Aids 2012: US-Präsident Obama nimmt nicht an Eröffnung der 19. Welt Aids Konferenz 2012 in Washington teil

US-Präsident Obama wird nicht persönlich an der Eröffnung der 19. Welt Aids Konferenz 2012 in Washington teilnehmen. Stattdessen wird er den Teilnehmer/innen in einer Video-Botschaft versichern, dasss er sich „auch weiterhin persönlich für dieses Thema einsetzen“ werde.

Shin Inouye, Sprecher des Weißen Hauses, erklärte trotz Einladung durch die Konferenz-Organisatoren könne Obama nicht persönlich bei der Welt Aids Konferenz 2012 erscheinen und werde sich in der Vidoebotschaft an die erwarteten Tausende Teilnehmer wenden.Zudem werde im Vorfeld der Konferenz am 26. Juli ein Empfang zu Ehren von HIV-Positiven sowie im Kampf gegen Aids engagierten Personen stattfinden.

nicht bei Welt Aids Konferenz 2012: US-Präsident Barack Obama (Foto: White House)
nicht bei Welt Aids Konferenz 2012: US-Präsident Barack Obama (Foto: White House)

In einem Statement betont das Weiße Haus, unter Präsident Obama seien Fortschritte im kampf gegen Aids erreicht worden:

„Under the president’s leadership, the administration has increased overall funding to combat HIV/AIDS to record levels. We have launched the first comprehensive National HIV/AIDS Strategy for the United States to prevent and treat HIV in America. Globally, the Obama Administration has committed to treating 6 million people by the end of 2013 and is increasing the impact and sustainability of our investments.“

Der Haushaltsplan 2013 der US-Regierung sieht allerdings deutliche Kürzungen im ‚President’s Emergency Plan for AIDS Relief‘ (PEPFAR) vor, dem Programm, über das die USA einen Großteil ihres internationalen Engagements gegen Aids steuern.

Neben den Konferenz-Veranstaltern der International Aids-Society hatten auch US-Aids-Aktivisten Obama aufgefordert, persönlich zu erscheinen und sich klar für eine baldige Beendigung der Aids-Krise einzusetzen.

Statt Obama werden andere ranghohe Vertreter/innen der US-Regierung an der 19. Welt Aids Konferenz 2012 in Washington teilnehmen, darunter US-Außenjministerin Hillary Clinton. Auch die früheren US-Präösidenten Bill Clinton und George Bush werden vor Ort sein.

Die XIX International AIDS Conference wird vom 22. bis 27. Juli 2012 in Washington stattfinden. Damit findet erstmals seit 1990 wieder eine große internationale Aids-Konferenz in den USA statt. Die letzte International Aids Conference, die in den USA stattfand, wurde 1990 in San Francisco abgehalten. Danach fanden diese weltgrößten Aids-Konferenzen nicht mehr in den USA statt, da die IAS als Veranstalter das HIV-Einreiseverbot der USA als zu großes Hindernis für eine erfolgreiche Konferenz sah und die USA als Gastgeber-Land boykottierte. Die Aufhebung des US-Einreiseverbots für HIV-Positive ab Anfang 2010 mache nun die Rückkehr der Konferenz in die USA möglich.

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weitere Informationen:
Washington Times 16.07.2012: Obama will not attend AIDS conference
Washingtion Blade 16.07.2012: Obama won’t attend Int’l AIDS Conference
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Welt-Aids-Konferenz Wien 2010 – Übersicht Artikel

Vom 18. bis 23. Juli 2010 fand in Wien die XVIII. Welt-Aids-Konferenz statt. Zentrales Dokument der Konferenz war die ‚Wiener Erklärung‚.

Meldungen auf ondamaris zur Welt-Aids-Konferenz 2010 in Wien:
Welt-Aidskonferenz: DAH fordert Menschenrechte ein
Stärkung von Frauenrechten ist Voraussetzung für erfolgreiche HIV-Prävention
5 UN-Organisationen kritisieren Verfolgung von Aids-Aktivisten und Sozialarbeitern
Broken Promises Kill – internationalen Kampf gegen Aids weiter finanzieren!
Welt-Aids-Konferenz: UNAIDS fordert ‘Therapie 2.0′
Clinton: neue Finanzierung des Kampfes gegen Aids
Harm Reduction – Erfolgs-Konzept der Aids-Politik
Patente Lösung – Equitable Licensing
Spritzenautomaten stoppen HIV
Sicher im Sexgeschäft
Milleniums-Ziele: zwiespältige Bilanz
Patente Lösung – Equitable Licensing
Welt-Aids-Konferenz: Foto-Impressionen
Marsch für Menschenrechte – Annie Lennox und Tausende Teilnehmer fordern mehr Einsatz für Menschenrechte
Macht HIV arm?
Solidarität mit HIV-Positiven auf Haiti
Starke Schwule. Oder: Wie funktioniert strukturelle Prävention?
Keine glatten Typen
‘Krieg gegen Drogengebraucher’ – Proteste gegen Kanadas Drogen-Politik

Welt-Aids-Konferenz Wien 2010
Welt-Aids-Konferenz Wien 2010

Ein erstes Resümee der Konferenz aus Sicht der DAH im Audiocast mit Silke Klumb, Geschäftsführerin der DAH

Die Welt-Aids-Konferenz 2012 findet nach vielen Jahren erstmals wieder in den USA statt – nach der Aufhebung des US-Einreiseverbots für HIV-Positive hat sie die International Aids-Society für Washington als Ort der XIX. Welt-Aids-Konferenz entschieden.

weitere Informationen:
XVIII. Welt-Aids-Konferenz
International Aids Society
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Broken Promises Kill – internationalen Kampf gegen Aids weiter finanzieren! (akt.3)

„Broken Promises Kill“ – unter diesem Motto protestierten Aids-Aktivisten bei der Eröffnung der Welt-Aids-Konferenz Wien auf eine drohende Finanzierungs-Krise der weltweiten Aids-Bekämpfung hin. IAS-Präsident Montaner äußerte seinen tiefen Frust über das Verhalten der G8- und G20-Staaten.

18. Juli 2010 – In Wien wird die Welt-Aids-Konferenz eröffnet. Aids-Aktivisten aus zahlreichen Staaten protestieren anlässlich der Eröffnung dagegen, dass die internationale Aids-Bekämpfung zunehmend durch fehlende Mittel und nicht eingehaltene Finanzierungs-Zusagen in Gefahr gerät.

Die G8-Staaten hätten einen „ungedeckten Scheck“ ausgestellt, klagten die Aktivisten. Hunderte Aids-Aktivisten besetzten in stillem Protest die Bühne der Eröffnungsveranstaltung und warnten „No retreat – fund AIDS“.

Broken Promises Kill
Broken Promises Kill (Foto: Dirk Sander)

Julio Montaner, Präsident der International Aids-Society IAS, Veranstalterin des Kongresses, betonte in der Eröffnungsveranstaltung, er könne seinen tiefen Frust und seine Enttäuschung während der letzten G8- und G20-Treffen nicht verbergen. Die gleichen Staaten, die mit Leichtigkeit Geld auftreiben könnten um ihre Freunde in der Finanzwirtschaft und gierige Wall-Street-Banker zu retten, hätten angeblich eine leere Geldbörse, wenn es um die globale Gesundheit ginge.

Broken Promises Kill
Broken Promises Kill (Foto: Dirk Sander)

Michel Sidibé, UNAIDS-Generaldirektor, forderte die Einführung einer ‚Robin-Hood-Steuer‚, einer Abgabe auf globale Finanztransaktionen, um globale Gesundheit zu finanzieren.

