HIV, Hepatitis : Daten des RKI zu Infektionen bei Blutspenden und Plasmaspendern

Blutspenden werden in Deutschland nach § 22 Transfusionsgesetz auf HIV und andere Infektionskrankheiten untersucht. Wie oft werden Infektionen mit HIV, Hepatitis B oder Hepatitis C bei Blutspendern festgestellt? Das Robert-Koch-Institut hat aktuelle Zahlen der Jahre 2008, 2009 und 2010 veröffentlicht:

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Robert-Koch-Institut:
Tabellarische Übersicht der übermittelten Infektionen bei Blut- und Plasmaspendern inklusive Gesamtzahl der Spenden und Spender
– HIV, HCV-, HBV- und Syphilis-Infektionen unter Blut- und Plasmaspendern 2008 (pdf)
– HIV, HCV-, HBV- und Syphilis-Infektionen unter Blut- und Plasmaspendern 2009 (pdf)
– HIV, HCV-, HBV- und Syphilis-Infektionen unter Blut- und Plasmaspendern 2010(pdf)

RKI: neue Publikation zu Sicherheit von Blut

Das Robert-Koch-Institut RKI hat eine neue Publikation zum Thema Sicherheit und sichere Versorgung mit Blut heraus gegeben. Das Heft „Blut – aber sicher!“ ist im Internet verfügbar. Einer der fünf Beiträge beschäftigt sich unter dem Titel „HIV-, HCV-, HBV- und Syphilissurveillance unter Blutspendern in Deutschland 2008–2010“ mit infektiologischen Daten auch zu HIV:

„Für die Jahre 2008-2010 lag die Prävalenz bezogen auf 100.000 Untersuchungen von Neuspendern für HIV zwischen 6,6 und 7,0 … Die Serokonversionen bezogen auf 100.000 Mehrfachspenden lagen für HIV zwischen 0,8 und 0,9 … Die inzidenten HIV-Infektionen hingegen erreichten sowohl 2008 als auch 2010 Höchstwerte bei insgesamt leicht steigendem Trend seit 2001.“

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RKI 30.07.2012: Blut – aber sicher! (pdf)
RKI 30.07.2012: HIV-, HCV-, HBV- und Syphilissurveillance unter Blutspendern in Deutschland 2008–2010 (pdf)

Großbritannien: dürfen Schwule Blut spenden – wenn sie 10 Jahre keinen Sex hatten ? (akt.2)

Der bisherige Ausschluss Homosexueller von Blutspenden wird einem Pressebericht zufolge in Großbritannien demnächst aufgehoben. Schwule dürfen zukünftig ebenfalls Blut spenden – wenn sie in den vergangenen zehn Jahren keinen Sex hatten.

Männer, die Sex mit Männern haben, sind bisher in Großbritannien – ebenso wie in zahlreichen anderen Staaten – von Blutspenden ausgeschlossen. Hierdurch soll das Risiko einer Übertragung von HIV durch Blutprodukte gesenkt werden. Zwar werden alle Blutspenden auf HIV untersucht, aufgrund des ‚diagnostischen Fensters‘ (Zeit zwischen Infektion und Nachweisbarkeit) könnten hierbei aber einige HIV-Infektionen ‚übersehen‘ werden. Dieses Risko soll durch die Maßnahme gesenkt werden.

Dieses Verbot soll nun in Großbritannien aufgehoben werden. Ein völliger Ausschluss Homosexueller von Blutspenden sei diskriminierend. Andererseits müsse man die öffentliche Gesundheit schützen, deswegen sie die Zehnjahresfrist gerechtfertigt, erläuterte ein Regierungsvertreter der Zeitung „Telegraph“.

Eine Beratungsgruppe habe ermittelt, dass bei einer „5jährigen sexuellen Abstinenz“ das Risiko einer Kontamination von Blutspende um 5% steige. Durch die Verdopplung des Zeitraums auf 10 Jahre sei dieses Risiko nun noch halbiert worden.
Eine Zehnjahres-Frist soll bereits auch in Neuseeland für homosexuelle Blutspender gelten.

Die britische Neuregelung soll den Berichten zufolge in den kommenden Wochen von Gesundheitsministerin Anne Milton offiziell bekannt gegeben werden.

Aids-Organisationen in Großbritannien zeigten sich von den Medienberichten überrascht. Ihnen sei bisher keine neue Empfehlung an die Ministerin bekannt. Bisher seien die Beratungen nicht abgeschlossen, solange werde man sich nicht äußern.

