USA: Vierer-Kombi-Pille zugelassen

Die US-Gesundheitsbehörden FDA haben am 27.08.2012 einer Vierer-Kombinations-Pille aus drei Wirkstoffen und einem Booster die Zulassung erteilt.

Die Kombi enthält die Wirkstoffe Elvitegravir uznd als Booster Cobicistat sowie Tenofovir und Emtrictabine und ist auch als ‚Quad‘ bekannt. Die Vermarktung soll in den USA vunter dem Handelsnamen „Stribild®“ erfolgen.

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POZ 27.08.2012: ‚Quad‘ Stribild Combo Tablet Approved by FDA

Truvada ® – Chemotherapie für Gesunde? Wirklich?

Am 16. Juli 2012 hat die US-Arzneimittelbehörde FDA der Kombination der beiden Wirkstoffe Tenofovir und Emtricitabine (Truvada ®) die Zulassung für die Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) in den USA erteilt.

Hierzu ein Gast-Kommentar von Udo Schüklenk. Udo ist Professor of Philosophy an der Queen’s University in Kingston, Ontario und Ontario Research Chair in Bioethics sowie Joint Editor-in-Chief BIOETHICS & DEVELOPING WORLD BIOETHICS.

Prof. Udo Schuklenk (Foto: privat)
Prof. Udo Schuklenk (Foto: privat)

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Truvada ® – Chemotherapie für Gesunde? Wirklich?

Die US-amerikanische ‚Food and Drug Administration‘ hat also Truvada® als HIV Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) für den Markt zugelassen (http://www.fda.gov/NewsEvents/Newsroom/PressAnnouncements/ucm312210.htm). UNAIDS hat die Zulassung begrüßt, einige einflussreiche AIDS Hilfe Organisationen in den USA haben sich kritisch zu Wort gemeldet. Ich bin mir nicht sicher was ich von der FDA Entscheidung halten soll. Die Handlungsoption hier ist schließlich, völlig gesunden Menschen dauerhaft Chemotherapie zu verschreiben, damit sie sich gegen HIV besser schützen können. Kostenpunkt: bis zu 13.000 US-$ pro Jahr. Welche anderen Handlungsmöglichkeiten stünden Leuten zur Verfügung, die skeptisch sind, sowohl, was das Preisschild betrifft, als auch gegenüber der Idee, dass lebenslange Chemotherapie für Gesunde eine kluge Handlungsoption darstellt? Nun ja, da bleiben die altbewährten – aber eben nicht bei allen schrecklich beliebten – Kondome. Oder, wenn Du Sex mit jemandem hast, von dem Du weißt, dass er oder sie HIV-positiv ist, mach Dich schlau in Bezug auf die Frage, ob er oder sie HAART bekommt und wie es um die Viruslast bestellt steht. Wenn die Viruslast unter der Nachweisgrenze ist, ist das Risiko einer Ansteckung so niedrig, dass unklar ist, ob es die Schäden die die Chemotherapie über Dauer anrichten würde, wirklich wert sind. Naja, und dann gibt’s ja auch noch Post-Expositions-Prophylaxe (PEP). Wenn Du in einem Land wohnst, in dem die HIV Prävalenz sehr hoch ist, ist es eher sehr wahrscheinlich, dass Du in einem Entwicklungsland lebst. Das Gesundheitssystem Deines Landes sollte wahrscheinlich noch nicht einmal ernsthaft darüber nachdenken PrEP einzuführen, angesichts dessen, was das Medikament kostet pro Jahr, angesichts der vielen Menschen denen es dann verschrieben werden müsste, und angesichts der vielen anderen Krankheiten, die ebenfalls behandelt werden müssen mit den geringen Ressourcen die dem Gesundheitssystem Deines Landes zur Verfügung stehen.

Truvada®, das jedenfalls führt die Presseerklärung der FDA aus, ist hauptsächlich an Leuten getestet worden, die zu jenen Hochrisikogruppen gehören, die es der politisch korrekten Meinung zufolge ja nicht gibt. Also Leute, die viel kondomfreien Sex mit häufig wechselnden PartnerInnen haben, Leute, die Sex mit einem Sexpartner haben, von dem sie wissen, dass er HIV-positiv ist, sex workers etc. (Die Presseerklärung der FDA sagte nicht darüber aus, ob diejenigen, die wissentlich Sex mit HIV-infizierten hatten, Bescheid wussten über die Höhe der Viruslast der Infizierten.) Nehmen wir also den schlimmsten Fall an, vermuten wir dass sie nichts darüber wussten. Nun ja, falls Du also zu einer dieser Gruppen gehörst, Du also aus Gründen, die hier unwichtig sind, russisches Roulette spielst, wirst Du wahrscheinlich musterknabenhaft Deine Chemotherapie zu Dir nehmen, täglich. Wirklich? Ich vermute, dass die 42% Effizienz (im Vergleich mit der Plazebo-Kontrolle) damit zu tun hat, dass einige (viele?) Leute in diesen Bevölkerungsgruppen Probleme damit haben, dieses Medikament diszipliniert zu sich zu nehmen. Welche Auswirkungen das über Dauer hat für Medikamenten-Resistenzen bei HIV, ist unklar. Kein Wunder, dass eine der FDA-Auflagen ist, dass Virusisolate von Leuten, die sich infiziert haben, obschon sie – hin und wieder? – Truvada® nahmen, auf Medikamentenresistenz untersucht werden müssen. Natürlich weiß auch niemand so genau, welche Auswirkungen dieses Medikament bei schwangeren Frauen hat, deshalb muss Gilead, der Truvada® Produzent, weitere Daten sammeln während das Medikament auf dem Markt ist.

Vielleicht gibt es ja tatsächlich einen Markt für dieses Medikament. Ich frage mich allerdings, wie schlau es ist, sich täglich mit Chemotherapeutika zu versorgen um unsafe sex haben zu können. Wäre es nicht besser sie warteten, bis sie infiziert sind, und dann mit der Behandlung zu beginnen? Wird für Länder, in denen die HIV Prävalenz sehr hoch ist, ernstlich vorgeschlagen, dass eine sehr große Anzahl von sexuell aktiven Leuten damit beginnt, über viele viele Jahre hinweg Chemotherapeutika zu sich zu nehmen? All dies hat etwas Absurdes an sich.

Wie ich eingangs schon bemerkte, ich bin mir nicht sicher, was von dieser Logik zu halten ist. Permanente Chemotherapie für Gesunde als eine ‚für den „Fall der Fälle“ Strategie‘. Gute Nachrichten jedenfalls für die Aktionäre von Gilead, der Firma die Truvada® produziert. Sie verdienen gut daran, gesunde Menschen mit Chemotherapie zu ‚behandeln‘.