Schon kurz zuvor hatten französische und US-Aktivisten gegen das Verhalten ihrer Regierungen protestiert. Sie hatten US-Botschafter Eric Goosby und den französischen Botschafter Patrice Debré aufgefordert, Finanzierungszusagen einzuhalten.

Act Up Paris protestiert gegen Botschafter Patrice Debre (Foto: ACT UP Paris)
Act Up Paris protestiert gegen Botschafter Patrice Debre (Foto: ACT UP Paris)

Nicht nur die US-Regierung schränkt ihre Finanz-Zusagen im internationalen Kampf gegen Aids ein, auch europäischen Regierungen stellen zunehmend weniger Mittel bereit. So bestand schon im Januar 2010 der Verdacht, dass Deutschland seine Finanzierungs-Zusage 2010 für die Globalen Fonds bricht. Nach Angabe von ‚Ärzte ohne Grenzen‘ plant das Entwicklungshilfe-Ministerium unter Minister Niebel nun, „den deutschen Beitrag an den Globalen Fonds gegen Aids, Malaria und Tuberkulose auf ein Drittel zu senken. Von insgesamt 600 Millionen auf 200 Millionen Euro in den nächsten drei Jahren.“ Und ausgerechnet Konferenz-Gastgeber Österreich teilte dem globalen Fonds mit, ab 2011 überhaupt keine Mittel mehr zur Verfügung stellen zu können.

Die internationale Hilfsorganisation ‚Ärzte ohne Grenzen‘ hatte bereits im Mai gewarnt: „Der Rückzug der Geber wird noch mehr Menschen am Zugang zur Behandlung hindern und all die Erfolge, die in den letzten Jahren erzielt wurden, untergraben.“

Danke an Dirk Sander für 2 Fotos!

weitere Informationen:
alivenkickin 18.07.2010: UN Milleniumsziele 2000 . . . Ziele erreicht?
domradio 16.07.2010: „Die Epidemie ist in vollem Gang“
Ärzte ohne Grenzen 16.07.2010: Österreich verweigert dem Kampf gegen Aids, Tuberkulose und Malaria bis 2014 die Unterstützung
Ärzte ohne Grenzen 27.05.2010: Ärzte ohne Grenzen warnt Geberländer vor Rückzug im Kampf gegen HIV/Aids
ACT UP Paris 18.07.2010: 2010, year of broken promises?
aidsmap 18.07.2010: No retreat from AIDS funding, XVIII AIDS conference demands
Joe.My.God 18.07.2010: Vienna: Poz Activists Halt World AIDS Conference With Mass Die-In
rod online 18.07.2010: Protesters Stage „Die In“ to Delay the AIDS 2010 Opening Ceremony
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Welt-Aidskonferenz: DAH fordert Menschenrechte ein

Welt-Aidskonferenz: DAH fordert Menschenrechte ein

DAH-Delegation in Wien – Engagement in Osteuropa – deutscher Gemeinschaftsstand

Anlässlich der am Sonntag beginnenden Welt-Aidskonferenz in Wien (IAC) appelliert die Deutsche AIDS-Hilfe e.V. (DAH) an die internationale Staatengemeinschaft, die Menschenrechte einzuhalten und den universellen Zugang zu HIV-Prävention, -Pflege und -Behandlung sicherzustellen. Die Unterstützung beim Abbau von Diskriminierungen und Stigmatisierungen und bei der Vernetzung von Selbsthilfe-Strukturen sind die Ziele der internationalen Zusammenarbeit der DAH in Osteuropa. Auf der Konferenz ist die DAH mit einer eigenen Delegation vertreten. www.aidshilfe.de berichtet täglich von heute an bis zum 23.7. über die IAC.

„Harm Reduction“ (Prävention für drogengebrauchende Menschen: z.B. Substitution, Spritzentausch) ist einer der Schwerpunkte der 18. Welt-Aidskonferenz in Wien. Unter dem Motto „Rechte hier und jetzt“ will die Konferenz auch Brücken schlagen zwischen Selbsthilfeorganisationen, Wissenschaft und Forschung, Wirtschaft und Politik und zu den von HIV und Aids betroffenen und bedrohten Menschen in Osteuropa.

Dazu erklärt Silke Klumb, DAH-Geschäftsführerin: „Es ist gelungen, die HIV-Neuinfektionszahlen weltweit von 3 Millionen (2001) auf 2,7 Millionen (2008) zu senken – in großen Teilen Osteuropas z.B. steigt die Zahl HIV-infizierter Menschen aber weiter stark an. Die Lebenssituation von Menschen mit HIV und Aids ist in diesen Ländern häufig katastrophal. Wir bieten unsere Unterstützung und unsere 27-jährige Erfahrung z.B. bei der Vernetzung von Selbsthilfestrukturen an: Die Konferenz schlägt eine wichtige Brücke nach Osteuropa. Das Motto „Rights here, right now!“ unterstreicht in diesem Zusammenhang unsere Forderung auf Einhaltung der Menschenrechte und den Abbau der Diskriminierung der von HIV bedrohten und betroffenen Menschen als Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche HIV-Bekämpfung: Dies gilt gerade für die Unterstützung der Selbstorganisation von Projekten für Männer, die Sex mit Männern haben (MSM).“

(Pressemitteilung der DAH)

Bewerbung für das Community-Board für den DÖAK 2011 vom 15. bis 18. Juni 2011 in Hannover

Vom 15. bis 18. Juni 2011 findet in Hannover der nächste Deutsch-Österreichische Aids-Kongress (DÖAK) statt. Vertreter/innen der Positiven-Selbsthilfe können wieder die Perspektiven und Erfahrungen von Menschen mit HIV in den Kongress einbringen – inzwischen wurde (nach öffentlicher Diskussion) von der Deutschen Aids-Hilfe DAH, der Schweizer Organisation für Menschen mit HIV LHIVE, sowie der österreichischen Positiven-Organisation Positiver Dialog und der Deutschen Aids-Gesellschaft DAIG eine „Erklärung zur Beteiligung der Communities an der Kongressorganisation“ formuliert, die während der kommenden Welt-Aids-Konferenz in Wien unterzeichnet wird.
Im Folgenden als Dokumentation die Ausschreibung für das Community-Board des DÖAK 2011.

Bewerbung für das Community-Board für den DÖAK 2011 vom 15. bis 18. Juni 2011 in Hannover

Ab sofort können sich interessierte Personen aus der Positiven-Selbsthilfe aus Deutschland, der Schweiz und Österreich für das Community- Board (CB) für die Vorbereitung des Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongresses 2011 bewerben.

Gesucht werden Menschen, die Interesse und Zeit haben, die Perspektiven von Menschen mit HIV und Aids durch die Mitarbeit im Community Board und den Vorbereitungsstrukturen des DÖAK in die Kongressplanung und Durchführung einzubringen.

Die Organisationen Deutsche AIDS-Hilfe, LHIVE und Positiver Dialog haben eine Erklärung zur Beteiligung der Communities an der Vorbereitung der zukünftigen Deutsch-Österreichischen (und bei Schweizer Beteiligung auch Schweizerischen) Aidskongresse mit der Deutschen AIDS-Gesellschaft abgeschlossen, die auf der internationalen AIDS-Konferenz in Wien unterzeichnet wird (Erklärung in der Anlage). Mit der Erklärung soll eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen Kongressveranstaltern und dem Community-Board gesichert werden.

