Pillen-Preise

Der Preis neu zugelassener Medikamente, in den USA inzwischen ein auch bei Patienten diskutierter Faktor, ist in Europa bisher kaum Thema. Ein Zustand, der sich in Zukunft auch in Europa ändern dürfte, schon angesichts zunehmend steigender Medikamenten-Kosten auch in der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland. Ein Beispiel aus den USA.

Die Preise für Medikamente interessieren hierzulande bisher kaum einen Patienten oder Aktivisten. Sicher, die in den am wenigsten wirtschaftlich entwickelten und meist von Aids am stärksten betroffenen Staaten der Welt verlangten Preise sind inzwischen ein viel diskutiertes Politikum. Aber was die Medikamente in Europa kosten? Kaum ein Diskussionsthema bisher, auch nicht in den betroffenen Communities, bei Patienten oder Aktivisten.

Dies ist anders in den USA, wie das Beispiel eines jüngst zugelassenen Medikaments zeigt. Bereits vor der Zulassung führten Community-Organisationen umfangreiche Gespräche mit dem Hersteller über den zu erwartenden Preis für das Medikament – in den USA.

Erst jüngst wurde in den USA der Integrasehemmer Raltegravir (Handelsname USA: Isentress; Zulassung in der EU wird erwartet) zugelassen. Der Preis der Tagesdosis: 27 US-$.

US-Aktivisten zeigten sich nach der Zulassung enttäuscht angesichts des Preises. Raltegravir habe bisher in Studien selbst höchste Erwartungen erfüllt und sei das vielleicht am stärksten wirksame der bisher zugelassenen Aids-Medikamente, so Martin Delaney, Gründer von Project Inform.
Doch er habe nach den Preis-Gesprächen, die Community-Vertreter der Fair-Price-Coalition (nach zahlreichen Community-internen Gesprächen) mit Hersteller Merck geführt hatten, einen niedrigeren Preis erwartet. Er habe gehofft, Merck würde dem Crixivan-Beispiel folgen – der Konzern hatte den Preis dieses PIs damals deutlich niedriger festgesetzt als Wettbewerbsprodukte, während Raltegravir nun an der oberen Preisgrenze vergleichbarer Medikamente liege.

Immerhin sei Merck, so Delaney, nicht der Versuchung erlegen, noch höhere Preise zu verlangen. Wettbewerber Pfizer habe den Preis des ebenfalls jüngst zugelassenen Selzentry noch 2$ pro Tag höher angesetzt.
Project Inform forderte Merck auf, nun zumindest den Preis (in den USA) für drei Jahre einzufrieren. Ebenfalls solle der Konzern zusagen den Preis zu senken, sobald die Zulassung auch auf bisher unbehandelte Positive ausgeweitet werde. Project Inform wolle in Gesprächen mit Merck versuchen zu erreichen, dass das neue Medikament allen Positiven verfügbar werde, die es benötigen.