811 HIV-Infektionen wurden 2011 in den Niederlanden neu diagnostiziert. Die Zahl ist damit in der Höhe mit den Vorjahren vergleichbar.
Diese Zahlen stellte die ‚Stichting HIV Monitoring‘ (SHM) einem Bericht von poz&proud zufolge am 8. Mai 2012 vor. „Bis 2008 gab es einen leichten Anstieg der Zahl der Infektionen“, betonte eine Sprecherin der Stiftung. Inzwischen habe sich die Zahl stabilisiert.
Insgesamt leben etwa 19.500 Menschen mit HIV / Aids in den Niederlanden. In den vergangenen Jahren erkrankten jährlich zwischen 250 und 300 Menschen neu an Aids, so die Stiftung. Die Zahl der Todesfälle infolge von Aids ist 2011 gesunken.
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Nachtrag 10.5.2012:
Der Jahresbericht spricht von insgesamt 19.752 Personen mit HIV in den Niederlanden, einschlißelich Verstorbener und ‚lost to follow up‘. Etwa 16.000 Menschen leben Ende 2011 in den Niederlanden mit HIV. [danke an Alex / Kees für die Hinweise!]
Gegen Vergewaltiger kann in den Niederlanden zukünftig vom Staatsanwalt ein HIV-Zwangstest angeordnet werden. Dies sieht ein entsprechendes Gesetz ab Sommer 2010 vor.
Das niederländische Parlament plant, dass Vergewaltiger zukünftig zu einem HIV-Test gezwungen werden können. Das Gesetz wurde bereits Mitte Oktober 2009 beschlossen.
Mithilfe des neuen Gesetzes könne festgestellt werden, ob ein Verdächtiger mit HIV oder anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen infiziert sei, die auf das Opfer übertragen werden könnten, begründete ein Vertreter des niederländischen Justizministeriums das Gesetz. Das Gesetz stelle die Interessen der Opfer höher.
Das neue Gesetz tritt am 1. Juli 2010 in Kraft. In der ersten Lesung des Gesetz-Entwurfs hatten Aids-Organisationen noch versucht, die Sinnhaftigkeit des Gesetz zu hinterfragen, waren jedoch (auch nach einem Wechsel des Justizministers) nicht erfolgreich.
Wie weit kann ein solches Gesetz von Nutzen sein? Wie weit kann es mehr als plakative Politik sein?
Sinnvoll könnte es sein, vergewaltigte Frauen vor einer HIV-Infektion zu schützen. Dazu bedürfte es einer PEP (einer Post-Expositions-Prophylaxe), der Gabe von Aids-Medikamenten. Sinnvoll und potentiell nützlich ist diese PEP nur innerhalb weniger Stunden nach einem Infektionsrisiko, hier also einer Vergewaltigung. Greifen könnte ein solcher ‚HIV-Zwangstest für Vergewaltiger‘ also bei einem Täter,m der sich einem HIV-Test verweigert – nur innerhalb weniger Stunden nach der Vergwaltigung. Nur – wie viele Vergewaltiger werden sozusagen „auf frischer Tat ertappt“?
Zu späteren Zeitpunkten (wenn eine etwaige HIV-Infektion bereits etabliert wäre), könnte ein HIV-Test der Frau (und nicht so sehr des Vergewaltigers) sinnvoll sein – um der Frau rechtzeitige Beratung, Behandlung und evtl. Therapie zukommen zu lassen.
Und hinsichtlich etwaiger strafrechtlicher Fragen für den Fall einer HIV-Übertragung bei einer Vergewaltigung dürfte es auch in den Niederlanden auch jetzt schon strafrechtliche Vorschriften geben …
So bleiben zahlreiche Fragen, Fragen nach dem Sinn dieses ‚HIV-Zwangstests für Vergewaltiger‘. Letztlich jedoch läuft es auf eine Frage hinaus – ist diese Art von Politik wirklich mehr als nur billiger Populismus?
weitere Informationen:
AFP 10.11.09: Dutch Law Forces Rapists to Undergo HIV Test
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„HIV ist doch nur noch eine chronische Erkrankung“ – mit dieser Begründung sollten städtische Zuschüsse für Aids-Projekte in Rotterdam ab 2010 komplett gestrichen werden. Doch der Gemeindeberat besann sich nach Protesten – die Streichungen wurden zurück genommen, die Zuschüsse sind auch 2010 sichergestellt.
„Kein Geld mehr für Aids-Projekte in Rotterdam?„, diese Meldung sorgte nicht nur in den Niederlanden für Unruhe. In der Gemeinde Rotterdam war auf Initiative der Senatorin für Gesundheit Jantine Kriens geplant, ab dem Etat für das Jahr 2010 die finanzielle Unterstützung für alle Aids-Organisationen der Stadt komplett zu streichen. Ihre Begründung: HIV sei heutzutage nichts Besonderes mehr – halt eine chronische Erkrankung.