Fairerweise sollte ich hier einräumen, dass es natürlich nichts Außergewöhnliches ist, im Zusammenhang mit Präventionsmassnahmen Gesunde zu behandeln. Man denke nur an Grippeimpfstoffe, Hepatitis-B-Impfstoffe usw usf. Der Unterschied hier liegt darin, dass Gesunden lebenslang Chemotherapeutika verabreicht werden sollen. Das hat, im Vergleich zu dem was heute sonst üblich ist, eine deutlich neue Qualität und verlangt eine sorgfältigere und tiefergehende Diskussion des Für und Wider als das bis heute geschehen ist.

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Danke an Udo Schüklenk für den Gast-Kommentar!

Der Text ist die deutschsprachige Version eines Artikels, den Udo auf seinem Blog ‚Udo Schuklenk’s Ethx Blog‚ veröffentlicht hat: Truvada and HIV Pre-exposure Prophylaxis
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Pille gegen HIV – FDA erteilen Truvada als PrEP Zulassung (akt.)

Pille gegen HIV zugelassen – erstmals ist in den USA ein Medikament zur Reduzierung des Risikos einer HIV-Infektion zugelassen worden.

Die US-Arzneimittelbehörde FDA Food and Drug Administration erteilte heute (16. Juli 2012) der Kombination der beiden Wirkstoffe Tenofovir und Emtricitabine die Zulassung zur Reduzierung des Risikos einer HIV-Infektion für nicht mit HIV infizierte Personen, die ein hohes HIV-Infektionsrisiko haben und möglicherweise Sex mit HIV-infizierten Partnern haben.

Im Rahmen einer so genannten Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) können nicht mit HIV infizierte Personen in den USA zukünftig täglich die Wirkstoff-Kombination einnehmen, um ihr Risiko zu senken, sich mit HIV zu infizieren, falls sie Kontakt mit HIV haben. Gleichzeitig sollen sie weiterhin safer sex praktizieren.

Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) bezeichnet die vorbeugende Gabe von Aids-Medikamenten an HIV-Negative zur Reduzierung ihres Risikos, sich mit HIV zu infizieren.

Tenofovir und Emtricitabine werden von dem US-Pharmakonzern Gilead unter dem Handelsnamen Truvada® vermarktet.

Die US-Packungsbeilage von Truvada® soll nach Vorgabe der FDA zukünftig so verändert werden, dass sie klar macht, dass das Medikament als PrEP ausschließlich von Personen eingesetzt werden darf, die vor Verordnung des Medikaments bestätigt HIV-negativ sind. Solange das Medikament als PrEP eingestezt wird, ist alle drei Monate ein HIV-Test zu wiederholen. Für Personen mit unbekanntem HIV-Status wie auch HIV-Positive ist das Medikament als PrEP kontraindiziert.

Die Zulassung von Truvada® zur Prävention war auch in den USA nicht unumstritten. Während sich die San Francisco Aids Foundation deutlich für die Zulassung aussprach, protestierte die Aids Healthcare Foundation lautstark gegen den Zulassungsantrag und bezeichnete die heutige Zulassung als „rücksichtslos“.

Eine FDA-Vertreterin bezeichnete die heutige Zulassung als einen Meilenstein im Kampf gegen HIV.

Erst Anfang Juni hatten die FDA mitgeteilt, sich für die Entscheidung über den Zulassungsantrag mehr Zeit nehmen zu wollen.

In Deutschland ist Truvada® als Medikament zur Behandlung der HIV-Infektion zugelassen, nicht jedoch zur Prävention im Rahmen einer PrEP bei HIV-Negativen.

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Aktualisierung
16.07.2012, 23:00: Auch in Europa fordern Organisationen die Zulassung von Aids-Medikamenten zur HIV-Prävention – so die französisch-belgisch-kanadische Positivengruppe ‚The Warning‘, die die französische Regierung auffordert, Truvada® baldmöglichst zur HIV-Prävention zuzulassen. ACT UP Paris hingegen protestiert gegen dien Zulassung.

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weitere Informationen:
FDA 16.07.2012: FDA approves first drug for reducing the risk of sexually acquired HIV infection
FDA Consumer Update: FDA Approves First Medication to Reduce HIV Risk
AHF: FDA ‚Reckless‘ in Approving Gilead’s Controversial HIV ‚Prevention‘ Pill – No HIV testing requirement baffles AIDS advocates
warning 16.07.2012: La France doit autoriser le Truvada en prévention du VIH/sida
ACT UP Paris 17.07.2012: La FDA autorise la mise sur le marché du Truvada

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siehe auch:
ondamaris 05.04.2012: Der Nationale AIDS-Beirat positioniert sich zur Prävention von HIV mit antiretroviralen Medikamenten
ondamaris 11.05.2012: Therapie als Prävention “gefährliche Hereinnahme einer Public-Health-Ethik in individuelle Therapie-Entscheidungen zulasten des Einzelnen” – Rolf Rosenbrock im Interview
ondamaris 05.07.2012: Aids und die Rolle der Pharma-Industrie – ein Traum wird wahr …
Bernd Aretz auf ondamaris 23.03.2012: Kondome – ein verblassender Mythos?
alivenkickin 17.07.2012: HIV Medikament Truvada in den USA als PreP von der FDA zugelassen
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USA: Zulassung für neuen Booster Cobicistat beantragt

Der Pharmakonzern Gilead hat bei den US-Gesundheitsbehörden FDA Food and Drug Administration die Zulassung für den neuen Booster Cobicistat (früher: GS-9350) beantragt. Der europäische Marktzulassungsantrag wurde bereits am 26. April 2012 bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA gestellt.

Bisher ist die Substanz Ritonavir (Handelsname Norvir®) des Pharmakonzerns Abbott der einzige zugelassene Booster.

POZ 28.06.2012: Approval Application for Gilead’s Novel Booster Cobicistat Filed with FDA

PrEP: wie geht’s weiter?

Mit der Zukunft der Prä-Expositions-Prophylaxe PrEP befasste sich am 12. Juni der ‚IAPAC Summit on Treatment as Prevention‘. Aidsmap gibt in einem Artikel eine Zusammenfassung über vorgestellte Studien und diskutierten Fragen.

