Diskussions-Aufruf: Gemeinsame Erklärung der Deutschen AIDS Hilfe und der Deutschen AIDS Gesellschaft zur Beteiligung der Community am Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress

Die Deutsche AIDS-Hilfe DAH hat unter Beteiligung einiger weiterer Community-Vertreter/innen gemeinsam mit der DAIG Deutsche AIDS-Gesellschaft eine Erklärung zu den zukünftigen Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongressen (DÖAKs) entworfen und stellt den Entwurf zur Diskussion.

Dieser Entwurf ist hier dokumentiert – verbunden mit der von der DAH geäußerten Bitte um Kommentare und Diskussionen. Reaktionen, die binnen der nächsten vier Wochen (bis Ende Mai 2010) eingehen, fließen mit ein in die dann erfolgende Überarbeitung der Erklärung, bevor diese anschließend von DAIG und DAH unterzeichnet wird.

Hintergrund ist u.a. die Auseinandersetzung um die Community-Beteiligung 2009, in deren Verlauf sich das Community-Board sowie die Deutsche Aids-Hilfe von ihrer geplanten Beteiligung am Schweizerisch-Österreichisch-Deutschen Aids-Kongress 2009 in St. Gallen zurück gezogen hatte.

Ich bitte alle Leserinnen und Leser, diese Chance zur aktiven Beteiligung an der Zukunft der Community-Beteiligung an Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongressen zu nutzen und hier auf ondamaris mit Kommentaren, Meinungen und Hinweisen zur Entwicklung einer gemeinsamen Position beizutragen!

Ulli Würdemann, ondamaris

Gemeinsame Erklärung der Deutschen AIDS Hilfe und der Deutschen AIDS Gesellschaft zur Beteiligung der Community am Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress

Auf der Grundlage der Prinzipien der AIDS-Kongresse von Genf (1998) und Essen (1999) sollen in dieser Erklärung Eckpunkte zur aktiven Beteiligung der Community am Deutsch-Österreichischen AIDS Kongress festgelegt werden. Der Begriff „Community“ wird im HIV/AIDS- Bereich unterschiedlich definiert. Wir verstehen Community in einem weiteren Sinne, der folgende Gruppen umfasst:
• Menschen, die mit HIV/AIDS leben
• Menschen, die z. B. als schwule Männer, Drogengebraucher/innen, als Migrant(inn)en in Communities leben, in denen HIV epidemiologisch relevant ist
• Menschen, die in verschiedenen Formen der Selbstorganisation Selbsthilfe und Prävention leisten
• Menschen, die als Sozialwissenschaftler/innen aus den genannten Communities mit ihrer Forschung und ihrem Engagement zur Grundlage für Selbsthilfe und Prävention beitragen
• Menschen, die professionell in AIDS Hilfen und anderen Projekten haupt- oder ehrenamtlich Selbsthilfe fördern und mittragen und in Beratung und Prävention tätig sind

Diese Gruppen bringen als Community unterschiedliche Perspektiven in den Deutsch-Österreichischen Kongress ein und müssen deshalb in die Gestaltung aktiv einbezogen werden. Der Selbstvertretung von Menschen mit HIV/AIDS kommt dabei ein besonderer Stellenwert zu.

Partizipation
Community Beteiligung am Kongress geht über die reine Teilnahme von Menschen mit HIV/AIDS am wissenschaftlichen Programm weit hinaus. Die Community muss aktiv die Möglichkeit haben, ihre Perspektiven bei der Auswahl und Gestaltung von Themenschwerpunkten von Anfang an einbringen zu können. Die Struktur eines Community-Boards hat sich dabei in der Vergangenheit bewährt und soll ausgebaut werden. Das Board setzt sich aus jeweils zwei Vertreter/innen der am Kongress beteiligten Länder sowie einem/einer lokalen Vertreter/in zusammen.

Professionalität
Die Teilnahme an einem Kongress soll mit einem Zugewinn an Professionalität für alle beteiligten Gruppen verbunden sein. Dies geschieht einerseits durch Angebote, die die
Professionalität der einzelnen Disziplinen – z. B. sozialwissenschaftliche, präventionistische, pflegerische, psychosoziale – fördern. Zusätzlich sollen interdisziplinäre „Brückenangebote“ fest im Programm verankert sein, da auch die Versorgung von Menschen mit HIV/AIDS zunehmend interdisziplinär strukturiert ist.