Aus den Niederlanden wie auch aus dem Ausland kamen massive Proteste gegen diese geplanten Streichungen. Zahlreiche Anfragen wurden an den Rotterdamer Gemeinderat gerichtet, eine online-Petition befasste sich mit der geplanten Kürzung.
Nun hat der Gemeindeart das Projekt gestoppt – die Kürzungen wurden zurück genommen, die Finanzierung der Projekte für 2010 ist sichergestellt.
Auf seiner Sitzung am 12. November 2009 behandelte der Gemeiderat von Rotterdam das Thema der vorgesehenen Streichung der Mittel für Aids-Projekte.
In den Beratungen für den Etat 2010 wurde von den Koalitionsfraktionen PvdA, GrünLinks und CDA betont, dass HIV immer noch mit Tabus belegt sei, und dass von dieser Tabuisierung manche gesellschaftlichen Gruppen in besonderem Umfang betroffen sind. Andererseits hätten sich in den vergangenen Jahren einige Organisationen umfangreiche Expertise auf dem Gebiet erworben und ein beachtliches Netzwerk aufgebaut, um Menschen mit HIV die benötigte Begleitung und Unterstützung zu geben.
Dem Gemeinderat sei es wichtig, auch zukünftig gegen Tabus zu arbeiten und Diskriminierung und Stigmatisierung entgegen zu wirken. Die vorhandenen niedrigschwelligen Angebote gelte es zu erhalten. Die geplanten Streichungen seien nicht erwünscht.
Der Gemeiderat stimmte dem Antrag zu – die geplanten Streichungen im Budget 2010 wurden zurück genommen, die Organisationen werden weiterhin finanziell unterstützt.
Die Stadt Rotterdam will die Finanzierung von Aids-Projekten ab 2010 komplett einstellen. HIV sei heutzutage eine chronische Krankheit ohne Tabus, so die Begründung der Stadt.
Dazu ein Gastbeitrag von Alexander Pastoors:
Im Auftakt zu der Feststellung des Etats 2010 will die Rotterdamer Senatorin für Gesundheit Jantine Kriens den gesamten Etat für alle Verbände, die in Rotterdam Pflege und Unterstützung von Menschen mit HIV und Aids anbieten, streichen. Sie begründete diesen Entschluss mit den Worten: „HIV ist heutzutage eine chronische Krankheit. Es gibt kein Tabu mehr in Bezug zu HIV und Aids. SIC!“
In Rotterdam hat dieser Entschluss zu massiven Protesten von professionellen Helfern geführt. Die Rotterdamer Aidshilfe hat gemeinsam mit dem Dachverband der Niederländischen Aidshilfe eine Initiative gestartet, um die Parteien im Gemeinderat davon zu überzeugen, dass dieser Entschluss nicht einfach so vom Gemeinderat verabschiedet werden kann.
Es ist kaum zu fassen, eine Senatorin mit trockenen Augen sagen zu hören, dass es um HIV anno 2009 kein Tabu mehr gibt. Auf welchem Planeten lebt diese Frau?
Rotterdam als mittlere Großstadt in den Niederlanden hat einen relativ hohen Anteil von Migranten, die HIV-positiv sind. Über 25% der Patienten die in den zwei Rotterdamer HIV-Schwerpunkt Krankenhäuser behandelt werden, haben einen Migrationshintergrund. Wenn es eine Bevölkerungsgruppe gibt, in der Stigma ein besonderes Problem ist, dann ist es die Gruppe Einwanderer aus den Sub-Sahara Ländern.
Ausgrenzung und Stigmatisierung und die dazu gehörigen psychischen Probleme sind unter HIV-Positiven die größten Probleme. Eine Untersuchung der Universität Maastricht hat das im Dezember 2008 zum ersten Mal massiv und deutlich erkennbar gemacht.
In Kenntnis dieser Daten ist es unverständlich wie jemand mit ein bisschen Verstand behaupten kann, es gäbe kein Tabu mehr um HIV.
Der Gemeinderat wird den Etat von 2010 am 12. November verabschieden. Wir warten gespannt ab was geschehen wird.
weitere Informationen:
Aids-Fonds 2008: HIV-Related Stigma in the Netherlands (pdf)
ad 26.10.2009: Hiv-patiënten in de kou
poz and proud 27.10.2009: Schande!
