Kurz notiert … Mai 2010

31. Mai 2010: Im Jahr 2011 soll nach 24 Jahren erstmals wieder eine Volkszählung stattfinden. Die Vorbereitungen laufen bisher eher im Stillen. „Aktivisten planen Verfassungsbeschwerde gegen Volkszählung 2011,“, berichtet Spreeblick.

28. Mai: Kommen EKAF-Statement und die Viruslast-Methode langsam auch international in der Forscher-Realität an? „Antiretroviral Treatment Cuts HIV Transmission Rate by 92 Percent„, berichtet POZ über eine US-Studie (Original-Publikation auf The Lancet).

27. Mai 2010: Tesamorelin: Zulassung empfohlen. Das zuständige Beratungs-Gremium „Endocrinologic and Metabolic Drugs Advisory Committee“ der FDA hat am 27. Mai 2010 die Zulassung von Tesamorelin empfohlen. Die Entscheidung der FDA wird innerhalb der nächsten 2 Monate erwartet. POZ berichtet am 27.05.2010: FDA Committee Unanimously Recommends Egrifta for Lipodystrophy

27. Mai 2010: Frauen-Kondom: „Kampf gegen Aids: Washington fördert Frauenkondome“, berichtet SpON.

26. Mai 2010: Kann anal verwendetes Gleitgel das Risiko für sexuell übertragbare Erkrankungen erhöhen? aidsmap berichtet „Rectal lubricants may enhance the risk of STIs

20. Mai 2010: Usbekistan – Maskerade: Präsident Karimow regiert ein Land, in dem jüngst der Aids-Aktivist Maxim Popov zu 7 Jahren Haft verurteilt wurde – und seine Tochter gibt bei einer Aids-Gala in Cannes die Wohltäterin.  Die taz berichtet über „Die Tochter des Despoten“.
Ex-Boygroup bei CSD:  „Backstreet Boys to Perform at S.F. Pride“ meldet advocate.

18. Mai 2010: Denkmal-Debatte: den aktuellen Streit um die Wahl des nächsten Films (und de facto um die Rolle überhaupt) des im Mai 2008 eingeweihten ‚Denkmals für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen‘ kommentiert Stephan Speicher in der SZ als „Wendepunkt in unserem Verhältnis zum Nationalsozialismus“ und „Entwertung der Geschichte“: „Homosexuellen-Denkmal: Entwertung der Geschichte

18. Mai 2010: Verhandlung N. B. in Darmstadt – das Amtsgericht Darmstadt teilt mit „In der Strafsache gegen die Sängerin N. B. wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung hat der zuständige Richter des Amtsgerichts Darmstadt mit Beschluss vom 17.05.2010 die von der Staatsanwaltschaft Darmstadt erhobene Anklage vom 04.02.2010 zugelassen und das Hauptverfahren vor dem Amtsgericht – Jugendschöffengericht – Darmstadt eröffnet.“ Als Termine für die Hauptverhandlung wurden bestimmt: 16.08., 19.08., 23.08., 25.08. und 26.08.2010, jeweils um 09.00 Uhr bestimmt.

18. Mai 2010: Liegt’s an den Pocken? „Ende der Pockenimpfung könnte HIV-Ausbreitung ermöglicht haben“, berichtet SpON (Originalmeldung: BMC Immunology: Significantly reduced CCR5-tropic HIV-1 replication in vitro in cells from subjects previously immunized with Vaccinia Virus)

17. Mai 2010: Wie geht es Nadja Benaissa? ‚No Angels‘ – Sängerin Nadja Benaissa muss aus gesundheitlichen Gründen alle Termine plötzlich absagen, Tour-Auftakt geplatzt, berichten viele Medien (u.a. die Salzburger Nachrichten)

16. Mai 2010: Gedenken an Magnus Hirschfeld: Tetu berichtet über eine Gedenkveranstaltung am Grab von Magnus Hirschfeld in Nizza anlässlich des 75. Todestags von Magnus Hirschfeld

14. Mai 2010: „ultra-schwul und einzigartig“ – Tetu berichtet über das „erste Zentrum für sexuelle Gesundheit“ in Paris

13. Mai 2010: „He HAS manipulated us into invisibility.“ Larry Kramer kritisiert mit deutlichen Worten die Aids-Politik von US-Präsident Obama.

7. Mai 2010: Ärger um den GMHC-Umzug:  In New York tobt eine Auseinandersetzung um eine der ältesten und wichtigsten Aids-Organisationen der USA: GMHC Gay Mens Health Crisis, Debatten um Bunkermentalität, Betroffenennähe und Ignoranz. Meinungsstark wie immer äußert sich Larry Kramer zum anstehenden Umzug von GMHC

Usbekistan: Sieben Jahre Gefängnis für HIV-Prävention

Maxim Popov, usbekischer Aktivist in der Aids-Prävention, wurde zu sieben Jahren Haft verurteilt – u.a. wegen ‚antisozialem Verhalten‘.