Prävention und Sozialwissenschaft
Interdisziplinarität funktioniert, wenn sie auf den Bedürfnisssen und Kompetenzen verschiedener Fachrichtungen aufgebaut und diese selbst bestimmen können, wie der interdisziplinäre Austausch beim Kongress gestaltet werden soll. Dabei ist die Einbeziehung der Community unerlässlich für das Verständnis der medizinischen, psychosozialen und gesellschaftlichen Entwicklung auf dem Gebiet HIV/AIDS.
Primär- und Sekundärprävention, psychosoziale Beratung/Betreuung und die Unterstützung von Selbsthilfeaktivitäten sollen als zentrale Themen Berücksichtigung im Kongress finden. Neben quantitativen Untersuchungen sind hier aus Sicht der AIDS- und Selbsthilfen vor allem qualitative Untersuchungen von großem Interesse. Diese können beispielsweise Aufschluss über das Verhalten von Menschen und die Auswirkungen von gesellschaftlichen Verhältnissen geben und stellen eine wichtige Grundlage für die kontinuierliche Arbeit an unserem Versorgungssystem dar.

Praxisrelevanz
Die spannendsten wissenschaftlichen Ergebnisse bleiben ohne Wirkung, wenn sie perspektivisch von Praktikerinnen und Praktikern nicht umgesetzt werden können. Aus diesem Grund sind Kongresse, deren Programm ausschließlich „abstract driven“ zusammengestellt ist, für Menschen mit HIV/AIDS weniger interessant. Ihnen geht es nämlich nicht nur darum, neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zu erlangen, sondern darüber hinaus, die Bedeutung dieser Ergebnisse interdisziplinär und praxisnah zu diskutieren.

Beschlüsse für die Community Beteiligung am Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress
1. Beteiligung der Community an Organen/Gremien:
• Kongresspräsidium:
Zwei Sitze mit Stimmrecht für Vertreter/innen aus dem Community Board
Zwei Sitze mit Stimmrecht für Vertreter/innen aus den Dachorganisationen von AIDS-Hilfen aus Deutschland und Österreich
• Scientific Board und Abstract Review:
Die Community erhält ein Drittel der Sitze im Scientific Board.
Ein Drittel der Abstract Reviewer werden von der Community gestellt.
• Chairs:
Alle Kongressveranstaltungen sollen mit einem Co-Chair aus der Community besetzt werden.
Community Scholarship Programm:
20 Scholarships (Registrierung, Reisekosten, Unterkunft) und 50 freie Kongressregistrierungen werden vom Kongress übernommen.

2. Kongressstruktur:
Kongresseröffnung: Bei bis zu vier Rednern wird ein/e Redner/in von der Community benannt. Bei mehr als vier Rednern sind dies entsprechend zwei Redner/innen
Ein Drittel der Sessions werden „non abstract driven“ konzepiert.
Ein Drittel der „abstract driven“ Sessions werden interdisziplinär zusammengesetzt. Eine Session von 90-minütiger Dauer soll dabei nicht mehr als 3-4 Beiträge umfassen, um ausreichend Zeit für Diskussion zu bieten.

Anmerkung 18.06.2010: Kommentierungs-Phase beendet.

20 Gedanken zu „Diskussions-Aufruf: Gemeinsame Erklärung der Deutschen AIDS Hilfe und der Deutschen AIDS Gesellschaft zur Beteiligung der Community am Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress“

  1. Pingback: Tweets die Diskussions-Aufruf: Gemeinsame Erklärung der Deutschen AIDS Hilfe und der Deutschen AIDS Gesellschaft zur Beteiligung der Community am Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress - Die Deutsche AIDS-Hilfe DAH hat unter Beteiligung einiger weiterer
  2. habe soeben vernommen den södak gibts nicht mehr. das ist eine bittere pille. persönlich bedanke ich mich in richtung st.gallen und zürich. gute arbeit die herren professionellen. chapeau! mehr kommentar gibts von meinerseits dazu nicht mehr. es reicht.