poz and proud 27.10.2009: Geen geld voor hiv-hulp
Stichting Humanitas: Petition „Laat mensen met HIV en Aids niet alleen met hun problemen!“
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Das Robert-Koch-Institut berichtet nicht nur bundesweit über die Stabilisierung der Zahl der HIV-Infektionen, sondern erstellt auch Berichte z.B. zur Situation von HIV/Aids in den Bundesländern:
HIV/Aids in Baden-Württemberg
HIV/Aids in Bayern
HIV/Aids in Berlin
HIV/Aids in Brandenburg
HIV/Aids in Bremen
HIV/Aids in Hamburg
HIV/Aids in Hessen
HIV/Aids in Mecklenburg-Vorpommern
HIV/Aids in Niedersachsen
HIV/Aids in Nordrhein-Westfalen
HIV/Aids in Rheinland-Pfalz
HIV/Aids im Saarland
HIV/Aids in Sachsen
HIV/Aids in Sachsen-Anhalt
HIV/Aids in Schleswig-Holstein
HIV/Aids in Thüringen
HIV/Aids in Deutschland
Anders als in Deutschland (Stabilisierung) sieht die Situation in einigen Nachbarländern aus:
Über „Forse toename hiv-geïnfecteerden in Nederland in 2007“ berichtet ‚Poz and Proud‘, basierend auf dem Bericht des HIV-Monitoring der Niederlande (pdf)
Und pinknews berichtet aus Großbritannien ‚New figures show record number of HIV diagnosis among gay bisexual men‘, die BBC sagt ‚Rise in UK HIV numbers continues‘
In Frankreich erfreulicherweise ‚kein Anstieg bei den Homos‘
Mit einer neuen Sonntag-Nachmittag-Veranstaltung überrascht die niederländische Positiven-Gruppe ‚Poz and Proud‘ Amsterdam: ‚Amen at Club Church‘.
Der ‚Sunday Tea Dance for Poz Men and Friends‘ wird veranstaltet von ‚Poz and Proud‘, der niederländische Positivengruppe, zusammen mit einer Stiftung. Sie wollen „Licht in dunkle Zeiten bringen“, verkünden die Veranstalter mehrdeutig im ihrem Blog.
Der positive Tea Dance findet statt im ‚Club Church‘ (Amsterdam, Kerkstraat 52) am 16. November 2008 von 16:00 bis 20:00 Uhr (Eintritt 5 Euro). Der ‚Gay Cruise Club Church‚ wurde erst im Sommer geöffnet und wirbt mit seiner „strikten Safe Sex Politik“.
Zukünftig soll der Positive Tea Dance alle zwei Monate organisiert werden, der nächste am 18. Januar 2009, teilt Poz and Proud mit.
Ort und Anlass des positiven Kennenlernens und sozialen Kontakts wolle man ermöglichen, beschreibt ‚Poz and Proud‘ die Party.
Was allerdings eine „strikte safe sex Politik“ ist, frage ich mich ja immer noch – ’safer‘ verstünde ich ja, aber ’safe‘? Was machen die denn dann noch? Was ist so sicher, dass es ’safe‘ ist?
Und, ja, nun gut, ich gestehe, den niederländischen Post-Titel ‚Samen naar Amen‘ hab ich zuerst auch missverstanden … 😉
In den Niederlanden würden 78% der Wähler einen schwulen Ministerpräsidenten akzeptieren, meldet pinknews. Ob sich Herr W. aus B. jetzt Hoffnungen für seine eigene Karriereplanung macht?
„Keine Infektiosität bei erfolgreicher HIV-Therapie ohne andere STDs“ – diese Meldung hat auch die deutschen Institutionen aufgeschreckt. Prof. Kurth, Leider des Robert-Koch-Instituts (RKI) kommentiert dazu gestern in der Ärztezeitung (zitiert aus der SZ), „eine staatliche Empfehlung zum Verzicht auf Kondome können wir nicht geben“. Erstaunliche Antwort, denn um eine derartige „Empfehlung“ ging es bisher auch nie. Sondern um die Aussage, dass Positive in bestimmten Konstellationen nicht (mehr) infektiös sein könnten.
Die Rückkehr-Möglichkeiten in die gesetzliche und private Krankenversicherung, die die Bundesregierung geschaffen hat, scheinen noch nicht auszureichen – oder nicht genügend bekannt zu sein. Die SZ weist darauf hin, dass in Deutschland 200.000 Menschen ohne Krankenversicherung sind.
Aufgrund der Brandkatastrophe in Ludwigshafen verschiebt die ARD den ‚Tatort‘ „Schatten der Angst“. Stattdessen wird Sonntag in Wiederholung der Tatort „Roter Tod“ mit Ulrike Folkerts als ‚Lena Odenthal‘ ausgestrahlt, der das Thema Blutkonserven und HIV behandelt.
Last not least: in wenigen Tagen beginnt in den USA die National Condom Week. Dieses Jahr mit großem Jubiläum – 1978 (lange vor Aids) wurde sie von Studenten der University of California- Berkeley ‚erfunden‘. Ihr britischer ‚Ableger‘ (der zu einem anderen, wechselnden Termin stattfindet) wird inzwischen von einem Kondomhersteller gesponsort. Na dann, “ don’t be silly, protect your willy“ …