Die Kandidatinnen und Kandidaten für das CB werden über ein Ausschreibungsverfahren ermittelt. In der Bewerbung soll dargelegt werden, welche Erfahrungen im Bereich HIV/Aids der/die einzelne hat und mit welcher Perspektive und Motivation die Mitarbeit erfolgt.
Ein Gremium aus DAH-Vorstand, – Geschäftsführung und dem CB des SÖDAK 2009 wird über die Bewerbung entscheiden. Die Zielgruppe sollen Menschen aus der Selbsthilfe und den Communities aus dem HIV/Aidsbereich (z.B. Netzwerke) sein.

Das CB wird sich voraussichtlich vier Mal bis zum DÖAK treffen. Es setzt sich dafür ein, dass die auf der Konferenz verhandelten Themen auch auf ihre Relevanz für das Leben mit HIV/Aids hin diskutiert werden. Das CB steht für eine Umsetzung des Genfer Prinzips ein, das eine Einbeziehung von Menschen mit HIV/Aids und die Berücksichtigung ihrer Perspektiven auf das Thema HIV/Aids gewährleisten soll. Ferner gehören folgende Aufgaben zur Tätigkeit im CB:

– Erarbeitung eigener Workshopthemen für den Kongress
– Vertretung des CB im Kongresspräsidium (2 Personen)
– Mitarbeit im abstract review Gremium
– Mitarbeit im Scientific Board (eventuell für diesen Kongress identisch mit dem abstract review Gremium)
– Rede zur Eröffnung (1 Person)
– Ausschreibung und Auswahl der Teilnehmenden für das Scholarshipprogramm
– Besetzung von Co-Chairs für alle Sessions

Das Community-Board soll aus bis zu sieben Personen bestehen (jeweils zwei pro Land plus eine Person aus der lokalen Vorbereitungsgruppe, um die Verbindung zu schaffen). Die Mitarbeit ist ehrenamtlich, die Kosten der Treffen werden vom Kongress übernommen.

Für eine Bewerbung bitten wir Sie und Euch, uns ein ausgefülltes und unterschriebenes Formular (siehe unten) bis spätestens 15. August 2010 an die DAH, Wilhelmstraße 138, 10963 Berlin, zu schicken. Bei Rückfragen wendet euch bitte an Stefan Timmermanns, Tel. 030-69008750.

Herzliche Grüße

Stefan Timmermanns
Referent für Leben mit HIV

Silke Klumb
Geschäftsführerin

Bewerbungs-Formular (pdf): CB DÖAK Hannover Ausschreibung

Diskussions-Aufruf: Gemeinsame Erklärung der Deutschen AIDS Hilfe und der Deutschen AIDS Gesellschaft zur Beteiligung der Community am Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress

Die Deutsche AIDS-Hilfe DAH hat unter Beteiligung einiger weiterer Community-Vertreter/innen gemeinsam mit der DAIG Deutsche AIDS-Gesellschaft eine Erklärung zu den zukünftigen Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongressen (DÖAKs) entworfen und stellt den Entwurf zur Diskussion.

Dieser Entwurf ist hier dokumentiert – verbunden mit der von der DAH geäußerten Bitte um Kommentare und Diskussionen. Reaktionen, die binnen der nächsten vier Wochen (bis Ende Mai 2010) eingehen, fließen mit ein in die dann erfolgende Überarbeitung der Erklärung, bevor diese anschließend von DAIG und DAH unterzeichnet wird.

Hintergrund ist u.a. die Auseinandersetzung um die Community-Beteiligung 2009, in deren Verlauf sich das Community-Board sowie die Deutsche Aids-Hilfe von ihrer geplanten Beteiligung am Schweizerisch-Österreichisch-Deutschen Aids-Kongress 2009 in St. Gallen zurück gezogen hatte.

Ich bitte alle Leserinnen und Leser, diese Chance zur aktiven Beteiligung an der Zukunft der Community-Beteiligung an Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongressen zu nutzen und hier auf ondamaris mit Kommentaren, Meinungen und Hinweisen zur Entwicklung einer gemeinsamen Position beizutragen!

Ulli Würdemann, ondamaris

Gemeinsame Erklärung der Deutschen AIDS Hilfe und der Deutschen AIDS Gesellschaft zur Beteiligung der Community am Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress

Auf der Grundlage der Prinzipien der AIDS-Kongresse von Genf (1998) und Essen (1999) sollen in dieser Erklärung Eckpunkte zur aktiven Beteiligung der Community am Deutsch-Österreichischen AIDS Kongress festgelegt werden. Der Begriff „Community“ wird im HIV/AIDS- Bereich unterschiedlich definiert. Wir verstehen Community in einem weiteren Sinne, der folgende Gruppen umfasst:
• Menschen, die mit HIV/AIDS leben
• Menschen, die z. B. als schwule Männer, Drogengebraucher/innen, als Migrant(inn)en in Communities leben, in denen HIV epidemiologisch relevant ist
• Menschen, die in verschiedenen Formen der Selbstorganisation Selbsthilfe und Prävention leisten
• Menschen, die als Sozialwissenschaftler/innen aus den genannten Communities mit ihrer Forschung und ihrem Engagement zur Grundlage für Selbsthilfe und Prävention beitragen
• Menschen, die professionell in AIDS Hilfen und anderen Projekten haupt- oder ehrenamtlich Selbsthilfe fördern und mittragen und in Beratung und Prävention tätig sind

Diese Gruppen bringen als Community unterschiedliche Perspektiven in den Deutsch-Österreichischen Kongress ein und müssen deshalb in die Gestaltung aktiv einbezogen werden. Der Selbstvertretung von Menschen mit HIV/AIDS kommt dabei ein besonderer Stellenwert zu.

Partizipation
Community Beteiligung am Kongress geht über die reine Teilnahme von Menschen mit HIV/AIDS am wissenschaftlichen Programm weit hinaus. Die Community muss aktiv die Möglichkeit haben, ihre Perspektiven bei der Auswahl und Gestaltung von Themenschwerpunkten von Anfang an einbringen zu können. Die Struktur eines Community-Boards hat sich dabei in der Vergangenheit bewährt und soll ausgebaut werden. Das Board setzt sich aus jeweils zwei Vertreter/innen der am Kongress beteiligten Länder sowie einem/einer lokalen Vertreter/in zusammen.

Professionalität
Die Teilnahme an einem Kongress soll mit einem Zugewinn an Professionalität für alle beteiligten Gruppen verbunden sein. Dies geschieht einerseits durch Angebote, die die
Professionalität der einzelnen Disziplinen – z. B. sozialwissenschaftliche, präventionistische, pflegerische, psychosoziale – fördern. Zusätzlich sollen interdisziplinäre „Brückenangebote“ fest im Programm verankert sein, da auch die Versorgung von Menschen mit HIV/AIDS zunehmend interdisziplinär strukturiert ist.

Prävention und Sozialwissenschaft
Interdisziplinarität funktioniert, wenn sie auf den Bedürfnisssen und Kompetenzen verschiedener Fachrichtungen aufgebaut und diese selbst bestimmen können, wie der interdisziplinäre Austausch beim Kongress gestaltet werden soll. Dabei ist die Einbeziehung der Community unerlässlich für das Verständnis der medizinischen, psychosozialen und gesellschaftlichen Entwicklung auf dem Gebiet HIV/AIDS.
Primär- und Sekundärprävention, psychosoziale Beratung/Betreuung und die Unterstützung von Selbsthilfeaktivitäten sollen als zentrale Themen Berücksichtigung im Kongress finden. Neben quantitativen Untersuchungen sind hier aus Sicht der AIDS- und Selbsthilfen vor allem qualitative Untersuchungen von großem Interesse. Diese können beispielsweise Aufschluss über das Verhalten von Menschen und die Auswirkungen von gesellschaftlichen Verhältnissen geben und stellen eine wichtige Grundlage für die kontinuierliche Arbeit an unserem Versorgungssystem dar.

