PrEP: wie geht’s weiter?

Mit der Zukunft der Prä-Expositions-Prophylaxe PrEP befasste sich am 12. Juni der ‚IAPAC Summit on Treatment as Prevention‘. Aidsmap gibt in einem Artikel eine Zusammenfassung über vorgestellte Studien und diskutierten Fragen.

In 22 Studien mit über 33.000 Teilnehmern wird in den kommenden Jahren die Machbarkeit des Konzepts ‚Prä-Expositions-Prophylaxe‘ PrEP (funktioniert es, nicht mit HIV infizierten Menschen Aids-Medikamente zu geben, um sich vor einer HIV-Infektion zu schützen?) untersucht. Einige dieser Studien (die der Artikel vorstellt) laufen bereits, andere sind in Vorbereitung oder einer frühen Finanzierungs-Phase. Treibende Kraft hinter vielen der Studien zu PrEP sind Epidemiologen und Forscher, aber auch der Pharmakonzern Gilead, Hersteller der beiden in den meisten der Studien untersuchten Medikamente.

Thematisiert wurden auch schwerwiegende ethische Bedenken, insbesondere die Frage: wie weit ist es überhaupt ethisch verantwortbar, Menschen zum Schutz vor einer HIV-Infektion Aids-Medikamente zu geben – während weltweit Millionen HIV-Positiver keine Aids-Medikamente erhalten (obwohl sie sie dringend benötigen) – und (un- oder unzureichend behandelt) an den Folgen von Aids sterben.
Eine Forscherin beschrieb dieses ‚Public Health Dilemma‘:

„Probably, the elephant in the room is prevention versus treatment in resource-constrained settings“

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siehe auch:
ondamaris 05.04.2012: Der Nationale AIDS-Beirat positioniert sich zur Prävention von HIV mit antiretroviralen Medikamenten
ondamaris 11.05.2012: Therapie als Prävention “gefährliche Hereinnahme einer Public-Health-Ethik in individuelle Therapie-Entscheidungen zulasten des Einzelnen” – Rolf Rosenbrock im Interview

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weitere Informationen:
aidsmap 25.06.2012: The road to PrEP: trials, regulation and rollout
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Ein Gedanke zu „PrEP: wie geht’s weiter?“

  1. Ich fürchte in ganz vielen Diskussionen um die PREP hat sich eine logische Ungenauigkeit eingeschlichen:

    Die (meisten) HIV-Medikamente unterliegen dem Patentschutz. Durch den Patentschutz wird verhindert, dass andere Hersteller dieses Medikament ebenfalls herstellen können. Es entsteht damit ein Preis, der sich nicht in einer Konkurrenzsituation im Wettbewerb gebildet hat. Dieser Preis liegt damit immer über dem Preis, der sich durch Wettbewerb bilden würde. Gerechtfertigt wird dieser erhöhte Preis durch die hohen Kosten für Forschung und Entwicklung. Dieser hohe Preis kommt also nicht dadurch zustande, dass für die Produktion des HIV-Medikaments besonders knappe und teure Rohstoffe eingesetzt werden.

    Das bedeutet also:
    1) Der Preis der HIV-Medikamente bleibt derselbe, ob es die PREP gibt oder nicht – so lange es einen Patentschutz gibt. Bei Produkten, die dem Patentschutz unterliegen, hat der Preis vergleichsweise wenig mit der Nachfrage zu tun.
    2) Der Einsatz von HIV-Medikamenten als PREP (in Europa) wird nicht dazu führen, dass irgendwo auf der Welt (in Afrika) Medikamente für die HIV-Behandlung fehlen. Es gibt keine Knappheit der Rohstoffe, die eine Erhöhung der Produktion verhindern würde. Wenn der Bedarf an HIV-Medikamenten steigt, wird einfach mehr produziert.

    Anders sieht die Situation natürlich aus, wenn ein einzelnes Land seine HIV-Strategie plant. Dann muss dieses Land natürlich überlegen, wie die stets beschränkten finanziellen Mittel verteilt werden sollen, damit sie den meisten Nutzen bringen. Auf Deutschland bezogen, wäre das die Frage, ob die gesetzliche Krankenversicherung die PREP bezahlen sollte. Aber das ist eine andere Frage…

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