  3. Möglicherweise wird der Eine oder Andere diese Frage als ketzerisch oder provokativ verstehen, sie jedoch ernst gemeint.

    Welche praktischen Auswirkungen für den Alltag für Menschen die HIV + sind hatten die Ergebnisse der vorangegangenen Kongresse in der Vergangenheit? Geht es bei diesem Kongress um Information bzgl neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse, Forschung etc? Da muß ich ehrlich sagen „Alle Furzlang“ gibt es irgendeinen Kongreß zu dem Thema HIV“. So findet z.b. am 7./8.Mai das 6. Symposium HIV und Hepatitis in Würzburg statt.

    Was das Thema „Interdisziplinär“ betrifft. Nun da gibt es den Kongress zum Thema

    HIV und Schwangerschaft
    HIV und Innere Medizin
    HIV und Leber
    HIV und Pädiatrie
    etc

    An Geld um Kongresse abzuhalten scheint es nicht zu mangeln. Wie definiert WIKI so schön:

    Eine interdisziplinäre oder fächerübergreifende Arbeitsweise umfasst mehrere voneinander unabhängige Einzelwissenschaften, die einer meist wissenschaftlichen Fragestellung mit ihren jeweiligen Methoden nachgehen.

    Das sind jetzt nur ein „paar“ Kongresse die dieses Jahr bis Juni in Deutschland stattfinden. Düsseldorf, Köln, Würzburg, Wiesbaden . . . . Warum ist es nicht möglich die „Einzelwisschaften/Ler – Fachdisziplinen“ alle in einem Kongress zu vereinen?

    Was das Thema „Community“ betrifft. Nun Ich würde mir wünschen das der Inhalt der Rede von Frau Lompscher in ganz Deutschland gehört und vor allen Dingen umgesetzt worden wäre. Oder man zumindest damit angefangen hat.

    „Das Land Berlin wird zukünftig bei der Planung und Bewertung von Aktivitäten im Aids-Bereich verstärkt Menschen mit HIV beteiligen. Berlin ist damit die erste Großstadt Europas, die das GIPA-Prinzip anerkennt und Schritte zu seiner Umsetzung unternehmen will.“

    Ich brauche niemand der mir sagt wie ich mich fühle, welche Auswirkungen HIV in meinem Alltag hat. Ich weiß um die Notwendigkeiten die mit dem infiziert sein einhergehen und die ich mir einfach nicht leisten kann weil die Voraussetzungen dafür fehlen: Du sagst es selbst.

    „Dabei ist die Einbeziehung der Community unerlässlich für das Verständnis der medizinischen, psychosozialen und gesellschaftlichen Entwicklung auf dem Gebiet HIV/AIDS.“

    Um auf die GIPA zurückzukommen
    Greater involvement of people living with or affected by HIV/AIDS (GIPA)
    http://data.unaids.org/pub/Report/2007/JC1299-PolicyBrief-GIPA_en.pdf

    Wir sind nicht involviert oder wenn dann nur in geringem Maß. Diese Voraussetzung sind bei weitem nicht erfüllt. Sie sind die Voraussetzungen dafür das wir die Denver Prinzipien umsetzen können. http://alivenkickn.wordpress.com/2009/10/09/die-denver-prinzipien/

    Insofern stimme ich Dir zu das wir beteiligt sein müssen. Zu 50 %. Die anderen 50 % dürfen sich die Teilnehmer der div Interdisziplinären Einzelwissenschaften, der Presse – ein ganz wichtiger Aspekt „Wie werden HIV positive Menschen in der Öffentlichkeit präsentiert, dargestellt“ die Sozialwissenschaftler und vor allen Dingen die Politiker untereinander aufteilen. Aber bitte keine Stellvertreter des Stellvertreters des Staatssekretärs sondern Entscheidungsträger und keine Absichtserklärer.

    So würde für mich ein DÖAK oder wie immer er heißen mag Sinn machen. Doch Sinnvoll wäre er erst dann wenn die Erkenntnisse und Erfahrungen von HIV Positiven die den (sozial)politischen Aspekt betreffen in Ergebnisse dieses Kongress münden würden die dann auch in die Tat von der Politik umgesetzt werden. Das dies nicht einfach sein wird liegt auf der Hand. Doch es geht um uns. Den Alltag eines jeden HIV positiven Menschen.