Praxisrelevanz
Die spannendsten wissenschaftlichen Ergebnisse bleiben ohne Wirkung, wenn sie perspektivisch von Praktikerinnen und Praktikern nicht umgesetzt werden können. Aus diesem Grund sind Kongresse, deren Programm ausschließlich „abstract driven“ zusammengestellt ist, für Menschen mit HIV/AIDS weniger interessant. Ihnen geht es nämlich nicht nur darum, neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zu erlangen, sondern darüber hinaus, die Bedeutung dieser Ergebnisse interdisziplinär und praxisnah zu diskutieren.

Beschlüsse für die Community Beteiligung am Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress
1. Beteiligung der Community an Organen/Gremien:
• Kongresspräsidium:
Zwei Sitze mit Stimmrecht für Vertreter/innen aus dem Community Board
Zwei Sitze mit Stimmrecht für Vertreter/innen aus den Dachorganisationen von AIDS-Hilfen aus Deutschland und Österreich
• Scientific Board und Abstract Review:
Die Community erhält ein Drittel der Sitze im Scientific Board.
Ein Drittel der Abstract Reviewer werden von der Community gestellt.
• Chairs:
Alle Kongressveranstaltungen sollen mit einem Co-Chair aus der Community besetzt werden.
Community Scholarship Programm:
20 Scholarships (Registrierung, Reisekosten, Unterkunft) und 50 freie Kongressregistrierungen werden vom Kongress übernommen.

2. Kongressstruktur:
Kongresseröffnung: Bei bis zu vier Rednern wird ein/e Redner/in von der Community benannt. Bei mehr als vier Rednern sind dies entsprechend zwei Redner/innen
Ein Drittel der Sessions werden „non abstract driven“ konzepiert.
Ein Drittel der „abstract driven“ Sessions werden interdisziplinär zusammengesetzt. Eine Session von 90-minütiger Dauer soll dabei nicht mehr als 3-4 Beiträge umfassen, um ausreichend Zeit für Diskussion zu bieten.

Anmerkung 18.06.2010: Kommentierungs-Phase beendet.

Washington als Ort der Welt-Aids-Konferenz 2012 ausgewählt

Die Welt-AIDS-Konferenz 2012 wird in Washington stattfinden. Dies teilte die International Aids Society mit. Erstmals seit 1990 findet damit die größte Aids-Konferenz der Welt wieder in den USA statt.

Die XIX International AIDS Conference wird vom 22. bis 27. Juli 2012 in Washington stattfinden. Dies teilte die International AIDS Society am 30.11.2009 IAS im Weißen Haus mit.

Die letzte International Aids Conference, die in den USA stattfand, wurde 1990 in San Francisco abgehalten. Danach fanden diese weltgrößten Aids-Konferenzen nicht mehr in den USA statt, da die IAS als Veranstalter das HIV-Einreiseverbot der USA als zu großes Hindernis für eine erfolgreiche Konferenz sah und die USA als Gastgeber-Land boykottierte.

„The return of the conference to the United States is the result of years of dedicated advocacy to end a misguided policy based on fear, rather than science, and represents a significant victory for public health and human rights,” teilte der Präsident der IAS,  Dr. Elly Katabira, mit. Katabira ist Professor für Medizin an der Makerere University in Uganda.

Die Aufhebung des US-Einreiseverbots für HIV-Positive ab Anfang 2010 mache nun die Rückkehr der Konferenz in die USA möglich, teilte die IAS mit.

Bereits Mitte 2009 waren Spekulationen bekannt geworden, die Konferenz könnte 2012 in Washington stattfinden.

Die USA fahren nun einen kleinen Teil der „politischen Ernte“ ein für die Abschaffung des HIV-Einreiseverbots. Ein Erfolg auch der Bemühungen der IAS, die sich jahrelang für die Abschaffung engagiert hat.

Bleibt zu hoffen, dass die IAS auch bezüglich anderer Staaten ähnlich engagiert auftritt. Ihr derzeitiger Präsident kommt aus Uganda, ist dort Professor für Medizin – und einer der Mit-Gründer von TASO, The AIDS Support Organisation. In Uganda wird gerade ein Gesetzesentwurf im Parlament diskutiert, der HIV-Positive und Homosexuelle mit der Todesstrafe bedroht.

weitere Informationen:
IAS 30.11.2009: The International AIDS Society Announces Washington, DC, as Site of the XIX International AIDS Conference in July 2012
POZ 30.11.2009: International AIDS Conference Returns to U.S. in 2012
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Köln: Funken bei Aids-Kongress-Eröffnung

In Köln wurde am Abend des 11. November die 12. Europäische Aids-Konferenz eröffnet – mit einer Nobelpreisträgerin und zahlreichen Funken.

Die 12. Konferenz der European Aids Clinical Society findet vom 11. bis 14. November 2009 in Köln. In Reden zur Eröffnung des 12.- Europäischen Aids-Kongresses sprachen nach der Begrüßung durch Peter Reiss und Jürgen Rockstroh die Medizin-Nobelpreisträgerin Françoise Barré-Sinoussi („The History and Future of Basic Science in HIV„), Nikos Dedes („Stronger Together, Partnering in Fighting the HIV Epidemic“) und Jens Lundgren („Earlier Recognition of HIV: A Pressing Need“).

EACS 2009 - Co-Chairs Reiss und Rockstroh
EACS 2009 - Co-Chairs Reiss und Rockstroh
Peter Reiss, Präsident der EACS
Peter Reiss, Präsident der EACS

Peter Reiss (NL), Co-Chairman der Konferenz und Präsident der EACS European Aids Clinical Society, betonte in seiner Begrüßung, auch nach beinahe 30 Jahren HIV-Epidemie gebe es immer noch Aids. Therapie und Prävention müssten zukünftig noch mehr Hand in Hand gehen. „Universal access to treatment“, der Zugang zu wirksamer antiretroviraler Behandlung für alle HIV-Infizierten, sei immer noch ein zu erreichendes Ziel, nicht Realität. Dies gelte nicht nur für Afrika südlich der Sahara, sondern auch für Asien, Osteuropa und besonders Russland. Reiss betonte, in Russland sollte Nadeltausch-Programme und harm reduction – Programmen offner als derzeit gegenüber stehen.

Jürgen Rockstroh, Co-Chair 12. Europ. Aids-Konferenz
Jürgen Rockstroh, Co-Chair 12. Europ. Aids-Konferenz

Jürgen Rockstroh, ebenfalls Co-Chair des Kongresses, betonte, an der Konferenz mit ihren insgesamt 3.200 Teilnehmern und Teilnehmerinnen nähmen dieses Jahr besonders viele Vertreter Osteuropas teil (u.a. 138 Delegierte aus Russland). Zahlreiche Scholarships seien vergeben worden, um Ärzten (41), europäischen Community-Aktivisten(11)  sowie Krankenschwestern (15) die Teilnahme zu ermöglichen.
Rockstroh stellte wesentliche Elemente des Konferenz-Programms vor. Schwerpunkt-Thema der diesjährigen Konferenz sei „neue Behandlungsmöglichkeiten der Hepatitis C“ (nach „der alternde Patient“ auf der vorigen Konferenz).