In 22 Studien mit über 33.000 Teilnehmern wird in den kommenden Jahren die Machbarkeit des Konzepts ‚Prä-Expositions-Prophylaxe‘ PrEP (funktioniert es, nicht mit HIV infizierten Menschen Aids-Medikamente zu geben, um sich vor einer HIV-Infektion zu schützen?) untersucht. Einige dieser Studien (die der Artikel vorstellt) laufen bereits, andere sind in Vorbereitung oder einer frühen Finanzierungs-Phase. Treibende Kraft hinter vielen der Studien zu PrEP sind Epidemiologen und Forscher, aber auch der Pharmakonzern Gilead, Hersteller der beiden in den meisten der Studien untersuchten Medikamente.

Thematisiert wurden auch schwerwiegende ethische Bedenken, insbesondere die Frage: wie weit ist es überhaupt ethisch verantwortbar, Menschen zum Schutz vor einer HIV-Infektion Aids-Medikamente zu geben – während weltweit Millionen HIV-Positiver keine Aids-Medikamente erhalten (obwohl sie sie dringend benötigen) – und (un- oder unzureichend behandelt) an den Folgen von Aids sterben.
Eine Forscherin beschrieb dieses ‚Public Health Dilemma‘:

„Probably, the elephant in the room is prevention versus treatment in resource-constrained settings“

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siehe auch:
ondamaris 05.04.2012: Der Nationale AIDS-Beirat positioniert sich zur Prävention von HIV mit antiretroviralen Medikamenten
ondamaris 11.05.2012: Therapie als Prävention “gefährliche Hereinnahme einer Public-Health-Ethik in individuelle Therapie-Entscheidungen zulasten des Einzelnen” – Rolf Rosenbrock im Interview

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weitere Informationen:
aidsmap 25.06.2012: The road to PrEP: trials, regulation and rollout
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Rilpivirin bei HIV: Zusatznutzen für Monopräparat belegt – Dossier für Kombinationspräparat inhaltlich unvollständig: Vorhandene Studiendaten nicht adäquat ausgewertet

Seit Anfang 2012 steht erwachsenen Patientinnen und Patienten, die mit dem Humanen Immundefizit-Virus Typ1 (HIV-1) infiziert sind, auch der Arzneistoff Rilpivirin zur Verfügung. Es gibt ihn sowohl als Monopräparat (Handelsname Edurant ®) als auch in fester Kombination mit anderen HIV-Medikamenten (Handelsname Eviplera ®). Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat nun bei zwei frühen Nutzenbewertungen gemäß AMNOG überprüft, ob die beiden neuen Medikamente gegenüber den bisherigen Standardtherapien Vorteile haben.

Demnach gibt es Belege, dass Rilpivirin als Einzelwirkstoff Männern, die mit HIV-1 infiziert sind, einen beträchtlichen Zusatznutzen bietet. Für Frauen liefern die verfügbaren Studien entsprechende Hinweise.

Für die Fixkombination lässt sich aus dem Dossier des Herstellers ein Zusatznutzen dagegen nicht ableiten – und das obwohl beiden pharmazeutischen Unternehmen dieselben Studien zur Verfügung standen. Denn im Unterschied zum Hersteller des Monopräparats hat der Hersteller des Kombinationspräparats die Studiendaten nicht in angemessener Weise ausgewertet. Sein Dossier ist deshalb inhaltlich unvollständig.

(Pressemitteilung IQWIG, Anfang; vollständige Pressemitteilung mit Links zu Ergebnissen der beiden Nutzenbewertungen hier)

Umsatz mit Aids-Medikamenten weltweit 2009 und 2010

Das umsatzstärkste Aids-Medikament weltweit war im Jahr 2010 Atripla® des Pharmakonzerns Gilead. Auf Platz 2: Truvada®, ebenfalls von Gilead.

Nahezu 3 Milliarden US-Dollar Umsatz erzielte der Pharmakonzern Gilead im Jahr 2010 allein mit seinem Aids-Medikament Atripla® (2.927 Mio. $ 2010 gegenüber 2.382 Mio. $ 2009, plus 23%). Auf Platz zwei der umsatzstärksten Aids-Medikamente weltweit: das ebenfalls von Gilead vertriebene Truvada® mit einem Umsatz von 2.650 Mio. $ (plus 6,4% gegenüber 2.489 Mio. $ 2009).

Auf den weiteren Plätzen der Umsatz-Statistik 2010: Sustiva® (BMS) mit 1.368 Mio. $ (+7,1% gegenüber Vorjahr), Kaletra® (Abbott) mit 1.255 Mio. $ (minus 8,2%) und Isentress® (Merck/MSD) mit 1.090 Mio. $ (+45%). Es folgen Kivexa / Epzicom® (die Kombination aus den Wirkstoffen Abacavir und Lamivudin wird in den USA unter dem Handelsnamen Epzicom®, in den meisten anderen Staaten unter dem Handelsnamen Kivexa® vermarktet) mit 860 Mio. $ (+0,9%), Prezista® mit 857 Mio. $ (+45%), Viread® mit 732 Mio. $ (+9,7%) und Combivir® mit 563 Mio. $ (minus 15%).

Nooch im Jahr 2006 waren Truvada® (Gilead) und Kaletra® (Abbott) die beiden umsatzstärksten Aids-Medikamente weltweit.

Daten für die Umsätze des Jahres 2011 liegen noch nicht vor.

(Quelle der Daten 2009 & 2010: Statista, zitiert hier)

Kurz notiert … Dezember 2011

29. Dezember 2011: Ärzte im US-Bundesstaat Maryland haben eine erste vorläufige Riochtlinie erarbeitet zur Verwendung von HCV-Proteasehemmern bei mit HIV und Hepatitis C ko-infizierten Personen.

23. Dezember 2011: Das US-Wissenschaftsmagazin ‚Science‘ erklärtHIV-Therapie als Prävention‚ zum wissenschaftlichen Durchburch des Jahres.

20. Dezember 2011: Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat eine flüssige Formulierung von Darunavir (Handelsname Prezista®) zugelassen.

Der Pharmakonzern Gilead hat auch bei der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA die Zulassugn einer neuen Kombi-Pille (Quad) aus Elvitegravir, Cobicistat, Emtricitabine und Tenofovir beantragt.

16. Dezember 2011: Der Pharmakonzern Gilead soll bei der US-Arzneimittelbehörde beantragt haben, die Kombinationspille aus Tenofovir und Emtricitabine (Truvada®)  für die Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) zuzulassen.