  4. @ Michèle:
    die frage mit der schweiz drängte sich mir auch auf – danke für die klärung, auch wenn’s tatsächlich eine bittere pille ist.

    meine ersten gedanken zum papier:

    Der Begriff Community / Communities
    mir scheint nach vielen Jahren Engagement im Bereich HIV-positiver Interessenvertretung der (singulare) Begriff „Community“ verwässernd, die Realitäten verkleisternd. Es gibt nicht die eine Community – mir scheint es ehrlicher von Communities zu sprechen.
    Besonders deutlich wird dies bei der im Text) verwendeten Definition von Communiy. Diese geht sehr weit – für mich zu weit. Sind (beschäftigte, bezahlte) Mitarbeiter von Aids-Hilfe Community? Von welcher Community wird dann gesprochen? Der Aids-Hilfen-Community? Und wo ist dann die Positiven-Community?
    Ein Grund mehr, nicht von der einen Community zu sprechen, sondern von den von HIV (auf unterschiedlichste Weise) betroffenen Communities
    obige (kritisierte) Integration von Aidshilfe in den Community-Begriff wird weiter unten nicht fortgeführt – im Konferenzpräsidium gibt es Community-Vertreter/innen und getrennt Aidshilfe-Vertreter/innen. Was denn nun, sind AHs Community – oder nicht?

    Community-Beteiligung
    warum fehlt im Text jeglicher Verweis auf GIPA (greater involvement of people with HIV/Aids)?

    Professionalität:
    Communitiy-Vertreter haben es bei früheren Anlässen auch als ihre Aufgabe gesehen, Konferenzgeschehen und -inhalte auch für „kompetente Laien“ verstehbarer und zugänglicher zu machen – auch das ist eine Ebene von Professionalität.

    Praxisrelevanz:
    so wie derzeit formuliert, scheint mir der Zusammenhang zwischen Praxisrelevanz und abstract driven Konferenzstrukttur schwer nachvollziehbar

    Kongressstruktur:
    Ausreichend Zeit für Diskussion und Nachfrage ist wichtig – die Formulierung „ausreichend Zeit“ wurde in der Vergangenheit so unterschiedlich interpretiert, dass sie mir in dieser Form nicht ausreichend scheint (stattdessen zb: „x % der Session stehen für Nachfrage und Diskussion zur Verfügung“

    generell:
    es ist schön und wichtig, wenn die Communities besonders auch in die wissenschaftliche Struktur eingebunden werden. Dies hat realiter in der Vergangenheit immer wieder zu Problemen geführt – auch weil Communities wenig Mitstreiter hatten, die bereit und kompetent waren, sich dort einzubringen. Mir fehlt in dem Papier ein Schritt in die Richtung, wie Communities hier auch Skills Building und Kompetenzerwerb / -stärkung betreiben können und dabei vielleicht von DAIG unterstützt werden.

    soweit erste ideen …

  5. Ah jetzt versteh ich en wenig besser was Sache ist, Ich hatte es erst so aufgefasst das dieser Erklärung auch deine gedanken Zustimmung repräsentieren Frag mich jetzt nicht warum. 😉 Ich bin halt nicht der Verbands gestrickte Funktionär sondern Praktiker, derjenige der zum einen Mitten im Alltag lebt und wahrnimmt was ist. Und da ist ne ganze Menge was verbesserungsnotwendig im Kontext zu HIV ist.

    Das es verschiedene „Communities“ gibt ja das ist so. Die rage ist jedoch gibt es aus all den verschiedenen Communities Gemeinsamkeiten, gibt es Menschen die sehen worauf es ankommt. Es macht doch keinen Sinn die div Communiies zu beklagen das sie sich nicht einbringen. Müssen sie doch auch nicht. Diejenigen die wahrnhemne ud forden sind diejenigen auf die es ankommt. Welcher Community sie angehören ist zweitrangig.

    Was die AH s betrifft. Ich denke mal das es auch hier an den HIV Positiven liegt und auch an den Strukturen dieser „Vereine“. Gings nach mir so hätt ich einige AIDS HILFEN das Recht sich AIDS Hilfe zu nennen schon längst abgesprochen. Diese haben kein Recht sich auch nur im geringsten einzubringen.

