Coming Out in der Bank

Über ein ‚Coming Out mit Ende 20‘ berichtet die Frankfurter Rundschau. Offen als Schwuler auftreten am Arbeitsplatz .

Jean-Luc Vey, ein Physiker, Mitarbeiter einer deutschen Groß-Bank, berichtet über sein Coming-Out bei der Deutschen Bank, und welche Rolle dabei der Max-Spohr-Preis des ‚Völklinger Kreises‘ (Bundesverband für schwule Führungskräfte) spielte.

Vor vielen vielen Jahren war ich selbst an der Gründung des ‚Völklinger Kreises‘ beteiligt. Nach einiger Zeit bin ich aufgrund inhaltlicher Differenzen ob des damaligen emanzipatorischen Selbstverständnisses der Gruppe ausgestiegen. Schön jetzt zu lesen, dass der Preis, den der VK verleiht, auch solch positive Folgen für den Einzelnen haben kann …

Wer positiv ist fliegt raus

„Wer HIV-positiv ist, fliegt raus“ – das gibt es heute nicht mehr?

Doch, doch, und ganz offen.

Viele HIV-Positive leben gut ohne Therapien oder können ihre Infektion erfolgreich antiretroviral behandeln lassen.
Und – sie wollen arbeiten. Oder sie müssen, z.B. schon aus ökonomischen Gründen.

Wenn da nicht Arbeitgeber wären, die dem im Wege stünden.
Wie zum Beispiel die Lufthansa. „Die wohl härteste Eingangsuntersuchung“ rühmt die ‚Financial Times‘ die Einstellungsuntersuchungen der Lufthansa für Piloten. Und

„wer beispielsweise HIV-positiv ist, fliegt raus.“

Nun hat die Lufthansa, soweit ich mich erinnere, in der Vergangenheit immer begründet, das Risiko eines HIV-positiven Piloten im Cockpit sei einfach zu groß, z.B. bei neurologischen Problemen.

Da mag man sich fragen, ob dies inzwischen (z.B. angesichts besserer Therapie- und Untersuchungs- Möglichkeiten) wirklich noch so generell gilt. Ob wegen HIV wirklich jeder HIV-positive Pilot nicht tragbar ist.
Und vor allem – warum ihnen nicht einfach ein anderer Job, z.B. am Boden, angeboten werden kann, statt sie an die Luft zu setzen.

Wir leben 2007 …
Und die Arbeits-Bedingungen als HIV-Positiver sind immer noch alles andere als ’normal‘.

Nein, Diskriminierung gibt es ja überhaupt nicht mehr …

Müssen sich Bewerber als Stewardess eigentlich auch immer noch auf HIV testen lassen?

Nur zur Erinnerung: schon vor vielen Jahren war das Verhalten der Lufthansa Anlass für einige ACT UP – Aktionen (wie z.B. Die-Ins) …

Nachtrag 12.10., 12:19: hierzu passt auch gut die Geschichte, die Sabine heute gepostet hat „What We Can’t Talk About“. 20% der HIV-infizierten Dänen und Däninnen behalten ihre Diagnose für sich. Ob das in Deutschland so viel anders ist ?

Schwul auf Arbeit – alles klar?

Respekt und gleiche Bedingungen am Arbeitsplatz sind für viele Schwulen, Lesben und Bisexuelle bisher nicht Realität. Ein Handbuch aus Schweden zeigt Beispiele, wie hier Veränderungen erreicht werden können.

‚Homosexualität – das ist doch reine Privatsache. Das hat doch mit dem Arbeitsleben nichts zu tun!‘ – Diese Einstellung hört man immer wieder, immer noch.
Und doch, es gilt massiv zu widersprechen. Solange Homo- und Bisexuelle im Arbeitsleben diskriminiert und benachteiligt werden, ist es eben nicht nur ‚reine Privatsache‘.

Stelle ich das Foto des Partners / der Partnerin auf den Schreibtisch? Bringe ich ihn/sie mit zur nächsten Betriebsfeier, oder verschweige ich sie/ihn schamhaft? Schon einfache Fragen zeigen, dass es oft um eine Gleichberechtigung am Arbeitsplatz noch nicht gut bestellt ist.

Eine offene Gesellschaft, gleichberechtigte und nicht diskriminierende Arbeitsbedingungen sind für viele Schwule, Lesben und Bisexuelle immer noch keine Realität.
Egal ob Arbeiter oder Managerin, Angestellte oder Aushilfskraft – jede/r, auch Lesben und Schwule sollte am Arbeitsplatz gleiche Bedingungen und Rechte haben. Dieses Ziel erreichen zu helfen ist Anliegen von ‚All Clear‘.

„All Clear“ soll den Herausgebern zufolge als Trainings- Werkzeug dienen, um „uns selbst offene Arbeitsräume schaffen zu helfen, in denen jede/r unabhängig von seiner/ihrer sexuellen Orientierung willkommen ist und respektiert wird“.

All Clear besteht aus einem 60eitigen Handbuch und einer CD-ROM. Beide sollen Anregungen geben und Methoden vorschlagen, um ein Bewusstsein für die Frage der Arbeitsbedingungen von Schwulen, Lesben und Bisexuellen zu schaffen und Einstellungen zu ändern. Adressaten sind Arbeitnehmer genauso wie Arbeitgeber und Gewerkschaften.

Ein breites Spektrum möglicher Quellen von Ungleichbehandlung und Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung wird in den Handbuch thematisiert. Der Themenbereich HIV/Aids, gerade für schwule Männer ebenfalls ein potenzieller Ansatz für Ängste und Diskriminierungen, wird hingegen leider nahezu gar nicht behandelt.

All Clear wurde ursprünglich für die Situation in Schweden entwickelt und auf schwedisch verfasst. Aufgrund des Interesses weit über Schweden hinaus wurde die Broschüre 2006 mit Unterstützung des Europäischen Sozialfonds der EU ins Englische übersetzt (und stellenweise an internationale Gegebenheiten angepasst), die Videos auf der CD-Rom wurden auf englisch untertitelt.

Die Broschüre (mit CD) kann unentgeltlich direkt bei FrittFram online bestellt werden (Lieferzeit ca. 3 Wochen).