Bundesgesundheitsminister Rösler, im Programm als zweiter Redner angekündigt, ließ sich aufgrund wichtiger Dienstgeschäfte entschuldigen.
Der 36jährige Rösler hatte zuvor am vergangenen Wochenende zusammen mit seiner Frau Wiebke an der 16. Opern-Gala der Deutschen Aids-Stiftung in Berlin teilgenommen. Dort hatte er betont „Aids ist Gott sei Dank nicht mehr tödlich, aber man muss nach wie vor auf die Forschung setzen.“

Francoise Barré-Sinoussi, Nobelpreis für Medizin 2008
Francoise Barré-Sinoussi, Nobelpreis für Medizin 2008

Francoise Barré-Sinoussi, Medizin-Nobelpreisträgerin, gab eine Lecture zum Thema Geschichte und Zukunft der HIV-Grundlagenforschung. Sie betonte, die Grundlagenwissenschaften hätten nicht am Anfang der HIV-Forschung gestanden, und stünden auch nie allein für sich. Sie erinnerte angesichts der Vielfalt heutiger Forschungsrichtungen zwischen Grundlagen- klinischer, sozialwissenschaftlicher und Anwendungs-Forschung an Louis Pasteur, der immer betonte habe, es gebe nur Forschung und die Anwednung von Forschung.

Barré-Sinoussi zeigte auf, wie koordiniert und intensiv die Reaktion des französischen Forschungsbetriebs und die Mobilisierung von Forschungsanstrengungen Anfang der 1980er Jahre bei Beginn der Aids-Krise war. Durch intensive Kooperation von Forschung und  Privatsektor sei eine zügige Umsetzung und Nutzbarmachung von Forschung für die Praxis (insbes. Tests) möglich gewesen.

Francoise Barré-Sinoussi
Francoise Barré-Sinoussi

Nach einem Überblick über die Schritte der HIV-Grundlagenforschung in der Vergangenheit und ihren Beiträgen für die Anwendung formulierte sie als Prioritäten für die Zukunft: welche Ereignisse geschehen genau in der Phase der akuten Infektion?, HIV-Reservoirs, Interaktionen zwischen viralen und Host-Faktoren, Komplikationen der Langzeit-Anwendung von HAART sowie Ko-Infektionen. Besondere Priorität komme dabei der Frage zu, wie HIV daran gehindert werden könne, nach dem Eindringen sich als Infektion zu etablieren.

Ist ein HIV-Impfstoff möglich? Ja, prinzipiell, meinte Barré-Sinoussi, aber … sie zeigte sich skeptisch: „we will never have a vaccine that will protect the individual 100%“.
Die Thai-Studie habe viele Fragen aufgeworfen, aus denen man für die zukünftige HIV-Impfstoff-Forschung lernen könne – wie es ebenso gelte, aus denjenigen Menschen (bzw. ihrem Immunsystem) zu lernen, die HIV ohne medikamentöse Unterstützung kontrollieren können (sog. HIV Elite Controllers).

Barré-Sinoussi schloss ihre Lecture mit dem erneuten Hinweis, Grundlagenforschung stehe niemals allein – sie sei immer in Interaktion und Kooperation mit anderen, mit dem Privatsektor, mit klinischer Forschung, sozio-ökonomischer Forschung, Public Health sowie den Patienten.

Nikos Dedes
Nikos Dedes

Nikos Dedes sprach über die Möglichkeiten und Ziele der Zusammenarbeit von Communities mit den im HIV-Bereich Aktiven.

Als zentrale Punkte, auf die sich Engagement richten solle, bezeichnete er (epidemiologische) Überwachung („know your epidemic“), Forschung, Monitoring und Evaluation, politische Führung, erforderliche Resourcen sowie Partnerschaft.

Er bezeichnete es als ‚inakzeptabel‘, dass Europa „the worst hiv surveillance in the world“ habe.

Jens Lundgren
Jens Lundgren

Jens Lundgren sprach über ‚late presenter in Europa‘. Es gebe bisher übner 20 Definitionen davon,. was unter einem „late presenter“ zu verstehen sei. Schon dies zeige die Notwendigkeit einer gemeinsamen europäischen Definition, die „HIV in Europe“ nun vorgelegt habe:

„late presentation is defined as persons presenting for care with a cd4 count below 350 cells/μl or presenting with an AIDS defining event“

Er habe zusammen mit Kollegen in anderen europäischen Staaten kalkulieren lassen, wie viele der derzeit neu behandelten Patienten unter diese neue Definition fallen würden – die Ergebnisse (zwischen 30 und 72%) seien deprimierend, und der Anteil sei sogar noch am Steigen. Er sehe hierin ein grosses Versagen der Gesundheitssysteme in Europa.

Einen Lösungsansatz sieht Lundgren in TCR – testing, counselling and referral to care. Dies impliziere eine wesentliche Ausweitung vom Arzt initiierter HIV-Tests, möglichst unter Berücksichtigung von Indikator-Erkrankungen.

Den überraschenden Abschluss der Kongress-Eröffnung (am 11.11. – dem Tag der Eröffnung der Karnevals-Session) bildete ein Auftritt der „Blauen Funken„, einer der traditionsreichsten Kölner Karnevals-Gesellschaften.

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weitere Informationen:
12th European Aids Conference
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Welt-Aids-Konferenz 2012 nach Aufhebung des Einreiseverbots in Washington?

Findet die Welt-Aids-Konferenz 2012 nach vielen Jahren erstmals wieder in den USA statt? Es hänge nur noch an der Aufhebung des US-Einreiseverbots für HIV-Positive, berichten US-Medien.

2012: Internationale Aids-Konferenz trotz Einreiseverbot in den USA?„, schon Anfang April 2009 stand diese Frage überraschend erstmal im Raum. Erste Vermutungen scheinen sich nun zu bestätigen.

Inzwischen bestätigt die IAS (International Aids Society), sie habe Washington als Austragungsort der Welt-Aids-Konferenz 2012 ins Auge gefasst. Die endgültige Entscheidung hänge nur noch vom endgültigen Aufheben des noch angewendeten US-Einreiseverbots für HIV-Positive ab.

„Washington D.C. could be the host city of the world’s largest conference in the field of health and development if the United States drops its ban on the entry of HIV-positive people.“

IAS-Präsident Julio Montaner äußerte dazu:

„A fundamental principle of the IAS is that people living with HIV should be able to participate fully and without restrictions at HIV conferences. Hence, the conference has not been held in the U.S. since 1990 because of the ban on entry of people living with HIV.“

Seit 1987 ist in den USA die Einreise für Menschen mit HIV und Aids verboten. Dies hatte zu internationalen Protesten geführt. Spätestens seit 2007 ist es offizielle Politik der IAS International Aids Society, die Internationalen Aids-Konferenzen nicht in Staaten abzuhalten, die die kurzzeitige Einreise HIV-Positiver untersagen oder eine Offenlegung des HIV-Status verlangen.