    GIPA und auch die Denver Prinzipien – da stimme ich Dir uneingeschränkt zu. Damit beides funktioniert und inhaltlich umgesetzt werden kann bedarf es neben der Schaffung von Voraussetzung hauptsächlich der Beteiligung von HIV Positiven. MAKE A NOISE . . .dieser Noise von HIV Positiven als Zeichen das es sie gibt . . .der ist kaum vernehmbar. Dann ist das halt so.

    Nicht wenige HIV Positive sind imi zu sehr „abstract driven“ unterwegs. Mir fehlt die Alltags Bezugs Ebene auf der ich und jeder Einzelne HIV Positive sich jeden Tag bewegt. Es sind die profanen Dinge an denen es hapert. Warm muß man kilometerweit in eine Ambulanz fahren? Warum ist es nicht möglich wenn man mit geringen finanziellen MItteln lebt in eine Stadt zu ziehen in der das Angebot dern Bedürfniss und der Notwendigkeit des HIV Positiven Rechnung getragen wird.

    Schön wenn man in der Lage ist sich auf einer Metaebene, einer abstrakten Ebene zu bewegen. Noch schöner ist es wenn diese Ebene dem Alltag von HIV Positiven gerecht wird.

  6. @ulli
    ja, ich hätt es auch lieber persönlich erfahren als so. das gibt ein ganz unangenehmes gefühl.

  7. Die Schweizer Community hat sich mit der nationalen Organisation LHIVE für den SÖDAK 2009 sehr engagiert. Unentgeltich. Mit beschränkten Ressourcen durchaus auch zu Lasten der eigenen nationalen Problemstellungen. Darüber sind sich alle Beteiligten immer im Klaren gewesen.

    Und sie hat sich unter grossen Verlusten mit dem trinationalen Community-Rückzug solidarisch verhalten. Spätestens seither herrscht Eiseskälte zwischen den Schweizer Institutionen, zu denen beispielsweise auch die Aidshilfe Schweiz (AHS) gehört, die spät und klammheimlich ihren Auftrag der Community-Arbeit für den SÖDAK 2009 abgewiesen hat (um nur noch eingeschränkte Kommunikationsaufgaben für den Kongress – gegen Entgelt – wahrzunehmen).

    LHIVE ist also in der Schweiz seither aufgrund dieser bewiesenen internationalen Community-Solidarität weitgehend von der Information offizieller Stellen abgeschnitten.

    Da ist es besonders schlimm, wenn nicht einmal unsere Community-Freunde es für nötig erachten, uns auf dem Laufenden zu halten:

    Wir erfahren hier erstmals über Medien, dass der nächste Kongress ohne Schweiz durchgeführt wird. Dass die DÖF-Community immerhin so lange schon darüber Bescheid wissen muss, dass mit der DAIG ein Statement ausgearbeitet werden konnte. Dass mit der Schweiz offenbar ausgerechnet die hoch aktive Community Repräsentanz „ausgeladen“ wird, die genau das Thema GIPA in Europa überhaupt wieder ins Leben gerufen hat.

    Und das von unseren Freunden. Im gemeinsam bearbeiteten Vorfeld von Wien und Bielefeld.

    Das ist mehr als eine schmerzhaft verletzte Solidarität. Wir nennen so etwas hier einen Affront. Meine persönliche Übersetzung davon gebe ich gerne im direkten Gespräch kund.

    Mic

  8. @ulli

    ich vestehe deine vorschläge, bitte allerdings um konkrete formulierungen. darauf muss es letztlich hinauslaufen. gipa und kram taucht deshlab nicht auf, weil ich den bezug auf ein allgemein formuliertes prinzip für unfug halte, wenn es hier um klare dinge geht. ich denke, das geht über prinzipien-erklärungen hinaus.