Maxim Popov ist 28 Jahre alt,  Vater zweier Kinder, stammt aus der usbekischen Hauptstadt Taschkent und ist Psychologe. Und er ist Vorsitzender einer Nicht-Regierungs-Organisation, die sich in Usbekistan für Aids-Prävention und -Information einsetzt. Wegen seiner Arbeit für diese Organisation wurde er in der usbekischen Stadt Chilanzar (bei Taschkent) nun zu sieben Jahren Haft verurteilt.

„Izis“, so der Name der Organisation, wurde von jungen Medizinern und Psychologen gegründet. Die Organisation wird auch von internationalen Organisationen z.B. aus Großbritannien und den USA sowie von UNICEF unterstützt. Sie hatte u.a. mit Unterstützung von UNICEF und PSI (Population Service International) das Buch „HIV und Aids heute“ herausgegeben.

Popov wurde u.a. vorgeworfen, mit dem Buch das „moralische Wohlergehen junger Usbeken gefährdet“ zu haben, u.a. durch Förderung von Drogengebrauch und Homosexualität. Nationale Kultur und Traditionen seien in der Broschüre nicht ausreichend berücksichtigt, hatte eine Kommission festgestellt. Das Buch wurde verboten.
Zudem wurden ihm zahlreiche finanzielle und steuerliche Vergehen vorgeworfen.

Popov sowie zwei weitere Angeklagte hatten auf unschuldig plädiert und alle Vorwürfe zurück gewiesen. Er habe von den (von internationalen Geldgebern) zur Verfügung gestellten Mitteln 14 Angestellte sowie ein Büro bezahlt. Inhaltlich habe er sich bemüht, junge Menschen aufzuklären über die Risiken sich mit HIV zu infizieren, sowohl bei hetero- als auch homosexuellem Sex als auch beim Drogengebrauch.

Popov wurde bereits im Januar 2009 verhaftet. Der Schuldspruch des Verfahrens gegen ihn wurde im September 2009 angekündigt, erst am 25. Februar 2010 wurde die Strafhöhe bekannt gegeben: sieben Jahre Freiheitsentzug.

Maxim Popov
Maxim Popov

Selbst nachdem die usbekische Regierung sämtliche Mittel-Zugänge für ‚Izis‘ blockiert hatte, hielt Popov die Arbeit der Organisation aufrecht – er arbeitete ehrenamtlich weiter, ohne Entgelt.

Das Urteil gegen Popov wurde bisher nicht veröffentlicht. Presseberichte sprachen zunächst von einer Verurteilung wegen „Missbrauchs von Injektionsnadeln“ sowie steuerlichen Unregelmäßigkeiten. Inzwischen werden als Verurteilungs-Gründe angegeben Veruntreuung von Geldern, Beteiligung von Minderjährigen bei ‚antisozialem Verhalten‘, sexuelle Übergriffe auf Minderjährige, Unterschlagung von Fremdwährung, Ermöglichen des Zugangs zu Drogen sowie Steuerhinterziehung.

Zusammen mit Popov wurden zwei Kolleginnen verhaftet, Tatyana Kostyuchenko und Danahan Eshenova. Sie erhielten jeweils eine einjährige Bewährungsstrafe wegen Unterschlagung, Steuerhinterziehung und Verstoßes gegen das Fremdwährungs-Gesetz.

Popov befindet sich bereits in der Strafkolonie Navoi im Nordwesten Usbekistans.
Freunde Popovs haben unter seinem Namen auf Facebook eine Solidaritäts-Seite eingerichtet, auch um Forderungen nach Amnestie Nachdruck zu verleihen.

Die GTZ Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (eine bundeseigene Gesellschaft für Entwicklungs-Zusammenarbeit) schreibt über HIV und Aids in Usbekistan

„Die Mehrzahl der HIV-Infizierten in Usbekistan, Kirgisistan und Tadschikistan sind injizierende Drogenkonsumenten, vor allem junge Menschen. Der leichte Zugang zu Drogen und die hohen Verdienstmöglichkeiten im illegalen Drogenhandel machen anfällig für Drogenkonsum, vor allem Jugendliche mit schlechter Ausbildung, die aus schwierigen sozialen Verhältnissen stammen. Zusammen mit mangelnder Aufklärung und den Normen der traditionell geprägten, patriarchalischen Gesellschaften Zentralasiens führt dies bei Jugendlichen, auch bei Frauen und Mädchen, zu steigenden HIV-Infektionsraten und einer deutlich zunehmenden Zahl an Aids-Erkrankungen.“

Begründungen wie „antisoziales“ oder „un-usbekisches Verhalten“ werden in Usbekistan zunehmend benutzt, um Dissidenten zu verfolgen und Kritiker mundtot zu machen.

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weitere Informationen:
Facebook-Seite für Maksim Popov
ferghana.ru 26.02.2010: Uzbekistan: The psychologist is sentenced to 7 years of jail for HIV/AIDS prevention
uznews.net 26.02.2010: Details of Uzbek HIV activist’s sentence revealed
iwpr 03.03.2010: Uzbek Doctor Jailed for HIV/AIDS Work
iwpr 11.02.2010: Uzbek Photographer Convicted as “Warning to Others”
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