Auch in Deutschland kritisieren Schwulengruppen und einige Blogger  seit längerem das bestehende pauschale Blutspende-Verbot für Homosexuelle (gemäß Transfusionsrichtlinie der Bundesärztekammer) als diskriminierend.

Bis Mitte 2010 waren in Deutschland pauschal „Menschen mit einem erhöhten Übertragungsrisiko“ [von z.B. HIV, d.Verf.] von der Blutspende ausgeschlossen: „zum Beispiel homo- und bisexuelle Männer, Drogenabhängige, männliche und weibliche Prostituierte, Häftlinge“. Seit einer Neufassung heißt es nun „Personen, deren Sexualverhalten ein gegenüber der Allgemeinbevölkerung deutlich erhöhtes Übertragungsrisiko für durch Blut übertragbare schwere Infektionskrankheiten wie HBV, HCV oder HIV bergen“.

Bedeutet dies, dass Schwule unter bestimmten Umständen in Deutschland Blut spenden dürfen? „Diese Klärung muss noch erfolgen“, berichtete die Deutsche Aidshilfe im November 2010, „Gegenwärtig erarbeitet eine Expertengruppe am Robert Koch-Institut (RKI) Konzepte und Vorschläge zur Spenderbefragung, die eine gezieltere Erfassung der individuellen Infektionsrisiken ermöglichen.“

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weitere Informationen:
Advocate 10.04.2011: UK Gay Blood Ban Over?
The Telegraph 10.04.2011: Homosexual men allowed to give blood but sex banned for decade
Pinknews 10.04.2011: Gay blood donation ban to be lifted but only for men who haven’t had sex for 10 years
Queer 11.04.2011: Briten erlauben keuschen Schwulen Blutspende
Pinknews 11.04.2011: HIV charities surprised at gay blood ban reports
SZ 23.02.2009: Blutspenden von Homosexuellen Böses Blut
Focus 07.08.2006: Aids-Angst: Schwule dürfen kein Blut spenden
DAH 04.11.2010: Blutspende: Homosexuelle Männer müssen (noch) draußen bleiben
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Richtlinien der Bundesärztekammer zur Gewinnung von Blut und Blutbestandteilen und zur Anwendung von Blutprodukten (Hämotherapie)

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Warum dürfen MSM kein Blut spenden?

MSM dürfen kein Blut spenden: Spenderselektion nachvollziehbar machen

Männer, die in den letzten sechs Monaten Sex mit Männern hatten, sind von einer Blutspende ausgeschlossen. Frage ist, ob es sich bei diesem Ausschluss um eine Form offensichtlicher Diskriminierung schwuler Männer oder um eine gerechtfertigte Präventionsmaßnahme handelt.

Transfusionsgesetz

Die Zulassung von Spender(inne)n ist im Transfusionsgesetz geregelt. Bundesärztekammer und Paul-Ehrlich-Institut zeichnen in Rücksprache mit dem Robert Koch-Institut für die Regelungen verantwortlich. Zwar werden heute Blutspenden mit den sensibelsten Testverfahren auf Infektionen untersucht, aber die diagnostische Fensterphase bleibt ein Problem. So ist es in den ersten zehn Tagen ein Infektion mit HIV vollkommen unmöglich, eine frische HIV-Infektion nachzuweisen. Danach steigt die Sicherheit des Nachweises von Tag zu Tag, aber erst nach 90 Tagen liefern HIV-Tests absolut sichere Ergebnisse.

Um noch nicht nachweisbare HIV-Infektionen von einer Blutspende und damit einer sicheren HIV-Übertragung auszuschließen, werden Gruppen mit einer erhöhten HIV-Neuinfektionsrate (= Inzidenz) nicht zur Spende zugelassen. Das Robert Koch-Institut stellt die epidemiologischen Daten zu HIV zur Verfügung, die besagen, dass MSM ein erhöhtes Risiko haben, sich mit HIV zu infizieren.

Zusätzliche Ausschlusskriterien sind mögliche Infektionen mit anderen Erregern, z.B. Malaria, Gelbfieber, Leishmaniose, Hepatitis oder BSE. Ausgeschlossen sind daher u.a. Personen,
-die in den letzten sechs Monaten in den Tropen gewesen sind,
– die von 1980 bis 1996 in Großbritannien gelebt haben,
– die Organ-, Gewebe, Hornhaut oder Gehirnhaut-Transplantate erhalten haben,
– die sich in den letzten vier Monaten tätowieren oder piercen ließen,
– die in den letzten vier Monaten Blutkonserven erhalten haben,
– die Drogen gespritzt oder geschnupft haben.