„Wer Krebs oder AIDS hat, war einfach geistig nicht gut genug drauf“ – ist die Fraktionsgeschäftsführerin der Berliner ‚PiratenAnhängerin von Aids-Leugnern? Die Fraktion sieht darin kein Problem.

Das US-Unternehmen Salix bemüht sich um die US-Zulassung für ein neues Durchfall-Medikament. Cofrelemer soll, so der Zulassungs-Antrag, bei HIV-assoziierten Durchfällen eingesetzt werden.

Eine 32jährige Frau aus Betzdorf wurde zu sechs Monaten auf Bewährung verurteilt. Sie hatte einen Polizisten gebissen – der sich zudem aufgrund eines falschen Test-Ergebnisses fürchtete, mit HIV infiziert zu haben.

14. Dezember 2011: 114 Millionen US-$ brachte der Verkauf der Juwelen der im März 2011 verstorbenen US-Schauspielerin Elizabeth Taylor. Ein Teil des Erlöses kommt der Elizabeth Taylor Aids Foundation ETAF zugute.

07. Dezember 2012: Cobicistat, eine Substanz zum Boosten des Wirkstopffspiegels anderer Substanzen, hat sich in einer Phase-III-Studie laut Hersteller Gilead als nicht Ritonavir unterlegen erwiesen.

06. Dezember 2011: Die Pharmakonzerne Bristol-Myers Squibb (BMS) und Johnson & Johnson (J&J) vereinbaren eine Zusammenarbeit bei der Entwicklung von Medikamenten zur Behandlung der Hepatitis C.

01. Dezember 2011: Die International Aids Society IAS wählt Melbourne (Austtralien) als Austragungsort der XX. International Aids Conference.

Am 30. November 2011 stirbt der Pastor und Klinik-Seelsorger Bert van der Post. 1985 gründete er an der Universitätsklinik Köln die erste Betreuungsgruppe für Aids-Patienten.

Kurz notiert … November 2011

28. November 2011: Der Phamakonzern Gilead hat von der EU-Kommission die Zulassung für eine Kombinationspille aus den Wirkstoffen Emtricitabine, Rilpivirine und Tenofovir erhalten. Sie soll unter dem Handelsnamen Eviplera® vermarktet werden.

22. November 2011: Danielle Mitterand, Ehefrau des früheren französischen Präsidenten Francois Mitterand (und sein „linkes Gewissen“), ist tot. Über ihre Stiftung setzte sie sich immer wieder auch für HIV-Infizierte, insbesondere in Afrika, ein.

Das Robert-Koch-Institut RKI informiert über seine Geschichte zwsichen 1933 und 1945.

21. November 12011: Gilead baut seine Marktmacht weiter aus und erwirbt Pharmaset – ein hierzulande weitgehend unbekanntes Unternehmen, das zahlreiche neue Substanzen gegen Hepatitis C in der Entwicklung hat.

20. November 2011: Aids sei „in erster Linie ein ethisches Problem“, meint ein von Papst Benedikt XVI. unterzeichnetes Abschlussdokument der vatikanischen Bischofssynode zu Afrika. Nötig seien sexuelle Enthaltsamkeit und Treue in der Ehe.

15. November 2011: In Kasachstan sind offiziellen Angaben zufolge insgesamt 17.266 Menschen mit HIV infiziert, 1.432 von ihnen sind an Aids erkrankt.

Das CHMP der europäischen Arzneimittelbehörde EMA hat bereits am 20. Oktober 2011 die Zulassung einer ersten generischen Version von Efavirenz empfohlen. Efavirenz wird bisher unter den Handelsnamen Sustiva® und  Stocrin®vermarktet.

Die krankenkasse KKH hat einen Rabattvertrag über 5 HIV-Medikamente mit einem Pharmakonzern abgeschlossen.

14. November 2011: Prof. Gabriele Arent (Düsseldorf) fasst in einem Artikel für SpON die Suituation und aktelle Forschugn zum Thema „HIV und Gehirn“ zusammen.

11. November 2011: Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat die für 2012 ursprünglich vorgesehenen Kürzungen bei der Prävention im Bereich HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen teilweise zurückgenommen.

10. Nobvember 2011: Dänemark entfernt HIV aus Artikel 252 des Strafgesetzbuches – scheint aber andere die HIV-Übertragung kriminalisierende Regelungen vorzubereiten.

8. November 2011: Für ihre Verdienste wird Gaby Wirz mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

7. November 2011: Die US-Arzneimittelbehörde FDA warnt vor (vermutlich seltenen) schweren Hautreaktionen bei Anwendung von Raltegravir (Handelsname Isentress®).

5. November 2011: Vier von fünf HIV-Patienten weltweit werden mit Aids-Medikamenten des Pharmakonzerns Gilead Sciences behandelt, berichten Finanz-Analysten.

4. November 2011: Der Conseil national du sida (CNS), das 1989 gegründete höchste Beratungsgremium der französischen Politik in Aids-Fragen, unterstützt Forderungen nach einer Finanztransaktionssteuer. Diese sei geeignet, Mittel für die weltweite Aids-Bekämpfung zu generieren.

3. November 2011: Jeff Crowley, Director of the Office of National AIDS Policy and Senior Advisor on Disability Policy im Weißen Haus und „Aids-Zar“ von US-Präsident Obama, hat seinen Rückzug erklärt.

Bundesentwicklungsminister Niebel sieht sich durch jüngst vorgelegte Prüfberichte des Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria (GFATM) bestätigt und fordert Reformen.

2. November 2011: Eine neue Regelung untersagt HIV-Positiven in Swasiland, als Pilot zu arbeiten. HIV-Aktivisten in dem afrikanischen Binnenstaat protestieren.

Mikrobizid versagt in Studie

Ein Mikrobizid-Gel, das das antiretrovirale Medikament Tenofovir enthält, hat in einer Studie versagt. Ein entsprechender Studien-Arm wurde abgebrochen.

Eine grosse Studie mit einem Gel, das den Wirkstoff Tenofovir enthält und das auf seine Tauglichkeit zur Prävention von HIV-Übertragungen getestet wurde, wurde vorzeitig abgebrochen. Im Studien-Arm mit Tenofovir als Mikrobizid wurden nicht mehr HIV-Übertragungen verhindert als in dem Arm, der Pzaebo enthielt.