    @mic
    ich habe von der nichtbeteiligung des schweiz im letzten redaktionstreffen zu dem papier erfahren. ich ging davon aus, dass dem eine kommunikation innerhalb der schweiz vorausgegangen ist. das war offensichtlich nicht so und ja, ich hätte nachfragen können, das habe ich nicht.

    nun nehme ich das dort gesagte und stelle für mich fest: es ging jedoch „nur“ um die nichtbeteiligung der (ich sage jetzt mal) schweizer aids-gesellschaft. das heißt ja nicht, dass die schweizer selbsthilfe sich nicht mehr beteiligen muss und ihr nicht auch platz eingeräumt werden kann. deshalb diskutieren wir das ja hier offen und öffentlich.
    ich kann mir vorstellen, auf seiten der selbsthilfe bei den 3 partner/innen zu bleiben und dann sollen die anderen mal schauen.

  9. @ carsten & all:

    nennung GIPA: ich halte es für taktisch klüger, es auch hier explizit zu nennen (auch angesichts von aussagen wie dieser letztens: „GIPA – das is doch was für die dritte welt, oder?“). Kann aber damit leben dass man das auch anders bewerten kann 😉

    konkrete formulierungen: okay, ich versuchs mal – als vorschlag:

    1. Seite 1: „wir verstehen Community als“: die folgenden spiegelstriche aufteilen, die ersten 3 = „von HIV betroffene communities“ [bitte im Plural], die beiden folgenden „Menschen die sich professionell in Selbsthilfe und Prävention engagieren“
    kommentar: ich sehe hier kein auseinander-dividieren, sondern eine deutlichere begriffliche klarheit und unterscheidung zwischen ‚positivencommunities’/selbsthilfe und ‚professionellen‘. Zudem sinnvoll hinsichtlich der Sitze in Organisationen, s.u.

    2. Seite 1: „Diese Gruppen bringen …“ „Diese Gruppen tragen maßgeblich dazu bei, Konferenzgeschehen und -inhalte verstehbar und zugänglich zu machen. Sie bringen …“

    3. Seite 1 Partizipation: Vorschlag zusätzlicher Satz: „Um die Einbindung von Communities in Kongress-Geschehen und -Inhalte langfristig zu stärken, bemühen sich die Beteiligten (DAH und DAIG) um Veranstaltungen zu Skills Building / Kompetenzerwerb für Vertreter der Communities innerhalb der Konferenz.“

    4. Seite 1 / 2 Professionalität: „Die Teilnahme an einem Kongress soll mit einem Zugewinn an Professionalität für alle beteiligten Gruppen verbunden sein. Dies geschieht einerseits durch Angebote, die die Professionalität der einzelnen Disziplinen – z. B. sozialwissenschaftliche, präventionistische, pflegerische, psychosoziale – fördern. Dies geschieht zudem durch Angebote, mit denen Kongress-Inhalte auch für die o.g. Communities zugänglich und verstehbar gemacht werden. Zusätzlich sollen …“

    5. Seite 2: Praxisrelevanz: so wie derzeit formuliert, scheint mir der Zusammenhang zwischen Praxisrelevanz und abstract driven Konferenzstrukttur schwer nachvollziehbar – da muss aber jemand anderes ran, der den passus formuliert hat

    6. Seite 3 / Kongressstruktur: „Eine Session von 90-minütiger Dauer soll dabei nicht mehr als 3-4 Beiträge umfassen. 15 % der Session-Zeit stehen für Nachfrage und Diskussion zur Verfügung.“

    7. zudem: Einbeziehung der Schweizer Communites wie von Carsten vorgeschlagen

    soweit, zur diskussion gestellt,
    lg ulli

  10. @ulli

    herzlichen dank. vieleicht können wir folgende eingangsformulierung wählen:
    „Auf der Grundlage des 1994 formulierten Prinzips der stärkeren Einbeziehung von Menschen mit HIV/Aids (GIPA) und den daraus folgenden Prinzipien der AIDS-Kongresse von Genf (1998) und Essen (1999) sollen in dieser Erklärung Eckpunkte zur aktiven Beteiligung der Community am Deutsch-Österreichischen AIDS Kongress festgelegt werden.“

  11. Habe alles durchgelesen, recht wenig davon verstanden.
    So überlasse ich es den ausführenden Profis, ob nun „Community“ oder „Communities“, ob Spiegelstriche eingefügt und DÖF, DAIG, DÖAG, SÖDAK, GIPA, ob Gruppen „bringen“ oder „beitragen“ geschrieben werden.