Die seit 1985 immer wieder verbesserten Maßnahmen zur Sicherheit von Blutprodukten haben dazu geführt, dass heute statistisch gesehen in Deutschland weniger als ein Mensch pro Jahr auf diesem Weg mit HIV infiziert wird. Würde man auf die sorgfältige Spenderauswahl verzichten, müsste man mit mehreren HIV-Infektionen pro Jahr rechnen.

Epidemiologie ausschlaggebend

Der Ausschluss schwuler Männer von der Blutspende wurde in der Vergangenheit immer mal wieder als diskriminierende Praxis verurteilt, weil jahrzehntelang monogam lebende homosexuelle Paare von der Blutspende ausgeschlossen werden, wohingegen promiske Heterosexuelle spenden dürften. Kritisiert wird, dass hier „normale schwule Männer“ mit anderen „Risikoträgern“ wie Drogengebraucher(inne)n, Haftinsassen und Prostituierten in einen Topf geworfen würden. Leider wird dabei übersehen, dass man sich mit der englischen Queen und dem deutschen Außenminister, die aufgrund von BSE und anderen guten Gründen von einer Blutspende ausgeschlossen sind, eigentlich in sehr vornehmer Gesellschaft befindet.

Schwule Männer werden schlicht aufgrund von Zahlen, Daten, Fakten ausgeschlossen. Die epidemiologischen Daten des Robert-Koch-Instituts bescheinigen ihnen als „Gruppe“ eine bis zu hundertfach erhöhte statistische Wahrscheinlichkeit, auf einen HIV-infizierten Sexualpartner treffen zu können. Diskriminierend (im Sinne von ´einen Unterschied machend´) ist demnach die HIV-Verbreitung unter Schwulen und nicht der Blutspendedienst, der sich an diesen Zahlen orientiert.

Nach Recherchen der Deutschen Aids-Hilfe (DAH) entspricht die Praxis der Spenderauswahl in den Nachbarländer Österreich und Schweiz, aber auch in Großbritannien dem deutschen Umgang mit der Blutspendeerlaubnis. Allein Italien und Spanien verzichten auf den Ausschluss schwuler Blutspender. Hintergrund ist, dass sie über keine vergleichbaren epidemiologischen Daten verfügen, die einen einen Ausschluss bestimmter Gruppen rechtfertigen könnten. Würde man die Praxis dieser „epidemiologisch blinden Länder“ zum Vorbild nehmen, wäre man schlecht beraten!

Aufklärung notwendig

Als Fachverband und Interessenvertretung sieht sich die DAH gefordert, die Kriterien für eine Spenderselektion nachvollziehbar zu machen. Dies erfordert verstärkte Aufklärung über Möglichkeiten und Grenzen der HIV-Testung unter besonderer Berücksichtigung der diagnostischen Fensterphase und der Rolle der vergleichenden HIV-Inzidenz. Den Versuch einer Unterscheidung schwuler Männer in vermeintlich „normale“ und promiske Männer hält die DAH für problematisch. Orientiert man sich an aktuellen sozialwissenschaftlichen Daten, so haben auch lang andauernd monogam lebende schwule Paare ein nicht zu vernachlässigendes HIV-Risiko. Wenn man den „normalen Homosexuellen“ nicht mit Fixern, Strafgefangenen und Sexarbeiter(inne)n in einem Atemzug genannt wissen will, muss man sich von den Zahlen eines besseren belehren lassen: so wurden 2008 in Berlin 89 Prozent der HIV-Übertragungen dem Übertragungsweg MSM zugerechnet, nur 1 Prozent entfällt auf den Übertragungsweg Drogengebrauch (www.rki.de ).

[Text: www.aidshilfe.de]

Kurznachrichten 08.02.2008

In den Niederlanden würden 78% der Wähler einen schwulen Ministerpräsidenten akzeptieren, meldet pinknews. Ob sich Herr W. aus B. jetzt Hoffnungen für seine eigene Karriereplanung macht?

Keine Infektiosität bei erfolgreicher HIV-Therapie ohne andere STDs“ – diese Meldung hat auch die deutschen Institutionen aufgeschreckt. Prof. Kurth, Leider des Robert-Koch-Instituts (RKI) kommentiert dazu gestern in der Ärztezeitung (zitiert aus der SZ), „eine staatliche Empfehlung zum Verzicht auf Kondome können wir nicht geben“. Erstaunliche Antwort, denn um eine derartige „Empfehlung“ ging es bisher auch nie. Sondern um die Aussage, dass Positive in bestimmten Konstellationen nicht (mehr) infektiös sein könnten.