Im Rahmen der VOICE-Studie (Vaginal and Oral Interventions to Control the Epidemic) wurden 5.029 Frauen in Südafrika, Simbabwe und Uganda untersucht. VOICE ist eine der größten derzeit stattfindenden Präventions-Studien mit einem Mikrobizid. Durchgeführt wurde die Studie von dem US-Forschungs-Konsortium Microbicide Trials Network (MTN). Untersucht wurden drei Arten der medikamentösen Prävention: Tenofovir als orales Medikament (Prä-Expositions-Prophylaxe, PrEP) oder als Wirkstoff in einem vaginalen Gel (Mikrobizid) sowie Tenofovir plus Emtricitabine als orales Medikament. Beides (Gel und Pillen) sollte unabhängig von sexueller Aktivität täglich angewandt / eingenommen werden.

Der Studien-Arm mit Tenofovir-Tabletten als PrEP war bereits Ende September 2011 abgebrochen worden. Eine Wirksamkeit oralen Tenofovirs zur Prävention von HIV-Übertragungen konnte in diesem Arm nicht gezeigt werden.

Nun wurde auch der Arm abgebrochen, der Tenofovir als vaginales Gel untersuchte. Das Data and Safety Monitoring Board (unabhängiges Expertengremium) der Studie hatte festgestellt, dass die HIV-Inzidenz in den beiden Studien-Armen mit Tenofovir-Gel und Plazebo nahezu identisch war. Unter Frauen, die Tenofovir Gel verwandten, traten 6,0 HIV-Infektionen pro 1.000 Frauen und Jahr auf, im Arm mit Plazebo 6,1. Sowohl der Tenofovir-Gel-Arm als auch der Plazebo-Gel-Arm der Studie wurden daraufhin gestoppt.

Einzig die beiden Studien-Arme mit Tenofovir plus Emtircitabine als Pille sowie Plazebo-Pillen werden fortgesetzt. Bisher ist geplant, diese Arme bis Mitte 2012 laufen zu lassen, Studienergebnisse werden für Anfang 2013 erwartet. Eine andere Studie mit Tenofovir plus Emtricitabine als PrEP zur Prävention der HIV-Übertragung (FEM-PrEP) war Ende April 2011 abgebrochen worden wegen mangelnder Wirksamkeit.

Tenofovir wird derzeit in mehreren Studien experimentell zur HIV-Prävention untersucht, auch als Mikrobizid. Tenofovir ist zur Behandlung der HIV-Infektion zugelasen und wird vom Pharmakonzern Gilead unter dem Handelsnamen Viread® vermarktet, es ist auch in Truvada® enthalten.

Das MTN Microbicide Trials Network hatte erst vor kurzem mitgeteilt, dass es in einer weiteren Studie erstmals ein Mirkobizid mit zwei Wirkstoffen untersucht.

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weitere Informationen:
aidsmap 25.11.2011: Microbicide gel fails to work in large international trial
aidsmap 29.09.2011: Tenofovir PrEP arm dropped in women’s HIV prevention trial
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Kurz notiert … Oktober 2011 / 1

12. Oktober 2011: Patienten, die unter normalen Kriterien als übergewichtig bezeichnet werden würden, erreichten 12 Monate nach Beginn einer antiretroviralen Therapie die größten Anstiege der CD4-Zell-Zahlen, berichten US-Forscher.

11. Oktober 2011: Die Pharmakonzerne Gilead und Boehringer Ingelheim haben am 5. Oktober eine Vereinbarung unterzeichnet, nach der Gilead die exklusiven Rechte an der Weiterentwicklung der Boehringer-Substanzen einer neuen Klasse, der ’non-catalytic site Integrase Inhibitoren‘ (NCINIs) erhält. Boehringer wolle sich auf andere Substanzen in seiner Entwicklungs-Pipeline, besonders gegen Hepatitis C, konzentrieren, teilte das unternehmen mit.

Das Unternehmen Theratechnologies hat eine weitere Substanz entdeckt, die es auf Wirksamkeit gegen Lipodystrophie untersuchen will. Die neue Substanz soll breiter und elichter einsetzbar sein als das ebenfalls vom Unternehmen entwickelte Tesamorelin.

08. Oktober 2011: Die Deutsche AIDS-Hilfe (DAH) fordert die Aufnahme von chronischen Krankheiten ins AGG.

05. Oktober 2011: Der frühere Vizepräsident des russischen Ölkonzerns Yukos Wassili Aleksanian ist einem russischen Medienbericht zufolge am 3,. Oktober an den Folgen von Aids gestorben.

01. Oktober 2011: Der Arm mit oralem Tenofovir wurde in der VOICE-Studie (Vaginal and Oral Interventions to Control the Epidemic) vorzeitig gestoppt. Das Data and Safety Monitoring Board der PrEP– /HIV-Präventions-Studie kam zu dem Schluss, dass selbst bei Fortsetzung der Studie bis zum vorgesehenen End-Zeitpunkt Tenofovir oral keinen Unterschied zu Plazebo zeigen werde.

Die Zahl der Hepatitis-C-Infektionen in den USA könnte um über eine Million zu niedrig geschätzt sein, glauben Epidemiologen.

Einigung mit Patent-Pool: Gilead authorisiert indische HIV-Generika (akt.4)

Der Pharmakonzern Gilead hat heute eine Einigung mit dem UNITAID Patentpool sowie mit indischen Generika-Herstellern erzielt. Dieser Einigung zufolge ist es indischen Generika-Herstellern gestattet, generische Versionen der HIV-Medikamente des Pharmakonzerns Gilead herzustellen und diese in einer großen Zahl sich entwickelnder Staaten zu vertreiben.

Dies meldet die Organisation ‚Coalition International Sida‘ in einer Pressemitteilung von heute. Die französischen Aidshilfe-Organisation Aides bezeichnete die Übereinkunft als „einen bedeutenden Moment im Kampf gegen Aids“.

Gilead hat sich bisher nicht inzwischen ebenfalls in einer Presseerklärung geäußert. Das Unternehmen sei das erste, das sich mit dem 2010 gegründeten Patentpool auf ein Lizenzabkommen einige. Ziel des Konzerns sei es, neue HIV-Medikamente in einer kostengünstigen Version schnellstmöglich nach Entwicklung und Zulassung in sich entwickelnden Staaten zugänglich zu machen. Lizenznehmer würden dazu umfassenden Zugang zu Gileads Herstellungs-Prozessen erhalten.