    Diese hochausdifferenzierte Diskussion nachzuvollziehen, muss man hochmotiviert und/oder bezahlt sein oder eine spezielle Neigung haben.
    Mir jedenfalls erschließen sich Anlass und Sinn des Ganzen nicht besonders und so kann ich auch nichts Relevantes dazu beitragen außer der Erkenntnis, dass ich außerhalb des Geschehens stehe und dass sich solcherlei Feinsinnigkeiten dem „normalen HIV´chen“ wohl eher sonst wo vorbei gehen…

    Konstruktiver Wendeversuch: Damit einem nicht völlig die Lust vergeht, sich an einer Diskussion zu beteiligen, sollte vielleicht eine klare Fragestellung entwickelt werden (so dass man seine Meinung sagen kann, ohne vorher die höheren Weihen um die Auseinandersetzungsgeschichte und die Befindlichkeiten involvierter AktivistInnen und Initiativen erfahren zu haben).

  12. @ Thomas:
    danke für deinen Kommentar.

    nun, die Diskussion bezieht sich auf das Engagement von Community-Vertreter/innen in Aids-Kongressen, sicher ein „spezielles“ Thema, das vielleicht nicht jede/n HIV-Positiven direkt interessiert – auch wenn er / sie doch in vielfacher Weise von den Ergebnissen profitieren mag.

    Die Grundfrage ist für mich Interessenvertretung und -wahrnehmung. Wie können wir -auch langfristig- sicherstellen, dass „mit uns, nicht (nur) über uns“ geredet wird, dass wir „nicht Problem, sondern Teil der Lösung“ sind und als solche wahrgenommen werden.

  13. Oh, danke für die Aufklärung.

    Ich habe streng den Verdacht, dass „wir“ das gar nicht längerfristig sicherstellen können, hängt es nicht nur von der Vernunft, sondern auch von den politischen Verhältnissen ab.

    Erschwerend kommt hinzu, dass ich befürchte, dass es die „Comunity-VertreterInnen“ fast weitgehend unter sich ausmachen müssen, sind sie es doch, die diese Arbeit leisten. Aus meiner (ich gebe zu: ureigenenen) Erfahrung tendiere ich immer mehr dazu darauf zu verzichten, den Versuch einer breiteren Art von „Legitimation“ zu erheischen, da immer weniger Betroffene (so auch ich) bereit und/oder fähig sind, sich an diesen Prozessen aktiv zu beteiligen.

    Es gibt mittlerweile eine solche Unzahl von Kongressen, dass ich mir überhaupt gar nicht vorstellen kann, wie man (die wenigen) Community-VertreterInnen dort längerfristig einzubinden vermag.
    Darüber hinaus sind oft derart spezifische Fähigkeiten erforderlich, dass solche Arbeit in der Vielzahl und Qualität sicherlich nur professionell zu leisten ist (wobei wieder die Frage berührt ist: Sind bezahlte Profis (z.B. Aids-Hilfe) VertreterInnen der Community?
    Damit wären wir dann wieder in den 90ern angekommen (Selbsthilfe versus Professionalisierung… der Punkt an dem ich persönlich die weiße Fahne schwinge….

  14. Anbei ein paar Anmerkungen zu dem vorliegenden Entwurf:

    1. Vorspann

    Der Vorspann wirkt auf mich so, als richte er sich an einen fest umrissenen, anhand bestimmter Merkmale bestimmbaren Personenkreis. Das ist aber hoffentlich nicht so gemeint. Ich verstehe die Erklärung vielmehr so, als wolle sie die Meinung derjenigen, die es angeht wiedergeben, wobei der Personenkreis durch eine beispielhafte Aufzählung näher beschrieben wird. Die Definition ‚Community‘ sollte deshalb offener formuliert und im dritten Satz durch das Wort ‚insbesondere‘ ergänzt werden:

    „Wir verstehen Community in einem weiteren Sinne, der INSBESONDERE folgende Gruppen umfasst:“

    Wenn der Begriff Community in Bezug auf HIV/AIDS definitionsbedürftig ist, ist er es in anderen Bereichen auch. Hinzu kommt, dass sich nicht jeder einer der aufgezählten Communities zurechnen lässt/zurechnen lassen will. Ich würde deshalb den Begriff im zweiten Aufzählungspunkt umschiffen:

    “ • Menschen, z. B. schwule Männer, Drogengebraucher/innen, Migrant(inn)en, für die HIV epidemiologisch relevant ist“

    Der dritte und fünfte Aufzählungspunkt sind nach meinem Dafürhalten inhaltsgleich:

    „• Menschen, die in verschiedenen Formen der Selbstorganisation Selbsthilfe und Prävention leisten“
    „• Menschen, die professionell in AIDS Hilfen und anderen Projekten haupt- oder ehrenamtlich Selbsthilfe fördern und mittragen und in Beratung und Prävention tätig sind“

    Es sei denn, was nicht fernliegend ist, man versteht AIDS Hilfen nicht mehr als Selbsthilfeorganisationen sondern als Behördensurrogate. Wenn der fünfte Aufzählungspunkt stehen bleibt, sollte das Wort ‚professionell‘ entfallen, um gar nicht erst die Frage aufkommen zu lassen, was ‚professionell‘ in diesem Zusammenhang bedeutet.

    Der letzte Satz im Vorspann ist mißverständlich. Besser:

    „Dabei kommt der Selbstvertretung von Menschen mit HIV/AIDS ein besonderer Stellenwert zu.“

    2. Partizipation:

    Wie sollen denn die Ländervertreter ausgewählt werden? Bisher regelt dieser Textabschnitt nur die quatitative Partizipation, nicht die qualitative. Zwei Vertreter pro Land schließt bei zwei beteiligten Ländern aus, dass alle im Vorspann genannten Gruppen (5; es sei denn der 5. Punkt entfällt) im Cummunity-Board repräsentiert sind.

    3. Professionalität

    Die Formulierung ‚Zugewinn an Professionalität‘ unterstellt, das bisher nicht genug Professionalität vorhanden ist und könnte dem ein oder anderen auf den Schlips treten. Außerdem lässt sich die Professionalität einer Disziplin begrifflich nicht fördern. Vorschlag:

    „Die Kongressteilnahme soll einen gewinnbringenden, die unterschiedlichen Erfahrungs- und Wissenshorizonte der vertretenen Gruppen berücksichtigenden Dialog innerhalb der einzelnen Disziplinen – z. B. sozialwissenschaftliche, präventionistische, pflegerische, psychosoziale – fördern und darüber hinaus den interdisziplinären Meinungsaustausch durch entsprechend strukturierte Programmpunkte bereichern.“

    4. Prävention und Sozialwissenschaft

    Im letzten Satz ist von ‚unserem Versorgungssystem‘ die Rede. Was ist damit unter der Überschrift Prävention gemeint?

    5. Beschlüsse …

    Die Überschrift ist mißverständlich. Wer beschließt was? Ist die gemeinsame Erklärung ein Beschluss? Besser wäre die Überschrift ‚Kongressorganisation‘.

    Dieser Textabschnitt beschäftigt sich lediglich mit kongressorgisatorischen Fragen, die aufgrund der verwendeten Begriffe nur Kongressprofis verstehen, nimmt aber mehr als ein Drittel (nach Augenmaß geschätzt) des Gesamttextes in Anspruch. Das ist zu viel.
    Wenn, so verstehe ich die Gemeinsame Erklärung, es darum geht, eine ausreichende Berücksichtigung der ‚Basis‘ einzufordern, halte ich es für zweckdienlicher, bereits bei Fragen der Kongressvorbereitung anzusetzen (Entscheidung über einzuladende Vortragende, Tagungsort, Unterbringungsfragen, inhaltliche Schwerpunktsetzungen, …). Dann können sich abzeichnende Schieflagen bereits im Vorfeld bereinigt werden und es muss nicht darauf gehofft werden, dass Quotenregelungen das Schlimmste verhindern.

  15. @ Steven:
    vielen Dank für deine ausführlichen Kommentare und Anmerkungen!
    ich bin sicher, dass sie hilfreich sind für die gruppe, die den entwurf erarbeitet hat 🙂

  16. Wer beschließt was?

    In letzter Konsequenz der Vorstand und die Leitungsgruppe des Bundesgeschäftsstelle auf der Grundlage eines entsprechenden Sachverhaltes bzw des Tenor der Interessenvertretungen bzw der div Communityvertreter.

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