Die Rückkehr-Möglichkeiten in die gesetzliche und private Krankenversicherung, die die Bundesregierung geschaffen hat, scheinen noch nicht auszureichen – oder nicht genügend bekannt zu sein. Die SZ weist darauf hin, dass in Deutschland 200.000 Menschen ohne Krankenversicherung sind.

Aufgrund der Brandkatastrophe in Ludwigshafen verschiebt die ARD den ‚Tatort‘ „Schatten der Angst“. Stattdessen wird Sonntag in Wiederholung der Tatort „Roter Tod“ mit Ulrike Folkerts als ‚Lena Odenthal‘ ausgestrahlt, der das Thema Blutkonserven und HIV behandelt.

Last not least: in wenigen Tagen beginnt in den USA die National Condom Week. Dieses Jahr mit großem Jubiläum – 1978 (lange vor Aids) wurde sie von Studenten der University of California- Berkeley ‚erfunden‘. Ihr britischer ‚Ableger‘ (der zu einem anderen, wechselnden Termin stattfindet) wird inzwischen von einem Kondomhersteller gesponsort. Na dann, “ don’t be silly, protect your willy“ …

unsicheres Blut

In Dänemark haben sich zwei Menschen durch Bluttransfusionen mit HIV infiziert. Reichen die Sicherheitsvorkehrungen dort?

Dinge geschehen, die nicht mehr geschehen sollten. Warum infizieren sich immer noch Menschen durch Blut- Transfusionen mit HIV, obwohl dies durch entsprechende Untersuchungen weitestgehend verhindert werden könnte?

Wie Sabine berichtet, habe sich Anfang des Jahres zwei Menschen in Dänemark mit HIV infiziert, als sie Blut- Transfusionen erhielten.

Nun ist ein Infektionsrisiko letztlich nie völlig auszuschließen. Für HIV durch Spenderblut wird es auf 1:1.000.000 geschätzt.
Blutspenden und ihre Handhabung sind in Deutschland im Transfusionsgesetz geregelt, auch mit dem Ziel, Infektionsrisiken soweit möglich zu reduzieren.

Eine Untersuchung auf HIV, Hepatitis B und Hepatitis C ist nach §5 (3) vorgeschrieben. Entsprechend dem Votum des AK Blut des RKI wird jede Blutspende sowohl mittels Antikörper als auch (seit 1999) mittels NAT (Nukleinsäure-Verstärkung, am bekanntesten: PCR) untersucht (Ablauf-Schema RKI als pdf hier).

Trotz umfangreicher Untersuchungen kommt es auch in Deutschland gelegentlich zu HIV-Infektionen über Transfusionen, allerdings in den letzten Jahren äußerst selten.
Das Robert-Koch-Institut meldet insgesamt seit dem 1.Januar 1993 bis 31.12.2006 insgesamt 97 Infektionen durch Bluttransfusionen. Die Zahl der tansfusions- bedingten Neu-Infektionen konnte durch Sicherungsmaßnahmen (u.a. NAT) in den vergangenen Jahren jedoch deutlich gesenkt werden (Neu-Infektionen HIV durch Transfusion 2000: 3, 2001: 2, 2002: 1, 2003 – 2005: 0, 2006: 1; Quelle: Sonderausgabe des Epidemiologischen Bulletins, als pdf hier)

NAT-Untersuchungen sind also ein wirksames Mittel, um HIV- (und ggf. andere) Infektionen durch Transfusionen weitestgehend zu vermeiden.

Eigentlich zumindest.
Denn im Gegensatz zu Antikörper-Untersuchungen, die ja auch in Dänemark wohl vorgenommen wurden, scheinen NAT-Untersuchungen nicht in allen EU-Staaten vorgeschrieben zu sein. Die WHO-Richtlinien (pdf hier) sprechen (in Kap. 7.2.3) ebenso wie eine EU-Richtlinie nur von der Notwendigkeit, auf HIV-Antikörper zu testen, nicht jedoch von der Notwendigkeit eines PCR-Tests.

Insofern scheinen die dänischen Behörden also vorschriftsmäßig gehandelt zu haben. Sie haben halt gespart – auf Kosten der Sicherheit. Dieses Sparen führt scheinbar dazu, dass sich Menschen mit HIV infizieren … eine tragische, traurige Spar-Politik.
Und die EU scheint dringend gefordert, hier durch entsprechende Richtlinien eine einheitliche Sicherheit von Blutprodukten in der gesamten EU zu gewährleisten.