Montaner bezeichnete das US-Einreiseverbot als größten Schwachpunkt der US-Aids-Politik:

„This long-standing law, which is contrary to all scientific evidence and human rights principles, is one of the U.S.’s weakest spots in HIV policy.“

Die nächste Welt-Aids-Konferenz findet 2010 in Wien statt.

weitere Informationen:
POZ 11.06.2009: Washington, DC, May Host 2012 International AIDS Conference
IAS 11. Juni 2009: IAS investigates Washington D.C. as host of 2012 International AIDS Conference
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AIDS-Hilfe NRW zieht sich von SÖDAK zurück

Exodus der von HIV und Aids betroffenen Communities vom Aids-Kongress: Aus Protest u.a. gegen mangelnde Berücksichtigung von für Menschen mit HIV wichtige Themen zieht sich nun auch die AIDS-Hilfe NRW zurück.

Der Vorstand der AIDS-Hilfe NRW hat nun auf seiner Sitzung am 15. Mai 2009 den Rückzug des Landesverbands vom Deutsch-Österreichisch-Schweizer AIDS-Kongress (SÖDAK) 2009 beschlossen:

„Der Vorstand der AIDS-Hilfe NRW hat auf seiner Mai-Sitzung beschlossen, die Teilnahme am Deutsch-Östereichisch-Schweizer-AIDS-Kongress 2009 (SÖDAK) in St. Gallen zurückzuziehen. Die AHNRW schließt sich damit ihrem Bundesverband, der Deutschen AIDS-Hilfe, an, da die Community-Beteiligung in der Kongress-Vorbereitung nicht umgesetzt wurde und viele relevante Themen für Menschen mit HIV/Aids keine Berücksichtigung fanden.“

Bereits Ende April hatt die Deutsche AIDS-Hilfe ihren Rückzug vom SÖDAK 2009 beschlossen. Anfang April hatte bereits das Community-Board seine Mitarbeit am SÖDAK aus Protest eingestellt.

Deutsche AIDS-Hilfe zieht Beteiligung am SÖDAK zurück

Deutsche AIDS-Hilfe zieht Beteiligung am SÖDAK zurück

Die Deutsche AIDS-Hilfe e.V. (DAH) wird sich in diesem Jahr nicht am Deutsch-Österreichischen-Schweizer Aids-Kongress (SÖDAK) in Sankt Gallen/Schweiz beteiligen und stellt die Mitarbeit am Kongress mit sofortiger Wirkung ein.

Dazu erklärt Carsten Schatz, Bundesvorstand der Deutschen AIDS-Hilfe e.V.: „Unserer Entscheidung ist ein gründlicher Abwägungsprozess vorangegangen: Die DAH sieht die Grundlagen der diesjährigen Konferenzausrichtung, wie sie seit 1998 erfolgreich im sog. Genfer Prinzip auf internationaler und mit dem Essener Prinzip (1999) auf nationaler Ebene eingeführt wurden, als nicht gegeben an. Die DAH bedauert insbesondere, dass die Einbindung von Menschen mit HIV/Aids nicht im notwendigen Maße stattgefunden hat. Nicht über, sondern mit den Menschen mit HIV/Aids und deren Communities als die Experten in eigener Sache zu sprechen, halten wir für ein unverzichtbares Qualitätskriterium für eine zukunftsfähige Präventionsarbeit.“

Die DAH befürwortet den solidarisch geschlossenen Rücktritt des SÖDAK 2009 Community Board (CB) von der Mitarbeit am SÖDAK und schließt sich dieser Konsequenz an. Mit dem Rückzug verbindet der Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe zugleich die Forderung, dass bei zukünftigen Kongressen wieder an die bewährte Zusammenarbeit nach dem Genfer Prinzip angeknüpft und eine Teilnahme der Menschen mit HIV/Aids aktiv – zum Beispiel durch eine höhere Investitionsbereitschaft für Stipendien – ermöglicht wird.

Die DAH wird die zukünftige Kongressorganisation gerne dabei unterstützen, ein Konzept zu entwickeln, das den Rahmenbedingungen, Bedürfnissen und Erwartungen aller Beteiligten Rechnung trägt.

Informationen zum Genfer Prinzip

(Pressemitteilung der Deutschen Aids-Hilfe vom 28.04.2009)

Aids-Kongress: Präsidium bedauert Rückzug des Community-Boards

Das Präsidium des SÖDAK 2009 bedauert den Rückzug des Community-Boards. Dies teilte das Kongresspräsidium heute auf seinem Blog mit.

Am 2. April hatte das Community- Board des SÖDAK 2009 (Deutsch-Österreichisch-Schweizerischer Aids-Kongress 2009) sich von der Mitarbeit zurück gezogen (siehe „Aids-Kongress: Community Board zieht seine Mitarbeit vom SÖDAK 2009 zurück„) .

Als zentralen Grund nannte das Community Board

„Es ist bei allem Engagement und intensiver Arbeit im Rahmen der mit viel Goodwill gestützten Neuausrichtung des Kongresses nicht gelungen, zentralen Anliegen der Community hinreichende Berücksichtigung zu verschaffen.“

Das Community-Board hatte zu seinem Rücktritt betont, man verbinde damit die Hoffnung, dass bei zukünftigen Kongressen wieder mehr das genfer Prinzip umgesetzt werden könne.

Das Genfer Prinzip fordert die gleichberechtigte Beteiligung von Vertretern der von HIV betroffenen Communities auf allen Ebenen eines Kongresses. Es wurde erstmals beim Genfer Welt-Aids-Kongress 1998 und beim Deutschen Aids-Kongfress 1999 umgesetzt.

Heute (23. April 2009) teilte das Kongresspräsidium sein Bedauern über diesen Rückzug mit. Auf die Kritik wurde nur indirekt reagiert mit dem Hinweis

„Das Kongress-Präsidium ist nach wie vor überzeugt, dass die Erkenntnisse aus der Sicht von Betroffenen für die inhaltliche Ausrichtung des Kongresses ganz entscheidend sind.“

SÖDAK aktuell 23.04.2009: Präsidium bedauert Rücktritt des Community-Boards
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Aids-Kongress: Community Board zieht seine Mitarbeit vom SÖDAK 2009 zurück

Mitteilung des Community Boards SÖDAK 2009 (Deutsch-Österreichisch-Schweizerischer Aids-Kongress 2009):

Das Community Board zieht seine Mitarbeit vom SÖDAK 2009 zurück

Das Community Board des SÖDAK 2009 (CB) hat unter Rücksprache mit seinen Stakeholdern beschlossen, seine Aufgaben und Arbeiten mit sofortiger Wirkung niederzulegen.

Es ist bei allem Engagement und intensiver Arbeit im Rahmen der mit viel Goodwill gestützten Neuausrichtung des Kongresses nicht gelungen, zentralen Anliegen der Community hinreichende Berücksichtigung zu verschaffen.

Das Ende März 2009 erstellte Kongressprogramm bietet zwar aktuelle Forschungsergebnisse, aber die Relevanz für das Leben mit HIV und AIDS hat beim Auswahlprozess kaum eine Rolle gespielt und entsprechende Beiträge fehlen weitgehend. Fachgebiete, wie etwa Zahnheilkunde, Neurologie und Psychatrie wurden in der Programmplanung vernachlässigt.

Das CB tritt geschlossen zurück und ist überzeugt, dass das Genfer Prinzip, das seit 1998 den vormaligen DÖAK erfolgreich gestützt hat, für die Folgeanlässe eine strukturell nachhaltige Wiedereinbindung der Community mit sich bringt.

Michèle Meyer (Schweiz) michele.meyer@lhive.ch

Wiltrut Stefanek (Österreich) pulshiv@gmx.at

Bernd Vielhaber (Deutschland)

Informationen zum Genfer Prinzip: http://www.icaso.org/aids2008community/history.html#geneva
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2012: Internationale Aids-Konferenz trotz Einreiseverbot in den USA?