„The expanded licensing terms grant to the company’s Indian partners and the Pool future rights to elvitegravir, an investigational integrase inhibitor; cobicistat, an investigational antiretroviral boosting agent; and the „Quad,“ which combines four Gilead HIV medicines in a once-daily, single-tablet regimen.
Our goal is to ensure that as new Gilead HIV therapies are developed and approved, low-cost versions will be rapidly accessible in developing countries without delay.
Gilead’s original licensing agreements provided Indian manufacturers with non-exclusive rights to produce active pharmaceutical ingredient and finished product and sell generic versions of Gilead’s HIV medicines Viread(R) (tenofovir disoproxil fumarate, or TDF) and Truvada(R) (emtricitabine/tenofovir disoproxil fumarate) in 95 developing countries, including India.
The expanded agreements include future rights to produce and sell generic versions of three Gilead HIV therapies, if and when they are approved.

Licensees will receive a complete technology transfer of the Gilead manufacturing process to support their efforts to obtain local regulatory approvals and scale up production as soon as possible following U.S. Food and Drug Administration approval of the pipeline products covered under the agreement.

Gilead erhält Presseberichten zufolge für die Lizenzen des Patentpools bei Tenofovir 3%, bei anderen Substanzen 5% des Generikum-Preises als Lizenzgebühr. Der Preis von generischen HIV-Medikamenten beträgt oftmals nur wenige Prozente des Preises in Industriestaaten.

‚Coalition International Sida‘ fordert nun die Pharmakonzerne Merck und Johnson & Johnson auf, dem Beispiel Gileads zu folgen. Die bisherige Weigerung der beiden Unternehmen, mit dem Patentpool zusammen zu arbeiten, sie „eine wahre Schande“. Bei Gilead repräsentierten die HIV-Medikamente 80% der Einnahmen, bei Merck sowie Johnson & Johnson hingegen nur weniger als 5%.

Eine Sprecherin des Patent Pools bestätigte inzwischen, dass der Pool mit anderen Pharmakonzernen in Verhandlung stehe, darunter ViiV, BMS, Boehringer und Roche. Der Pharmakonzern Abbott ist hingegen bisher ebenso wie Merck und Johnson & Johnson  nicht in Verhandlungen mit dem Patentpool.

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Aktualisierung
12.07.2011, 18:55
: UNAIDS begrüßt die Einigung als „Signal für eine neue Ära im Kampf gegen HIV“ und einen „Wendepunkt für die Zusammenarbeit mit dem privaten Sektor“.
UNAIDS-Direktor Michel Sidibé: „This agreement between the Medicines Patent Pool and Gilead and signals a new era in the response to HIV with private and public sectors working hand in hand for the best interests of public health.“ Er hoffe, dass weitere Pharmaunternehmen sich dem anschließen.
12.07.2011, 22:15: Die Organisation ‚Ärzte ohne Grenzen‘ kritisiert die Regelung in einer Presseerklärung. Zwar stelle die Vereinbarung eine Verbesserung dar, aber es schränke den Wettbewerb ein, indem es die Herstellung auf ein Land (Indien) begrenze. Zudem seien viele Menschen in Staaten mit mittlerem Einkommen von der Regelung ausgeschlossen.

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weitere Informationen:
Coalition International Sida 12.07.2011: Gilead autorise le génériquage de ses medicaments VIH
Gilead 12.07.2011: Gilead Expands Access Program for Medications in Developing World
UNAIDS 12.07.2011: UNAIDS welcomes first voluntary license to the Medicines Patent Pool by a pharmaceutical company
POZ 12.07.2011: Gilead Is First Drug Company to Join Medicines Patent Pool
Doctors without Borders 12.07.2011: Gilead Licence Expands Access, But Several Countries Left Out
Ärzte ohne Grenzen 12.07.2011: Gilead-Lizenz verbessert Zugang zu Medikamenten – aber einige Länder bleiben ausgeschlossen
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Kurz notiert … Juli 2011

26. Juli 2011: Alexander McQueen, am 11. Februar 2011 verstorbener britischer Modedesigner, hat aus seinem 16 Millionen Pfund umfassenden Nachlass 100.000 Pfund der britischen Aids-Organisation Terrence Higgins Trust vermacht.

25. Juli 2011: Dem Kondom-Hersteller Durex werden die Kondome knapp, aufgrund einer bereits seit Mai 2011 andauernden Auseinandersetzung mit einem indischen Lieferanten.

20. Juli 2011: Die europäische Arzneimittelbehörde EMA hat dem Hepatitis-C- Proteasehemmer Boceprevir (Handelsname Victrelis®) die Zulassung erteilt.

18. Juli 2011: Der Pharmakonzern Abbott kündigt an, eine Kombi-Pille aus Kaletra® und 3TC zu entwickeln.

14. Juli 2011: Die Regionen in den USA mit den höchsten HIV-Infektionsraten zählen zugleich zu den ärmsten Regionen der USA, berichten US-Medien. In den am meisten von HIV betroffenen Regionen im Süden der USA lebe einer von fünf HIV-Positiven unterhalb der Armutsgrenze.

13. Juli 2011: Zwei große Studien zur Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) haben gezeigt, dass Tenofovir bzw. Tenofovir plus Emtricitabine das Risiko einer sexuellen HIV-Übertragung bei heterosexuellen Paaren um 62 bzw. 73% reduzieren können.

12. Juli 2011: Liza Minelli wurde zum ‚Offizier‘ der französischen Ehrenlegion ernannt, u.a. wegen ihrer Verdienste um die Aids-Bekämpfung. Die Ehrenlegion ist die höchste Auszeichnung Frankreichs.

11. Juli 2011: Australien: HIV-positiver Mann zu 3 Jahren Haft verurteilt wegen Gefährdung von 3 Frauen durch ungeschützten Sex. Keine der Frauen wurde mit HIV infiziert.

Wissenschaftler haben in Japan einen Gonorrhoe- (auch: Tripper) Stamm entdeckt, der gegen die eingesetzten Antibiotika resistent ist.

Jerry Herman, offen HIV-positiver Hollywood-Erfolgs-Komponist u.a. der Musicals „Hello Dolly“ oder „La Cage Aux Folles“ (Ein Käfig voller Narren) wurde am 10. Juli 80 Jahre alt.

08. Juli 2011: Schweiz: eine 32jährige Frau aus Ostafrika wurde wegen schwerer Körperverletzung zu einer „teilbedingten Freiheitsstrafe“ von drei Jahren verurteilt. Falls das Urteil rechtskräftig wird, droht der Frau die Abschiebung aus der Schweiz.

05. Juli 2011: Millionen HIV-Positive, die auf günstige Aids-Medikamente angewiesen sind, werden sterben, falls Indien aufgrund des Handelsabkommens mit der EU aufhören muss, generische Aids-Medikamente herzustellen. Dies betont UNAIDS-Direktor Michel Sidibé.

