Beschirmt Bundesfamilien- Ministerin Homo-Heiler? (akt.2)

Nicht nur bei den Ösis finden Kongresse statt, zu denen auch Menschen eingeladen werden, die „Homosexuelle heilen“ wollen (und dann, nach Druck, immerhin doch ‚freiwillig absagen‘).

Nein, nicht nur in Österreich.
Sondern auch in Deutschland.

Und – besonders apart, der Kongress findet unter Schirmherrschaft von Frau von der Leyen statt, ihres Zeichens CDU-Politikerin und Bundesfamilienministerin.

Wie gayweb meldet, hat von der Leyen die Schirmherrschaft (warum eigentlich nicht Schirmfrauschaft?) des Kongresses „Christival 2008“ in Bremen übernommen.
Und dieser Kongress wollte auch eben jenes Seminar (Nr. 664) anbieten, zunächst unter dem Titel „Homosexualität verstehen – Chance zur Veränderung“. In dem Seminar gehe es um „Wege heraus aus homosexuellen Empfindungen“. Nach ersten Protesten wurde die Seminar-Beschreibung verändert in „Homosexualität verstehen“ und „Verständnis für Ursachen und verschiedene Lebensmöglichkeiten zu gewinnen“.
Und im Verlauf des 9.1.2008 wurde das Seminar dann ganz abgesagt.

Nun wissen wir ja schon voller Erstaunen, dass Kreationisten-Freundinnen bei der CDU Kultusministerin werden können, und dann fordern dürfen, die Schöpfungslehre solle im Biologieunterricht (!, nicht im Religionsunterricht) gelehrt werden.

Aber dass die Bundes-Familien-Ministerin jetzt für die Heilung von Homosexuellen eintritt? Ob sie weiß, für was sie da die Schirmherrschaft übernommen hat?

Immerhin, die Grünen haben eine parlamentarische Anfrage angekündigt.
Und der Sprecher des Familien-Ministeriums kündigte (vor der Absage des Seminars) an, man wolle den Inhalt des Seminars prüfen …

Es fällt schwer, nur mit dem Kopf zu schütteln, wenn man solche Meldungen liest. Schirmherrschaften geht, so dachte ich, man/frau ein, wenn man sich mit einer Sache identifiziert, sie für unterstützenswert hält.
Und die zwischenzeitlich erfolgte Änderung der Seminar-Beschreibung und nachfolgende Absage – sind sie tatsächlich mehr als nur ‚an der Oberfläche‘? Skepsis ist angesagt, wenn der Veranstalter von einem ‚mißverständlichen‘ Beschreibungstext spricht und beharrt, ‚Wege … zur Abnahme homosexueller Empfindungen‘ anzubieten. Viele Fragen bleiben …
Nun, Frau von der Leyen, wie stehen Sie denn zur Heilung von Homosexualität? Eine klare Position steht bisher aus

Ist diese Schirmherrschaft nicht eigentlich fachfremd? Fällt das nicht ins Gesundheitsressort? …
Oder ist das ganze ein Beitrag zum Jahr der real existierenden Satire?

Wer heilt wen?

Eigentlich dachte ich, die Sache sei mit der lange herbei gestrittenen Änderung des ICD (Streichung des Krankheitsbegriffs Homosexualität) ausgestanden.
Nicht aber in Österreich, wie es scheint.

Wie „dieStandard.at“ berichtet, wollen im österreichischen Graz Psychiater und Religionsvertreter auf einem dreitägigen Kongress im Oktober u.a. diskutieren, wie man Homosexualität „heilen“ kann.
Und laut Queer sind auch deutsche ‚Ex-Gays‘ unter den Teilnehmern.

Dass tatsächlich auch ein „Teufelsaustreiber“ offiziell eingeladen ist, wirft wohl die Frage auf, wer denn da therapiebedürftig sein könnte …
Oh Österreich!

Worum geht’s?
Viele Jahrzehnte lang wurde Homosexualität von fast allen Medizinsystemen als Krankheit betrachtet (was, immerhin, früher schon einen Fortschritt darstellte gegenüber der Betrachtung als zu verfolgende Straftat).

Diese Betrachtung der Homosexualität als Krankheit spiegelte sich lange Zeit auch in einem Klassifizierungs-System, mit dem weltweit Krankheiten unterteilt werden, der „International Statistical Classification of Diseases and Related Health problems“ (ICD) der Welt-Gesundheits-Organisation WHO.

