf diagnostiziert wurde.

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weitere Informationen:
der standard 21.11.2011: Aids-Erkrankungen: Anzahl um ein Drittel nach oben korrigiert
Kurier 22.11.2011: Kein Anstieg von Aids in Österreich
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