Findet die Welt-Aids-Konferenz 2012 trotz des HIV-Einreiseverbots in den USA statt? Offizielle der IAS führen bereits Gespräche, diskutieren mögliche Konferenzorte.

Seit 1987 ist in den USA die Einreise für Menschen mit HIV und Aids verboten. Dies hatte zu internationalen Protesten geführt.

Die International Aids Society IAS, Veranstalterin der Internationalen Aids-Konferenzen, hatte bereits nach der Konferenz von 1990 in San Francisco beschlossen, keine weiteren Welt-Aids-Konferenzen mehr in den USA stattfinden zu lassen, solange die restriktiven Einreisebestimmungen des Helms-Act bestehen. Die Internationalen Aids-Konferenzen der IAS sind mit ca. 265.000 TeilnehmerInnen die größten Aids-Kongresse weltweit.

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Die USA erließen 1987 (u.a. auf Bestrebungen des im Juli 2008 verstorbenen Jesse Helms hin) erstmals Bestimmungen, die Menschen mit HIV die Einreise verweigern. Das  so genannte “Helms Amendment” wurde im Juli 1987 eingeführt (durch das Helms-Amendment wurde HIV in die Ausschluß-Liste der Einreiseregelungen des US Public Health Service aufgenommen). Es wurde 1993 Gesetz.

Dieses HIV-Einreiseverbot wurde eigentlich (formaljuristisch) mit der Unterzeichnung des PEPFAR-Gesetz es durch den ehemaligen US-Präsident Bush am 24. Juli 2008 aufgehoben. Doch die Umsetzung dieser Aufhebung lässt weiterhin auf sich warten – de facto besteht das Einreiseverbot bisher weiterhin. Auch bei der neuen online-Einreiseerlaubnis ESTA wird nach HIV gefragt.

Spätestens seit 2007 ist es offizielle Politik der IAS International Aids Society, die Internationalen Aids-Konferenzen nicht in Staaten abzuhalten, die die kurzzeitige Einreise HIV-Positiver untersagen oder eine Offenlegung des HIV-Status verlangen:

„The IAS has appreciated the international policy implications and strategic importance of travel restrictions against PLHIV since 1989 when Dutch HIV-prevention expert Hans Paul Verhoef was jailed for four days in Minneapolis en route to an AIDS meeting in San Francisco after AZT was discovered in his suitcase, with subsequent demonstrations and mass boycott at the 1990 International AIDS Conference (IAC) in San Francisco.
The development of U.S. discriminatory travel laws and policies against PLHIV therefore subsequently resulted in relocating the 1992 IAC from Boston to Amsterdam. The IAC has not been held in the U.S. for 17 years.
A formal written policy was approved by IAS Governing Council on 21 July 2007, confirming that the IAS will not hold its conferences in countries that restrict short term entry of PLHIV, and/or require prospective HIV-positive visitors to declare their HIV status on visa application forms or other documentation required for entry into the country.“

Doch jun scheint diese Haltung aufgeweicht zu werden.

Am 27. März 2009 traf sich eine Delegation der International Aids Society in den USA mit hochrangigen Vertretern der Aids-Organisation ‚Aids Healthcare Foundation‘ (AHF).Die AHF ist der auf dem Aids-Bereich größte „Health Care Provider“ der USA.

AHF-Offizielle forderten von der IAS, die 19. Internationale Aids-Konferenz 2012 solle in den USA stattfinden. Im Gegenzug, so bot AHF an, wolle man sich bei der Obama-Regierung für eine baldige Aufhebung des Einreiseverbots einsetzen.
Als mögliche Austragungsorte 2012 wurden auf dem Treffen bereits Washington und Los Angeles diskutiert.

Die 18. Internationale Aids-Konferenz findet 2010 in Wien statt.

Die Internationalen Aids-Konferenzen sind die größten der Welt – und sind bisher immer auch dadurch gekennzeichnet, dass neben Forschern, Behandlern, Sozialwissenschaftlern auch HIV-Positive selbst und ihre Organisationen eine bedeutende Rolle spielen – nicht nur als Teilnehmer, sondern auch in Vorbereitung und Durchführung der Konferenz. Diese Kooperation, dieser Dialog ist eines der Wesenselemente der Internationalen Aids-Konferenzen.

Der Bann der IAS als Veranstalterin der Internationalen Aids-Konferenzen gegen die USA aufgrund ihres HIV-Einreiseverbots entstand nicht ohne Grund – und auch nach der Erfahrung massiver Beeinträchtigungen einer Konferenz durch eben diese Einreiseverbote (siehe obiges Zitat).

Diesen Bann nun aufzuheben, ohne dass das HIV-Einreiseverbot der USA auch de facto, in der realen Umsetzung bei Visa, beim Immigration Officer bei der Einreise aufgehoben ist,erscheint absurd.

Die Abschaffung der Einreiseverbote zu fordern (wie es die IAS richtigerweise tut) und gleichzeitig doch den wichtigsten Kongress ausgerechnet im weltweit größten Staat mit HIV-Einreiseverbot abhalten – wie passt das zusammen?

Solange das Einreiseverbot besteht und praktisch angewendet wird, sollten auch weiterhin keine Internationalen Aids-Konferenzen in den USA stattfinden. Andernfalls verliert die IAS ihre Glaubwürdigkeit.

Informationen:
Aids Healthcare Foundation 31.03.2009: AHF To IAS: Return Int’l AIDS Conference To U.S. In 2012
International Aids Society: IAS Policy Paper ‚Banning Entry of People Living with HIV/AIDS‘ (pdf)
Die Folgen des HIV-Einreiseverbots der USA zeigt eindrücklich auch ein Bericht von GMHC (März 2009): „Undermining Public Health and Human Rights: The United States travel and imigration ban“ (pdf)
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Deutsch-Österreichisch-Schweizer Aids-Kongress – quo vadis?

Die aktive Einbeziehung von HIV betroffener Communities ist ein seit 1998 international etablierter Standard. Der SÖDAK 2009 bemüht sich engagiert, mit diesem Prinzip zu brechen.

Die aktive Einbeziehung von HIV betroffener Communities ist ein seit 1998 international etablierter Standard. Der SÖDAK 2009 bemüht sich engagiert, mit diesem Prinzip zu brechen.

Der „1. Schweizerisch-Österreichisch-Deutsche Aids-Kongress“ (SÖDAK 2009) findet vom 24. bis 27. Juni im Schweizerischen St. Gallen statt. Das Präsidium des Kongresses besteht aus Elisabeth Puchhammer-Stöckl, Annette Haberl und Pietro Vernazza.

Das Motto des Kongresses lautet ‚Prepare for the long run …‘. „Die AIDS Epidemie ist noch lange nicht besiegt, weder in Europa noch weltweit. Wir brauchen deshalb einen langen Atem und dürfen im Kampf gegen die Infektionskrankheit nicht nachlassen,“ schreiben die Organisatoren.

„Der SÖDAK zeichnet sich durch seine im Europäischen Raum einzigartige interdisziplinäre Ausrichtung aus“, betonen die Veranstalter.  Eine Interdisziplinarität, bei der die Betroffenen wie es angesichts aktueller Entwicklungen scheint nur eine untergeordnete Rolle spielen.

Das Genfer Prinzip (erstmals bei der Genfer Welt-Aids-Konferenz 1998, dann beim Deutschen Aids-Kongress 1999 erfolgreich umgesetzt) besagt, die von HIV betroffenen Communities auf allen Ebenen der Kongress-Planung und Durchführung gleichberechtigt zu beteiligen.