04. Juli 2011: Eine Gruppe von 55 US-Ärzten fordert die US-Arzneimittelbehörde FDA auf, Truvada® nicht als ‚Präventions-Pille‚ zuzulassen.

03. Juli 2011: „Will Karel De Gucht be responsible for millions deaths ?“ EU-Handelskommissar Karel de Gucht wurde am frühen Sonntag Morgen von Aktivisten von ACT UP Paris geweckt (Video), die gegen die (von de Gucht vertretene) Position der EU in Handelsabkommen protestierten. Die Haltung der EU gefährde die Versorgung von Millionen HIV-Positiven mit preiswerten Generika.

02. Juli 2011: „Die gestoppten Gelder für den Globalen Fonds schnellstens freigeben“, fordert (nicht nur) die Deutsche Aids-Hilfe von Bundesentwicklungsminister Niebel.

01. Juli 2011: Der Schmuck der am 23. März 2011 verstorbenen Filmschauspielerin Elizabeth Taylor soll im Dezember 2011 versteigert werden. Der Erlös soll der Elizabeth Taylor Aids Foundation zugute kommen.

Einige Aids-Medikamente der Klasse der NRTIs können bei HIV-Positiven zu vorzeitiger Alterung beitragen. Die durch sie verursachten Veränderungen an den Mitochondrien könnten irreversibel sein, so Wissenschaftler.

bald geboostete Kombis ohne Ritonavir?

Der Proteasehemmer Darunavir (Prezista®) könnte schon bald in einer Ko-Formulierung mit dem Booster Cobicistat ko-formuliert und die Pillen-Zahl so reduziert werden. Eine entsprechende Entwicklungsvereinbarung schlossen beide Hersteller-Unternehmen.

Schon länger kündigt es sich an, nun könnte es konkret werden: das Ende des ‚Norvir®-Monopols‘ als Booster von HIV-Medikamenten. Die beiden Pharmakonzerne Johnson & Johnson (Janssen Pharmaceuticals / Tibotec) und Gilead einigten sich darauf, dass Gilead seinen proteasehemmer Darunavir (Handelsname Prezista®) entwickeln kann in einer gemeinsamen Formulierung mit dem Booster Cobicistat.

In einer Pressemitteilung kündigte Tibotec an:

„Tibotec Pharmaceuticals today announced that it has entered into a license agreement with Gilead Sciences, Inc., for the development and commercialization of a new once‐daily single tablet fixed‐dose antiretroviral combination product containing Tibotec’s protease inhibitor PREZISTA® (darunavir) and Gilead’s cobicistat, an investigational pharmacoenhancing or „boosting“ agent.“

Cobicistat ist eine Substanz, die (ebenso wie Ritonavir) geeignet ist, die Plasmaspiegel anderer Substanzen im Blut zu erhöhen (boosten). Cobicistat wird von Gilead Pharmaceuticals entwickelt. Bisher muss Darunavir in der geboosteten Verwendung in Kombination mit Ritonavir (Handelsname Norvir®; Hersteller Abbott) eingesetzt werden. Ritonavir ist derzeit der einzige verfügbare Booster für Aids-Medikamente.

Die nun in Entwicklung befindliche Ko-Formulierung von Darunavir und Cobicistat wäre erst die zweite „einmal-täglich eine Pile“ Formulierung eines Proteasehemmers: surch die nun in Entwicklung befindliche Ko-Formulierung könnte auch mit Cobicistat geboostetes Darunavir als „Eine – Pille“ – Formulierung angeboten werden – die Pillenzahl würde sich reduzieren.

Mit Ausnahme des Proteasehemmers ‚Kaletra®‘ (des Ritonavir-Herstellers Abbott) gibt es bisher keine Ko-Formulierungen geboosteter Proteasehemmer in einer einzigen Pille. Auch dieses Monopol würde mit einer Entwicklung einer Cobicistat-geboosteten Darunavir-Pille aufgehoben werden.

Cobicistat ist bisher nicht zugelassen. Eine Zulassung für die USA wird für 2012 erwartet.
Beide Unternehmen verhandeln derzeit zudem darüber, Cobicistat auch mit einer anderen Kombination von Aids-Medikamenten von Gilead zu kombinieren.

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siehe auch:
Tibotec Pressemitteilung 28.06.2011: Tibotec Pharmaceuticals announces Agreement with Gilead Sciences … (pdf)
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Kurz notiert … Juni 2011

21. Juni 2011: Ein HIV-positiver Pilot klagt vor dem Obersten Gerichtshof der USA wegen des Verlusts seiner Fluglizenz.

19. Juni 2011: HIV und Hepatitis – Aktivisten in Europa und den USA fordern einen schnelleren Zugang zu neuen Medikamenten gegen Hepatitis C.

15. Juni 2011: Fidschi hat eine Verordnung erlassen, die die Diskriminierung HIV-Positiver bei Versicherungen und Pensionskassen untersagt.

13. Juni 2011: Der Aids-Medikamenten-Hersteller Gilead hat eine Strafandrohung des US- Justiz-Ministeriums erhalten, das damit Informationen zu Herstellung, Qualität sowie Vertriebspraktiken mehrerer Medikamente des Konzerns (u.a.a auch Aids-Medikamente) erhalten will. Zu Gründen machte Gilead bisher keine Angaben.

07. Juni 2011: Studien an neuen Krebs-Medikamenten schließen Menschen mit HIV häufig aus, neue Krebs-Medikamente werden selten auf Wirkungen und Nebenwirkungen bei HIV-Positiven untersucht. Anders bei experimentellen Substanz gegen Nierenkrebs, die auch an HIV-Positiven untersucht wird.

06. Juni 2011: TheraTechnologies hat die Zulassung von Tesamorelin (vermarktet unter den Handelsnamen Egrifta(R)) in Europa beantragt. Tesamorelin wird eingesetzt bei Fettansammlungen infolge Lipodystrophie-Syndrom.

Die globalen Mittel für den Kampf gegen Aids müssten kurzfristig um ein Drittel erhöht werden, langfristig um 20% – dann könnten bis zum Jahr 2012 15 Millionen HIV-Infizierte weltweit antiretroviral behandelt werden. Dies betont UNAIDS-Generaldirektor Michel Sidibé.

01. Juni 2011:Der langfristige Anstieg der CD4-Zell-Zahl ist bei HIV-Positiven mit einem Lebensalter von über 50 Jahren niedriger, zeigt eine US-Studie.