Seit 1968 wurde (mit ICD-8) Homosexualität in dieser Klassifikation immerhin als „umstrittenes Krankheitsbild“ bezeichnet. Endgültig gestrichen wurde Homosexualität aus dem ICD jedoch erst 1992 mit der Verabschiedung des (heute noch gültigen) ICD-10.
Doch immer noch gib es Mediziner und Psychoanalytiker, die Homosexualität als Störung ansehen…

Noch mehr Cruise-Sch…

Wie der Caliban (unter dem wunderbaren Titel „Schwule, Heten und andere Katastrophen“) mitteilt, ist wohl wieder einmal von Wundern (oder Katastrophen?) zu berichten: Tom Cruise ist zu Jesus mutiert.

Die Scientology-Sekte betrachte Tom Cruise als ihren neuen Jesus, melden mehrere englischsprachige Medien. Cruise sei vielfach für seine Ansichten angegriffen und kritisiert worden, in Zukunft werde er hierfür angebetet werden. Cruise ist seit den 1980ern Mitglied von Scientology.

Nun ist mir diese Sekte (nach persönlichen Erfahrungen im Bekanntenkreis schon vor 25 Jahren) mehr als suspekt. Was man/frau von Cruise als Jesus nun halten mag? Vielleicht hat des Künstlers Kind Suri das schon ausgedrückt … ‚Baby Poop‘, einfach sch…

Schade, einige der Cruise-Filme mochte ich echt gerne, zumindest unter dem Aspekt, gut unterhalten zu werden. Das hat sich nun definitiv erledigt …

Fundamentalisten in Deutschland

Fundamentalisten – dabei denken Sie sicherlich zuerst an „islamische Fundamentalisten“.
Aber, es gibt sie auch im Christentum. Christliche Fundamentalisten, Menschen die glauben, die Antworten auf alle Fragen (auch des heutigen Lebens) seien in der Bibel zu finden. Und es gibt sie zunehmend auch in Deutschland.

Ganz vorne mit dabei im Reigen christlicher Fundamentalisten: die Kreationisten.
Sie sind gegen die Evolutionstheorie, glauben nicht, dass der Mensch sich aus dem Affen entwickelt habe (nach Darwin, „Die Entstehung der Arten“). Gott habe die Welt erschaffen, nicht nur im religiösen Sinn, sondern ganz real.

Die Kreationisten, eine Bewegung, die in den USA längst breit Fuß gefasst hat, sind in den letzten Jahren zu einer starken Kraft geworden. Lehrpläne von Schulen werden beeinflusst, „Museen“ der Schöpfungsgeschichte entsprechend der Lesart der Kreationisten gebaut. Bis in höchste Regierungskreise hat die Bewegung Unterstützer. In den letzten Jahren werden Kreationisten auch in Europa aktiv.

ErdmaennchenZunehmend promoten die Kreationisten dabei eine Variante ihrer Überzeugung, die sie „intelligent design“ nennen. Gott habe die Welt erschaffen, lehren sie. Versuchen, so genannte Mikro- Evolution von so genannter Makro- Evolution zu unterscheiden. Einige, die zentralen Teile der Natur seien keine „zufälligen Ereignisse“ (wie nach Darwin), sondern Teil einer bewussten Schöpfung, eines göttlichen Plans.
Diese Volte hat einen Hintergrund: Kreationismus an Schulen zu unterrichten ist in den USA verboten. Ein „wissenschaftlicher Anstrich“ musste her … oder: Religion (hier: fundamentalistische Religion) wird als „Wissenschaft“ verkauft, um sie besser in der Gesellschaft durchsetzen zu können.
Schöner Nebeneffekt: indem sie sich einen „wissenschaftlichen Anstrich“ geben, beanspruchen sie auch, mit Naturwissenschaften auf einer Ebene zu stehen.

Auch in Deutschland findet dieses Gedankengut zunehmend Ausbreitung, selbst im Schulwesen. „Wort und Wissen“ – diese Organisation ist eine der wichtigsten im Bereich Kreationisten hierzulande.
Die August Hermann Franke Schule in Gießen unterrichtet z.B. im Biologie-Unterricht neben der Evolutionstheorie auch ‚intelligent design‘, verwendet ein (für den Unterricht nicht zugelassenes) Schulbuch von Kreationisten – und das in einer staatlich anerkannten (Privat-) Schule.
Die staatliche Schulaufsicht Hessens fühlt sich für ‚intelligent design‘ nicht zuständig, die Schule sei ja zugelassen. Die Eltern würden sich ja freiwillig für die Schule entscheiden.
Selbst deutsche Politiker wie Anette Schavan begrüßen die von Kreationisten begonnene Debatte – und spannen sich so, bewusst oder unbewusst, vor den Karren einer fundamentalistischen christlichen Bewegung.