„Community involvement in the planning of an International AIDS Conference is as important as that of the scientific community and that representatives of both groups should participate on an equal footing towards this goal.“ (IAS)

Dieses einst erfolgreich etablierte Genfer bzw. Essener Prinzip wird vom SÖDAK 2009 trotz intensiver Bemühungen und Proteste aus den Communities nicht weitergeführt. Die Deutsche Aids-Hilfe zeigte sich bereits erstaunt darüber und geht davon aus, dass es sich um einen einmaligen Vorfall handelt und bei zukünftigen Konferenzen wieder eine reguläre Community-Einbindung stattfindet.

Doch nicht nur die Einbindung von Community-Vertretern in Planung und Durchführung des Kongresses gestaltete sich scheinbar äußerst schwierig, selbst die Teilnahme von HIV-Positiven wird nicht eben erleichtert.
Gab es bei früheren Kongressen Scholarships, die HIV-Positiven die Teilnahme ermöglichten (z.B. durch Erlass der nicht unerheblichen) Kongressgebühren, 50 bis 290€), so fehlen diese Community-Scholarships beim SÖDAK 2009 völlig – es gibt 2009 kein Scholarship-Programm. Selbst ob es Community-Foren gibt, ist bisher unklar.

Noch am 12. Mai 2008 formulierte das Kongresspräsidium selbst „die Antworten sollen durch eine Vielzahl von interessierten Teilnehmern aus der Forschung, Klinik, Epidemiologie, Präventionsarbeit bis hin zu den von HIV Betroffenen selbst diskutiert werden“. Fehlende Scholarships und Community-Programme erleichtern diesen doch scheinbar gewünschten Dialog nicht gerade.

Während die Zusammenarbeit mit den Communities nur äußerst eingeschränkt erfolgt, scheint die Zusammenarbeit mit der Pharmaindustrie umso intensiver.  So beginnt und endet jeder einzelne Post auf dem Blog des Kongresses mit Dank an die (industriellen) Sponsoren und Einblendung eines Sponsoren-Logos.

„Eine gesunde Partnerschaft mit der Industrie muss aber im Interesse der von HIV-Betroffenen stehen, und darf sich nicht an den wirtschaftliche Interessen der Industrie orientieren“, formuliert das Kongresspräsidium selbst (am 12.5.2008).

Eine gesunde Partnerschaft – was für die Pharmaindustrie gilt, sollte für die von HIV betroffenen Communities in gleichem Umfang gelten. Dass dieses Prinzip in St. Gallen gebrochen wird, vom Kongresspräsidium von Beginn an nicht als Ziel verstanden wurde, ein Rollback zu alten Strukturen versucht und gegen Community-Vertreter durchgesetzt wird, überrascht und bestürzt. Dass dies unter Beteiligung eines Community-Boards erfolgt, überrascht umso mehr. Die Organisatoren zukünftiger Kongresse sind aufgefordert, wieder zum Genfer Prinzip zurück zu kehren.

Zahlen allein sind (k) eine Qualität

Im kanadischen Toronto endete am Freitag die 16. Welt-Aids-Konferenz mit einer Abschluss-Zeremonie. Peter Piot, Direktor der Aids-Organisation der Vereinten Nationen UNAIDS, wertete die Konferenz, die vom 13. bis 18. August unter dem Motto „Time To Deliver“ stattfand, als großen Erfolg.

Die von der International Aids Society IAS organisierte Welt-Aids-Konferenz in Toronto war die größte Aids-Konferenz aller Zeiten mit 24.000 (!) Teilnehmern – Ärzte, Wissenschaftler, Politiker und Aktivisten.

Gigantisch war vermutlich auch das Budget der Konferenz, das mehrere Millionen US$ umfasst haben dürfte, zuzüglich der Aufwendungen jedes der 24.000 Teilnehmer (Reise- und Hotel-Kosten, etc.), Aufwendungen der Pharma-Industrie für ihre oppulenten Stände und Veranstaltungen etc. Allein die Registrierungsgebühr (standard) belief sich für Teilnehmer aus OECD-Staaten auf 750 US$ (nach 15.6. 995$), für Teilnehmer aus nicht-OECD-Staaten auf immer noch 550$ (nach 15.6. 730$).

Ich erinnere mich an die (wenigen) Welt-Aids-Konferenzen, an denen ich selbst teilgenommen habe. Riesige Treffen, eine beinahe unüberschaubare Vielzahl an Veranstaltungen, Symposien, Plena. Vorträge auf höchsten oder manchmal auch beklagenswertem Niveau. Viel Trubel um den immer gut besuchten Marketing-Zirkus der Pharma-Industrie.

Weltweit sind derzeit etwa 65 Millionen Menschen mit HIV infiziert, 25 Millionen an den Folgen von Aids verstorben.
Das Motto der diesjährigen Konferenz, „Time To Deliver“, wies u.a. auf die Notwendigkeit hin, allen Positiven, insbesondere in den ärmsten Staaten der Welt, wirksame antiretrovirale Therapien verfügbar zu machen.
Viele Millionen US-Dollar für eine gigantomanische Konferenz auszugeben scheint mir angesichts dieser Zahlen ein seltsam anmutendes, fragwürdiges Unternehmen.

Laut Welt-Gesundheits-Organisation WHO sind wirksame antiretrovirale Therapien in ‚Entwicklungsländern‘ schon für Kosten von 300 bis 1.200 US$ für den Medikamentenbedarf eines ganzen Jahres machbar. Pro Million Dollar, die die Konferenz gekostet hat, könnten also (bei der 300$-Therapie) weit über dreitausend Positive ein ganzes Jahr lang mit Medikamenten versorgt werden.
Gehen wir einmal als Annahme davon aus, dass die Konferenz mindestens 30 Mio. $ an Kosten verursacht haben dürfte, hätten also allein mit diesen Kosten 100.000 (einhundert Tausend) Positive in den ärmsten Staaten der Welt ein Jahr lang antiretroviral behandelt werden können!

Hunderttausend Positive – das sind viele Menschenleben. Bleibt zu hoffen, dass diese Konferenz einen derart hohen Einsatz an Resourcen wert war – und doch, mir bleiben Zweifel, ob solche Riesen-Konferenzen wirklich noch Sinn machen. (Teilnehmer-) Zahlen allein machen eben noch keine Qualität aus…

Zumal die Konferenz andererseits ohne ausreichende Finanzierungs-Zusagen für die von Aids am stärksten betroffenen armen Staaten der Welt zuende ging. Die (reichen) G8-Staaten haben außerdem ihre bisher gegebenen Spendenzusagen noch nicht voll eingehalten.
Auch wegen fehlender finanzieller Mittel sterben jeden Monat Tausende Menschen an den Folgen von Aids.

Millionen HIV-Infizierte und Aids-Tote weltweit. Fehlendes Geld und fehlender politischer Wille (nicht nur in den ‚reichen‘ Staaten). Und andererseits eine monströse Konferenz mit riesigem finanziellen Budget und publicity-trächtigem Star-Aufgebot – welch seltsamer, bitterer Kontrast.

Nachtrag 17.10.06:
Die Konferenzkosten lagen bei ca. 48 Mio. US-$ (40 Mio. €). Dies würde bedeuten, mit den Beträgen, die die Konferenz (ohne sekundäre Kosten) verursacht hat, hätten 144.000 Positive ein Jahr lang antiretroviral behandelt werden können.