Kurznachrichten 08.02.2008

In den Niederlanden würden 78% der Wähler einen schwulen Ministerpräsidenten akzeptieren, meldet pinknews. Ob sich Herr W. aus B. jetzt Hoffnungen für seine eigene Karriereplanung macht?

Keine Infektiosität bei erfolgreicher HIV-Therapie ohne andere STDs“ – diese Meldung hat auch die deutschen Institutionen aufgeschreckt. Prof. Kurth, Leider des Robert-Koch-Instituts (RKI) kommentiert dazu gestern in der Ärztezeitung (zitiert aus der SZ), „eine staatliche Empfehlung zum Verzicht auf Kondome können wir nicht geben“. Erstaunliche Antwort, denn um eine derartige „Empfehlung“ ging es bisher auch nie. Sondern um die Aussage, dass Positive in bestimmten Konstellationen nicht (mehr) infektiös sein könnten.

Die Rückkehr-Möglichkeiten in die gesetzliche und private Krankenversicherung, die die Bundesregierung geschaffen hat, scheinen noch nicht auszureichen – oder nicht genügend bekannt zu sein. Die SZ weist darauf hin, dass in Deutschland 200.000 Menschen ohne Krankenversicherung sind.

Aufgrund der Brandkatastrophe in Ludwigshafen verschiebt die ARD den ‚Tatort‘ „Schatten der Angst“. Stattdessen wird Sonntag in Wiederholung der Tatort „Roter Tod“ mit Ulrike Folkerts als ‚Lena Odenthal‘ ausgestrahlt, der das Thema Blutkonserven und HIV behandelt.

Last not least: in wenigen Tagen beginnt in den USA die National Condom Week. Dieses Jahr mit großem Jubiläum – 1978 (lange vor Aids) wurde sie von Studenten der University of California- Berkeley ‚erfunden‘. Ihr britischer ‚Ableger‘ (der zu einem anderen, wechselnden Termin stattfindet) wird inzwischen von einem Kondomhersteller gesponsort. Na dann, “ don’t be silly, protect your willy“ …

7 Gedanken zu „Kurznachrichten 08.02.2008“

  1. Dass zum Statement der EKAF eine emotionale Debatte einsetzen wird, war abzusehen. Meinungsbildung erfolgt immer in einem Prozess und wenn einer ein heisses Eisen anpackt, schreien viel mehr Leute „AUA“ als „Gut so!“. Die Bedenkenträger sind doch in der Regel zahlreicher als die, die neue Herausforderungen offen begrüßen.

    Ich möchte vor einem schwarz-weiss-Denken warnen. Seid euch versichert: auch innerhalb der AIDS-Hilfen wird lebhaft debattiert und ich kann mir auch vorstellen, dass innerhalb der BZgA, des rki und anderen Einrichungen es ebenfalls unterschiedliche Meinungen gibt. Diese zu verhandeln, braucht einfach etwas Zeit.

    Meine persönliche Position zur Sache ist: Wenn ich als HIV-Positiver unter bestimmten Bedingungen nicht mehr infektiös bin, habe ich das Recht, dies auch zu wissen. Ärzte haben eine Informations- und Aufklärungspflicht mir gegenüber. Wer mir als Patient diese Informationen vorenthält, begibt sich in einen ethischen Konflikt.

    Als Nebeneffekt kann der Wunsch, die Infektiösitätsfreiheit zu erlangen oder zu erhalten, sich auch sehr positiv motivierend auf die Adherence/Therapietreue auswirken.

    Ich glaube, es macht Sinn, weitere ähnlich positive Effekte zusammenzutragen um in der Breite Argumente einzubringen, die über das prinzipielle: darf man das sagen oder nicht, hinausgehen.

    Warum soll sich in den AIDS-Hilfen, dem rki, der BZgA nicht auch die gleichen kontroversen Diskussionen über die Bewertung der in der Erklärung der EKAF benannten Punkte abspielen wie in der Breite der Bevölkerung? Schließlich leben wir alle auf dem gleichen Stern.

