Keine glatten Typen

ICH WEISS WAS ICH TU ist die in vielerlei Hinsicht innovative Kampagne der Deutschen AIDS-Hilfe für Schwule, Bisexuelle und andere Männer, die Sex mit Männern haben. Die Kampagne stößt auch außerhalb Deutschlands auf großes Interesse. Ein Interview mit Kampagnen-Manager Matthias Kuske

Herr Kuske, im vergangenen Jahr haben Sie die Kampagne ICH WEISS WAS ICH TU unter anderem in Polen, Bulgarien und Russland vorgestellt. Leisten Sie schwule Entwicklungshilfe?
Nein, wir wollen niemandem zeigen, wie’s geht. Wir wollen voneinander lernen. Die Deutsche AIDS-Hilfe hat zwar viele Jahre Erfahrung in Sachen HIV-Prävention, aber die lassen sich nicht so einfach exportieren. Wir präsentieren einfach unsere Ideen und tauschen uns mit den Kollegen darüber aus.

Woher kommt das Interesse an IWWIT?
Die Botschaft ist sehr zeitgemäß: Lasst uns ins Gespräch kommen und gemeinsam schauen, wie wir die Verbreitung von HIV verhindern können! Zum Beispiel lassen wir Rollenmodelle sprechen, um zu zeigen, wie unterschiedlich man mit Lust, Risiken und Chancen umgehen kann. Allerdings kann man gerade diesen Hauptbestandteil von ICH WEISS WAS ICH TU in vielen osteuropäischen Ländern nicht umsetzen.

Warum nicht?
Weil man dort nur wenige Menschen findet, die sich offen hinstellen und sagen: „Ich bin positiv.“ Oder auch nur: „Ich bin schwul.“ Es hilft unseren Partnerorganisationen, wenn sie erfahren, dass die Situation für Schwule in Deutschland in den 60er und 70er Jahren ähnlich schwierig war.

Welche Unterschiede gibt es noch?
In Deutschland können wir auf eine schwule Szene zurückgreifen, die immer den Großteil der Präventionsarbeit geleistet hat – und es immer noch tut. Das versuchen wir auch zu vermitteln: Eine selbstbewusste schwule Community erleichtert die Arbeit enorm.

Welche Fragen müssen Sie häufig beantworten?
Wir diskutieren oft über unsere Rollenmodelle – vor allem wegen ihrer authentischen und komplexen Botschaften. Manche Leute würden lieber nur die ganz einfachen Safer-Sex-Botschaften hören. Sie wollen ein Vorbild, das einfach nur sagt: So läuft’s. Aber gerade so soll ICH WEISS WAS ICH TU nicht sein!

Wie dann?
Wir wollen dazu anregen, dass sich die Leute ehrlich und ohne Scheuklappen über Lust und Risiken austauschen. Dabei orientieren wir uns an den schwulen und bisexuellen Lebensrealitäten, zum Beispiel an verschiedenen Beziehungskonzepten von der romantischen Zweierkiste bis hin zu offenen Beziehungen. Unsere Rollenmodelle sind deshalb keine glatten Typen, und sie nehmen kein Blatt vor den Mund. Dieses Konzept stößt insgesamt auf große und zunehmende Akzeptanz. Das sehen wir auch daran, dass uns immer mehr Leute auf Themen ansprechen, die sie auf www.iwwit.de entdeckt haben – und es bewerben sich immer mehr Männer als Rollenmodelle.

www.iwwit.de

(Pressemitteilung der DAH)