„Das Kondom schützt nicht“, zu diesem Ergebnis kommt ein zweitägiger Kongress zu HIV/Aids im Vatikan – 30 Jahre nach der ersten wissenschaftlichen Publikation zu Aids.

Gil Scott-Heron, der ‚Godfather of Rap‘, stirbt am 27. Mai 2011. Er lebe seit vielen Jahren mit HIV, hatte er dem ‚New York‘ Magazin 2008 berichtet.

Aufregung bei Londoner HIV-Präventions-Projekten: das Budget für HIV-Prävention 2011/12 soll um 20% gekürzt werden.

ViiV Healthcare: wie ist die Zukunft des zweitgrößten Herstellers von Aids-Medikamenten?

Der Pharmakonzern GlaxoSmithKline wird sich „nicht unmittelbar“ vom Aids-Medikamenten-Hersteller ViiV trennen, so der Vorstandsvorsitzende des Konzerns.

Zeichnet sich ein neuer größerer Umbruch am Markt für Aids-Medikamente ab? Der Chef des Mehrheits-Eigners von ViiV Helathcare zeigt sich „offen“ und „aufgeschlossen“ für eine Abspaltung des Unternehmens, auch wenn diese „nicht unmittelbar“ bevor stünde. Man habe „alle Optionen“. Bereits im November 2010 hatte ein hoher GSK-Manager einen Börsengang von ViiV für möglich erklärt.

Spekulationen über einen etwaigen Börsengang von ViiVV waren aufgekommen, als Ian Read, der Chef des Pharmakonzerns Pfizer ankündigte, er überlege sich von einigen Geschäftsbereichen zu trennen.

Die Pharmakonzerne GlaxoSmithKline (GSK) und Pfizer hatten erst im Mai 2009 angekündigt, ihre Aids-Aktivitäten in einem gemeinsamen Unternehmen ‚ViiV Healthcare‘ zu bündeln. Im November 2009 hatte das Joint Venture ViiV den Betrieb aufgenommen. GSK hält 85% der Anteile an diesem gemeinsamen Unternehmen, Pfizer 15%.

Der britische Pharmakonzern GSK ist einer der fünf größten Pharmaunternehmen weltweit. Eine Abspaltung des Aids-Medikamente-Herstellers ViiV vom Konzern GSK könnte auch bedeuten, dass ViiV nicht mehr auf die umfangreichen Forschungs- und Finanzierungs-Möglichkeiten des Konzerns zurück greifen kann.

ViiV bezeichnet sich selbst auf seiner Website als Spezialist für HIV und Aids:

„Our aim is to take a deeper and broader interest in HIV/AIDS than any company has done before and then take a new approach to deliver effective and new HIV medicines as well as support communities affected by HIV.“

Analysten konstatieren, ViiV könne sich als unabhängiges, auf Aids spezialisiertes Unternehmen besser positionieren gegenüber Gilead Sciences, einem der größten Hersteller von Aids-Medikamenten. Der Pharmakonzern GSK könne im Fall einer Trennung von seinem Aids-Bereich seine Gewinnentwicklung deutlich verbessern.

Einst ein kleines unbedeutendes Pharma-Unternehmen (es wurde 1987 als ‚Oligogen gegründet), ist Gilead Sciences innerhalb weniger Jahre zu einem der bedeutendsten Hersteller auf dem Markt der Aids-Medikamente aufgestiegen. Heute ist Gilead der Markt-Führer bei Aids-Medikamenten, gefolgt von ViiV Healthcare.
Gileads Anteil am weltweiten Markt für Aids-Medikamente wird auf derzeit zwischen 30% und 40% geschätzt. Der Anteil von ViiV bewegt sich eigenen Angaben zufolge bei 19%.

Experten beziffern den Wert des globalen Marktes für Aids-Medikamente auf ca. 12 Milliarden US-$ (2009). Den größten wertmäßigen Anteil haben die USA (ein traditionelles Hochpreis-Land für Medikamente), auf dem zweiten Platz liegt die EU (ebenfalls überwiegend hochpreisige Märkte). Die weit überwiegende Mehrzahl der HIV-Positiven leben in weniger entwickelten Staaten insbesondere des Afrikas südlich der Sahara, Asien sowie Osteuropa. Hier lassen sich jedoch für Pharmakonzerne (u.a. aufgrund Patentregelungen, Generika-Einsatz) wenn überhaupt nur geringere Gewinnmargen realisieren.

Der Markt für Aids-Medikamente ist in den letzten Jahren von großen Umwälzungen und Konzentrationen gekennzeichnet. So teilte der Pharmakonzern Hoffmann-LaRoche Mitte 2008 an, seine Aids-Forschung einzustellen.

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Sollten sich GSK und Pfizer von ViiV durch einen Börsengang trennen, entstünde ein unabhängiges neues Unternehmen auf dem Markt der Aids-Medikamente-Hersteller.

Doch – was Analysten als Möglichkeit zu einer besseren Positionierung gegenüber Wettbewerber Gilead preisen, birgt auch Gefahren. Wie groß wird ein solches Unternehmen, welche Kapitalkraft wird es haben z.B. um auch mehrjährige kostenintensive Forschung und Entwicklung von neuen Substanzen zu leisten?

Und – wenn doch der Markt so lukrativ sei, wie die Analysten-Worte suggerieren, warum sollte GSK sich dann von einer solchen Perle trennen?

Andere Aussagen von Analysten weisen wohl eher den Weg. GSK könne seine eigene Gewinnentwicklung durch eine Trennung vom Aids-Bereich verbessern, konstatieren Analysten. Wird Forschung und Herstellung von Aids-Medikamenten als „Klotz am Bein“ betrachtet? Haben – berechtigte – Forderungen nach bezahlbaren Aids-Medikamenten dazu geführt, dass – möglicherweise weniger gerechtfertigte oder überzogene – Gewinnerwartungen von Analysten nicht mehr so ausgeprägt erfüllt werden können?

GSK-Chef Witty bestätigt indirekt; man habe „alle Optionen“ – „um den höchsten Wert für die Aktionäre zu schaffen“.

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weitere Informationen:
Reuters 05.05.2011: GSK CEO says no short-term plan to divest HIV unit
FiercePharma 06.06.2011: GSK chief ‚open-minded‘ about ViiV spinoff
Market Research News 14.03.2011: The HIV/AIDS Market Outlook to 2015: Competitive landscape, market size, pipeline analysis and growth opportunities
Reuters 22.07.2010: Interview: ViiV sees one new HIV product a year by 2012
Reuters 09.11.2010: Glaxo says future IPO possible for ViiV
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