  2. Guten Morgen Ulli

    Über eine solche Aussage ganz besonders wenn sie wir hier im Fall des Leiter´s des RKI ´s kommt kann ich mittlerweile nur noch mein Haupt schütteln. Der Kommentar in der Ärztezeitung von Peter Leiner setzt dem ganzen noch die Krone auf. Alles was mir dazu einfällt ist Albert Einsteins Zitat:

    „Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir noch nicht sicher. „

  3. P.S. Leider hat sich meine Einschätzung bzgl Osamah Hamouda, der zuständige Fachgebietsleiter am Robert-Koch-Institut dahingehend bestätigt das er was die Haltung des RKI betraf „vorgeschickt“ wurde. Insofern wird sich an dieser Haltung seitens der BgZa und des BMG – und ich befürchte auch der DAH nichts ändern zumal die Arbeit der AidsHilfen finanziell auf die Unterstützung durch Politik – BzgA – Kommunen – Länder – AWO – angewiesen und somit abhängig sind. Die Zunahme zur Indifferenzierung nimmt erschreckende Maße an. 🙁

  4. @ Dennis:
    na ich denke es heißt abwarten,was das gespräch zwischen rki, bzga, dah und weiteren beteiligten ende februar ergibt – und der dah (und anderen) den rücken zu stärken

  5. P.P.S.

    Kmmentar – Peter Leiner

    „Und wozu das Ganze? . . . die Lebensqualität der von HIV betroffenen Menschen spürbar zu verbessern.
    . . . . . . Da nützt es nichts, wenn sich durch Verzicht aufs Kondom seine Lebensqualität verbessert hat.“

    Dieses Bild das da vom Menschen – und HIV + sind MENSCHEN – gezeichnet wird ist erschreckend.
    Leider paßt es in das Komzept? – bzw deckt sich mit den Bestrebungen wie man beabsichtigt Kosten auf dem Rücken von HIV Positiven zu sparen. Insofern ist es nicht auszuschließen das die Haltung des RKI zu dem Bericht der EKAF zumindest unterschwellig zum tragen kommt .

    http://www.ondamaris.de/?p=1214

    Berliner Ärzte befürchten eine deutliche Verschlechterung der Behandlungsqualität für HIV-Positive, da ihre Sondervergütungen gekürzt worden seien.

    Sollte dies tatsächlich umgesetzt werden dann bleibt den Ärzten tatsächlich kaum noch Zeit um sich eingehend und intensiv auf den einen der anderen HIV Patienten einzugehen um dessen Situation im Sinne des Berichts der EKAF abzuwägen.

  6. @Michael

    Das eine Disukussion unter den AHF ausgebrochen ist – stattfindet ist mir klar.

    Und das es AIDShilfen gibt die eine klare Position beziehen auch.

    http://www.lhiving.com/forum/viewtopic.php?t=3857

    im übrigen stimme ich dir zu zumal ich meine gedanken unter dem blickwinkel pro und contra einzubringen verstehe. wobei ich das contra konstruktiv im sinne nach der frage einer lösung und nicht als bedenken verstehe.

    was uns – die hiv positiven – betrifft . . .

    solange wir – die hiv positiven sich nicht dagegen wehren und unser standpunkte und meinung in die diskussion einbringen werden wir rumgeschubst werden wie n sack kartoffeln . . .das sollte jedem von uns klar sein.

    es ist toll und durchaus zu begrüßen das man dank der medis sich seine einstmals am boden liegenden in 1000 stücke zerbrochenen lebensträume und pläne dank der medis sich wieder erfüllen kann. es ist bedauerlich das dadurch eine haltung der gleichgültigkeit gegenüber dem virus entstanden ist weil er einem vorgaukelt das „alles in ordnung sei weil vieles dank der medis funktioniert“. dem ist nicht so. der virus ist nach wie vor präsent. nicht unbedingt bei jedem auf der körperlichen ebene aber er ist auf der gesundheitspolitischen ebene voll aktiv. die pläne und gedankenspiele bzgl kürzungen – streichungen und somit eine gefährdung der grundversorgungwie in berlin trifft JEDEN von uns. Egal ob im angestellten – arbeiter beschäftigungsverhältnis stehend, ob selbstständig oder bezieher von ALGII, Haartz IV oder grundsicherung oder ob er eine gesetzliche rente bezieht die sich am grundsicherungslimit bewegt.

    Get up, stand up: stand up for your rights!
    Get up, stand up: don`t give up the fight!

  7. @ Dennis & Michael:
    ich denke es ist doch erstmal begrüßenswert, dass inzwischen langsam eine diskussion zu solchen themen unter positiven in gang zu kommen scheint …
    und bei den kürzungen heißt es achtsam zu sein … wie bei jeder möglichen verschlechterung der versorgungssituation

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