Was wollen die Kreationisten?
Die Bibel ist wahr, ist ihre Überzeugung. „Schöpfung ohne Kompromisse“, wie der Titel einer Kreationisten-Konferenz deutlich macht. Wer Darwin zustimme, rufe den Zorn Gottes hervor. Ziel des ‚intelligent design‘ sei eine mit dem Christentum verträgliche Wissenschaft, erklärt einer ihrer Vertreter.
Ein Beispiel, was das nach ihrer Vorstellung heißt: ‚Die Welt ist 6.000 Jahre alt. Stern und Planeten sind dabei etwas jünger als die Erde – denn in der Bibel steht, Gott habe die Erde am ersten, Sterne und Planeten jedoch am vierten Tag erschaffen.‘

Es geht nicht darum, hier Kreationisten durch Berichte aufzuwerten, Aufmerksamkeit zu schaffen, oder sie Darwin in Frage stellen zu lassen. Wohl aber geht es darum, auf die Gefahren aufmerksam zu machen, wenn diese Bewegung auch hier Fuß fasst.

War nicht erst die Trennung von Wissenschaft und Religion eigentlicher Beginn der modernen Naturwissenschaften, der Aufklärung, der modernen Gesellschaften?

Naturwissenschaft erklärt das ‚wie‘, nicht das ‚warum‘. Ist die Suche nach dem ‚warum‘, nach dem Sinn (des Lebens) ein Grund für die Erfolge der Kreationisten und ihres modernen Kindes, des ‚intelligent design‘? (Dabei, selbst die katholische Kirche kann heute Gott und Darwin gut miteinander vereinbaren. Einer ihrer Ansätze: der Körper mag wie von Darwin postuliert entstanden sein, die Seele des Menschen ist göttlicher Natur.)

Darwin ist eine, ist die Grundlage der modernen Naturwissenschaften – hinter den Kreationisten steht damit auch ein Angriff generell auf wissenschaftliche Sichtweisen, auf die moderne Gesellschaft.

Kreationismus – das steht für ein fundamentalistisches Weltbild, das eine Generalabrechnung auch mit Homosexuellen, modernem Frauenbild beinhaltet – mit überhaupt allem, was die moderne Gesellschaft ausmacht.

Die eigentliche Gefahr ist der christliche Fundamentalismus, sind dessen Folgewirkungen für das Demokratieverständnis unserer Gesellschaft.

Die Trennung von Religion und Naturwissenschaft ist das Fundament der modernen aufgeklärten Gesellschaft – ein Fundament, das wir nicht auf’s Spiel setzen sollten.

Oder wollen wir wieder zurück zu mittelalterlichem Denken, zu einer Gesellschaft, in der alles, was nicht mit christlichem Denken verträglich ist, nicht zulässig ist? Eine Gesellschaft, in deren fast logisch anmutender Konsequenz eine Inquisition steht?

Nachtrag 2.10.06: ein sehr umfassender Artikel von David Thorstad über ‚intelligent design‘ findet sich beim geschätzten etuxx

Baby Poop

In einer New Yorker Galerie wurde eine Bronze-Statue vorgestellt. Nichts besonderes. Das Kunstwerk ist in einem Glaskasten installiert. Na und? Es soll demnächst bei Ebay versteigert werden. Auch das, na ja, nichts besonderes. Ich lese weiter, wo ist denn die Story?

Die Bronzeskulptur stellt dar – einen Bronzeabguss des ersten Stuhlgangs von Suri. Suri, der am 18.4.2006 geborenen Tochter von Tom Cruise und Kathie Holms. Suris erster Stuhlgang …

Mein Besuch, dem ich die Geschichte prustend vorlese, kann sich vor Lachen kaum halten, bis ihm rausrutscht, „na, das ist ja echte Scientology-Scheiße!“

Und falls Sie denken, es ist doch nicht 1. April – hier ist der Link, sehen Sie selbst: Suri Cruise’s Baby Poop …

Der Künstler selbst kommentiert sein Werk „Ein Bronzeguss des ersten Stuhlgangs kann eine wertvolle Erinnerung für die Familie sein.“ Ah ja!
Und immerhin, der Erlös der Versteigerung soll für einen wohltätigen Zweck gestiftet werden…